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Musik - TV - Film Andere Promis, Künstler, Musiker und Bands

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Alt 09.08.2006, 21:08
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sam cooke - der schwarze elvis

im zug der vorbereitung auf meinen morgigen sam cooke-abend hab ich auf meiner festplatte einen text wiedergefunden, den ich vor etwa zwei jahren mal für ein (nie erschienenes fanzine) geschrieben habe. nachdem es in diesem forum ja ein paar sam cooke-freunde gibt, stell ich ihn hier mal rein.

SAM COOKE - DER SCHWARZE ELVIS

"lady, you shot me". letzte worte wie aus einer shakespeare-tragödie. das setting war allerdings reichlich schmierig: ein stundenhotel, in das sam cooke mit einer nutte eingecheckt hatte. irgendwann in der nacht des 11. dezember 1964 rannte diese mit seinen kleidern unterm arm aus dem hotelzimmer, verfolgt vom halbnackten cooke, der dann von der rezeptionistin mit drei schüssen niedergestreckt wurde.
eine genauere untersuchung der todesumstände gab es nicht, dafür sehr bald die ersten gerüchte: cooke sei vom ku klux klan ermordet worden oder von der mafia, weil er sich als geschäftspartner verweigert hatte...
zu seinem begräbnis kamen 80.000 leute, mehr als bei martin luther king.
sam cookes tod hatte das schwarze amerika nicht nur einer zentralen identifikationsfigur beraubt, die zwielichtigen umstände dabei hatten dieser auch das mäntelchen des strahlenden, allseits beliebten saubermanns heruntergerissen. am rücksitz seines ferrari, den er vor dem stundenhotel geparkt hatte, fand man eine whiskeyflasche und eine ausgabe der black muslim bibel "muhammad speaks".
dabei hatte alles so schön begonnen.

1951, gerade mal 20 jahre alt, übernimmt cooke, sohn eines predigers aus clarksdale, mississippi, den part des leadsängers bei den soul stirrers, der erfolgreichsten gospelgruppe jener jahre.
viele soulsänger und -sängerinnen (von aretha franklin bis zu o.v. wright)hatten ihre roots im gospel und kehrten oft in späteren jahren wieder dorthin zurück. bei cooke liegt die sache etwas anders. schon bei den soul stirrers ist er ein popstar, dem scharen von teenagern nachrennen, die sonst keinen fuß in die kirchentür gesetzt hätten. seine stimme ist damals schon bemerkenswert poppig. er singt kontrolliert und artikuliert glasklar, im vollen bewußtsein seiner vokalen fähigkeiten und der emotionalen verheerungen, die sie vor allem in der frauenwelt anrichten konnten; eigentlich das gegenteil des vom heiligen geist überwältigten gospelshouters.
der 1957 vollzogene wechsel ins weltliche fach ist nicht zuletzt deshalb so ein schock, weil es sich cooke nicht im naheliegenden genre des rhythm & blues bequem macht, sondern in einem beispiellosen akt der aneignung in den weiß dominierten POP crossovert. cooke war nicht ray charles, sondern tatsächlich der schwarze elvis! man kann sich heute kaum mehr vorstellen, welchen mut und auch welche frechheit es im amerika der fünfziger jahre erforderte, sich über die auch im musikbusiness fix vorgegebenen rassengrenzen hinwegzusetzen.
"you send me", cooke's erster pophit (#1 in den pop UND r&b-charts) war eine astreine spätfünfziger teenie-schmalzballade.
stephan talty schreibt dazu in seinem großartigen aufsatz "sam cooke:lost and looking"
(http://www.firstofthemonth.org/music...talty_sam.html):
"'you send me' is an almost bizarre departure in the history of american music. if the fierce 'that's all right, mama'(elvis) was a midnight raid across the color line to steal some deep blues feeling and emotional freedom, 'send me' is a counter-attack on the storehouse of white american style – sung, crucially, in a voice that was clearly, deeply black."

allen toussaint meinte in diesem zusammenhang, cooke sei "extremely hip" gewesen "but the kind of hip that carries a comb, not a knife."
seine stimme war natürlich immer noch soulful, sie hatte dieses hintergründige rohe edge, das ihr bei aller smoothness und eleganz auch eine gehörige portion SEX verlieh. eine weitere qualität von cooke's stimme ist eine schwer festzumachende, rätselhafte melancholie, die selbst songs wie "wonderful world" einen bittersüßen, zweifelnden unterton verleiht, eine fragilität, die umso mehr fasziniert, als man ihr nie so wirklich auf die spur kommen kann.

sieht man sich die alten fernsehaufnahmen von cooke an, fällt seine leichtfüßigkeit auf, das enorme selbstbewußtsein von jemandem, der wie nebenbei singt, weil er ganz genau weiß, was er tut. man fühlt sich an die arrogante coolness des jungen elvis erinnert. neben dem unverschämt guten aussehen hatten die beiden noch etwas gemeinsam: die fähigkeit, sich material aus jedwedem genre anzueignen und einen blues genauso glaubwürdig zu interpretieren wie eine musicalschnulze oder einen dancefloorfeger.
als elvis 1960 von der armee zurückkehrte, ließ er das image des rock'n'rollers und die damit verbundenen beschränkungen des teenagermarktes hinter sich und mutierte zum entertainer für die ganze familie. ähnliches hat sam cooke vor, als er anfang der sechziger ein engagement an der new yorker copacabana annimmt, dem inbegriff des "supper clubs" mit einem entsprechend mainstreamigen, erwachsenen, weißen publikum.

nicht weniger provokant – wenn auch auf einem anderen feld - ist, was cooke ein jahr darauf tut. statt, wie es damals übliche geschäftspraxis war, die rechte an seinen songs unwidersprochen an seine plattenfirma abzutreten, gründet er gemeinsam mit seinem freund und geschäftspartner j.w.alexander
seine eigene publishing-company. von kollegen wie fats domino oder nat king cole zunächst mitleidig belächelt, ist er damit der erste afroamerikanische entertainer, der rechtliche und finanzielle kontrolle über seine karriere ausübt. und mit der anschließenden gründung seines eigenen labels SAR wird er jahre vor berry gordy zum selbstbestimmten schwarzen entrepreneur. persönlich durch einen deal mit RCA gut abgesichert, macht cooke das label zur plattform für vielversprechende nachwuchstalente wie johnnie taylor oder die womack-brüder, die als the valentinos u.a. "it's all over now" aufnehmen, jene nummer, mit der später die rolling stones ihre us-karriere starten sollten.

anfang der sechziger ist cooke DAS role model für praktisch jeden afroamerikanischen sänger, der es zu höherem bringen will, von otis redding (dessen interpretation von "change gonna come" vielleicht den gipfelpunkt des memphis soul darstellt) bis zu bobby womack, der soweit ging, nach sams tod dessen witwe zu ehelichen. sein bruder cecil heiratete übrigens dann sams tochter linda, und die beiden machten später als womack&womack karriere. aber lassen wir die familiengeschichten.

1963 hört cooke zum ersten mal bob dylan's "blowin' in the wind" und ist vor den kopf gestossen. seinem freund und partner j.w. alexander meint er:
"alec, i got to write something. here's a white boy writing a song like this..."
mit der rassendiskriminierung hat cooke auf seinen tourneen in den südstaaten ausgiebig bekanntschaft gemacht. erst wenige monate zuvor war er verhaftet worden, als er in shreveport, lousiana in ein hotel für weiße einchecken wollte.
seit seiner kindheit ein bücherwurm, ist cooke überdies mit allen facetten der "black history" bestens vertraut. vermutlich durch einfluss seines freundes muhammad ali (damals noch cassius clay) lernt er in den frühen sechzigern auch black muslim-gedankengut kennen...das erwachende schwarze selbstbewusstsein äußerte sich unter anderem darin, daß cooke als einer der ersten aufhört, sein krauses haar künstlich zu glätten.
das aus dieser perspektive entstandene "a change is gonna come" gilt zurecht als meisterstück des songwriters sam cooke, hundertfach gecovert (zuletzt von einem hörbar bewegten bob dylan anläßlich einer jubiläumsfeier für das new yorker apollo theatre; so schließt sich der kreis). "i was born by the river in a little tent, and just like the river i've been running ever since...it's been too hard living, but i'm afraid to die...i go to the movie and i go downtown, somebody keeps telling me don't hang around ...it's been a long time coming, but i know a change gonna come". diese zeilen können heute noch gänsehaut erzeugen. bobby womack erinnert sich:
"when i heard it, i said, 'man, this is spooky. the song is so spooky'. he said, 'it feels like death, don't it?'"
die frühen sechziger waren für cooke nicht nur von den kämpfen um soziale und ökonomische selbstbestimmtheit überschattet, sondern auch von persönlichen erschütterungen wie dem tod von cookes 18 monate altem sohn. entsprechend "erwachsener", introspektiver und vielschichtiger wurde in den letzten jahren seine musik, die schließlich den blueprint dessen bildete, was man mitte der sechziger mit dem treffenden wort SOUL MUSIC bezeichnete. bis zuletzt blieb unser mann allerdings dem alten gospelmotto treu:
"to deliver good news in bad times".


SAM COOKE FÜR EINSTEIGER
sam cooke's aufnahmen mit den soul-stirrers zählen auch ein halbes jahrhundert nach ihrer entstehung noch zum erhebensten, aufwühlendsten, ergreifendsten, beglückendsten, tröstendsten, was die musikgeschichte hervorgebracht hat.
songs wie "one more river", "farther along" oder "jesus gave me water" lassen selbst den härtesten atheisten in verzückung verfallen. die original-lps sind extrem schwer zu finden und daher entsprechend teuer, weshalb ich hier guten gewissens die diversen cd-zusammenstellungen empfehle. herausragend die über zyx vertriebene 3CD-box "THE COMPLETE SPECIALITY RECORDINGS", die neben dem studiowerk von 1953-57 als besonderes goodie einen 20minütigen livemitschnitt eines soul stirrers-konzerts enthält, das bei "nearer to thee" in totale ekstase mündet.

von den soloplatten empfehle ich:
NIGHTBEAT, ein 1963 erschienenes, bluesiges late night album, zurückhaltender und moodier produziert als die anderen RCA-lps. zweifellos sams meisterstück im studio.
LIVE AT THE HARLEM SQUARE CLUB 1963, erst erst 1985 mit 20 jahren verspätung erschienen (und seit leztem jahr auch auf cd erhältlich). die plattenfirma fand die aufnahme nämlich zunächst ihrem weißen publikum nicht zumutbar; zu viel rohheit, zu viel schweiß, sex, energie, soul. dabei handelt es sich um nichts weniger als die BESTE LIVEPLATTE ALLER ZEITEN!!! wie unser mann hier mit der supertighten king curtis band im rücken einen kleinen club in miami zum kochen und sein (natürlich 100%ig schwarzes) publikum an den rand der hysterie bringt, das muß man gehört haben. musik als antidepressivum - absolut uplifting! von der wirkung sam cookes auf frauen erzählen sich augenzeugen übrigens dinge, die wohl selbst einen elvis zum erröten gebracht hätten...
KEEP MOVIN' ON, eine schöne cd-compilation mit dem besten material der späten jahre.
PORTTRAIT OF A LEGEND. die hits muss man schließlich auch haben.


WEITERLESEN:
peter guralnick: dream boogie. the triumph of sam cooke. little, brown 2005. (erscheint demnächst als paperback/deutsche übersetzung ist keine in sicht)


WEITERSEHEN:
SAM COOKE LEGEND DVD (abkco) - erstklassige dvd-doku, von peter guralnick gestaltet.

HOMEPAGE:
www.samcooke.com
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Geändert von michael grasberger (09.08.2006 um 21:11 Uhr)
Alt Alt 09.08.2006, 21:08
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  #2  
Alt 30.08.2006, 01:51
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Sorry, aber Sam Cooke ist meiner Ansicht nach posthum völlig überschätzt worden. Sicher, er hatte ein paar (super gute)Hits, er hat (richtig) Soul in der Stimme .... aber sein Backkatalog an Songs ist kompositorisch eher dürftig.
Nicht besonders vielseitig, der Junge: so auch zu hören auf dem Concert "Live at the Harlem Square Club" (,bei dem viele andere allerdings vor Begeisterung ausrasten).

epe
  #3  
Alt 30.08.2006, 09:20
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Zitat:
Zitat von epe Beitrag anzeigen
Nicht besonders vielseitig, der Junge: so auch zu hören auf dem Concert "Live at the Harlem Square Club" (,bei dem viele andere allerdings vor Begeisterung ausrasten).
jemand, der praktisch ALLES singen konnte, ist "nicht besonders vielseitig"?
das musst du mir nochmal erklären...
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  #4  
Alt 30.08.2006, 10:42
gast-20071202
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Zitat:
Zitat von michael grasberger Beitrag anzeigen
jemand, der praktisch ALLES singen konnte, ist "nicht besonders vielseitig"?
das musst du mir nochmal erklären...
Ich fürchte, da gibt's nicht viel zu erklären. :traurig:

Sam Cooke war einer der Größten. Danke, Michael, für den Beitrag. Lohnt es sich also deiner Ansicht nach, die Biografie von Guralnick zu kaufen? Ach, was frage ich eigentlich ...?
  #5  
Alt 30.08.2006, 16:17
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Zitat von gast-20080904 Beitrag anzeigen
Lohnt es sich also deiner Ansicht nach, die Biografie von Guralnick zu kaufen? Ach, was frage ich eigentlich ...?
oh ja, definitiv. ist allerdings wieder ein fetter brocken (kommt demnächst als paperback!), d.h. am besten eine woche urlaub dazunehmen...
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