Leider hat man damals, als man daran ging, die Elvis-Studio-Sessions digital zu re-mastern und vernünftig zusammen zu stellen, ab der 70s-Box "geschludert", sag ich mal.
Dort hätte man den Nashville-Marathon vollständig berücksichtigen können/müssen, doch man hat das bisherige Konzept leider völlig umgestellt und ist nach rein kommerziellen Gesichtspunkten vor gegangen, was mir überhaupt nicht gefällt.
Während z.B. die American-Sessions von '69 komplett auf den Scheiben 4 und 5 der 60s-Box vereint sind, muss man sich die Sessions vom Juni '70 mühsam zusammen klauben, wenn man sie alle "haben" möchte - ebenso die Stax-Sessions von 1973...
Das wäre auch anders gegangen.

Wenn ich mich richtig erinnere, hat BMG damals auf eine Box mit 5 CDs bestanden, wobei eine Disc für Konzertaufnahmen reserviert war. Ernst & Co. mussten also eine Auswahl treffen. Dabei haben sie sich eben dazu entschieden, zwei Scheiben für die Single-Veröffentlichungen zu nutzen, um diese dem Käufer chronologisch und neu bearbeitet vorzustellen. Die verbleibenden CDs wurden dann halt mit Highlights und Raritäten gefüllt.

Das würde in der Tat einen gewissen Sinn machen.

Leider begann hier schon die "Flickschusterei", sag ich mal, denn der interessierte Hörer hört auf den Scheiben 1 und 2 eben nicht alle Single-VÖs. Aus Gründen der Verwendung auf anderen Zusammenstellungen ließ man einfach ein paar Singles weg:
"Only Believe", die B-Seite von "Life"
"O Come All Ye Faithful", die B-Seite von "Merry Christmas Baby" (die A-Seite sucht man bei den Singles jedoch vergeblich, weil man sie kurzerhand zu einem "Highlight" erklärt hat )
"He Touched Me" / "Bosom Of Abraham" (komplette Single)
"Help Me", die B-Seite von "If You Talk In Your Sleep"


Ja, aber wie?!
Man erkennt keinen wirklichen Leitfaden bzw. keine Richtlinie, wonach man die "Highlights" ausgewählt hat. Statt dermaßen lieblos und willkürlich vorzugehen, wäre es mMn ratsam gewesen, wenigstens die wesentlichen Sessions des Jahrzehnts (also Nashville '70, Stax '73 und Graceland '76) vollständig zu berücksichtigen; die Live-CD empfand ich schon damals als störend, weil einfach zusammen gestückelt.
Stattdessen hätte sich eine reine (zusätzliche) Live-Box angeboten, z.B.:
Disc 1: On Stage '70 (Original-Live-Album plus Live-Tracks vom TTWII-Soundtrack)
Disc 2: Madison Square Garden (plus Live-Tracks Vegas '72)
Disc 3: Aloha From Hawaii + 5 Bonus Tracks
Disc 4: Memphis '74 (komplette Show)
Disc 5: Elvis In Concert ('77)

Auf der 70s-Box, so wie sie ist, erhält man einen groben Überblick über Elvis' Schaffen in seinem letzten Jahrzehnt - ohne Gospels, ohne die Weihnachtslieder und ohne so manche relevante Studio-Aufnahmen. :traurig:

Wäre ja auch aus kaufmännischer Sicht dumm gewesen soviel in einer Box zu verballern.Die nächsten Boxen waren bestimmt schon in der Planung.

@ Tafka S:

BMG wollte unbedingt das Format der COMPLETE 50s MASTERS - Box beibehalten.

Somit war man schon bei der Zusammenstellung der Aufnahmen der 1960er dazu gezwungen, Kompromisse einzugehen. In diesem Falle entschieden sich Ernst & Co. für das Ausklammern der Filmschlager, Gospelsongs und Live-Aufnahmen. BMG stimmte allerdings einer Doppel-CD mit Filmschlagern zu, die christliche Musik gab es auf der Doppel-CD AMAZING GRACE.

Bei der 70er-Jahre-Box sollten es ebenfalls fünf CDs sein, wobei eine Scheibe den Live-Aufnahmen gewidmet sein sollte. Irgendwelche Zusatz-Veröffentlichungen standen offenbar nicht zur Debatte. Also mussten Masters weggelassen werden, zumal man den Fans auch noch Raritäten (z.B. LADY MADONNA) präsentieren wollte. Songs wie HELP ME waren bereits auf der AMAZING GRACE-Veröffentlichung verfügbar, andere Aufnahmen wurden als weniger wichtig erachtet und demanch ausgelassen.

Die Auswahl des Materials ist immer individuell. Ich bin mir sicher, dass die Box bei jedem User dieses Forums ein wenig anders zusammengestellt wäre.

Aus meiner Sicht stellen die COMPLETE bzw. ESSENTIAL MASTERS - Sets aber nach wie vor einen optimalen Einstieg in das Thema ELVIS PRESLEY dar.

Ich denke mir , wenn sie zb. zu jeder Studio Session egal nun in welchen Jahr das war ,hätten sie eine eigene tolle CD/FTD raus bringen sollen ,wo nur dieses Material auf mehreren CD drauf ist. Keine anderen Songs ,sondern rein nur die Studio Tapes sowie ein kleines Buch dazu , wo Detailliert alles rein-geschrieben wird, was sie und Elvis dort gemacht haben . Was sie gesungen haben, sowie alles was an so einen Tag vorgekommen ist, vielleicht Besuche oder was sie gegessen haben und so weiter . Wie Elvis und die Musiker drauf waren usw. Mir würde das gefallen wie so ein tag oder mehrer tage von früh bis spät abgelaufen sind .
LG Rynn

ps:
@A. C. van Kuijk:
die 70 ESSENTIAL MASTERS, ist für mich ein absolutes Highlight
(wobei die CD nr.3 oder nr.4 weiß nimmer genau ,am PC sich nicht abspielen lässt ,nur auf normalen Anlagen oder im Auto CD-Radio, da muss irgend ein extra Schutz oder so drauf sein .

Eine Session-CD (also alle Takes der Songs in chronologischer Reihenfolge) würde sich nicht verkaufen. Die meisten Fans wollen CDs, die man locker durchhören kann. Das ist auch der Grund, weshalb Ernst die Lieder durcheinanderwürfelt und die Songs nicht Take für Take präsentiert.

Ich persönlich fände solche Session-CDs großartig und kenne auch andere Fans, die ähnlich denken. Wir sind aber nicht repräsentativ.

Das Konzept der 60s-Box war letzten Endes ein Volltreffer, obwohl ich angesichts so vieler fehlender Songs anfangs skeptisch war. Ich selbst bin eher ein kritischer Musikhörer, doch die 5 CDs auf dieser Zusammenstellung kann man sich wirklich prima komplett anhören, ohne das Bedürfnis zu verspüren, hier und da weiter zu zappen.
Lediglich die Raritäten am Ende der American Sessions sind am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, da hier plötzlich die bis dahin chronologische Abfolge der Songs "rückwärts" verändert wird. Dennoch ist diese Box eine ehrliche Huldigung des Besten, was der King zwischen 1960 und 1969 im Studio produziert hat!

Da hast Du ganz sicher recht, denn die Geschmäcker gehen eben von Fan zu Fan auseinander. Aus Produzentensicht sollte man sich allerdings nicht vom persönlichen Geschmack leiten lassen sondern eher ein nachvollziehbares Konzept verfolgen, und das scheint mir bei der 70s-Box auf den CDs 1 & 2 nur bedingt, auf den anderen 3 CDs überhaupt nicht gegeben. Das Komplettpaket wirkt in meinen Augen lieblos zusammen gestellt - das ganze Gegenteil der beiden Vorgänger-Box-Sets.
Man gab sich seinerzeit gewiss Mühe, aber manchmal reicht das leider nicht.

Das auf jeden Fall!

Das Konzept wurde von BMG vorgegeben. Und allein davon wird der Produzent geleitet.

Sehr schade, wenn man bedenkt, was möglich gewesen wäre...