Die "vergessenen" Blues-, Soul- u. R&B-Songs von Elvis
("Re-mastered", Juni 2017)
Nachdem ich im dritten und vierten Teil meiner Betrachtungen über den "Blues-Elvis" jene Songs vorgestellt habe, die auf thematisch zugeschnittenen Samplern veröffentlicht wurden, möchte ich mich nun jenen "schwarz" klingenden Aufnahmen widmen, die bisher „vergessen“ oder wissentlich ignoriert wurden, denn im Zeitraum eines Vierteljahrhunderts (1953-77) hat sich Elvis Presley noch weitaus öfter dem Blues, dem Soul oder dem Rhythm & Blues verschrieben, als es die bisher genannten Titel vermuten ließen.
Die folgende Aufstellung von Songs aus dem (erweiterten) Stilbereich des R&B erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und beinhaltet hauptsächlich Material, das nach meinem persönlichen Empfinden beim Hören ein Blues- oder Soul-Feeling verbreitet, das im weitesten Sinne "schwarz" klingt, nachdem ich mich nach langer Zeit endlich wieder einmal gezielt durch meine Sammlung gehört habe...
Selbstverständlich wird es auch hier unterschiedliche Meinungen darüber geben, ob dieser oder jener Song wirklich diesem oder jenem Stilbereich zugeordnet werden kann, doch letztlich vermag einundderselbe Song bei jedem einzelnen Hörer etwas anderes auszulösen.
Zusätzlich habe ich die "ultimative Elvis Blues Liste" ausgewertet, wie sie Nigel Patterson auf der Homepage von Elvis International Network in einem Bericht unter dem Titel "Elvis sings 'The Blues' - A Definitive Album" zusammen gestellt hat. Darin wurden insgesamt 55 Songs berücksichtigt, die auf zwei CDs mit je bis zu 80 Minuten Spieldauer passen.
Während der Großteil dieser Songs auf den verschiedenen Blues-/R&B-Compilations zu finden ist (und deshalb von mir bereits berücksichtigt wurde), sind sechs Titel bisher vernachlässigt worden. Wie es in dem Bericht heißt, habe man sie deshalb ausgewählt, da sie in den Liner Notes von BMG-CDs (u.a. aus der Feder von Peter Guralnick, Ernst Jorgensen und Brian Nevill) dem Blues zugeordnet werden. Auf diese sechs Ausnahmen werde ich im Folgenden noch zu sprechen kommen.
Eine weitere Orientierung bot mir die CD "The Blues Roots Of Elvis Presley - Twenty-One Original Blues, Folk And Country Songs Which Inspired The King Of Rock ‘n’ Roll", die im Dezember 2008 unter dem "Complete Blues"-Label erschienen war und Teil einer Serie ist, welche sich auch anderen Künstlern widmet. Das Besondere an dieser CD ist, dass sie keine Elvis-Songs beinhaltet, sondern 21 Songs der jeweiligen Original-Interpreten, die Elvis beeinflusst haben und ihn später zu Cover-Versionen inspirierten.
Etwa die Hälfte der Stücke findet sich in der Version von Elvis auf den verschiedenen Blues-/R&B-Compilations wieder und wurde daher von mir bereits berücksichtigt: That’s All Right, Tomorrow Night, See See Rider (auf der Roots-CD befindet sich der zu Grunde liegende "See See Rider Blues" von Wea Bea Booze), Good Rockin’ Tonight, My Baby Left Me, Milkcow Blues Boogie (auf der CD ist der zu Grunde liegende "Milk Cow Blues" von Johnnie Lee Wills zu hören), So Glad You're Mine, I Need You So, Blueberry Hill (auf der CD jedoch nicht in der Version von Fats Domino, sondern von Gene Autry) und Old Shep.
Die andere Hälfte ist in der Interpretation vom King eher nicht dem Blues zuzuordnen, doch der Vollständigkeit wegen seien diese Songs wenigstens erwähnt: I Love You Because (in der Version von Leon Payne), Blue Moon of Kentucky (Bill Monroe), Just Because (Shelton Brothers), Little Cabin On The Hill (Bill Monroe), Precious Lord (Golden Gate Quartet >>> die Elvis-Version trägt bekanntlich noch ein "Take My Hand" vor dem Titel), I'm Movin' On (Hank Snow), I'm So Lonesome I Could Cry (Hank Williams) und Aura Lee (Shelton Brothers), aus dem später Love Me Tender entstand.
Zwei Songs würde ich hier gern etwas hervor heben, weil sie in gewisser Weise eine Besonderheit darstellen.
Den Song "Down By The Riverside" (auf der Roots-CD in der Interpretation von Sister Rosetta Tharpe zu hören) nahm Elvis im Mai 1965 für seinen Film "Frankie And Johnny" auf, und zwar als Medley mit dem Traditional "When The Saints Go Marching In", das bereits um die Jahrhundertwende bei den berühmten Straßen-Paraden in New Orleans populär wurde.
Der Film gehört jetzt nicht unbedingt zu meinen Lieblingsfilmen (wobei ich Donna Douglas lobend hervor heben möchte), doch der Soundtrack hat es in sich! Nach "King Croele" unternahm Elvis hier ein weiteres Mal einen musikalischen Ausflug in Richtung Dixieland Jazz, was vermutlich einzig und allein – wie schon 1958 - der Filmhandlung geschuldet war, denn Mittelpunkt des Films war ein Mississippi River Boat bzw. Show Boat, also einer dieser berühmten Schaufelraddampfer, wie wir sie beispielsweise von "Tom Sawyer & Huckleberry Finn" kennen oder aus dem Film-Klassiker "Show Boat" von 1951 (mit deutschem Titel "Mississippi-Melodie"), mit der unvergessenen Ava Gardner. Als ich 1993 Memphis besuchte, ließ ich es mir nicht nehmen, eine Flussfahrt mit der "Memphis Queen" zu machen, doch abgesehen von dieser nostalgischen Erfahrung war mein stärkster Eindruck dabei, wie unsagbar dreckig (also braun) der Mississippi damals war – da wusste ich, dass Elvis 1970 nur den Mississippi gemeint haben konnte, als er sang: "I Washed My Hands In Muddy Water".
Obwohl schon etwas gewöhnungsbedürftig für Jene, die dem Jazz nicht all zu viel abgewinnen können, finde ich es sehr bemerkenswert, wie Elvis scheinbar problemlos in diese andere Form schwarzer Musik eintaucht, wie er im Big Band Sound klingt und sich auch dort behaupten kann, wobei mich vor allem der Anfang von „Petunia, The Gardener’s Daughter“ sehr stark an Ragtime erinnert.
Darüber hinaus sind es im Wesentlichen die Titel "Come Along", "Look Out, Broadway", das schon erwähnte Medley "Down by The Riverside And When The Saints Go Marching In" und die Schlussnummer "Everybody Come Aboard", die einen untypisch jazzigen Elvis dokumentieren.
Im Falle von Elvis’ Film "King Creole" aus dem Jahr 1958, dessen Handlung im berühmten French Quarter von New Orleans spielte, war es vor allem der "Dixieland Rock", mit dem Elvis erstmals Jazz-Klänge anschlug, etwas weniger hektisch auch im Song "New Orleans".
Wenn man bedenkt, dass Elvis in den Erinnerungen von Zeitzeugen (siehe Priscilla, siehe Larry Geller) eher nicht als Jazz-Liebhaber beschrieben wird, überrascht es dann doch ein wenig, dass sich in Elvis’ privater Schallplattensammlung auch ein Album der Swing-Jazz-Ikone Duke Ellington wieder findet, und zwar das Live-Album vom Auftritt beim Newport-Festival 1958, laut einer anderen Quelle sogar noch ein weiteres ("Piano in the Foreground" von 1963, ebenfalls von Duke Ellington). Auch der Jazz-Musiker Don Shirley war in Elvis' Plattensammlung vertreten, und zwar mit der Single "I'll Drown in My Tears" c/w "Lonesome Road", veröffentlicht 1962, aber das nur am Rande.
Die Elvis-Version von "Faded Love" (auf der Roots-CD gesungen von Bob Wills) würde ich im weitesten Sinne dem R&B zuordnen, da sie einfach viel zu "schwarz" und nicht wirklich nach Country klingt. Dass man diesen Titel 1971 dennoch mit auf das "Elvis Country"-Album gepackt hat, erschließt sich mir nur bedingt, und es finden sich dort auch noch weitere Songs, die in meinen Ohren (in Bezug auf traditionelle Country Music mit den stilprägenden Instrumenten Fiddle und Pedal Steel Guitar) grenzwertig klingen und mehr in Richtung R&B tendieren, würde ich sagen. Ich werde später noch darauf zu sprechen kommen.
Es scheint also vorprogrammiert, dass nicht jeder hier aufgeführte Song als wirkliche Blues-/Soul-Nummer bzw. als echter Rhythm & Blues wahrgenommen bzw. anerkannt wird, nur weil ich es in den Raum stelle oder weil die entsprechende Plattenfirma das Etikett "Blues" oder "Rhythm & Blues" darauf geklebt hat, denn Blues ist nicht nur eine Spielart der Musik, sondern auch ein ganz besonderes Empfinden, das sich beim Hören einstellt. Man spürt es, oder man spürt es nicht; das ist im Grunde ganz einfach.
Da angenommen werden darf, dass Elvis sich bei einer Cover-Version nicht immer am Original orientiert hat, habe ich auch jene Versionen berücksichtigt, die er gehört haben könnte, bevor er selbst den entsprechenden Song coverte. Das habe ich im übrigen auch schon bei den vorherigen Teilen so gehandhabt.
Wer Kritik an einzelnen Songs ob ihrer tatsächlichen Blues-, Soul- o. R&B-Zugehörigkeit üben möchte, kann dies gerne tun, doch bitte ich darum, eine andere Ansicht auch entsprechend zu begründen. Reaktionen wie bspw. "Nie und nimmer ist das ein Blues!" oder "C-R-A-P" sind nicht wirklich hilfreich.
Natürlich können auch Songs ergänzt werden, die ich womöglich übersehen habe oder noch gar nicht kenne, da ich bekanntlich kein Komplettsammler bin (hiermit meine ich womöglich besser geeignete Alternate Takes oder Live-Versionen von bestimmten Songs, die mehr nach Blues/R&B klingen als der Master).
Etwaige Unverschämtheiten wie "...wo auch immer Du das abgeschrieben hast" werden nicht kommentiert, also bitte nicht wundern...
>>> Hinweis: Die farblich gekennzeichneten Textstellen hat King77 korrigiert. Dafür vielen Dank!
Tweedle Dee
Text/Komposition: Winfield Scott
Originalversion (?): LaVern Baker (1954/55)
Aufnahme: 30. April 1955, live in Gladewater, Texas
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: LP „The First Live Recordings“, Februar 1984
Anmerkung: Das Booklet der Raritäten-CD vom „Complete 50’s Masters“-Box-Set datiert die Aufnahme mit 18. Dezember 1954, live in Gladewater, Texas, doch das kann nicht stimmen. Am 18. Dezember trat Elvis meines Wissens nach in Shreveport, Louisiana auf; das nächste Mal in Gladewater spielte er erst am 30. April 1955, nachdem er dort zuletzt am 23. November '54 aufgetreten war.
In dieser Fassung vielleicht nicht der mustergültigste R&B-Song, doch nach lupenreinem Country hört er sich für mich nicht an.
Fool, Fool, Fool
Text/Komposition: Ahmet Ertegun aka Nugetre (= erteguN)
Originalversion: The Clovers (1951)
Aufnahme: 6. Januar 1955, KDAV Radio, Lubbock, Texas
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: 5-CD-Box-Set „The Complete 50’s Masters“, 1992
Anmerkung: Bei diesem frühen Blues handelt es sich um die A-Seite eines Demo-Acetats, das Elvis zusammen mit Scotty Moore und Bill Black in einer Radiostation in Lubbock, Texas zu Promo-Zwecken eingespielt hatte. An jenem Tag trat Elvis im örtlichen „Cotton Club“ auf.
Damals war er bekanntlich noch bei Sun Records unter Vertrag, doch leider kam niemand auf die Idee, diesen tollen Song (man beachte Elvis’ hörbare „Regieanweisung“ an Scotty: „Play The Blues!“) später daheim in Memphis noch einmal „richtig“ aufzunehmen, denn die Qualität ist durch die Abnahme von einem Acetat trotz digitalem Remastering ein wenig eingeschränkt. Achja – die B-Seite war übrigens eine frühe Version von „Shake, Rattle And Roll“ (ebenfalls veröffentlicht auf dem „Complete 50’s“-Box-Set), ein Song, auf den ich noch zu sprechen komme.
Maybellene
Text/Komposition: Chuck Berry
Originalversion: Chuck Berry & His Combo (aufgenommen: Mai 1955, veröffentlicht: Juli 1955), gecovert von Jim Lowe (Juli 1955) und Marty Robbins (August 1955)
Aufnahme: August 1955, live im Municipal Auditorium in Shreveport (“Louisiana Hayride”)
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: LP "The First Live Recordings", 1983 (1982 bereits als MC veröffentlicht)
Anmerkung: Das Booklet zur CD 5 der „Complete 50’s Masters“-Box verrät leider nicht das genaue Datum des Live-Mitschnitts, doch es ist bekannt, dass Elvis im August 1955 an allen vier Wochenenden bei der „Hayride“ aufgetreten ist. Der 6. August kommt nicht in Frage, da er an diesem Tag „Maybellene“ nicht gespielt hat (dafür „Hearts Of Stone“, „Money Honey“ u. „That’s All Right“). Die Set Lists vom 13. und 27. August sind mir nicht bekannt, doch am 20. August hat er das Chuck-Berry-Cover definitiv gespielt, zusammen mit „Baby, Let’s Play House“ und „That’s All Right“.
Leider nahm Elvis nie eine Studio-Version von diesem Titel auf.
Im November 1955 wurde Elvis für eine Summe von 35.000 US-Dollar vom Major Label RCA Victor aus dem Sun-Vertrag mit Sam Phillips heraus gelöst, also de facto abgeworben, während er selbst einen Scheck über 5.000 Dollar bekam. Fortan wurden Elvis-Platten ausschließlich von RCA veröffentlicht, doch das dürfte den Meisten hier sicher bekannt sein. Elvis’ Management, das zuletzt Bob Neal übernommen hatte, wechselte in die Hände von Thomas Andrew Parker, dem berühmt-berüchtigten „Colonel“ ehrenhalber...
Don't Be Cruel
Text/Komposition: Otis Blackwell, Elvis Presley
Original
Aufnahme: 2. Juli 1956, RCA Studios, New York
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues (?)
Erstveröffentlichung: Single-A-Seite (c/w Hound Dog), Juli 1956
Anmerkung: Ich persönlich kann bei diesem Song nicht wirklich Rhythm & Blues ausmachen, doch Nigel Patterson nahm ihn in seine definitive Elvis „blues“ list auf, die man auf der Homepage von Elvis International Network einsehen kann.
Any Way You Want Me (That’s How I Will Be)
Text/Komposition: Aaron Schroeder, Cliff Owens
Original
Aufnahme: 2. Juli 1956, RCA Studio, New York
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung:Single-B-Seite (c/w Love Me Tender), September 1956
Anmerkung: Auch in diesem Fall würde ich nicht unbedingt von einem klassischen Blues sprechen, sondern eher von Blues orientiert, wobei der schmachtende Gesang fast schon Soul ähnliche Züge hat...
Long Tall Sally
Text/Komposition: Robert Blackwell, Enotris Johnson, “Little” Richard Penniman
Originalversion: Little Richard (1956)
Aufnahme: 2. September 1956, Radio Recorders Studio 1, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: LP „Elvis“, Oktober 1956
Anmerkung: Auf den ersten Blick nimmt man diese Nummer wohl als Rock’n’Roll wahr, doch Elvis klingt so rabenschwarz, so ungebändigt, dass mich der Rhythm & Blues förmlich anspringt.
Brown Eyed Handsome Man (Studio Jam)
Text/Komposition: Chuck Berry
Originalversion: Chuck Berry & His Combo (aufgenommen: April 1956, VÖ: September 1956)
Aufnahme: 4. Dezember 1956, Sun Studio, Memphis – feat. Jerry Lee Lewis & Carl Perkins
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: CD „The Million Dollar Quartet“, 1990 (?)
Anmerkung: Die Aufnahme entstand während einer gemeinsamen Jam-Session von Elvis, Jerry Lee Lewis und Carl Perkins im Sun Studio von Sam Phillips, der - zum Glück für die Nachwelt – die Aufnahmen geistesgegenwärtig mitgeschnitten hat. Leider erwiesen sich alle Drei als textunsicher, so dass der Song nicht in einem Stück durchgesungen wurde. Ein erster Versuch dauerte immerhin 1 Minute, dann folgte ein angesungenes „Out Of Sight, Out Of Mind“ und schließlich ein zweiter Versuch von „Handsome Man“, der diesmal nach 1:42 min. endete. Der Spaß, den Elvis, Jerry und Carl bei dem Song hatten, steckt sofort an, und schließlich gab es gegen Ende der Session noch einen – leider nur 20-sekündigen – Nachschlag.
Johnny Cash, der auf dem Album-Cover mit abgebildet ist und an jenem Tag definitiv anwesend war (und der auch den cleveren Marketing-Namen „Million Dollar Quartet“ möglich machte), hat aber offenkundig nicht mitgesungen – sowohl bei diesem Song nicht, als auch bei allen anderen (bisher veröffentlichten) nicht.
Dass der Song nicht sofort Rhythm & Blues erkennen lässt, könnte daran liegen, dass die Instrumentierung damals sehr spärlich war und praktisch nur aus einem Klavier und einer akustischen Gitarre bestand, wenn ich es recht in Erinnerung habe.
Don’t Be Cruel (Studio Jam)
Text/Komposition: Otis Blackwell, Elvis Presley
Original
Aufnahme: 4. Dezember 1956, Sun Studio, Memphis
Stilistische Zuordnung:
Erstveröffentlichung: CD „The Million Dollar Quartet“, 1990 (?)
Anmerkung: Es erstaunt, dass Elvis hier nicht seine eigene Version zum Besten gab, sondern jene, die der von ihm bewunderte R&B-Künstler Jackie Wilson umarrangiert hatte (Elvis hatte offenbar seine Show gesehen, als er selbst in Las Vegas auftrat).
Fast scheint es, als parodiere ihn Elvis, und man merkt sofort, wie anders diese Version klingt. Während Jerry Lee und Carl Perkins amüsiert zuhörten, startete Elvis nach einem ersten Versuch, der 1:41 min. dauerte, noch einen zweiten Anlauf, der aber bereits nach 37 Sekunden wieder beendet war. Im Anschluss sang er seinen Song „Paralyzed“ komplett durch, ehe er danach für 24 Sekunden noch einmal zu „Don’t Be Cruel“ zurück kehrte.
That’s When Your Heartaches Begin
Text/Komposition: Billy Hill, Fred Fisher, Willie Raskin
Originalversion: Shep Fields & His Rippling Rhythm Orchestra (1937), gecovert von The Ink Spots (1941), Bob Lamm (1951), Alan Holmes (1952) und Billy Bunn & His Buddies (1952)
Aufnahme: 13. Januar 1957, Radio Recorders Studio 1, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: Single-B-Seite (c/w All Shook Up), März 1957
Anmerkung: In seiner Elvis-Biografie schrieb Tilgner: „...wie Elvis den Titel aus der Schlagersoße der Ink Spots in ehrbare R&B-Bereiche zurück holte“.
Als Elvis den Titel im Alter von 18 Jahren das erste Mal in einem Plattenstudio aufnahm (Genau! Es war die B-Seite des „My Happiness“-Acetats vom 18. Juli 1953), klang er noch sehr C&W orientiert, und das ist auch der Grund, warum ich den Song erst jetzt erwähne. Auch während der schon thematisierten Jam Session mit Jerry Lee Lewis und Carl Perkins sang Elvis diese Nummer (immerhin 4:37 min. lang!), doch auch in diesem Fall will (zumindest bei mir) kein wirkliches Blues-Feeling aufkommen.
I Beg Of You (Alternate Master / Take 12)
Text/Komposition: Rose Marie McCoy, Kelly Owens
Original (?)
Aufnahme: 13. Januar 1957, Radio Recorders Studio 1, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: ?
Anmerkung: Im Vergleich zum regulären Master hat diese Fassung einen besonderen Drive, finde ich.
Loving You (Fast bzw. Uptempo Movie Version)
Text/Komposition: Jerry Leiber, Mike Stoller
Original (Elvis Presley with The Jordanaires)
Aufnahme: 14. Februar 1957, Radio Recorders Studio 1, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: LP „Essential Elvis – The First Movies“, Januar 1988
Anmerkung: Für den gleichnamigen Film wurden am 14. Februar 1957 zwei Versionen von „Loving You“ aufgenommen und gemastert – einmal als langsame Ballade (Slow Version) und eine etwas schnellere Fassung (Fast oder Uptempo Version). Am 24. Februar 1957 nahm Elvis eine zusätzliche Balladen-Version auf, die für die offizielle Plattenveröffentlichung bestimmt war und – gekoppelt mit „(Let Me Be Your) Teddy Bear“ - im Juni 1957 als Single veröffentlicht wurde. Diese Single verdrängte im August 1957 die Single „Searchin’“ / „Young Blood“ von den Coasters von Platz 1 der R&B-Charts, wurde aber schon nach einer Woche von Jerry Lee Lewis und dessen Single „Whole Lotta Shakin’ Goin’ On“ verdrängt.
Take 13 der Uptempo Version (laut Booklet) wurde 1992 auf dem 5-CD-Box-Set „The Complete 50’s Masters“ veröffentlicht.
1964 nahm Elvis’ Gitarrist Scotty Moore eine Cover-Version von „Loving You“ auf.
Jailhouse Rock (Movie Version)
Text/Komposition: Jerry Leiber, Mike Stoller
Aufnahme: 30. April 1957, Radio Recorders Studio 1, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: LP/CD „Essential Elvis Vol. 1”, Januar 1988
Anmerkung: Auf „Essential Elvis“ wurden der Take 5 und der gemasterte Take 6 (mit Vocal Overdubs) der Movie Version veröffentlicht.
Im Prinzip ist auch die bekannte Single-Version durchaus Rhythm & Blues (für Viele aber wohl hauptsächlich Rock & Roll), doch bei der Movie Version (also die durchchoreographierte Gefängnis-Szene im Film) kommt der R&B-Charakter für meinen Geschmack sehr viel besser zur Geltung.
Treat Me Nice
Text/Komposition: Jerry Leiber, Mike Stoller
Original
Aufnahme: 5. September 1957, Radio Recorders Studio 1, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues (?)
Erstveröffentlichung: Single-B-Seite (c/w Jailhouse Rock), September 1957
Anmerkung: Wieder so ein grenzwertiger Fall, würde ich sagen. Für mich klingt der Song aber durchaus recht schwarz.
White Christmas
Text/Komposition: Irving Berlin
Originalversion: Erstmals gespielt wurde der Song am 4. August 1942 von Bing Crosby & Martha Mears; die erste Plattenveröffentlichung dieses Titels erschien ebenfalls im August 1942, allerdings von Bing Crosby und den Ken Darby Singers mit John Scott Trotter und seinem Orchester.
Aufnahme: 6. September 1957, Radio Recorders Studio 1, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: LP „Elvis’ Christmas Album“, November 1957
Anmerkung: Ein ziemlich swingender Blues, habe ich den Eindruck. Heute kann ich mir kaum vorstellen, dass er damals als skandalös empfunden wurde.
Was mich betrifft, hätten wir nun die wichtigsten Blues- und R&B-Songs von Elvis aus den 50ern beisammen. Wer weitere Vorschläge haben sollte, kann diese gern im Anschluss äußern.
Soldier Boy
Text/Komposition: Teddy Williams, David Jones
Originalversion: The Four Fellows (1955), gecovert von Sunny Gale with Joe Reisman & His Orchestra (August 1955) und Rita Williams with Jacques Leroy & His Orchestra (September 1955)
Aufnahme: 20. März 1960, RCA Studio B, Nashville
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: LP „Elvis Is Back“, April 1960
Anmerkung: Elvis-Biograf Tilgner sprach von der „geistige(n) Linie des im Koreakrieg entstandenen R&B-Titels „Soldier Boy“, wobei dieser Song nicht mit einem anderen R&B-Titel gleichen Namens verwechselt werden darf – ich meine den „Soldier Boy“ der Shirelles von 1962.
Shoppin’ Around
Text/Komposition: Aaron Schroeder, Roy C. Bennett, Sid Tepper
Originalversion: Joel Grey (1957)
Erstaufnahme: 27. April 1960, RCA Studios, Hollywood
Remake: 6. Mai 1960, Radio Recorders Studio B, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Blues (?)
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP „G. I. Blues“, Oktober 1960 (andere Quelle: September 1960)
Anmerkung: Ein eher unscheinbarer Blues (als solcher vielleicht noch mehr zu erkennen bei dem Alternate Take 11, der 1997 auf der „G.I. Blues“-CD mit dem „Elvis 77-97“-Sticker veröffentlicht wurde), bei dem Elvis einmal mehr von den Jordanaires unterstützt wurde.
Doin’ The Best I Can
Text/Komposition: Doc Pomus, Mort Shuman
Original (?)
Aufnahme: 27. April 1960, RCA Studio, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP „G. I. Blues“, Oktober 1960
Anmerkung: Auch von diesem Song gab es 1997 auf der „G.I. Blues“-CD mit dem „Elvis 77-97“-Sticker einen interessanten Alternate Take zu hören, und zwar den Take 9, der aber schon zuvor veröffentlicht worden war.
Frankfort Special
Text/Komposition: Sherman Edwards, Sid Wayne
Original (Elvis Presley with The Jordanaires)
Aufnahme: 6. Mai 1960, Radio Recorders Studio B, Hollywood (Remake der Fast Version vom 27. April 1960, RCA Studio, Hollywood)
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP „G. I. Blues“, Oktober 1960
Anmerkung: Ein im Takt der Dampflokomotive herrlich stampfendes Eisenbahn-Lied, das wahrscheinlich nicht jeder dem Rhythm & Blues zuordnen würde, nehme ich an.
Put The Blame On Me
Text/Komposition: Fred Wise, Kay Twomey, Norman Blagman
Original
Aufnahme: 13. März 1961, RCA Studio B, Nashville
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues (?)
Erstveröffentlichung: LP „Something For Everybody“, Juni 1961
Anmerkung: Ein stilistisch etwas eigentümlicher Titel, wie mir scheint, nicht eindeutig Rhythm & Blues, aber doch irgendwie „schwarz“ klingend.
I’m Comin’ Home
Text/Komposition: Charlie Rich
Originalversion: Carl Mann (1960), gecovert von Denny Reed (1961)
Aufnahme: 14. März 1961, RCA Studio B, Nashville
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: LP „Something For Everybody“, Juni 1961
Anmerkung: Wer bei Charlie Rich zwangsläufig Country Music vermutet, der sei daran erinnert, dass er - wie Elvis - von Sam Phillips im Sun Studio entdeckt wurde und in seinen frühen Jahren zunächst mit Rockabilly bzw. Rock’n’Roll begann, wobei er auffallend vom Rhythm & Blues geprägt war, eher er sich ab den späten 60ern/frühen 70ern verstärkt dem C&W-Repertoire zuwandte. Doch auch in seinen großen Country-Hits aus den 70er Jahren gibt es nicht selten R&B-Elemente zu entdecken.
Nach seiner ehrenvollen Entlassung aus dem Militärdienst hatte Elvis zunächst ein paar neue Songs aufgenommen, war in einer Fernseh-Show mit Frank Sinatra aufgetreten und richtete dann seinen Focus auf Hollywood, um seine Karriere als Schauspieler voran zu treiben. Erst 1961 kehrte Elvis auf eine Konzertbühne zurück, doch er sollte nur drei Auftritte absolvieren, ehe Manager Parker entschied, dass jeder, der Elvis fortan sehen wollte, sich eine Kinoeintrittskarte kaufen musste. Eine Entwicklung, die – nicht nur meiner Meinung nach – in eine falsche Richtung führte, die Elvis’ künstlerisches Potential praktisch verkümmern ließ, doch da ihnen der Erfolg in den Anfangsjahren recht gab, blieb man einfach dabei (Elvis als Künstler hatte ja de facto das letzte Wort darüber, was sein Manager vorschlug, also trug er die Konsequenzen letztlich mit).
Die ersten beiden Shows fanden am 25. Februar in Elvis’ Heimatstadt Memphis statt, am ihm zu Ehren erklärten „Elvis Presley Day“, und zwar im Ellis Auditorium, wo Elvis in einer Nachmittagsvorstellung (3:00 pm) und einer Abendveranstaltung (8:30 pm) für den guten Zweck sang, denn die Erlöse gingen an mehrere caritative Einrichtungen.
Am 25. März trat Elvis dann zum vorerst letzten Mal vor einem Live-Publikum auf, und wieder handelte es sich um ein Benefizkonzert, dessen Erlös für die Errichtung des „U.S.S. Arizona Memorial“ in Pearl Harbor auf Hawaii aufgewendet wurde.
Im Gegensatz zu den beiden Memphis-Konzerten existiert vom Auftritt in der Bloch Arena von Honolulu ein Mitschnitt, den RCA wegen der mangelhaften Qualität jedoch erst nach Elvis’ Tod veröffentlichte, nämlich auf dem 8-LP-Box-Set „Elvis Aron Presley“, das im August 1980 erschien.
Wenn man die Set Lists der drei Konzerte mit einander vergleicht, erscheint einem das Fehlen eines brauchbaren Live-Mitschnitts als um so bedauerlicher, denn das Repertoire bestand ungefähr zur Hälfte aus Blues bzw. Rhythm & Blues; von der anderen Hälfte war der Großteil immerhin in den R&B-Charts erfolgreich!
Heartbreak Hotel (Memphis 3 pm & 8.30 pm & Pearl Harbor) >>> R&B Chart Hit!
All Shook Up (Memphis 3 pm & 8.30 pm & Pearl Harbor) >>> R&B Chart Hit!
A Fool Such As I (Memphis 3 pm & 8.30 pm & Pearl Harbor) >>> R&B Chart Hit!
I Got A Woman (Memphis 3 pm & 8.30 pm & Pearl Harbor)
Love Me (Memphis 3 pm & 8.30 pm & Pearl Harbor) >>> R&B Chart Hit!
Such A Night (Memphis 3 pm & 8.30 pm & Pearl Harbor)
Reconsider Baby (Memphis 3 pm & 8.30 pm & Pearl Harbor)
I Need Your Love Tonight (Memphis 3 pm & 8.30 pm & Pearl Harbor) >>> R&B Chart Hit! (Cash Box)
Fever (Memphis 8.30 pm)
That’s All Right (Memphis 3 pm & 8.30 pm & Pearl Harbor)
Doin' The Best I Can (Memphis 3 pm )
Don't Be Cruel (Memphis 3 pm & 8.30 pm & Pearl Harbor) >>> R&B Chart Hit!
One Night (Memphis 3 pm & 8.30 pm & Pearl Harbor) >>> R&B Chart Hit!
Are You Lonesome Tonight? (Memphis 3 pm & 8.30 pm & Pearl Harbor) >>> R&B Chart Hit!
It's Now Or Never (Memphis 3 pm & 8.30 pm & Pearl Harbor) >>> R&B Chart Hit!
Surrender (Memphis 3 pm) >>> R&B Chart Hit! (Cash Box)
Swing Down, Sweet Chariot (Memphis 8.30 pm & Pearl Harbor)
Hound Dog (Memphis 3 pm & 8.30 pm & Pearl Harbor) >>> R&B Chart Hit!
Nach diesem Auftritt verabschiedete sich Elvis für die nächsten Jahre in Richtung Hollywood, doch natürlich nahm er auch weiterhin dann und wann ein paar neue Songs auf, die nicht für einen Soundtrack bestimmt waren, und die – Gott sei Dank, möchte man am liebsten ausrufen! – 1993 auf dem famosen 5-CD-Box-Set „From Nashville To Memphis – The Essential 60’s Masters“ zusammen gefasst wurden.
Relax
Text/Komposition: Roy C. Bennett, Sid Tepper
Original (Elvis Presley with The Jordanaires)
Aufnahme: 30. August 1962, Radio Recorders Studio B, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP “It Happened At The World's Fair”, April 1963
Anmerkung: Kein wirklich spektakulärer Titel, doch wer auch die leisen Blues-Töne zu schätzen weiß, wird auf seine Kosten kommen.
Witchcraft
Text/Komposition: Dave Bartholomew, Pearl King
Originalversion: The Spiders (1955), gecovert von Bill Black’s Combo (1962)
Aufnahme: 27. Mai 1963, RCA Studio B, Nashville
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: Single-B-Seite (c/w Bossa Nova Baby), Oktober 1963
Anmerkung: Eine tolle Nummer mit Unterstützung der Jordanaires; einen R&B-Hit wie die Spiders konnte Elvis aber leider nicht daraus machen.
Slowly But Surely
Text/Komposition: Ben Weisman, Sid Wayne
Original
Aufnahme: 28. Mai 1963, RCA Studio B, Nashville (abweichende Quelle: 27. Mai 1963)
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues (Blues?)
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP „Fun In Acapulco“, Dezember 1963 (Bonus Track)
Anmerkung: Bei diesem Song mit Jordanaires-Verstärkung bin ich mir wieder etwas unsicher, wohin er tendiert; schwarz klingt er definitiv.
Night Life
Text/Komposition: Bernie Baum, Bill Giant, Florence Kaye
Original (?)
Aufnahme: 9. Juli 1963, Radio Recorders Studio B, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues (?)
Erstveröffentlichung: LP „Elvis Sings Flaming Star“, März 1969
Anmerkung: Ein toller Song, der für den Film „Viva Las Vegas“ aufgenommen aber unverständlicherweise nicht verwendet wurde, obwohl er sich z.B. für eine nächtliche Motorrad- oder Autofahrt über den Strip mehr als angeboten hätte. Ähnlich wie bei „Put The Blame On You“ würde ich diesen Song nicht vorbehaltlos dem Rhythm & Blues zuordnen, andererseits aber auch nicht unerwähnt lassen.
If You Think I Don’t Need You
Text/Komposition: Joe Cooper, Red West
Original
Aufnahme: 10. Juli 1963, Radio Recorders Studio B, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: Soundtrack-EP: „Viva Las Vegas“, Mai, Juni o. Juli 1964
Anmerkung: Ein sehr schmissig arrangierter Song, bei dem Elvis etwas Mühe hat, gesanglich Anschluss zu halten, fast ein wenig überhastet klingt. Doch mir gefällt er trotzdem!
I Need Somebody To Lean On
Text/Komposition: Doc Pomus, Mort Shuman
Original
Aufnahme: 10. Juli 1963, Radio Recorders Studio B, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: Soundtrack-EP „Viva Las Vegas“, Mai, Juni o. Juli 1964 (laut Booklet der Double-Features-CD Juli)
Anmerkung: Der “Viva Las Vegas”-Soundtrack ist für mich einer der besten, die Elvis in den 60ern gemacht hat, und auch der Film selbst ist – nicht zuletzt wegen Ann-Margret - sehr unterhaltsam. Elvis-Biograf Tilgner nannte den Song „ein kaum bekanntes, aber beeindruckend durchgestandenes Blues-Lied“. Auch mir gefällt diese Nummer, obwohl es sich um einen eher leisen und unaufgeregten Blues handelt.
It Hurts Me
Text/Komposition: Joy Byers, Charles E. Daniels
Original: Jerry Jackson (aufgenommen: Juli 1963, VÖ: 1990)
Aufnahme: 12. Januar 1964, RCA Studio B, Nashville (Elvis Presley with The Jordanaires)
Stilistische Zuordnung: Soul
Erstveröffentlichung: Single-A-Seite (c/w Kissin’ Cousins), Februar 1964
Anmerkung: Laut Tilgner “im Grunde eine “schwarze” Soul-Nummer”, bei der Elvis abermals von den Jordanaires begleitet wird. Gesanglich konnte er beim besten Willen nicht mehr heraus holen - wie man hört, gibt der King alles!
Little Egypt
Text/Komposition: Jerry Leiber, Mike Stoller
Originalversion: The Coasters (1961) = Little Egypt (Ying-Yang), gecovert von den Downliners (September 1964)
Erstaufnahme: 2. März 1964, Radio Recorders Studio B, Hollywood
Remake: 3. März 1964, Radio Recorders Studio B, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP „Roustabout“, November 1964
Anmerkung: Wieder ein Beispiel dafür, wie gut Elvis mit den Jordanaires harmonierte. 1968 nahm er für das NBC-TV Special ein Remake auf, das mit einer sehr orientalisch klingenden Instrumentierung versehen wurde, die den R&B-Ursprung etwas in den Hintergrund treten lässt, aber nicht minder interessant klingt.
I’m A Roustabout
Text/Komposition: Otis Blackwell, Winfield Scott
Original
Aufnahme: 3. März 1964, Radio Recorders Studio B, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: CD “2nd To None”, Oktober 2003
Anmerkung: Von diesem Song, der ursprünglich für den Film “Roustabout” aufgenommen wurde, existiert leider nur noch ein Demo-Acetat (in Mono), das Elvis 1964 aufgenommen hat; auf den regulären Session Tapes suchte man diese Nummer vergeblich. Erst 2003, mit jahrzehntelanger Verspätung, wurde der Song dann doch noch veröffentlicht, um im Rahmen einer neuen Compilation wenigstens einen unveröffentlichten Song präsentieren zu können.
Wheels On My Heels
Text/Komposition: Sid Tepper, Roy C. Bennett
Original (?)
Aufnahme: 3. März 1964, Radio Recorders Studio B, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP „Roustabout“, November 1964
Anmerkung: Ein mit weniger als eineinhalb Minuten leider viel zu kurzer, aber feiner Rhythm & Blues, dessen treibender Rhythmus sofort ansteckt. Für meinen Geschmack hätte man hinsichtlich der Instrumentierung aber noch mehr aus diesem Song machen können.
Cross My Heart And Hope To Die
Text/Komposition: Ben Weisman, Sid Wayne
Original
Aufnahme: 11. Juni 1964, Radio Recorders Studio B, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP „Girl Happy“, März 1965
Anmerkung: Für den Film eigentlich zu schade und tontechnisch wie der gesamte Soundtrack leider etwas verunstaltet (siehe erhöhte Geschwindigkeit), gehört diese bluesige Ballade mit Unterstützung der Jordanaires zu meinen Favorites, und an irgend einer Stelle hatte ich wohl schon mal erwähnt, dass mich die Anfangstakte irgenwie an das Thema der „Pink Panther“-Trickfilmserie erinnert...
Wolf Call
Text/Komposition: Bernie Baum, Bill Giant, Florence Kaye
Original (?)
Aufnahme: 15. (12.?) Juni 1964, Radio Recorders Studio B, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP „Girl Happy“, März 1965
Anmerkung: Was ich bei „Cross My Heart“ schon angedeutet habe, kommt hier voll zum Tragen: Ein prinzipiell interessanter Song mit Blues-Charakter, der tontechnisch leider völlig verdorben wurde.
What Every Woman Lives For
Text/Komposition: Doc Pomus, Mort Shuman
Original (?) Aufnahme: 13. Mai 1965, Radio Recorders Studio B, Hollywood (mit den Jordanaires)
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP „Frankie & Johnny“, März 1966
Anmerkung: Für meinen Geschmack ist auch diese „bluesige“ Ballade hart an der Grenze zu einer Schnulze; vielleicht ist es sogar eine Schnulze – aber auf jeden Fall eine mit einem gehörigen Blues-Touch.
Please Don’t Stop Loving Me
Text/Komposition: Joy Byers
Original
Aufnahme: 13. Mai 1965, Radio Recorders Studio B, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP „Frankie & Johnny“, März 1966 bzw. Single-B-Seite (c/w Frankie And Johnny), ebenfalls März 1966
Anmerkung: Für meinen Geschmack ist dieser Song eine musikalische Gratwanderung zwischen Blues und Pop-Ballade, doch für die Betätigung des „Schnulzenalarm“-Buttons klingt mir die Nummer irgendwie zu schwarz.
Frankie And Johnny
Text/Komposition: Traditional; A. Gottlieb, F. Karger, B. Weisman
Originalversion: Als Erste aufgenommen haben den Song im Jahr 1916 die Leighton Brothers; die erste Veröffentlichung dieses Titels stammt jedoch vom Paul Biese Trio (1921).
Bevor Elvis den Song für seinen gleichnamigen Film aufnahm, wurde „Frankie And Johnny“ von unzähligen Künstlern gecovert. Hier eine kleine Auswahl: Jimmie Rodgers (1929), Joe Turner (1952), Les Paul & Mary Ford (1952), Lonnie Donegan (1956), Pete Seeger (1957), Carl Perkins (1958), Gene Vincent & The Blue Caps (1958), Jerry Lee Lewis (1961) oder Sam Cooke (1963).
Aufnahme: 15. (14.?) Mai 1965, Radio Recorders Studio B, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP „Frankie & Johnny“, März 1966 bzw. Single-A-Seite (c/w Please Don't Stop Loving Me), ebenfalls März 1966
Anmerkung: Der Song mag vielleicht kein Musterbeispiel für einen Blues sein, aber ein entsprechendes Feeling verbreitet er trotzdem, würde ich sagen.
Hard Luck
Text/Komposition: Ben Weisman, Sid Wayne
Original (?)
Aufnahme: 19. Mai 1965, Samuel Goldwyn Studios, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP „Frankie & Johnny“, März 1966
Anmerkung: Mag sein, dass sich dieser Blues etwas „steril“ oder leblos anhört, aber die ordentlich schmachtende Mundharmonika verfehlt ihre Wirkung nicht.
A Dog’s Life
Text/Komposition: Sid Wayne, Ben Weisman
Original (?)
Aufnahme Track: 27. Juli 1965, Radio Recorders Studio B, Hollywood
Elvis’ Vocal Overdubs: 4. August 1965, Radio Recorders Studio B, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Blues (?)
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP „Paradise, Hawaiian-Style“, Juni 1966
Anmerkung: Sowohl musikalisch als auch textlich ("Was für ein Hundeleben") würde ich diesen Song im weitesten Sinne durchaus dem Blues zuordnen, obwohl dieses Lied - im Film singt es Elvis, von Hundegebell "begleitet", während er einen Helikopter steuert! - nicht wirklich ernst zu nehmen ist.
Stop, Look And Listen
Text/Komposition: Joy Byers
Originalversion: Rick(y) Nelson (1964), vor Elvis gecovert von Linda Gayle (1965)
Aufnahme: 16. Februar 1966, Radio Recorders Studio B, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP „Spinout“, November 1966
Anmerkung: Mal wieder eine sehr kurze, aber doch bemerkenswerte Soundtrack-Aufnahme, die sich positiv abhebt.
I'll Be Back
Text/Komposition: Sid Wayne, Ben Weisman
Original
Aufnahme: 17. Februar 1966, Radio Recorders
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP "Spinout“, Oktober 1966
Anmerkung: Damals staunte man im Presley-Lager bestimmt nicht schlecht, als die NARAS, die National Academy of Recording Art and Sciences, bekannt gab, dass eines der Film-Lieder aus „Spinout“ für den renomierten Musikpreis Grammy nominiert wurde. Doch trotz einer eigens angefertigten Promo-Single, die an die Mitglieder der Academy verteilt wurde, ging das R&B orientierte „I’ll Be Back“ leider leer aus (so gelesen im Booklet der zugehörigen Double-Features-CD).
Tomorrow Is A Long Time
Text/Komposition: Bob Dylan
Originalversion: Bob Dylan (1962), gecovert von Ian & Sylvia (1963)
Aufnahme: 26. Mai 1966, RCA Studio B, Nashville
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP „Spinout“, Oktober 1966 (Bonus Track)
Anmerkung: Bestandteil der „definitive Elvis „blues“ list“ von Nigel Patterson auf Elvis International Network
Die Legende besagt, dass Bob Dylan – danach befragt, welche Cover-Version eines seiner Titel ihm am besten gefalle – auf Elvis’ Version von „Tomorrow Is A Long Time“ verwies, doch da ich weder Ort noch Zeit dieser Äußerung in Erfahrung bringen konnte, ist es vielleicht wirklich nur eine Legende.
Für mich steht aber außer Frage, dass es sich hier so oder so um eine erstklassig vorgetragene Folk-Blues-Ballade handelt. Leider nahm Elvis damals viel zu wenig solcher Songs auf.
Guitar Man
Text/Komposition: Jerry Reed
Originalversion: Jerry Reed (aufgenommen: Oktober 1966, veröffentlicht: Februar 1967)
Aufnahme: 10. September 1967, RCA Studio B, Nashville
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP „Clambake“, Oktober 1967 (Bonus Track)
Anmerkung: Bestandteil der „definitive Elvis „blues“ list“ von Nigel Patterson auf Elvis International Network
„Zu dieser Zeit waren rebellische C&W-Leute der honigsüßen Nashville-Verlogenheit überdrüssig geworden und versuchten, über Rock- und Blues-Töne etwas mehr Realität einzuschmuggeln“, schrieb Elvis-Biograf Tilgner zu der entsprechenden Session, und obwohl der Song auch Country-Elemente besitzt, geht er für mich eindeutig in Richtung R&B.
All I Needed Was The Rain
Text/Komposition: Sid Wayne, Ben Weisman
Original
Aufnahme: 1. Oktober 1967, RCA Studio B, Nashville
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: LP „Elvis Sings Flaming Star“, März 1969
Anmerkung: Dieses Film-Lied für den Streifen "Stay Away, Joe" hat alle wichtigen Zutaten für einen herrlichen Blues, doch die Verwendung in einer eher seichten Komödie und die – wieder einmal – viel zu kurze Spieldauer verwischen leider das Potential des Songs.
Stay Away (Slow Version)
Text/Komposition: Sid Tepper, Roy C. Bennett
Original (nach der Melodie von "Greensleeves" wurde hier ein neuer Song geschrieben - veröffentlicht auf der FTD-CD "Long Lonely Highway", 2000)
Aufnahme: 16. Januar 1968, RCA Studio B, Nashville
Stilistische Zuordnung: Blues (?)
Erstveröffentlichung: FTD-CD "Stay Away, Joe", 2013 (?)
Anmerkung: Im Gegensatz zu dieser doch recht deutlich in Richtung Blues tendierenden Version entspricht die reguläre Filmversion (verwendet im Vorspann und veröffentlicht im Februar oder März 1968 als Single, gekoppelt mit U. S. Male) nicht unbedingt dem, was ich einen Blues oder R&B nennen würde, obwohl es sich natürlich auch um eine sehr schöne Fassung handelt.
Auch hier waren wieder die Jordanaires mit von der Partie.
Too Much Monkey Business
Text/Komposition: Chuck Berry
Originalversion: Chuck Berry & His Combo (1956), u.a. gecovert von The Kinks (1964), The Hollies (1964), Yardbirds (1964), Tom Rush (1966) oder Russ Kennedy & The Little Wheels (1966)
Aufnahme: 15. Januar 1968, RCA Studio B, Nashville
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: LP "Singer Presents Elvis Singing Flaming Star and Others“, November 1968
Anmerkung: Trotz der modifizierten Strophe
“Been to Vietnam, been a fightin' in the war
Army bar, army chow, army clothes, army car
Uh-uh, too much monkey business, too much monkey business
Too much monkey business for me to be involved in”
handelt es sich bei diesem Song nicht wirklich um einen Protestsong, aber um einen – wie ich finde – gehörigen Schuss Rhythm & Blues.
Eine gekürzte Fassung wurde 1981 auf der Soundtrack-LP „This Is Elvis“ veröffentlicht.
U.S. Male
Text/Komposition: Jerry Reed
Originalversion: Jerry Reed (aufgenommen: September 1966, VÖ: Februar 1967)
Aufnahme: 17. Januar 1968, RCA Studio B, Nashville
Stilistische Zuordnung:
Erstveröffentlichung: Single-A-Seite (c/w Stay Away), März 1968
Anmerkung: Bestandteil der "definitive Elvis "blues" list" von Nigel Patterson auf Elvis International Network; "ein guter Hillbilly-Song im Sprechstil des "talking blues", und Elvis sang ihn robust und gut gelaunt, nahe bei Johnny Cashs Stimmfärbung", so Tilgner.
In den Liner Notes der CD „Elvis Sings The Blues“ merkte Peter Guralnick an: „Es überraschte keineswegs, dass das Signal für seine Erneuerung/Verjüngung eine Reihe von Blues-Singles war (Big Boss Man, Guitar Man, Hi-Heel Sneakers, U.S. Male), die jedoch zum damaligen Zeitpunkt mehrheitlich unbeachtet blieben.“ ("Not surprisingly the signal for his regeneration was a series of blues singles (Big Boss Man, Guitar Man, Hi Heel Sneakers, U.S. Male) that went largely unnoticed at the time..."). Zu beachten wäre auch in diesem Fall wieder die Mitwirkung der Jordanaires.
Edge Of Reality
Text/Komposition: Bill Giant, Florence Kaye, Bernie Baum
Original
Aufnahme: 7. März 1968, Western Recorders, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Soul
Erstveröffentlichung: Single-B-Seite (c/w If I Can Dream), Oktober 1968
Anmerkung: Für mich einer der besten Film-Songs aus dieser Karriere-Phase.
A Little Less Coversation
Text/Komposition: Mac Davis, Billy Strange
Original
Aufnahme: 7. März 1968, Western Recorders, Hollywood (Record Version & Movie Version)
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: Single-B-Seite (c/w Almost In Love), September 1968 (Record Version)
Anmerkung: Zum großen Hit wurde der Song erst Jahrzehnte später durch den DJ J(unkie)XL, der aus dem Take 2 der März-Session einen Remix bastelte. Doch auch die Originalversion finde ich außerordentlich spannend. Für das NBC-TV Special 1968 wurde "A Little Less Conversation" ebenfalls verwendet.
Road Medley:
Nothingville / Big Boss Man / Let Yourself Go* / It Hurts Me* / Guitar Man / Little Egypt / Trouble / Guitar Man
Text/Komposition: siehe Einzel-Titel
(Nothingville: Billy Strange, Mac Davis; Original)
Aufnahme: 20.-21. Juni 1968, Western Recorders Studio 1, Hollywood
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP „Elvis“ (NBC-TV Special), Dezember 1968 (*Let Yourself Go und It Hurts Me wurden erst 1991 mit der CD-Ausgabe des Original-Soundtracks veröffentlicht)
Anmerkung: Vom Repertoire her handelt es sich bei diesem Medley um eine überaus interessante Mischung aus Blues, Soul und Rhythm & Blues – eigentlich bestens geeignet, um die stilistische Bandbreite des „schwarzen“ Elvis zu demonstrieren, doch in Kombination mit den instrumentalen Zwischenteilen des Fernseh-Orchesters nehme ich persönlich nur phasenweise ein Blues-Feeling wahr.
Mit Ausnahme des wieder einmal viel zu kurzen Titels „Nothingville“ (die Harmonika-Parts in diesem neuen Blues wurden von Tommy Morgan eingespielt) gefallen mir alle Songs in ihrer ursprünglichen Studiofasssung eindeutig besser bzw. weisen selbige deutlich mehr Blues- bzw. R&B-Elemente auf.
Trouble / Guitar Man (Opening Medley)
Text/Komposition: siehe Einzel-Titel 1958/1967
Erstaufnahme: 22. Juni 1968, Western Recorders Studio 1, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Blues/Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP "Elvis" (NBC-TV Special), Dezember 1968
Anmerkung: Gleich mit der ersten gesungenen Zeile ("Wenn Du Ärger suchst, bist Du hier genau richtig!") zeigte Elvis, was den Zuschauer des Fernseh-Specials erwarten würde: purer, unverfälschter Rhythm & Blues bzw. Rock & Roll!
Mit einer derartigen Rauheit in der Stimme sang Elvis eigentlich nur im Zeitraum 1968/69.
Saved
(als Teil des Gospel-Medleys “Where Could I Go But To The Lord” / “Up Above My Head” / “Saved”)
Text/Komposition: James B. Coats, Sister Rosetta Tharpe, Jerry Leiber, Mike Stoller, [Traditional]
Where Could I Go But To The Lord
Text/Komposition: James B. Coats
Originalversion: Sister Ernestine B. Washington acc. by Bunk Johnson Jazz Band (1946)
Up Above My Head, I Hear Music In The Air
Text/Komposition: Traditional; Sister Rosetta Tharpe
Originalversion: Sister Rosetta Tharpe and Marie Knight with Sam Price Trio (1947)
Saved
Text/Komposition: Jerry Leiber, Mike Stoller
Originalversion: LaVern Baker (aufgenommen: Dezember 1960, veröffentlicht: März 1961), gecovert von Billy Fury & The Gamblers (1965) und Judy Henske (1966)
Aufnahme: 22. Juni 1968, Western Recorders Studio 1, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Gospel/Soul
Erstveröffentlichung: Soundtrack-LP „Elvis“ (NBC-TV Special), Dezember 1968 (als Teil des Gospel-Medleys “Where Could I Go But To The Lord” / “Up Above My Head” / “Saved”)
Anmerkung: Eine wunderbar soulige Neueinspielung vom King!
If I Can Dream
Text/Komposition: Walter Earl Brown
Original
Aufnahme: 23. Juni 1968, Western Recorders Studio 1, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Soul
Erstveröffentlichung: Single-A-Seite (c/w Edge Of Reality), Oktober 1968
Anmerkung: Die große Final-Hymne aus dem NBC-TV Special, die schon vor der Ausstrahlung des “Comeback-Specials” als Single erhältlich war und endlich wieder ein nennenswerter Chart-Erfolg wurde (Platz 12 in den Pop-Charts von Billboard). Passend zur stilistischen Ausrichtung des Songs trat Elvis in einem schneeweißen Anzug auf, und im Text – so wird gelegentlich spekuliert – nahm Elvis möglicherweise Bezug auf die berühmte Rede des schwarzen Bürgerrechtlers Dr. Martin Luther King („I Have A Dream“), der erst im April vor seinem Zimmer im Lorraine Motel in Memphis (heute ein Bürgerrechts-Museum) einem Attentat zum Opfer fiel.
Das Tilgner-Buch ist, ich sagte es schon, leider nicht frei von sachlichen Fehlern, doch offenbar hat der Autor den Song selbst gehört, den er wie folgt beschrieb:
„Ein fast sanftes Bläserriff zu Beginn, dann ein erzählerischer Einstieg des Sängers. ‚Es muss ein Land geben, das heller scheint, irgendwo, Vögel, die höher fliegen in einem blaueren Himmel. Wenn ich träumen kann von diesem besseren Land...’. Stufe für Stufe baut sich über eine ausgedachte, aber hinreichend eingängige Melodie eine Soul-Hymne auf, zu der sich Elvis’ erst trotzig rauhe, dann aufblühende Stimme, schneidende Orgelakkorde und Bläserfanfaren sowie ein wuchtiger Chor gegenseitig anfeuern.“
Die beiden ‘Sit Down’-Shows, die Elvis – gekleidet in einen schwarzen Lederanzug – am 27. Juni 1968 (einem Donnerstag) um 18 Uhr und noch einmal um 20 Uhr vor einem Live-Publikum im NBC-Studio 4 im kalifornischen Burbank performte (akustisch unterstützt von seinen Ex-Blue-Moon-Boys Scotty Moore und D.J. Fontana sowie von Charlie Hodge und Alan Fortas), sind wahrscheinlich die einzigen beiden Auftritte, die man als (fast) reine Blues-Konzerte bezeichnen könnte, und die fantastische CD „Tiger Man“ von 1998, die den kompletten 8pm-Auftritt beinhaltet, kommt einem reinen Blues-Album näher als alles andere, was Elvis je gemacht hat. Einzig die finale Ballade „Memories“ hat nichts mit Blues oder Rhythm & Blues zu tun, eben so wenig die Country-Nummer „When My Blue Moon Turns To Gold Again“, doch die vier Musiker auf den Stühlen (plus der am Bühnenrand sitzende „Mr. Tambourine Man“) spielen sie mit so viel Blues- Feeling, dass es kaum auffällt. Möglicherweise handelt es sich hierbei um das Essenziellste, was Elvis jemals aufgenommen hat, und es ist wohl alles andere als ein Zufall, dass sich das Repertoire bis auf die beiden genannten Ausnahmen samt und sonders aus dem Stilbereich des Blues und des Rhythm & Blues zusammen setzte – und nicht (wie ursprünglich geplant!) aus Weihnachtsliedern. Zum Zeitpunkt der Auftritte hatte man sich möglicherweise noch nicht diesbezüglich festgelegt, denn zwei Weihnachtslieder blieben Elvis dann doch nicht erspart. Allerdings entschied er sich (zum Glück, möchte man sagen) für zwei Stücke aus dem Blues-Bereich, die 1957 auf seiner ersten Christmas-LP enthalten waren und beim Publikum in Burbank außerordentlich gut ankamen, wie nicht zu überhören ist.
Im Prinzip sind die ‚Sit Down’-Shows vom Juni 1968, die man unverzeihlicherweise damals nur in Mono aufgezeichnet hat, eine Art Schablone oder Gussform, aus der Jahre später der Musiksender MTV die sehr beliebte „Unplugged“-Reihe entwickelte: der jeweilige Künstler performt vor einer kleinen intimen Kulisse seine/ihre Songs im Wesentlichen akustisch und verzichtet auf technischen Schnickschnack. Einmal mehr muss man Elvis hier eine gewisse Vorreiterrolle attestieren – ob man will oder nicht.
Da alle relevanten Songs schon von mir angesprochen wurden, beschränke ich mich an dieser Stelle nur auf die jeweilige Set List:
NBC Studio 4, Burbank, CA
27. Juni 1968, 6.00pm 'Sit Down'-Show (live)
That’s All Right
Heartbreak Hotel
Love Me
Baby What You Want Me To Do
Blue Suede Shoes
Baby What You Want me To Do
Hound Dog
Trouble
Lawdy, Miss Clawdy
Are You Lonesome Tonight?
When My Blue Moon Turns To Gold Again
Blue Christmas
Trying To Get To You
One Night
Baby What You Want me To Do
One Night
Memories
NBC Studio 4, Burbank, CA
27. Juni 1968, 8.00pm 'Sit Down'-Show (live)
Heartbreak Hotel
Baby What You Want Me To Do
That’s All Right
Are You Lonesome Tonight?
Baby What You Want Me To Do
Blue Suede Shoes
One Night
Love Me
Trying To Get To You
Lawdy Miss Clawdy
Santa Claus Is Back In Town
Blue Christmas
Tiger Man
When My Blue Moon Turns To Gold Again
Memories
Zwei Tage später, am Samstag, dem 29. Juni 1968, trat Elvis noch einmal in schwarzem Leder vor Publikum auf (wieder um 18 und um 20 Uhr), doch diesmal ohne Begleitmusiker auf der Bühne, die aber trotzdem live spielten.
Die Ausnahmen waren "Trouble / Guitar Man" (da wurde die vorproduzierte Musik vom Band eingespielt) und "If I Can Dream" (hier sang Elvis per Vollplayback).
Diese sog. ‚Stand Up’-Shows (Elvis saß diesmal nicht auf einem Stuhl sondern bewegte sich stehend mal mit und mal ohne Gitarre) sind nicht minder interessant, lassen aber durch die fehlende Live-Atmosphäre (die Musik wurde vorproduziert und vom Band eingespielt) nur phasenweise ein Blues-Feeling aufkommen, wenngleich Elvis auch diesmal aus dem R&B-Repertoire schöpfte.
Die kompletten ‘Sit Down’-Shows wurden erst 1998 - 30 (!) Jahre nach ihrer Aufnahme - auf der CD “Tiger Man” (8 pm) und der Doppel-CD „Memories – The 68 Comeback Special“ (CD 2, 6 pm) offiziell veröffentlicht; als (italienische?) Bootleg-Ausgabe waren die "Complete Burbank Sessions - Vol. 1 u. 2" (je ein Doppelalbum) bereits 1990 erhältlich (auf der zweiten DLP/CD befanden sich übrigens die beiden ‚Stand Up’-Shows).
Auf dem offiziellen Soundtrack zum Special wurden – das mag man kaum glauben – im Dezember 1968 lediglich vier Songs aus den ‚Sit Down’-Shows verwendet: „Lawdy, Miss Clawdy“ (aus der 8 pm Show), „Baby What You Want Me To Do“ (6 pm), „Blue Christmas“ (8 pm) und „One Night“ (6 pm). Weitere Mitschnitte wurden in den nächsten Jahren auf mehrere Compilation-LPs verstreut:
„Tiger Man“ im März 1969 auf „Elvis Sings Flaming Star“ (zuvor bereits auf der LP "Singer Presents Elvis", 1968),
„Love Me“, „Trying To Get To You“ u. “Are You Lonesome Tonight?” (alle 8 pm) im November 1973 auf “A Legendary Performer Vol. 1“,
„Blue Suede Shoes“ (8 pm) und „Baby What You Want Me To Do“ (6 pm) im Januar 1976 auf „A Legendary Performer Vol. 2“,
„That’s All Right“ (8 pm) im Oktober o. November 1983 auf „A Legendary Performer Vol. 4“ sowie
“Baby What You Want Me To Do” (# 2 u. # 3, 6 pm*) und weitere, bereits veröffentlichte Songs im September 1984 auf der 6-LP-Box „A Golden Celebration“ (LP 6, B-Seite).
* Beide Versionen von "Baby What You Want Me To Do" waren bereits zuvor veröffentlicht worden: Die erste erschien auf der LP "Elvis TV Special" (1968) und die zweite (gekürzte) Version war auf der LP "A Legendary Performer Vol. 2" zu finden.
Als sog. „Special Edition Bonus Tracks“ wurden 1991 auf der CD-Veröffentlichung des Original-Soundtracks zusätzlich die Songs „Baby What You Want Me To Do“, „That’s All Right“, „Tiger Man“ und „Trying To Get To You“ aus den ‘Sit Down’-Shows präsentiert, aus den ‚Stand Up’-Shows „Don’t Be Cruel“ und „Blue Suede Shoes“, und das Road Medley wurde (wie schon erwähnt) um „Let Yourself Go“ und „It Hurts Me“ vervollständigt, während das Gänsehaut erzeugende Intro des Gospel Medleys („Sometimes I Feel Like A Motherless Child“, gesungen von Darlene Love) weiterhin den Fans vorenthalten wurde, ebenso einige der instrumentalen Sequenzen aus dem Road Medley.
Korrektur: Blue Suede Shoes stammt nicht von den Stand Up Shows sondern ist die gleiche Version wie auf der LP "A Legendary Performer Vol. 2", demnach aus der 8:00 pm Sit Down Show stammend.
Wer das Burbank-Material noch nicht in seiner Sammlung hat (das gilt wahrscheinlich vor allem für die jüngeren Fans), dem empfehle ich unbedingt die „Tiger Man“-CD und die „Memories“-Doppel-CD, wo das Wesentliche aus dem „Comeback Special“ enthalten ist - und endlich auch das herrliche Darlene-Love-Intro! Den (erweiterten) Original-Soundtrack habe ich selbst zwar auch, doch er erübrigt sich, wenn man sich für die anderen drei CDs entscheidet.
Allerdings: auf der "Tiger Man" und der "Memories" fehlen die Versionen von Jailhouse Rock und Love Me Tender!
1969 machte Elvis erstmals seit 1955 wieder Plattenaufnahmen in seiner Heimatstadt Memphis, und zwar im American Sound Studio, wo er im Januar und Februar um die 30 Songs einspielte, die samt und sonders auf dem herrlichen 5er-CD-Set „From Nashville To Memphis“ zu finden sind (CDs 4 & 5).
Mit diesen Aufnahmen gelang Elvis endlich der qualitative Anschluss an die zeitgenössische Rock- und Popmusik; jetzt klang Elvis wieder auf der Höhe der Zeit und nicht mehr altbacken wie in so manchen seiner Filmsoundtracks, jetzt war er seiner Konkurrenz mindestens ebenbürtig und landete auch wieder Top-Hits wie „In The Ghetto“ oder „Suspicious Minds“. Und das Beste: sein aktuelles Repertoire beinhaltete wunderbare Songs aus den Stilbereichen Blues, Soul und Rhythm & Blues!
Long Black Limousine
Text/Komposition: Bobby George, Vern Stovall
Originalversion: Wynn Stewart (1958)
Cover-Versionen, die Elvis inspiriert haben könnten: The Green River Boys & Glen Campbell (1962), Gordon Terry (1962), Glen Campbell (1963), Rose Maddox (1963), Bobby Bare (1964), George Hamilton IV. (1966), Merle Haggard & The Strangers (1967), Jody Miller (1968) oder Jeannie Seely (1968)
Aufnahme: 13. Januar 1969, American Sound Studio, Memphis
Overdubs: 22. Januar (sog. Vocal Repair, Bläser, Klavier), 24. Januar (Backing Vocals), 18. März (Streicher)
Stilistische Zuordnung: Blues/Soul/R&B
Erstveröffentlichung: LP „From Elvis In Memphis“, Mai o. Juni 1969
Anmerkung: Dies ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Elvis einen ursprünglichen Country-Song durch seine Stimme und deren Einsatz, gepaart mit einem Genre übergreifenden musikalischen Klangbild, in eine Mischung aus Blues und Soul verwandeln konnte. Es gibt Fans (und nicht nur solche), die diese Aufnahme für eine der besten von Elvis halten.
Rubberneckin’
Text/Komposition: Bunny Warren, Dory Jones
Original
Aufnahme: 20. Januar 1969, American Sound Studio, Memphis
Stilistische Zuordnung: Soul
Erstveröffentlichung: Single-B-Seite (c/w Don’t Cry Daddy), November 1969
Anmerkung: Diese außerordentlich Soul orientierte Rhythm & Blues-Nummer wurde 1969 für Elvis’ letzten Spielfilm „Change Of Habit“ (deutscher Titel: „Ein himmler Schwindel“) verwendet, und wenn ich mir diese sehr mitreißende Filmszene, die sogar in einer Folge der 80er-Jahre-Kult-TV-Serie „Miami Vice“ gezeigt wurde, anschaue, dann bedauere ich jedes Mal aufs Neue, dass man damals den verkaufsfördernden Nutzen von Musikvideos offenbar noch nicht voll erkannt hat, zumindest nicht ein gewisser Herr Parker, denn die Beatles beispielsweise experimentierten bereits auf diesem Gebiet.
I'll Hold You In My Heart (Till I Can Hold You In My Arms)
Text/Komposition: Eddy Arnold, Howard Horton, Vic McAlpin
Originalversion: Eddy Arnold & His Tennessee Plowboys (1947), gecovert von Dean Martin (1965)
Aufnahme: 22. Januar 1969, American Sound Studio, Memphis
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: LP „From Elvis In Memphis“, Juni 1969
Anmerkung: Ein Country-Blues, dessen Pendel nicht zuletzt durch Elvis’ leidenschaftlichen Gesang wohl etwas mehr in Richtung Blues ausschlägt, würde ich sagen.
Only The Strong Survive
Text/Komposition: Jerry Butler, Kenny Gamble, Leon Huff
Originalversion: Jerry Butler (1968), gecovert von Darrell Banks (1969)
Aufnahme: 20. Februar 1969, American Sound Studio, Memphis
Stilistische Zuordnung: Soul
Erstveröffentlichung: LP „From Elvis In Memphis“, Mai 1969
Anmerkung: Ebenfalls noch 1969 erschienen Cover-Versionen von Skeeter Davis (August) und The Electric Indian (November).
Für den Spielfilm „American Gangster“ mit Danzel Washington und Russell Crowe in den Hauptrollen wurde 2007 auch „Only The Strong Survive“ verwendet, allerdings in der Version von Jerry Butler.
Any Day Now
Text/Komposition: Bob Hilliard, Burt Bacharach
Originalversion: Chuck Jackson (1962), u.a. gecovert von Peter & Gordon (1965), Alan Price Set (1965), Mitch Ryder & The Detroit Wheels (1966), Carla Thomas (1967), Tom Jones (1967) oder Bill Medley (1969)
Aufnahme: 21. Februar 1969, American Sound Studio, Memphis
Stilistische Zuordnung: Soul
Erstveröffentlichung: Single-B-Seite (c/w In The Ghetto), April 1969
Anmerkung: Im Mai 1969 erschien „Any Day Now“ (u.a. von Tilgner als R&B bezeichnet) auch auf der LP „From Elvis In Memphis“.
Gleichzeitig mit der Elvis-Fassung erschien im April 1969 eine Cover-Version von Percy Sledge; im August 1969 wurde dann eine weitere Cover-Version veröffentlicht, die James Brown aufgenommen hatte.
Without Love (There Is Nothing)
Text/Komposition: Carolyn Ann Franklin, Ivy (Ivory?) Joe Hunter (King77: der Songwriter ist Danny Small)
Originalversion: Clyde McPhatter (1956)
Aufnahme: 23. Januar 1969, American Sound Studio, Memphis
Stilistische Zuordnung: Blues/Soul
Erstveröffentlichung: DLP „From Memphis To Vegas / From Vegas To Memphis“, Oktober 1969
Anmerkung: Im Oktober 1970 wurden die beiden LPs auch einzeln veröffentlicht: die Live-LP unter dem Titel „In Person“, die Studio-LP als „Back In Memphis“.
In der Tilgner-Biografie wurde der Titel fälschlicherweise als „Without You“, aber richtigerweise als R&B bezeichnet.
Diese Mädels sorgten 1969 (und vereinzelt auch 1973) für einen besonders souligen Sound bei Elvis' Studio-Sessions
Einen letzten Film-Nachschlag lieferte Elvis 1969:
Change Of Habit
Text/Komposition: Buddy Kaye, Ben Weisman
Original
Aufnahme: 5. März 1969, Decca Universal Studio, Universal City, CA
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues (?)
Erstveröffentlichung: LP „Let’s Be Friends“, April 1970
Anmerkung: Für mich klingt der Titelsong von Elvis' letztem Spielfim sehr R&B orientiert, was möglicherweise durch den dominanten Bass noch verstärkt wird. Ein in jeder Hinsicht wirklich toller Song!
Im Sommer 1969 kehrte Elvis auf die Konzert-Bühne zurück, und viele der Songs, die im International-Hotel von RCA aufgezeichnet wurden, waren entweder durch ihren Charakter oder ihre Spielweise wahres R&B-Dynamit. Da die meisten Songs, die ich diesbezüglich zuordnen würde, bereits vorgestellt wurden, will ich es mit einer einfachen Nennung bewenden lassen:
Veröffentlicht auf dem Doppelalbum "From Memphis To Vegas / From Vegas To Memphis", 1969 bzw. auf der Live-LP "In Person", 1970:
Blue Seude Shoes (26. August 1969) King77: 25.8.69 MS, nicht 26.8.69
Johnny B. Goode (22. August), Text/Komposition & Originalversion: Chuck Berry (1958) King77: 24.8.69 MS, nicht 22.8.69
All Shook Up (22. August) King77: 25.8.69 MS, nicht 22.8.69
Hound Dog (26. August) King77: 25.8.69 MS, nicht 26.8.69
I Can’t Stop Loving You (25. August), Text/Komposition & Originalversion: Don Gibson (1957/58), gecovert u.a. von Kitty Wells (1958), Ray Charles (1962) oder Ella Fitzgerald (live 1968) King77: 25.8.69 MS
My Babe (24. August) King77: 25.8.69 MS, nicht 24.8.69
Mystery Train/Tiger Man (26. August) King77: 25.8.69 MS, nicht 26.8.69
Suspicious Minds (22. August), Text/Komposition & Originalversion: Mark James (1968) King77: 26.8.69 DS, nicht 22.8.69
Veröffentlicht auf dem 3-CD-Box-Set "Collectors Gold" (1991), CD 3:
Jailhouse Rock/Don’t Be Cruel (22. August, Midnight Show)
Mystery Train/Tiger Man (22. August, Midnight Show)
Loving You/Reconsider Baby (23. August, Midnight Show)
What’d I Say (23. August, Midnight Show)
Heartbreak Hotel (24. August, Dinner Show)
Blue Suede Shoes (25. August, Dinner Show)
I Got A Woman (25. August, Dinner Show)
Baby What You Want Me To Do (26. August, Midnight Show)
Runaway (26. August, Midnight Show) King77: 25.8.69 DS, nicht 22.8.69
Rubberneckin’ (26. August, Midnight Show)
This is The Story (26. August, Midnight Show)
Veröffentlicht auf der Live-LP "On Stage", Sommer 1970:
Runaway (22. August 1969, Overdubs: 31.3./1.4.70)
C. C. Rider (17. Februar 1970, Overdubs: 1.4.70) King77: 18.2.70 MS, nicht 17.2.70
Polk Salad Annie (18. Februar 1970, Overdubs: 1.4.70), Text/Komposition & Originalversion: Tony Joe White (1968), gecovert von Clarence Reid (1969) King77: 18.2.70 MS
Walk A Mile In My Shoes (18. Februar 1970, Overdubs: 1.4.70), Text/Komposition & Originalversion: Joe South (1969) King77: 19.2.70 MS, nicht 18.2.70
Im Sommer 1970 nahm Elvis wieder im vertrauten RCA Studio B in Nashville auf, und unter den Songs waren mMn auch mehrere Titel, die ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen möchte:
I Was Born About Ten Thousand Years Ago
Text/Komposition: Traditional
Originalversion: ? (bekannt ist mir bspw. eine Interpretation von Reverent Harold E. Hunter vom Oktober 1958 in Eldorado Springs, Missouri)
Aufnahme: 4. Juni 1970, RCA Studio B, Nashville
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: LP "Elvis Now", 1972
Anmerkung: Vielleicht "fehlt" diese tolle Nummer nicht grundlos auf dem Album "Elvis Country"
Cindy, Cindy
Text/Komposition: Dolores Fuller, Buddy Kaye, Ben Weisman
Originalversion: ?, u.a. gecovert von Ricky Nelson („Get Along Home Cindy”, 1959) oder Teddy Vann (“Cindy”, 1960)
1970 wurde der Text von Buddy Kaye, Ben Weisman & Dolores Fuller eigens für Elvis umgeschrieben.
Aufnahme: 5. Juni 1970, RCA Studio B, Nashville
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Overdubbed: 22. Juni, 20. Juli u. 1. Oktober 1970, RCA Studio A, Nashville
Erstveröffentlichung: LP „Love Letters From Elvis“, Juni 1971
Anmerkung: Einer meiner Favoriten vom King!
Faded Love
Text/Komposition: Bob Wills, Johnnie Lee Wills
Originalversion: Bob Wills & His Texas Playboys (1950), u.a. gecovert von den Wilburn Brothers (1958), Floyd Cramer (1961), Patti Page (1961), George Jones (1962), Patsy Cline (1963), Eddy Arnold (1964), David Houston (1967), Dottie West (1968) oder Ferlin Husky (1969)
Aufnahme: 7. Juni 1970, RCA Studio B, Nashville
Overdubs: 30. Juni 1970, RCA Studio A, Nashville
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: LP „I’m 10.000 Years Old – Elvis Country“, Januar 1971
Anmerkung: Obwohl mit dem Etikett "Country" versehen, klingt dieser Song für meinen Geschmack sehr nach R&B.
I Washed My Hands In Muddy Water
Text/Komposition: Joe Babcock
Originalversion: Stonewall Jackson (1964), u.a. gecovert von Charlie Rich (1965), The Spencer Davis Group (1966), Johnny Rivers (1966), Billy Lee Riley (1968), Danny Hughes (1969) oder Don Paulin (1970)
Aufnahme: 7. Juni 1970, RCA Studio B, Nashville
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Overdubs: 30. Juni u. 20. Juli 1970, RCA Studio A, Nashville
Erstveröffentlichung: LP „I’m 10.000 Years Old – Elvis Country“, Januar 1971
Anmerkung: Im Prinzip ähnlich wie bei "Faded Love": außen Country, innen R&B.
Patch It Up
Text/Komposition: Eddie Rabbitt, Rory Bourke
Original
Aufnahme: 8. Juni 1970, RCA Studio B, Nashville
Overdubs: 22. Juni u. 22. Juli 1970, RCA Studio A, Nashville
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: Single-B-Seite (c/w You Don’t Have To Say You Love Me), Oktober 1970
Anmerkung: Als Live-Version (aufgezeichnet am 12. August 1970 in Vegas) war der Titel auch Bestandteil des Soundtrack-Albums "That's The Way It Is", das im November 1970 veröffentlicht wurde.
In diesem Zusammenhang unbedingt erwähnenswert sind auch einige der sehr Blues orientierten Studio-Proben für den MGM-Dokumentarfilm "That’s The Way It Is":
14. Juli 1970, M.G.M. Stage 1, Culver City, CA
Baby What You Want Me To Do
Polk Salad Annie
VÖ: "Baby What You Want Me To Do" wurde nur auf der DVD "The Complete Works" veröffentlicht.
15. Juli 1970, M.G.M. Stage 1, Culver City, CA
Love Me
One Night
That’s All Right
VÖ: Import-CD "Get Down And Dirty" (alle drei Titel) sowie That's All Right auf der Special Edition von "That´s The Way It Is" und Love Me auf der FTD-CD "The Way It Was"
24. Juli 1970, M.G.M. Stage 1, Culver City, CA
Stranger In My Own Home Town
veröffentlicht auf dem 5-CD-Box-Set "The Essential 70's Masters" (CD 5), 1995
29. Juli 1970, M.G.M. Stage 1 (?), Culver City, CA
Little Sister/Get Back
I Washed My Hands In Muddy Water*
I Was The One*
Baby Let's Play House*
Money Honey*
Such A Night
What'd I Say*
My Baby Left Me
* veröffentlicht auf dem 4-CD-Box-Set "Platinum" (Disc 3), 1997
4. August 1970, International Hotel / Convention Centre, Las Vegas
Santa Claus Is Back In Town
VÖ: "That´s The Way It Is - Special Edition"
7. August 1970, International Hotel / Show Room, Las Vegas
Polk Salad Annie
Patch It Up
VÖ: Polk Salad Annie auf der FTD-CD "The Way It Was" (Patch It Up noch unveröffentlicht)
Little Sister / Get Back (Live Medley)
Text/Komposition: Doc Pomus, Mort Shuman / John Lennon, Paul McCartney
Originalversion (Get Back): The Beatles with Billy Preston (1969)
Aufnahme: 12. August 1970, live im International Hotel, Las Vegas (Midnight Show)
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: 8-LP-Box „Elvis Aron Presley“, August 1980
Anmerkung: Little Sister gehört zu meinen Lieblings-Songs von Elvis, und offenbar hing auch Elvis an diesem Blues, denn er behielt ihn bis zuletzt in seinem Live-Repertoire. In Kombination mit dem Beatles-Spätwerk gewinnt er sogar noch an Reiz, würde ich sagen.
I'll Be Home On Christmas Day
Text/Komposition: Michael Jarrett
Original
Aufnahme: 16. Mai 1971, RCA Studio B, Nashville
Remake: 10./11. Juni 1971, RCA Studio B, Nashville
Overdubs: 22. Juni 1971, RCA Studio, Hollywood
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: LP “Elvis Sings The Wonderful World Of Christmas”, Oktober 1971
Anmerkung: Meiner Meinung nach ist der Alternate Take 4 (veröffentlicht auf dem 4-CD-Box-Set „Platinum“, 1997) noch empfehlenswerter, da diese Aufnahme ohne Backing Vocals und instrumentale Overdubs eine größere Blues-Stimmung verbreitet als der Master Take.
Never Been To Spain
Text/Komposition: Hoyt Axton
Originalversion: Hoyt Axton (1971), gecovert von Three Dog Night (1971), Waylon Jennings (1972) und Morning (1972)
Aufnahme 1: 16. Februar 1972, live im Hilton Hotel, Las Vegas
Aufnahme 2: 10. Juni 1972, live im Madison Square Garden, New York City (Afternoon Show)
Aufnahme 3: 10. Juni 1972, live im Madison Square Garden, New York City (Evening Show)
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: Live-LP “Elvis As Recorded At Madison Square Garden”, Juni 1972 (Aufnahme 3)
Anmerkung: Schon im Februar 1972 war der Titel in Las Vegas von RCA offiziell mitgeschnitten worden, doch das geplante Live-Album mit dem Arbeitstitel „Standing Room Only“ wurde wieder verworfen, so dass diese Version erst 1995 auf dem 5-CD-Box-Set „The Essential 70’s Masters“ (Disc 5) veröffentlicht wurde.
Für mich eine der stärksten Blues-Performances von Elvis, die ich kenne – in Verbindung mit dem hysterischen Live-Publikum in New York einfach unschlagbar!
Zu den R&B-Aufnahmen, die von Elvis im Februar 1972 in Las Vegas aufgezeichnet wurden, gehören übrigens auch noch Little Sister / Get Back, All Shook Up, Hound Dog und A Big Hunk O' Love.
Natürlich hat Elvis im Juni 1972 auch in den beiden Shows im Garden noch weitere Blues- bzw. R&B-Songs performt, doch da ich sie alle schon thematisierte, möchte ich sie nur kurz erwähnen:
Evening Show
That’s All Right
Polk Salad Annie (im Vergleich zu 1970 deutlich temporeicher)
Love Me
Heartbreak Hotel
Hound Dog
I Can’t Stop Loving You
Aus der Afternoon Show wäre auf jeden Fall noch Reconsider Baby zu erwähnen, eine wirklich herrliche Version!
Sie wurde erstmals im November 1983 auf der LP “Elvis – A Legendary Performer Vol. 4“ veröffentlicht.
Fever (live 1973)
Text/Komposition u. Originalversion siehe 1960
Aufnahme 1: 12. Januar 1973, live im Honolulu International Center, Hawaii („Generalprobe“)
Aufnahme 2: 14. Januar 1973, live im Honolulu International Center, Hawaii
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: Soundtrack-DLP „Elvis Aloha From Hawaii Via Satellite“, Februar 1973 (Aufnahme 2) bzw. „The Alternate Aloha“, Mai 1988 (Aufnahme 1)
Anmerkung: Die tadellose Studio-Version von 1960 wird hier mMn sogar noch übertroffen, da Elvis während seiner Performance mit dem Publikum in der Halle „flirtet“, sage ich mal. Das ist natürlich besser zu sehen als zu hören, denn obwohl es sich um eine langsame Aufnahme handelt, zuckt Elvis – akzentuiert durch die Schläge seines Drummers Ronnie Tutt – gelegentlich mit den Beinen, was vor allem die weiblichen Zuschauer spontan aufschreien lässt, die allerdings vergeblich auf die Wiederauferstehung von „Elvis – The Pelvis“ hoffen, denn Elvis deutet seine einst aufreizenden Hüftbewegungen nur an, persifliert sie praktisch nur.
Für mich eines der vielen Highlights der Aloha-Show.
Nachdem der eigentliche "Aloha-Blues" (ich meine natürlich den Steamroller Blues) bereits thematisiert wurde, möchte ich die anderen R&B-Nummern wenigstens noch kurz erwähnen:
See See Rider
Love Me
Johnny B. Goode
Blue Suede Shoes
I Can’t Stop Loving You
Hound Dog
Long Tall Sally / Whole Lotta Shakin’ Goin’ On
A Big Hunk O’ Love
If You Don’t Come Back
Text/Komposition: Jerry Leiber, Mike Stoller
Originalversion: The Drifters (1963), gecovert von The Takers (1964)
Aufnahme: 21. Juli 1973, Stax Studio, Memphis
Stilistische Zuordnung: Soul
Erstveröffentlichung: LP „Raised On Rock“, Oktober 1973
Anmerkung: Das erste, was mir zu diesem Song einfällt, ist eigentlich Soul, doch wie schon der „Godfather“ himself gezeigt hat, liegt dem Soul der Rhythm & Blues zu Grunde bzw. war der Soul im übertragenen Sinne eine Art Umetikettierung bzw. Weiterentwicklung des Rhythm & Blues.
Der wunderbar soulige Background-Chor in Person von Jeannie Green und den Holliday-Schwestern Mary und Ginger ist einfach famos (ob auch Kathy Westmoreland stimmlich beteiligt ist, kann ich nicht wirklich heraus hören; im Studio anwesend war sie definitiv).
Three Corn Patches
Text/Komposition: Jerry Leiber, Mike Stoller
Originalversion: T-Bone Walker (1973)
Aufnahme: 22. Juli 1973, Stax Studio, Memphis
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: LP “Raised On Rock”, Oktober 1973
Anmerkung: Rein von der Instrumentierung her ein wunderbarer Blues, wie ich finde, doch stimmlich hat Elvis leider nicht alle Passagen voll im Griff. Die Ansicht, dass Elvis so klingt, „als hätte er Zahnschmerzen“, wie Buchautor Tilgner schrieb, kann ich aber nicht wirklich teilen.
Find Out What’s Happening
Text/Komposition: Jerry D. Crutchfield
Originalversion: The Spidells (1964); später u.a. gecovert von Bobby Bare (1968)
Aufnahme: 22. Juli 1973, Stax Studio, Memphis
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues/Soul
Erstveröffentlichung: LP "Raised On Rock", Oktober 1973
Anmerkung: Ein sehr cooler und vor allem zeitgemäß klingender Song, wie ich finde!
I’ve Got A Thing About You Baby
Text/Komposition: Tony Joe White
Originalversion: Tony Joe White (er bot Elvis den Song an)
Aufnahme: 22. Juli 1973, Stax Studio, Memphis
Overdubbed: 28. September 1973
Stilistische Zuordnung: Soul (?)
Erstveröffentlichung: als Single (mit Take Good Care Of Her), Januar 1974, danach auf der LP "Good Times", März 1974
Anmerkung: Im Grunde ein Song aus dem Country-Bereich, doch die Art und Weise von Elvis' Aufnahme hat für mich einen gewissen souligen Touch.
Raised On Rock
Text/Komposition: Mark James
Original
Aufnahme: 23. Juli 1973, Stax Studio, Memphis
Overdubbed: es wurden keine Overdubs vorgenommen
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues/Soul (?)
Erstveröffentlichung: als Single (mit For Ol' Times Sake), September 1973; danach auf der LP "Raised On Rock", Oktober 1973
Anmerkung: Klingt für meinen Geschmack zwar etwas unfertig (wohl wegen der fehlenden Overdubs), doch immerhin schwarz genug, um den Song hier zu erwähnen.
If You Talk In Your Sleep
Text/Komposition: Red West, John L. Christopher
Aufnahme: 11. Dezember 1973, Stax Studio, Memphis
Overdubbed: 2. Januar 1974, RCA Studio A, Nashville, 10. Januar 1974, RCA Studio, Hollywood u. 15. Januar 1974, RCA Studio A, Nashville
Stilistische Zuordnung: Soul
Erstveröffentlichung: Single-A-Seite (c/w Help Me), Mai 1974
Anmerkung: Die R&B-Charakteristik ist nur schwer zu leugnen, und dennoch ist der Song eigentlich ein Fall für die Schublade „Soul“.
Im Januar 1975 erschien der Song, den Elvis’ Bodyguard geschrieben hatte, auch auf der LP „Promised Land“.
Talk About The Good Times
Text/Komposition: Jerry Reed
Original: Jerry Reed
Aufnahme: 14. Dezember 1973, Stax Studio, Memphis
Overdubbed: 2. Januar 1974, RCA Studio A, Nashville
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues/Gospel/Soul (?)
Erstveröffentlichung: LP „Good Times“, März 1974
Anmerkung: Wieder so ein Fall wie I’ve Got A Thing About You Baby: außen Country, innen Soul, wobei ich auch Gospel-Elemente zu erkennen glaube.
Promised Land
Text/Komposition: Chuck Berry, A.P. Carter, J. A. Roff, William Kindt
Originalversion: Chuck Berry (1964)
Aufnahme: 15. Dezember 1973, Stax Studio, Memphis
Overdubbed: 2. u. 15. Januar 1974, RCA Studio A, Nashville
Stilistische Zuordnung: Rhythm & Blues
Erstveröffentlichung: Single-A-Seite (c/w It's Midnight), Oktober 1974
Anmerkung: Nach der Vorab-Single-Veröffentlichung erschien „Promised Land“ im Januar 1975 auf der gleichnamigen Studio-LP „Promised Land“, der letzten, die in den berühmten Stax Studios eingespielt wurde. Für meinen Geschmack handelt es sich hier um ein wahres Rhythm & Blues-Meisterwerk; der treibende Rhythmus steckt sofort an; die Musiker geben mächtig Gas, und Elvis rockt, was das Zeug hält! Eine sehr modern klingende Cover-Version, die zu meinen Lieblings-Songs vom King aus den 70ern gehört. Tilgner merkte dazu in seinem Buch an: „Die Rhythmussektion wütet rücksichtslos, aber Elvis hält mit, nicht nur tapfer, sondern siegreich. Promised Land ist ein Rhythm & Blues, kein Rock’n’Roll, und deshalb geht er viel tiefer an die Wurzeln.“ Offenbar hat er diesen Titel tatsächlich selbst gehört, bevor er ihn (richtig) analysierte.
Ebenfalls sehr reizvoll ist die Version, die in dem Dokumentarfilm "This Is Elvis" (1981) verwendet wurde – hierbei hatte Elvis seinerzeit im Studio selbst die Harmony Vocals eingesungen, was den Song durch diese Stimmendopplung fast wie ein Duett klingen lässt! Für den letztendlich veröffentlichten Master (1974) wurden diese Harmony Vocals von Elvis jedoch nicht verwendet!
Obwohl Elvis bei seinem umjubelten “Heimspiel” im Mid-South Coliseum von Memphis am 20. März 1974 auch mehrere R&B-Songs performte, mag – zumindest bei mir – ein entsprechendes Feeling nicht so recht aufkommen, da die Instrumentierung für meinen Geschmack zu sparsam ausfällt, der Blues- bzw. R&B-Charakter einiger Songs durch die fehlende Dominanz der Lead-Gitarre von James Burton überhaupt nicht oder nur sehr vage zur Entfaltung kommt.
Da die in Frage kommenden Titel alle schon näher beschrieben wurden, möchte ich auch in diesem Fall nur eine einfache Nennung vornehmen:
See See Rider
I Got A Woman
Love Me
Trying To Get To You (sehr witzig finde ich hier Elvis' einleitende Bemerkung, dass die "Elvis! Elvis!"-Sprechchöre aus den vorderen Reihen sich wie Froschgequake anhören würden - "like a bunch of Frogs" )
Steamroller Blues
Medley: Long Tall Sally / Whole Lotta Shakin’ Goin’ On / Mama Don’t Dance / Flip, Flop And Fly / Jailhouse Rock / Hound Dog (eigentlich eine überaus interessante Song-Auswahl, doch Elvis singt sich für meinen Geschmack viel zu hastig durch die Lieder, komprimiert das Ganze mit 3:21 min. auf die Länge eines einzigen "normalen" Songs. Da wäre mehr drin gewesen.)
Blueberry Hill / I Can’t Stop Loving You
My Baby Left Me
Lawdy, Miss Clawdy
Veröffentlicht wurde die LP "Elvis Recorded Live On Stage In Memphis" im Juni 1974.
I Can Help
Text/Komposition: Billy Swan
Originalversion: Billy Swan (1974), gecovert von Stein, Caravelli und Raymond Lefevre et son grand orchestre (alle drei 1975)
Aufnahme: 10. März 1975, RCA Studio C, Hollywood (Los Angeles)
Overdubs: 8., 9. u. 10. April 1975, Quadrofonic Sound Studio, Nashville
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: LP „Today“, Mai 1975
Anmerkung: Als Bestandteil der „definitive Elvis „blues“ list“ von Nigel Patterson auf Elvis International Network habe ich diesen Song hier inkludiert, wobei er für mich persönlich etwas mehr nach Country klingt als nach einem Blues.
She Thinks I Still Care (Alternate Take 2B)
Text/Komposition: Dickey Lee
Originalversion: George Jones (1962), u.a. gecovert von Connie Francis (1962), Eddy Arnold (1963), Cher (1965), The Carter Family (1965), Bobby Goldsboro and Del Reeves (1967), Marty Robbins (1968), Glen Campbell (1972), Leon Russell (1973), Freddie Fender (1974) oder Conway Twitty (1976)
Aufnahme: 2. Februar 1976, RCA Mobile Studio Graceland („Jungle Room“), Memphis, TN
Stilistische Zuordnung: Blues
Erstveröffentlichung: 5-CD-Box-Set „Walk A Mile In My Shoes – The Essential 70’s Masters“(Disc 4), 1995
Anmerkung: Diese Blues-Version darf nicht mit dem regulären Mastertake von „She Thinks I Still Care“ verwechselt werden, denn bei jenem handelt es sich um eine lupenreine Country-Ballade (siehe „Moody Blue“-Album).
Meiner Meinung nach hätte diese wunderbare Blues-Fassung auch sehr gut auf die „Moody Blue“-LP im Juli 1977 gepasst, denn die Country-Version war ja bereits im Dezember 1976 als B-Seite der „Moody Blue“-Single veröffentlicht worden.
For The Heart
Text/Komposition: Dennis Linde
Originalversion: Teresa Brewer (1975)
Aufnahme: 5. Februar 1976, RCA Mobile Studio Graceland („Jungle Room“), Memphis
Overdubbed: 15. u. 16. Februar 1976, Young'un Sound Studio, Nashville
Stilistische Zuordnung: R&B (???)
Erstveröffentlichung: Single-B-Seite von „Hurt“, März 1976
Anmerkung: „For The Heart“ ist nach meinem Dafürhalten in erster Linie ein zeitgemäßer Rock’n’Roll und weniger Rhythm & Blues, doch in einer zeitgenössischen Single-Rezension (veröffentlicht 1976 in „Goldmine“) schrieb der Elvis-treue Kritiker Jim Van Hollebeke voller Euphorie:
"(...) Die meisten der jüngsten Rock-Singles von Elvis waren grundsätzlich ‚Country-Rock’, aber diese hier ist viel näher zu den schwarzen Wurzeln. Der Song beginnt traditionell mit einer Gitarren-Baß-Schlagzeug-Einleitung, die sich wiederholt und ein typisches Blues-Muster aufbaut. Dann setzt das auffälligste Instrument, das Piano, ein – Barrelhouse Boogie. Jetzt Elvis. WOW! Noch immer Blues! Hohe Töne, lange, kraftvolle Töne, gerade genug Echo, und eine fantastische Harmonie zu Elvis’ eigener Stimme, die ein geisterhaftes long black train-Gefühl erzeugt. (...)"
(Die deutsche Übersetzung ist übrigens dem Artikel „Boulevard Of Broken Dreams“ von Peter Schittler und Thomas Schreiber entliehen, veröffentlicht in ihrer großartigen Magazin-Reihe „Bringin’ It Back“, Ausgabe Nr. 15, vom November 1996)
Van Hollebekes abschließende Prophezeiung von der „geschichtemachenden Platte“ hat sich so zwar nicht erfüllt, doch ist der Song zweifellos der Glanzpunkt der LP „From Elvis Presley Boulevard, Memphis, Tennessee“(VÖ: Mai 1976), die ansonsten wohl ein reines Balladen-Album geworden wäre.
Blue Eyes Crying In The Rain
Text/Komposition: Fred Rose
Originalversion: Roy Acuff & His Smoky Mountain Boys (1947),
u.a. gecovert von Slim Whitman (1956), Ferlin Husky (1959), Gene Vincent (1960), Hank Locklin (1962), Conway Twitty (1970), Willie Nelson (1975) oder Olivia Newton-John (1976)
Aufnahme: 7. Februar 1976, RCA Mobile Studio Graceland („Jungle Room“), Memphis
Overdubbed: 16. Februar 1976, Young'un Sound Studio, Nashville, TN
Stilistische Zuordnung: Country-Blues
Erstveröffentlichung: LP "From Elvis Presley Boulevard, Memphis, Tennessee“, Mai 1976
Anmerkung: Wahrscheinlich ist der Song mehr Country als ein Blues, doch die Instrumentierung (hier vor allem das Piano und die Gitarren-Parts) tendiert durchaus in eine entsprechende Richtung, würde ich sagen. Schon sehr viel mehr Blues Feeling verströmt mMn der 4-minütige Alternate Take 2, der 2009 auf den „Jungle Room Sessions“ (FTD) veröffentlicht wurde.
Die letzten offiziellen Blues- bzw. Rhythm & Blues-Zeugnisse des King datieren von seiner letzten Tournee im Juni 1977, als CBS für ein TV-Special ausgewählte Konzerte filmte und RCA entsprechende Tonbandaufzeichnungen vornahm.
Neues bzw. zuvor noch nicht live gesungenes Blues- und/oder R&B-Material bekamen die Fans leider nicht präsentiert, doch die dokumentarische Pflicht gebietet es, die letzten diesbezüglichen Aufnahmen von Elvis wenigstens kurz aufzuzählen, wenngleich es sich bei den letztgenannten mal wieder um viel zu kurze Fassungen handelt:
See See Rider
That’s All Right
Jailhouse Rock
Hound Dog
I Got A Woman/Amen
Love Me
Trying To Get To You
Little Sister
What’d I Say
Johnny B. Goode
Die Aufnahmen wurden am 19. Juni 1977 im Omaha Civic Center in Omaha/Nebraska und am 21. Juni 1977 im Rushmore Plaza Civic Center in Rapid City/South Dakota aufgezeichnet. Nach der Ausstrahlung des Specials Anfang Oktober 1977 wurden die Mitschnitte noch im gleichen Monat auf der Doppel-Live-LP "Elvis In Concert" veröffentlicht.
Danach war der "schwarze" Elvis de facto Geschichte... :traurig:
Fortsetzung folgt...
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