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Alt 20.06.2005, 11:05
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Moody Blue

MOODY BLUE

Betrachtungen über die amerikanische LP-Ausgabe


Der vorliegende Artikel erschien erstmals im November 1995 in der Nr. 12 von BIB und stammt aus der Kolumne "See The USA The Elvis Way" in der in zwangloser Reihenfolge typisch amerikanische Produkte der Elvis-Szene vorgestellt werden: Der Bogen spannt sich von Original-Schallplattenveröffentlichungen über die Elvis-Briefmarke bis hin zu Reisebüchern, die die USA unter dem Aspekt Elvis behandeln. Der Originalartikel in BIB Nr. 12 enthielt zusätzlich zwei Fotos (die Cover der Standardausgabe und des niemals zur Veröffentlichung gekommenen "slicks").

von Peter Schittler

Mit der LP MOODY BLUE habe ich einen - so möchte man auf den ersten Blick meinen - krassen Gegensatz zum Thema dieser Reihe aus der Nr. 11 gewählt. Immerhin liegen über zwei Jahrzehnte zwischen der PERFECT FOR PARTIES, November 1957, und der MOODY BLUE, Mai 1977. Für viele ernsthafte Sammler stammt die hier besprochene LP aus einem Zeitraum, der keine beachtenswerten Platten mehr hervorgebracht hat. Die US-MOODY BLUE widerlegt diese Annahme eindrucksvoll. Es handelt sich immerhin um die letzte Platte, die noch zu Elvis' Lebzeiten erschien. Hier haben wir das Ende einer Ära, die mit fünf Sun-Singles begann - alleine deswegen sollte diese LP selbst in ihrer alltäglichsten Veröffentlichung in jeder Sammlung zu finden sein. Zusätzlich bietet sie alles, was das Sammlerherz begehrt: Ein kurioses, niemals veröffentlichtes (aber dennoch weithin bekanntes) Cover, Pressungen auf verschieden farbigem Vinyl plus einer Picture Disc, Sticker auf dem Cover, Testpressungen aller Art - kurz: die US-Ausgabe der MOODY BLUE läßt keine Wünsche offen. Und obwohl ein paar der aufgezählten Platten und Hüllen zu den seltensten und teuersten der Welt zählen (nicht nur so kostspielig, daß nur ganz wenige sie überhaupt erstehen könnten, sondern vor allem so rar und gering in der Stückzahl, daß nicht einmal alle, die mit dem nötigen Kleingeld klimpern können, sie besitzen können), ist es dennoch für jeden einzelnen Sammler von großem Interesse, einen genaueren Blick auf diese LP zu werfen. Die Geschichte der MOODY BLUE beginnt - aus der Sicht des Sammlers betrachtet - im Mai 1977 mit einem Fauxpas von RCA. Die durchaus ansprechenden offiziellen Coverentwürfe der Vorderseite der LP-Hülle, im Fachjargon `slicks' genannt, wiesen einen Fehler in der Bestellnummer auf: Der Zeichenvorspann zur Bestellnummer lautete AFK; das `K' identifiziert aber eine Kassette, womit die Entwürfe unbrauchbar waren und bis auf gezählte drei Exemplare vernichtet wurden. Das alleine, der erfahrene Sammler wird mir mit gnädigem Nicken zustimmen, katapultiert dieses `slick' bereits in höchste Sammlersphären. Mit dem Bestellnummern Fehler nicht genug, sollte die Hülle bis zur Veröffentlichung im Juni 1977 eine radikale Änderung erfahren. Das Elvis-Foto blieb das gleiche, wurde aber um mehr als die Hälfte verkleinert und an den unteren Rand der Hülle geschoben. Elvis ist nicht nur kaum zu erkennen, sondern plötzlich taucht auch, auf magische Weise von RCA hergezaubert, wie es sonst nur David Copperfield kann, Elvis' rechte Hand am Foto auf: unpassend, seltsam aussehend, übergroß. Wo hier fototechnische Nachbearbeitung erfolgt ist, erscheint uns weniger wichtig als der Umstand, daß das erste, nicht zur Verwendung gekommene Cover in jeder Hinsicht attraktiver war. Der Wert dieses einzigartigen Stücks wird von Jerry Osborne mit $2500.- bis $3000.- beziffert; sollte sich tatsächlich jemand davon trennen, so kann ich mir derartige Zahlen durchaus vorstellen. Noch im Mai wurden Testpressungen hergestellt. Diesmal gab es keine Cover zu den Platten, auf denen bereits das New Black Label mit der Bestellnummer AFL1-2428 zu sehen war. RCA testete in großem Stil für die Zukunft und so existieren zahlreiche Pressungen auf allen erdenklichen Farben und Farbmischungen (bekannt sind u.a. weiß, rot, grün, gelb und gold), wobei zu beachten gilt, daß schwarzes und blaues Vinyl natürlich ausgeklammert werden muß. Ganz so häufig wie es klingt, dürften diese LP's doch nicht sein, denn sie tragen immerhin noch einen Katalogwert von stolzen $1000.- bis $2000.-. Dieser Reigen hochwertiger Raritäten wird schlussendlich durch die Picture Disc ergänzt, welche sich, ebenfalls im Rahmen der Experimente hergestellt, in der gleichen Preisklasse befindet. Für den realistischen Sammler beginnt es mit der ersten kommerziellen Ausgabe interessant zu werden. Im Juni 1977 erschien die MOODY BLUE auf blauem Vinyl und mit New Black Label. Zwei Sticker wiesen nicht nur auf die enthaltenen Singles hin ('Contains the Hits Moody Blue and Way Down'), sondern priesen auch 'The Blue Album' an. Diese Ausgabe existierte natürlich auch als 'designate promo', wobei durch den Stempelaufdruck `Not For Sale' auf der Rückseite des Covers eine Promotionausgabe gekennzeichnet wurde. Die Herrlichkeit des farbigen Vinyls währte nicht lange, obwohl angemerkt werden muß, daß die 'blaue MOODY BLUE' in gewaltigen Zahlen hergestellt wurde. Bereits im Juli wurde die blaue durch eine standardmäßige schwarze Vinylscheibe, unter Beibehaltung der AFL-Bestellnummer, ausgetauscht. Dann kam der 16. August 1977. RCA schaltete schnell und ließ wieder blaue Farbe in den Presswerken verwenden. Im Handumdrehen war wieder eine Rarität geschaffen, denn die MOODY BLUE mit der Bestellnummer AFL1-2428 auf schwarzem Vinyl war nur einen knappen Monat lang produziert worden; sie erzielt heute Preise zwischen $150.- und $200.- (Die nicht einzeln ausgepreisten Versionen der MOODY BLUE sind nach wie vor durchaus günstig zu finden und werden von uns nicht eigens bewertet). Die letzte bekannte Pressung ist schließlich die mit der Nummer AQL1-2428, die nur auf schwarzem Vinyl erhältlich war. Matrizennummern und ähnliche Details, die sehr oft nur den Blick für das Wesentliche trüben, sind zur Unterscheidung der einzelnen Variationen nicht notwendig, die Pressung mit Dolly Parton (APL1-2544) auf Seite 1 sollte aber doch erwähnt werden. Die MOODY BLUE ist ohne jeden Zweifel ein Klassiker unter den Elvis-Platten. Sie sollte in keiner Elvis-Sammlung fehlen, wobei wir eher Augenmerk auf die historische Bedeutung als sammlertechnische Details legen: Die 'Mega-Rarities' mögen zwar jede Sammlung aufwerten, aber ihr Fehlen bezeichnet in unseren Augen auch kein ernsthaftes Manko; die 'schwarze AFL' ist unseres Erachtens ebenfalls kein Muß, sondern vielmehr die allseits bekannte 'blaue' MOODY BLUE mit den Stickern - sie stellt die passendste (und nebenbei bemerkt auch günstigste) Manifestation des Eckpfeilers dar, der nicht mehr und nicht weniger ist als Elvis' letztes Werk.



Lieder auf der AFL1-2428 MOODY BLUE: Unchained Melody (1977) - If You Love Me (1977) - Little Darlin' (1977) - He'll Have To Go (1976) - Let Me Be There (1974) - Way Down (1976) - Pledging My Love (1976) - Moody Blue (1976) - She Think
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__Elvis - Artist Of The Century__

Geändert von Herbi (01.10.2012 um 13:13 Uhr)
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Alt Alt 20.06.2005, 11:05
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  #2  
Alt 01.10.2012, 12:58
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Anbei meine Gedanken zum "Moody Blue" Album:

Mit mehr als einem Jahr Abstand zur LP "From Elvis Presley Boulevard, Memphis, Tennessee" erscheint Ende Juni 1977 endlich ein neues Album des King. RCA macht relativ viel Werbung und presst die ersten 250.000 Einheiten des Tonträgers auf blauem Vinyl. Als Resultat dieser Maßnahmen erreicht "Moody Blue" den 24. Platz der "Top LPs Chart" und Rang 3 in der "Country Chart". Als Elvis am 16. August verstirbt reagiert RCA sofort. Die Tagesproduktion des Presswerkes in Indianapolis wird vollständig auf "Moody Blue" umgestellt und auch während der übrigen Woche fertigt man vor allem diese LP - nun erneut auf blauem Vinyl. In der "Top LPs Chart" steigt "Moody Blue" nun auf Rang 3, im Bereich Country wird das Album zur Nummer 1 und kann diese Position zehn Wochen lang halten. Binnen Jahresfrist verkauft RCA allein innerhalb der USA mehr als 4 Millionen Kopien dieser LP. Auch in vielen anderen Ländern erreicht "Moody Blue" nun die Top10 der jeweiligen Hitparaden und verkauft sich insgesamt etwa 8 Millionen Mal.

Ursprünglich hätte das Album bereits zwischen dem 29. und 31. Oktober 1976 fertiggestellt werden sollen. Abermals hatte Felton Jarvis ein mobiles Tonstudio im Jungle Room der Graceland-Villa installieren lassen und hoffte auf mindestens acht neue Aufnahmen. Zusammen mit den beiden unveröffentlichten Songs der Februar-Session hätte er so genügend Material für eine neue LP beisammen gehabt. James Burton, John Wilkinson, Chip Young und Charlie Hodge spielten Gitarre, Jerry Scheff bediente den Bass und Ronnie Tutt saß am Schlagzeug. Tony Brown spielte Klavier, David Briggs unterstützte ihn am elektrischen Klavier. Für den Hintergrundgesang sorgten J.D. Sumner & The Stamps Quartet (J.D. Sumner, Ed Enoch, Ed Hill, Larry Strickland und Gary Buckles), Myrna Smith (von The Sweet Inspirations), Kathy Westmoreland und Sherrill Nielsen. Die Technik betreuten Mike Moran, Tom Brown und Ron Olson. Mit drei neuen Master-Takes war die Ausbeute des ersten Aufnahmetages auch gar nicht schlecht, doch am zweiten Tag verweigerte Elvis die Arbeit, so dass Felton Jarvis die Musiker schlussendlich Music Tracks für die Songs "He'll Have To Go" und "There's A Fire Down Below" einspielen ließ und hoffte, der King würde am nächsten Tag zu den Playbacks singen. Schlussendlich nahm Elvis aber nur die Country-Ballade "He'll Have To Go" auf und beendete danach die Session. Damit hatten Felton Jarvis und RCA gerade einmal halb so viele neue Songs wie erhofft und die Fertigstellung des Albums rückte in weite Ferne.

Aufgrund von Elvis' Konzertverpflichtungen waren neue Schallplattenaufnahmen erst wieder im Januar 1977 möglich. RCA veröffentlichte unterdessen die Single Moody Blue / She Thinks I Still Care und veranlasste für den 20. bis 24. Januar die Buchung des Creative Workshop in Nashville, Tennessee. Sechs Titel wurden gefordert, so dass man zusammen mit den vier Songs vom Oktober ein Album mit neuen Aufnahmen zusammenstellen konnte. Als Produzent fungierte wie üblich Felton Jarvis, der Tontechniker hieß Brent Maher. Die Band war dieselbe wie zuvor, lediglich Randy Cullers ergänzte die Gruppe als Perkussion-Spieler. Diesmal tauchte der King jedoch gar nicht erst im Studio auf, sondern verbarrikadierte sich in seinem Hotelzimmer und behauptete, er sei erkältet. Den 22. Januar nutzte Javis für Overdubs an den Songs "Way Down" und "Pledging My Love", ansonsten blieb die Session jedoch ergebnislos.

Da es nun abzusehen war, dass Elvis das inzwischen lange überfällige Album nicht mehr zeitnah liefern konnte, begann man bei RCA mit der Zusammenstellung einer Country-LP namens "Welcome To My World". Felton Jarvis unternahm derweil Anfang Februar einen letzten Versuch, den Sänger doch noch zu Schallplattenaufnahmen zu bewegen und ließ in der Racquetball-Halle des Graceland-Anwesens ein mobiles Tonstudio einrichten und die Tournee-Band einfliegen. Drei Tage lang wartete die versammelte Mannschaft im Hotel, doch weder war Elvis zu neuen Aufnahmen bereit, noch wollte er über das bereits fertig produzierte Playback von "There's A Fire Down Below" singen. Angeblich gefiel ihm diesmal die Akustik nicht.

Um die LP doch noch irgendwie zu füllen, begleitete Felton Jarvis nun vom 26. März bis zum dritten Mai 1977 zwei Tourneen des King mit einem simplen Vier-Spur-Aufnahmegerät. Da Elvis aber inzwischen auch sein Konzertprogramm kaum noch veränderte, waren die Songs entweder bereits auf einem der zahlreichen Live-Alben erhältlich oder die Qualität der Darbietungen war schlicht und einfach nicht dazu angetan, auf einer LP veröffentlicht zu werden. Schlussendlich wählte der Produzent drei der aktuellen Konzertmitschnitte aus und ergänzte die LP mit dem Country-Pop Titel Let Me Be There. Den hatte es zwar drei Jahre zuvor schon auf dem Album "Elvis Recorded Live On Stage In Memphis" gegeben, aber musikalisch passte er zu den anderen Aufnahmen und wurde auch einwandfrei vorgetragen.

Die Nachbearbeitung der Aufnahmen erfolgte am 06. und 07. April im Young 'un Sound Studio in Murfreesboro, Tennessee und am 09. Mai und 09. Juni im Soundmaster Studio in Nashville, Tennessee. Im Gegensatz zu früheren Overdub-Sessions kamen hier erstmals keine echten Streicher, sondern nur ein von John Keister gespielter Moog Synthesizer zum Einsatz. An dieser Maßnahme, wie auch der Tatsache, dass man Felton Jarvis für die Live-Aufnahmen nur eine veraltete Vier-Spur-Maschine zur Verfügung stellte, lässt sich eindeutig erkennen, dass RCA inzwischen nicht mehr bereit war, unendlich Zeit und Geld in die Launen des King zu investieren.
Als das Album endlich fertig war, brachte RCA die Single Way Down / Pledging My Love auf den Markt, um die LP entsprechend zu promoten. Wie auch schon die vorangegangene 45er erreichte auch diese Single den ersten Platz der "Country Chart" und wurde recht häufig im Radio gespielt. Trotz aller Schwierigkeiten schien sich Elvis kommerziell wieder im Aufwind zu befinden!

Die LP beginnt mit dem Titelsong des Films "Unchained" aus dem Jahre 1955, der Unchained Melody. Das Original wurde von Todd Duncan gesungen, es existieren allerdings mehr als 500 (!) Cover-Versionen. Am bekanntesten ist wohl die Aufnahme der Righteous Brothers, die 1990 auch im Blockbuster-Film "Ghost" zu hören war. Die Musik stammt von Alex North, den Text schrieb Hy Zaret. Elvis' Version wurde am 24. April 1977 während eines Konzertes in Ann Arbor, Michigan aufgenommen. Der King begleitete sich selbst am Klavier, Band und Chor hielten sich zurück und spielten und sangen nur dezent im Hintergrund. Während der Nachbearbeitung mischte Felton Jarvis die Backup-Sänger deutlich lauter ab und ließ unter anderem eine Orgel, Perkussion und ein Glockenspiel hinzufügen. Da Elvis den letzten Ton nicht ganz getroffen hatte, korrigierte Sherrill Nielsen nachträglich den Fehler und sang den Part erneut. Schlussendlich wurde die Unchained Melody zu einer teils kitschigen, teils bombastisch arrangierten Mini-Oper. Elvis singt herzzerreißend emotional und klingt dabei absolut beeindruckend. Ich halte diese Aufnahme für einen großartigen Eröffnungssong und eines der Highlights dieses Albums.

If You Love Me (Let Me Know) war 1974 ein Top10 Hit für Olivia Newton-John gewesen und befand sich auch seit ebendiesem Jahr im Bühnenprogramm des King. Geschrieben wurde der Titel von John Rostill, die hier zu hörende Aufnahme entstand während eines Auftritts am 25. April 1977 im Civic Center in Saginaw, Michigan. Insgesamt fehlt Elvis hier ein wenig der Schwung, sein Vortrag ist ganz nett, mehr aber nicht.
Im Sommer 1975 gehörte Little Darlin' bei den Live-Auftritten des King zum Standardprogramm, danach sang er den Song jedoch nur noch selten. Am 24. April 1977 kam Elvis in Ann Arbor spontan noch einmal auf Little Darlin' zurück, betrachtete ihn aber offenbar nur als Gag für zwischendurch, denn er albert nur mit dem Text herum und lacht sich über seine eigenen Witzchen kaputt. Im Konzert dürfte die Nummer unterhaltsam rübergekommen sein, auf einem Tonträger hat ein solcher Vortrag jedoch nichts verloren. Dass Felton Jarvis Little Darlin' überhaupt für diese LP in Betracht gezogen hatte, war wohl einzig und allein der Tatsache geschuldet, dass die meisten Fans den Song noch nicht von Elvis kannten Geschrieben wurde der Titel übrigens von Maurice Williams, der ihn mit seiner Gruppe "The Gladiolas" auch als erster aufnahm. Den größten Hit hatten aber "The Diamonds", die im Jahre 1957 mit Little Darlin' den zweiten Platz der "Top 100" erreichten.

Mit der Country-Ballade He'll Have To Go folgt nun erstmals eine Aufnahme, die nicht während eines Konzertes entstand. Wie auch schon am Vortag, so hatten sich die Musiker auch am 30. Oktober 1976 im "Jungle Room" der Graceland-Villa versammelt, um neue Lieder einzuspielen. Doch Elvis verweigerte die Arbeit, so dass zunächst nur der Rhythm-Track von He'll Have To Go aufgenommen werden konnte. Erst am nächsten Tag sang Elvis zu dem Playback und lieferte damit gleichzeitig auch seine letzte Studio-Aufnahme ab. In dem Song telefoniert der Sänger mit seiner Liebsten und fordert sie auf, sich zwischen ihm und dem anderen Mann zu entscheiden. Elvis klingt traurig und auch ein wenig müde. Er kämpft nicht um die Dame, sondern möchte nur eine Entscheidung. Mir gefällt die Stimmung des Liedes sehr gut und auch die Interpretation trifft voll und ganz meinen Geschmack. Erstmals aufgenommen wurde dieser Song aus der Feder von Joe und Audrey Allison im Jahre 1957 von Billy Brown. Obwohl He'll Have To Go kein großer Erfolg wurde, coverte Jim Reeves zwei Jahre später das Lied und landete damit überraschenderweise einen Mega-Hit. Vierzehn Wochen lang hielt sich seine Single an der Spitze der "Country Chart" von Billboard und zählt damit zu den absoluten Spitzenreitern dieses Genres.

Die erste Seite des Albums endet mit Let Me Be There, einem weiteren von John Rostill komponierten Hit der Sängerin und Schauspielerin Olivia Newton John. Die hier zu hörende Fassung wurde während eines Konzertes am 20. März 1974 in Memphis, Tennessee aufgenommen und war bereits im Sommer desselben Jahres auf der LP "Elvis Recorded Live On Stage In Memphis" zu hören gewesen. Im direkten Vergleich zum ähnlich konstruierten "If You Love Me (Let Me Know)" fällt auf, wie sehr der King in den letzten drei Jahren abgebaut hat. Anno 1974 war er noch mit deutlich mehr Power unterwegs und lieferte einen exzellenten Vortrag dieses schönen Country-Pop Titels. Dass Felton Jarvis Let Me Be There hier ein zweites Mal veröffentlichen ließ, zeigt allerdings einmal mehr die Verzweiflung des Produzenten über den fehlenden Output seines Stars.

Mit Way Down folgt nun die aktuelle Single des King. In den "Hot 100" kam sie (vor Elvis' Tod am 16. August 1977) über den 31. Platz nicht hinaus, entwickelte sich im Bereich Country & Western jedoch zum Nummer 1 Hit. Ohne Frage kam der rockige Popsong beim Publikum an, obwohl ich den Gesang des King als ein wenig müde empfinde. Hätte er sich ein wenig mehr engagiert, so hätte Way Down ein echtes Highlight werden können, so jedoch ist die Nummer bestenfalls durchschnittlich. Geschrieben wurde der Titel von Layng Martine jr., der in den 1990ern auch an dem Grammy-nominierten Song "The Greatest Man I Never Knew" beteiligt war. Elvis' Aufnahme stammt vom 29. Oktober 1976 aus dem "Jungle Room" seiner Villa "Graceland". Als Nummer des Mastertakes ist 2C angegeben, was daran liegt, dass Produzent Felton Jarvis mehrere Durchläufe als Take 2 bezeichnete oder gar nicht ansagte. Bei korrekter Zählweise wäre es Take 5 gewesen.

Am selben Tag wie "Way Down" nahm Elvis auch die Country-Ballade Pledging My Love auf. Und im Gegensatz zu dem etwas müden Rocker kann man dem King bei dieser Nummer die Begeisterung förmlich anhören. Das Original des von Ferdinand Washington und Don Robey geschriebenen Songs stammt aus dem Jahre 1955 von Johnny Ace und befand sich damals angeblich auch zeitweilig im Bühnenprogramm des jungen Elvis. Einundzwanzig Jahre später benötigte er sechs Takes, bevor er die Nummer zu seiner Zufriedenheit auf dem Band hatte. Im Juni 1977 veröffentlichte RCA Pledging My Love auch auf der B-Seite der Single "Way Down".

Moody Blue stammt aus der Feder von Mark James, von dem Elvis zuvor auch schon einige andere Titel aufgenommen hatte. James selbst spielte Moody Blue bereits im Jahre 1974 ein, Elvis' Version entstand am 04. Februar 1976 in seiner Villa "Graceland" in Memphis, Tennessee - der zehnte Versuch wurde zum Master-Take. Ich würde den Song, der die Probleme des Sängers mit einer äußerst wechselhaften Dame beschreibt, als radiotauglichen Country-Pop mit Disco-Elementen bezeichnen. Auch bei RCA erkannte man das kommerzielle Potenzial des Liedes und veröffentlichte es bereits im Dezember 1976 zusammen mit "She Thinks I Still Care" auf einer Single. Wie erwartet reagierte das Publikum positiv und machte die 45er zum Nummer 1 Hit in der "Country Chart" des Billboard Magazins. Auch auf der Bühne versuchte sich Elvis an Moody Blue. Nachdem er bei seinem Auftritt am 20. Februar 1977 in Charlotte, North Carolina über das Intro nicht hinausgekommen war, sang er am folgenden Tag am gleichen Ort schließlich eine vollständige Version seines aktuellen Hits. Der Vortrag war jedoch nur mäßig und sein eigenes Interesse an der Nummer wohl auch dermaßen gering, dass er Moody Blue nach dieser einmaligen Darbietung wieder ad acta legte.

Mit She Thinks I Still Care folgt nun die B-Seite der Single "Moody Blue". Elvis nahm die Country-Ballade am 02. Februar 1976 in Memphis, Tennessee auf und benötigte dafür 17 Takes. Das Original sang 1962 George Jones, komponiert wurde der Titel von Dickey Lee und Steve Duffy. Der Sänger leugnet hier alle Gefühle für seine Exfrau, wobei aus dem Text jedoch eindeutig hervorgeht, dass er mit der Dame noch lange nicht abgeschlossen hat. Elvis legt sehr viel Gefühl in seinen Vortrag und auch seine Stimme klingt streckenweise beeindruckend gut. Zwar leistet er sich hier und dort eine kleine gesangliche Schwäche, doch werden solche Momente vom Hintergrundchor gnädig überspielt. Gerade wegen der hervorragenden Interpretation zählt She Thinks I Still Care für mich zu den absoluten Highlights des Albums.

Die LP endet mit It's Easy For You, einer traurigen Ballade aus der Feder von Tim Rice und Andrew Lloyd-Webber. Elvis nahm den Titel am 29. Oktober 1976 in Memphis, Tennessee auf, bereits der zweite Versuch wurde zum Master-Take. Der Ich-Erzähler wurde von der Geliebten verlassen, für die er einstmals seine Familie aufgab und muss nun feststellen, dass sich die Situation für ihn selbst ungleich schwieriger gestaltet als für seine ehemalige Affäre. Auch hier legt Elvis wieder sehr viel Gefühl in den Vortrag und bringt den Song absolut glaubwürdig rüber. Die meisten Fans und Kritiker können It's Easy For You nicht viel abgewinnen, ich hingegen halte die Ballade für sehr gelungen und damit auch für einen schönen Abschluss des Albums.

Fazit: Mit Fug und Recht kann "Moody Blue" als eine Bankrotterklärung des Schallplatten-Künstlers Elvis Presley gewertet werden. Fünf der zehn enthaltenen Lieder waren bereits bekannt, bei drei weiteren handelte es sich um aus der Not entstandene Live-Aufnahmen. Schlussendlich gelang es Felton Jarvis jedoch, aus diesen Resten ein mehr als akzeptables Album zusammenzustellen. Auch wenn ich "Moody Blue" nicht zu den Höhepunkten im Presley-Kanon zählen würde, so gehört es doch zu jenen LPs, die ich mir immer mal wieder gerne anhöre.
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Alt 01.10.2012, 14:00
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kleine ergänzung zu "unchained melody": elvis' vorlage war wohl die version des von ihm hochverehrten roy hamilton.
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Alt 01.10.2012, 18:16
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Eine hervorragende Rezension! Danke!

Das Fazit kann ich teilen. Kaum zu glauben, was sich Elvis erlauben konnte und was (leider) von RCA geduldet wurde.
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Geändert von Mike (01.10.2012 um 19:14 Uhr)
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Alt 01.10.2012, 19:08
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den druck von rca hat anscheinend in erster linie felton jarvis abbekommen.
ich frage mich, ob der colonel zu der zeit auch keine autorität mehr hatte bei elvis...
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  #6  
Alt 01.10.2012, 20:34
Richard Burton
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Elvis hat doch spaetestens mit Beginn der sogenannten "Nashville Marathon" Session 1970 nur noch dies gemacht, worauf er Bock hatte.
Konsequent bis zum unerwarteten (?) Exitus 1977.

Haette er so weitergemacht in diesem Trott, haette ihn RCA vielleicht 1978, vielleicht auch erst 1979 rausgeworfen, aber ueber 1980 mit einiger Wahrscheinlichkeit sicherlich nicht mehr.
Bei John Denver, einem damaligen "Top Act" in ihrem Stall, hatten sie ja trotz hervorragender Abverkaeufe, nach dem Eintreten einer Flaute auch keine Hemmungen.
Elvis hat Schwein gehabt, sein Manager konnte die RCA Vorstandsetage bis zuletzt vertroesten, ansonsten haette man ihn, nicht ganz unrealistisch, auch schon frueher aus seinem Vertrag kegeln koennen.
Sein bis heute einzigartiger "Narrenfrei" Vertrag bei RCA ist sowieso ein Glanzstueck - den haben manche andere Schwergewichte in dieser Zunft bis heute nicht oder nie in diesen Ausmassen erreicht.
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  #7  
Alt 01.10.2012, 22:36
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Direkt mal aufgelegt....danke!
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  #8  
Alt 02.10.2012, 13:59
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Eine hervorragende Rezension!
Danke für das Lob. Der Review stammt von meiner kleinen Homepage (www.dirk-welz.com).

Dort gibt's noch mehr davon.
  #9  
Alt 02.10.2012, 14:03
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Du machst das toll. Weiter so!
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