Bertelsmann verkauft BMG Music Publishing
Universal nun größter Musik-Verleger
Bertelsmann verkauft BMG Music Publishing – Außerdem wird Napster-Streit ohne Schuldbekenntnis beigelegt
Gütersloh – Mit dem Verkauf des Musikverlages BMG Music Publishing an Vivendi und einer Einigung im Streit um die Tauschbörse Napster hat Europas größter Medienkonzern Bertelsmann gestern entscheidende Weichen gestellt.
Vivendi kauft für 1,63 Milliarden Euro über seine hundertprozentige Musiktochter Universal Music Group die Bertelsmann-Musikverlage und wird Weltmarktführer in diesem Bereich vor der britischen EMIGruppe.
Universal ist bereits Nummer eins im Tonträgergeschäft. Bertelsmann überweist zugleich an Universal 47 Millionen Euro und beendet damit den Streit der beiden Konzerne um eine Bertelsmann-Finanzspritze für die einst illegale Musik-Internettauschbörse Napster.
Bertelsmann hatte Napster in den Jahren 2000 und 2001 mit fast 60 Millionen Euro unterstützt. Wettbewerber klagten, weil sie darin eine Unterstützung der illegalen Download-Aktivitäten sahen, die der Branche in den vergangenen Jahren weltweit erhebliche Umsatz- und Ergebniseinbrüche beschert hatten. Bertelsmann hatte stets argumentiert, Napster sollte mit dem Geld der Weg in die Legalität geebnet werden. Die Zahlung an Universal stelle keine Anerkennung einer Schuld dar, betonte Finanzvorstand Thomas Rabe. Gleichwohl sei Bertelsmann bereit, auch mit den verbliebenen Klägern, darunter das britische Musikunternehmen EMI, über einen Vergleich zu verhandeln.
„Vivendi hat das mit Abstand höchste Gebot abgegeben“, sagte Rabe zum Musikverlags-Verkauf, der noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden in Europa und den USA steht. Vivendi nannte die Transaktionen einen „historischen Ankauf“.
Mit dem Erlös will Bertelsmann einen Teil seiner Schulden von derzeit 8,7 Milliarden Euro tilgen. Der Schuldenberg resultiert zu mehr als der Hälfte aus dem 4,5 Milliarden Euro teuren Rückkauf des Aktienpaketes des belgischen Minderheitsaktionärs Groupe Bruxelles Lambert (GBL). Die Familie des Bertelsmann-Patriarchen Reinhard Mohn und der Konzernvorstand hatten sich für den Rückkauf entschieden, um einen drohenden Börsengang zu verhindern. Zu den Bietern für die Musikverlage gehörten unter anderem die EMI-Gruppe und Viacom.
Bis Ende 2007 sollen die Schulden auf deutlich unter sechs Milliarden Euro zurückgeführt und die selbst gesteckten Finanzierungsziele wieder erreicht sein, sagte Bertelsmann-Konzernchef Gunter Thielen. Nach einer selbst auferlegten Phase der Investitionszurückhaltung im laufenden und im nächsten Jahr solle von 2008 an wieder eine Summe von jährlich rund einer Milliarde Euro für Neuinvestitionen zur Verfügung stehen.
Der Vorstandschef, der im nächsten Jahr sein Amt niederlegen will, hofft für 2007 auf eine Umsatzrendite von zehn Prozent. Sie werde in diesem Jahr zwischen neun und zehn Prozent liegen, kündigte er an. Alle sechs Unternehmensbereiche würden im Gesamtjahr mit gestiegenen Ergebnissen dazu beitragen.
Krisensicheres Geschäft. Im BMG-Musikverlag werden die Rechte der Songs von Künstlern wie Christina Aguilera, Robbie Williams und Elvis Presley verwaltet
Auch der Tonträgerbereich Sony BMG, der im ersten Halbjahr Millionenverluste eingefahren hat, werde im Gesamtjahr deutlich in der Gewinnzone liegen, sagte Thielen. „Wir werden in den nächsten vier Monaten die Charts dominieren“, betonte er. Der Start vieler Alben habe sich bis in die zweite Jahreshälfte verzögert. Thielen und Rabe gaben ein deutliches Bekenntnis für den Erhalt des Musikgeschäfts bei Bertelsmann ab.
Bertelsmann setzte im ersten Halbjahr 2006 mit weltweit 92 000 Mitarbeitern insgesamt 9,1 Milliarden Euro (plus 14,5 Prozent) um und erzielte operativ ein Rekordergebnis von 701 Millionen Euro vor Zinsen, Steuern und Sondereinflüssen (plus 8,9 Prozent). Der Konzerngewinn erhöhte sich dagegen nur leicht von 330 auf 339 Millionen Euro. dpa
Kieler Nachrichten v. 7.9.06
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