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Musik - TV - Film Andere Promis, Künstler, Musiker und Bands

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  #1  
Alt 23.02.2008, 09:50
gast-20111607
Gast
 
Beiträge: n/a
Torrente - Der dumme Arm des Gesetzes



José Luis Torrente ist ein Bulle. Zumindest auf dem Papier. Seine Zeit verbringt er damit, Kleinspurganoven zu erpressen, Penner auszurauben und ansonsten jeder Pflicht aus dem Weg zu gehen. Wen verwundert es da noch, dass er sein Bad seit Wochen nicht mehr von innen gesehen hat und außerdem seinen im Rollstuhl hockenden Vater zum betteln auf die Straße stellt. Aber als er zufällig Zeuge wird, wie ein junger Kellner, der bei seinem Lieblings-China-Restaurant arbeitet, regelrecht hingerichtet wird, wittert Torrente seine Chance. Insbesondere, da der junge Chinese in seinen Satteltaschen statt Chop Suey so ein schönes weißes Pulver transportiert hat. Doch so dumm, ganz alleine gegen ein großes Syndikat anzugehen ist selbst Torrente nicht. Von seinem Chef schon eher abgeschrieben, holt er sich Unterstützung aus der Nachbarschaft. Eine handvoll Nerds, die jedem hinterherlaufen, der eine Knarre hat und sie damit auch schießen lässt, sind genau die richtigen für den Job. Zumindest wenn es darum geht, als Kanonenfutter aufzutreten. Als dann noch die süße, dickbusige Fischverkäuferin aus dem Laden unter Torrentes Wohnung entführt wird, ist die Zeit gekommen, endgültig abzurechnen. Nur wer mit wem, das hätte die Truppe um Torrente besser vorher geklärt...

Ich beschreibe mal die ersten vier Minuten:

Etwa achtmal lässt sich José Luis Torrente sein Glas mit Whiskey nachfüllen, bevor er dem Barkeeper der heruntergekommenen Bar klarmachen muss, dass er jetzt keinen mehr trinken kann, da sein Polizeidienst beginnt. Voller Elan stürzt der fettleibige Herr ins Nachtleben von Madrid und beobachtet auch schon nach wenigen Metern den ersten Einbruch auf einen Juwelier, was er lachend mit „Die Kinder hier haben es faustdick hinter den Ohren" im Vorbeifahren kommentiert. Nur wenige Meter danach wird er Zeuge einer Messerattacke eines Zuhälters gegen eine Prostituierte, wozu er bloss schmunzelnd den Kommentar „Tja, was sich neckt, das liebt sich" abgeben kann. Als nächstes amüsiert er sich über eine Massenschlägerei mitten auf der Strasse, woraufhin er zu sich selbst lachend meint, dass es „hier wie im Irrenhaus zu geht". Plötzlich hält Torrentes Wagen, da es scheinbar ein „richtiges" Verbrechen zu klären gibt, denn es schleicht sich ein „Scheissaraber" herum. Pflichtbewusst ruft der spanische Polizist den „verfickten Hurensohn" zu sich, um ihm die Leviten zu lesen. Auf der Strasse darf nicht gedealt werden, ob er das schon wieder vergessen habe, brüllt Torrente den Verdächtigen an, worauf dieser ihm hilflos zwei Säcke mit Lebensmitteln entgegen streckt. Damit das dem Verdächtigen eine Lehre ist, bricht ihm der Bulle einen Finger und beschlagnahmt auch gleich noch die Lebensmittel. Einige Stunden später wackelt Torrente sturzbetrunken in seine Wohnung, weckt dabei noch absichtlich seinen gelähmten Vater auf und fällt danach wie ein Stein in sein Bett.

Wem das bereits zu viel ist, sollte einen grossen Bogen um Torrente machen. Der Humor in diesem Film ist so schwarz, dass er sich fast schon in der untersten aller Schubladen befindet.

"Das ist das Schlimmste an der Polizeiarbeit. Bis etwas passiert langweilt man sich zu Tode. Wollen wir uns beide einen runterholen?
"Was?"
"Gemeinsam wichsen! ... eine Hand wäscht die andere, wie in der Politik, nur ohne schwule Tricks!"

Jedes Land braucht seine Helden und so hat Großbritannien ihre Doppelnull , Amerika den stahlharten Rambo, Deutschland den mittlerweile zur Trickfigur verkommenen Derrick und Spanien hat... äh Torrente. Torrente ist unverkennbar Spaniens Antwort auf "Dirty Harry" - nur ohne 44er Magnum und Sexappeal.
Drehbuchautor, Regisseur und Torrente-Hauptdarsteller Santiago Segura landet mit seiner schrägen Bullenkomödie einen absoluten Volltreffer, denn noch nie war ein Cop so schmierig und fies wie Torrente, noch nie war ein Szenario dermaßen abstoßend und ekelhaft wie in dieser bitterbösen, politisch absolut inkorrekten Komödie. Torrente ist ein Vollblutbulle, zumindest auf dem Papier, aber in Wirklichkeit ist er vielmehr ein Antiheld, nicht besser als seine dreckige und verkommene Umwelt. Schon allein in den ersten Minuten werden wir von Santiago Segura in das bizarre, nahezu wiederwertige Universum Torrentes entführt. So zeigt uns das knapp 5-minütige Intro wie sich unser Pflicht bewusster Ordnungshüter in einer Bar mit Whisky zuballert, um danach seinen "Dienst" anzutreten, der ihn in die schmutzigsten Gassen Madrids führt, in denen er den Unrat beseitigen will.
Nur müsste ihm mal jemand erklären, dass Plünderungen, Raubüberfälle, Prostitution und Schlägereien zwar zum Alltag gehören, aber keineswegs erheiternd fürs Gemüt sein sollten. Auch sollte man als Rechter Arm des Gesetzes nicht einen Araber gleich den Finger brechen, nur weil er Brötchen und Tunfisch auf der Straße tauscht. Man muss Torrente aber zu Gute halten, dass er dies aus einer Geste guten Willens heraus tat und den Schwerverbrecher noch einmal "fast" ungeschoren davon kommen lies. Der Gerechtigkeit ist Genüge getan und der Kühlschrank gefüllt. Dies ist das Leben von Torrente: Kleinspurganoven erpressen, Penner ausrauben und jeglichen Pflichten aus dem Weg gehen. Sein Bad hat er schon seit Wochen nicht mehr gesehen und seinen am Rollstuhl gefesselten Vater zwingt er tagsüber auf der Straße zu betteln.

Anstelle Torrente als Sympathieträger darzustellen, macht Segura ihn lieber von Minute zu Minute unsympathischer. Seine ganze Art mit seiner Umwelt umzugehen ist gelinde gesagt für den Arsch. Jedoch gerade das macht die Faszination seines Charakters aus. Ein Mann, der auf alles und jeden scheißt und Menschen nur für sein Nutzen hin miss- bzw. verbraucht. Ich möchte wirklich nicht zuviel verraten, aber gerade das Wort verbrauchen wird im Laufe des Filmes groß geschrieben, denn obwohl die ersten 60 Minuten sehr Dialog lastig geraten sind und Torrentes Alltag durchleuchten, dürfen wir uns zum Ende hin auf satte Action freuen, in der Torrente nahezu jeden seiner Mitstreiter verheizt. Ja, ihr habt schon richtig gelesen, ich habe Mitstreiter geschrieben, denn es gibt wirklich welche, die auf seine Bad Cop-Masche hereinfallen und ihn helfen, den Chinesischen Drogenring zu zerschmettern.
Als erstes wäre da der Fischverkäufer und Waffennarr Raffi, der mit seiner Mutter, seiner nymphomanischen Cousine und seiner mongoloiden und recht lauten Schwester unter Torrentes Wohnung ein Fischgeschäft führt. Nicht nur dass Raffi direkt auf Torrentes Masche abzielt, nein Torrente vögelt auch gleich noch seine Cousine und führt den jungfräulichen Hilfssheriff dank einer schlagkräftigen Nutte in die Liebe ein. Denn was ein richtiger Bulle sein will, muss auch richtig gevögelt haben. Als Torrente Hausverbot bei seinem Stammrestaurant hat, muss er auf die fernöstlichen Spezialitäten ausweichen, aber auch dort wird er im hohen Bogen herausgeworfen, nachdem er die Kellnerin beleidigt und das Essen schlecht gemacht hat. Aber dies kommt unserem Superbulle gerade recht und seine verkokste Nase wittert sofort, dass da etwas nicht stimmen kann. Und in der Tat: Als bei einem geheimen Einsatz sein Vater fast durch eine mit Koks gefühlte Frühlingsrolle krepiert wäre, fühlt sich Torrente berufen, den Gangstern das Handwerk zu legen und so stellt er sich ein Team aus Vollidioten zusammen, die, man sollte es eigentlich nicht sagen, nach und nach das Zeitliche segnen ... dank Torrentes exzellenter Führung versteht sicht. Gelehrt ist nun mal gelehrt....

"Du wäscht dir ja überhaupt nicht die Hände?!" - Torrente
"Das mach ich immer hinterher" - Raffi
"Das macht er immer hinter her! Jetzt pass mal gut auf, Junge: ...
Es gibt zwei Gruppen von Männern: die eine wäscht sich die Hände vorm Pissen und die andere wäscht sie sich danach! Ich bin ein Davorwascher. Und zwar aus Überzeugung! Weil mein Schwanz ist etwas ganz Heiliges! Und deshalb muss ich ihn huldigen! Er ist das Zentrum des Universums! Meine bescheidene Pumpe des Glücks! Und die fasst man nur mit sauberen Pfoten an!
- Torrente

Im Grunde hat man jetzt schon zuviel verraten, aber wenn man es sich einmal genau durchliest, merkt man schnell, dass wir es hier nicht mit gewöhnlichem Comedy zu tun bekommen haben, sondern viel mehr mit einer pechschwarzen, bitterbösen Komödie aus Spanien, gespickt mit einem anarchistischen Touch und vielen Geschmacklosigkeiten wie man sie zuvor selten zu Gesicht bekommen hat. Die gesamte Welt Torrentes ist so etwas von durchgeknallt und abgedreht, dass man auch nach dem 3. oder 4. Durchgang immer wieder etwas neues entdecken kann. Torrente will einfach nicht langweilig werden, wenn man, ja wenn man sich auf den wirklich schwarzen Humor und den zynischen Unterton der Geschichte einlassen kann. In bester Álex de la Iglesia ("Perdita Durango")-Manier schafft uns Segura eine abgedrehte Welt, in der Torrente der König ist. Ein dicker, schmieriger Kerl, in dessen Wohnung man eine Tapete nicht mehr vom Putz und Schimmel unterscheiden kann. Jede Szene bietet uns entweder etwas zum Lachen oder zum Ekeln, oder beides auf einmal. Zu Beginn ist man noch geschockt von seiner plumpen und fast schon rassistischen Art (er nimmt keine Rücksicht auf Ausländer oder Behinderte) um später wirklich nur noch über den bitterbösen Humor lachen zu können.
Aber Segura hält sich zum Glück nicht an das typische Slapstick-Genre, weshalb die witzigen Momente meist daraus resultieren, dass Torrente niedergemacht wird, andere niedermacht oder sich einfach nur Scheiße benimmt. Das geht soweit, dass uns das ein oder andere mal sogar das Lachen im Halse stecken bleibt. Er beschimpft die mongoloide Tochter der Fischverkäuferin als Monster als sie auf ihn zu kommt und mit ihm spielen will, als ein Laden überfallen wird, macht er sich aus dem Staub und lässt gleich noch ein wenig Ware mitgehen und auch sonst ist Torrente das, was man als asozial abstempelt könnte. Aber nicht nur die komischen Elemente sind überragend in dem Film, sondern auch ernsten Momente werden mal eben dazwischen geschoben, die einem den Atem stocken lassen, denn niemand rechnet hier mit einer fiesen Folterszene, in welcher der chinesische Botenjunge vom Syndikat durch die Mangel genommen wird.
Santiago Segura, der schon in Alex de la Iglesias "El Dia de la Bestia" als Heavy-Metal-Prolo zeigte durfte, was er auf dem Kasten hat, hatte hier nun die Chance sich seine Rolle auf den Leib zu schreiben und das ist ihm mehr als nur gelungen. Segura geht in der Rolle des Möchtegern-Dirty Harry voll auf und man merkt in jeder Szene, dass es sein Baby ist, welches er hier groß zieht. Schon im ersten Film wird dem Publikum eines klar: "Torrente" ist keine Eintagsfliege, vielmehr ist "Torrente" Kult, was zum einen an der phantastischen Regiearbeit Seguras liegt, sowie an der perfekten Wahl der Darsteller, wie z.B. Javier Cámara als Raffi oder die vollbusige Neus Asensi als Amparito, welche die meisten noch aus "Arachnid" oder "Heart of the Warrior" kennen dürften. "Torrente" bietet wirklich alles, was das Herz begehrt, von exzellenten Settings bis hin zu einer perfekt visuellen Umsetzung, wofür sich der Spanier Carles Gusi auszeichnete, der bereits in "Aktion Mutante" und "Heart of the Warrior" ein Auge für eine atmosphärische Inszenierung zeigte.
"Torrente" ist ein Arschtritt den man so schnell nicht mehr vergessen wird, laut, böse und anarchistisch. Spanisches Kino eben...

Geändert von gast-20111607 (23.02.2008 um 10:01 Uhr)
Alt Alt 23.02.2008, 09:50
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dumme, gesetzes, torrente


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