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Alt 23.07.2006, 11:28
edoep edoep ist offline
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die uebersetzung:

EIN interviewt bernard lansky

der schauspieler jonathan rhys meyers, der elvis in der kuerzlich ausgestrahlten CBS mini-serie spielte, traf letzthin bernard lansky, dem das beruehmte geschaeft gehoert, in dem elvis regelmaessig einzukaufen pflegte. im jahr 2002 interviewte EIN bernard lansky, dieser – wiewohl schon ueber 80 – immer noch so lebhaft und geradeheraus wie immer und hat ein paar tolle geschichten zu erzaehlen.

elvis war noch ein teenager, als er seine mittagspausen damit zubrachte, die musik der beale street in sich aufzusaugen, waehrend er die hochmodische garderobe in lanky brothers’ schaufenstern anstarrte. bernard lansky war jener mann, der elvis diese beruehmten klamotten verkaufte, die den look der damals populaeren mode veraenderten. mit grell pinkfarbenen paspeln und wundervoll texturierten materialien stach diese kleidung sogar im schwarz-weiss fernsehen der 50er jahre hervor,und ihr stil beeinflusst noch unseren heutigen kleidungsstil.

bernard lansky ist so energiegeladen wie jeher und arbeitet jeden tag in seinem neuen geschaeft im peabody hotel in der stadtmitte von memphis. sogra trotz des drucks durch die ‘elvis-woche’ war er so nett, mit EIN’s piers beagley zu sprechen und uns einige tolle geschichten zu erzaehlen,

EIN: mr lansky, sie haben in memphis seit den 1940ern kleider verkauft, und immer noch ist es schwierig, einen ruhigen moment zu finden, um mit ihnen zu sprechen, denn sie arbeiten immer noch, sogar am sonntag!

BL: das stimmt, ich arbeite immer noch 7 tage in der woche. jeden tag um 6 uhr morgens oeffnen wir unsere tueren und ich gehe gegen 16 uhr nachmittags nach hause. manchmal haben wir sehr viel zu tun, besonders wenn es zugeht wie derzeit waehrend der ‘elvis-woche’, dann bleibe ich bis 9 oder 10 uhr abends. und dennoch komme ich immer noch am naechsten tag morgens um 5 uhr wieder. wenn man so richtig schoen in schwung ist, will und soll man nicht aufhoeren.

EIN: sie sind der mann, der elvis seinen ersten und auch seinen letzten anzug anpasste. wie fing alles an?

BL: es fing alles damit an, dass wir armee restbestaende abverkauften, und als damit schluss war, gab es zufaellig eine luecke auf dem modesektor fier hochwertige herrenmode, also gingen wir in diesen bereich. die leute in der beale street unten dachten, wir haetten nicht alle tassen im schrank. zu jener zeit war diese (die beale street) voller pfandleihen und aehnlichen geschaeften. ich wollte etwas komplett anderes machen. meine familie war in der gegend in und um memphis seit etwa 1800 gewesen. wir zogen erstmals 1946 in die beale street und einmal hatten wir 12 laeden gleichzeitig. wir haetten ebensogut 100 geschaefte haben koennen, wir konnten einfach nicht die richtigen leute fuer deren leitung finden. wir waren ueberall vertreten, in ganz mississippi, arkansas und tennessee.

EIN: sie erwaehnten, dass unter anderem count basie und lionel hampton zu ihren kunden zaehlten – also zogen sie die leute vor elvis im stil der damaligen zeit an?

BL: das war lange vor elvis. duke ellington, billy eckstine mit den ‘hi-boy kragen’- hemden (wie genau sehen diese aus? kann jemand mit einer abbildung oder erklaerung weiterhelfen? a.d.ue.). dann machten wir die hosen ohne rueckwaertige taschen. wir waren der damaligen mode weit voraus und die leute dachten, wir seien verrueckt, mit all dieser ware auf den markt zu gehen.

EIN: es hat mich schockiert, als ich las, dass sie ihr geschaeft von der beale street hierher ins peabody hotel verlegt haben. wie kam es dazu?

BL: es war ein schock, von der beale street wegzuziehen, aber elvis presley enterprises bat uns um verhandlungen. wir hatten ein angebot, fuer 2 millionen zu verkaufen, aber wir wussten, das vor sich ging.

priscilla war immer gerne in unser geschaeft gekommen, elvis pflegte sie mitzubringen, und sie kam dann gerne zum einkaufen und brachte ihre freundinnen mit. wir kannten uns und machten unsere spaesse miteinander. das angebot kam um den 20 jahrestag herum und EPE sagte, man wolle die sache nun ins laufen bringen. wenn man den verstand nicht selbst hat, kauft man ihn sich, und genau das hat priscilla mit jack soden getan. jack soden ist wie dynamit. der 20. jahrestag (von elvis tod, a.d.ue.) stand bald bevor, und so erzaehlte ich jack, dass wir daran dachten, dies hier anzumieten. es blieb nicht viel zeit, und sie mussten das gesamte areal bis hinunter ins untergeschoss abtragen. ich machte einen langfristigen mietvertrag und ein lukratives geschaeft – 20 jahre und noch ein paar drauf! weisst du, wenn man sich nur noch verliebt in etwas, das man bereits hat, dann stellt man irgendwann fest, dass man sie (die kunden, a.d.ue.) nicht kriegt, weil sich alles irgendwie verfluechtigt. man muss sich in neue dinge involvieren und in bewegung bleiben.

EIN: also haben sie die jazz aera angezogen, dann die stars des rock ‘n’ roll und dann auch alle groesse des soul, otis redding etc.. haben sie, wie zum beispiel jerry lee lewis, einige von ihnen in letzter zeit wiedergesehen?

BL: oh ja, jerry lee sehe ich von zeit zu zeit, gewiss. ich habe jede art von musik erlebt und jede generation. unser ‘zwirn’ wurde gekauft von b.b.king, bobby blue bland und all diesen stax stars. sie alle kamen bei uns einkaufen. wir hatten die kuenstler aus dem rhythm n’ blues und auch die gospelsaenger. am sonntagvormittag konnte man im radio nichts anderes hoeren als die gospels der schwarzen, und woher sonst hatten sie alle ihre garderobe als von lanskys. wir haben uns um sie alle gekuemmert, und die gruppen bestanden aus 5 oder 6 personen. die arbeit mit elvis war einfacher – weil es ihn nur einmalig gab!

EIN: koennen sie sich daran erinnern, wann sie elvis das erste mal begegneten?

BL: er kam zum geschaeft runter und besah sich die auslagen. ich wusste wirklich nicht, wer er war. gewoehnlich bedraengten wir die leute und versuchten, sie ins geschaeft zu kriegen. er arbeitete damals in loew’s theater (als platzanweiser in einem oertlichen kino, a.d.ue.) und benutzte seine pausen, um herunter zu kommen, sich die schaufenster anzusehen und sich die musik in der beale street anzuhoeren. binnen einer woche, nachdem ich ihn das erste mal gesehen hatte, kaufte er ein hemd, und wissen sie, wir waren das erste geschaeft, das elvis ein kundenkreditkonto gab. ein anderer war david porter, der fuer mich wie ein bruder ist und der viel mit isaac hayes arbeitete. er war einer der groessten soulmusiker und texter. er arbeitete seinerzeit in einem lebensmittelgeschaeft auf der gegenueberliegenden strassenseite und war ein ‘einpacker’ (das sind jene relativ gering bezahlten leute, die den kunden die gekaufte ware in tueten verpacken und ihnen diese zum auto bringen, oft ist das ein zweit- oder schueler-/studentenjob, a.d.ue.). er verdiente sich spaeter eine million. er schieb diese tollen lieder. kennen sie ‘green onions? nun, steve cropper, der gitarrist, bezog von uns seine anzuege – alle von booker t. und the M.G.s taten dies. das war fuer mich nichts neues, einfach nur gut aussehende bolero-jacken und hosen, hinten ohne taschen. – und erst die weiten aermel!

EIN: es gibt da dieses tolle zitat, ‘lansky brothers sei DAS geschaeft, das die amerikanische mode veraendert habe’

BL: das trifft es auf den punkt, und elvis war unser werbetraeger. als elvis unsere kleidung trug, veraenderte dies die amerikanische gesellschaft. diese kleidung mit den pinkfarbenen paspeln. wann immer er danach gefragt wurde, woher er seine garderobe beziehe, antwortete er ‘lanky’s’, und sie alle wollten mit dem strom schwimmen. wissen sie, wir kauften den markt fuer diese sachen buchstaeblich leer und alle welt hielt uns fuer verrueckt. beale street war zu jener zeit nicht eben eine angesagte ‘in-meile’ der stadt – dort begann der blues, dennoch hatten wir diese schrillen klamotten im schaufenster. es war phantastisch. wir hatten unsere eigene schneiderei, und was uns wirklich am ball bleiben liess war folgendes: sie kamen am montag (um zu bestellen, a.d.ue.), und am freitag war ihre neue garderobe fuer das wochenende fertig. wir hatten so viele leute im geschaeft, dass alles um 5.30 nachmittags fertig war, dass die leute anschliessend in ihre clubs und shows gehen konnten. wir hatten soviel ware, dass die waende in unserem geschaeft aussahen wie ein regenbogen.

EIN: das ist ein interessanter punkt – denn dies war die aera des schwarz-weiss-fernsehens, und sie steckten elvis in all diese grellbunte garderobe. wenn man ihn also in der ed sullivan show sieht, sieht man die strukturen der stoffe, aber nicht ihre farben.

BL: im fernsehen waren die farben der kleidung niemals ‘knallig’. im vergleich zur realitaet sahen sie nach nichts aus, aber immer noch ziemlich cool. ich sehe mir das video an und denke bei mir - ‘diesen anzug habe ich gemacht’.

EIN: haben sie elvis in den 60ern oft gesehen?

BL: ja durchaus. er kam andauernd in unseren laden. in dieser hollywood-aera hat man ihn zu schnell vekauft und zu schnell herumgereicht. es hatte alles mit ‘timing’ zu tun, aber seine filme waren scheisse! es ging alles verdammt-noch-eins zu schnell. er war kein gottverdammter filmstar, aber sie pressten ihn in diese rolle. der colonel wollte kohle machen. ich lernte den colonel kennen, und wissen sie was? ich mochte den colonel. er war genau wie ich. es gab kein herumgelabere, zur hoelle, es gab spielte kein theater mit einem. seine haltung war ‘wenn keine kohle dabei rausspringt … lass das ganze trara’. ich verstehe, warum ihn die leute nicht mochten – aber zum teufel, wenn der mann fuer mich gearbeitet haette … mann, er hat seinen job wirklich gut gemacht! er hat elvis an die allervorderste position gebracht. er liess niemals zu, dass irgendjemand elvis seinen rang streitig machte. er setzte sich ueber jedermann hinweg und liess nicht zu, dass elvis leerbrannte. als elvis nach seiner armeezeit zurueckkam, machte er ein riesengeschaeft mit frank sinatra. der colonel war ein harter kerl und einer, der wusste, wo es lang ging und was abging. er war ein kaufmann, so wuerde ich ihn bezeichnen.

EIN: wann hat elvis zum letzten mal bei ihnen eingekauft?

BL: er kam auch in den 70ern noch bei uns vorbei. da haengt sein jenen tagen noch ein pinkfarbener ‘super-fly mantel’ bei uns im laden herum. ich fertigte insgesamt 8 dieser wirklich wild aussehenden maentel fuer ihn an und diese huete, die er trug – pelzhuete. auch in den 70ern kuemmerten wir uns noch um ihn. ich kaufte stets neue sachen ein und kuemmerte mich um das geschaeft. ich wusste, was er wollte – ‘wer zu spaet kommt, den bestraft das leben’ – ich wusste schon, was ich tat!

EIN: ein koestliches zitat, das mich lauthals zum lachen bringt, ist dieses ‘es gab keine gesaesstaschen in diesen hosen, weil die kuenstler ihre hintern praesentieren wollten’. haben sie das wirklich so gesagt?

BL: das stimmt so! wir bezeichneten diese hosenform als ‘hintern-eng’. genau das, ohne gesaesstaschen und zudem mit seitenverkehrten falten. die hemden wurden passend dazu angefertigt. auch die mit den angereihten aermeln. daher kamen auch elvis hemden. es war nichts neues, ich hatte diese sachen schon die ganze zeit ueber fuer die schwarzen jungs aus unserer gegend genaeht. ich machte diese bolderojacken – sie standen alle darauf. denken sie an diese kuenstler vom stax. das ist alles rhythm n’ blues und rock ‘n’ roll. ich habe alles gesehen.

EIN: kennen sie lisa-marie gut?

BL: natuerlich kenne ich sie. sie ist diese woche hier. sie ist nett, sehr nett, aber sie ist wie elvis in seinen anfaengen – sehr schuechtern. ihr jetztiger ehemann (im jahr 2002), nicolas cage, einen netteren kerl gibt es nicht. es ist so nett, das es schon fast nicht mehr wahr ist. er liebt elvis. ich habe eben mit ihrem onkel gesprochen, aber sie wohnt hier im peabody. sie verdient jetzt soviel geld, dass sie gar nicht mehr weiss, wohin damit. beinahe haette man sie letzthin am arsch gekriegt, weil sie viel zu viel ausgegeben hat, aber solange sie damit gluecklich ist… sie ist kompliziert und anstrengend. sie hat kein verstaendnis fuer den wert desse, was vor sich geht. wissen sie, ’easy come, easy go’ – ‘wie gewonnen, so zerronnen’, genau wie ihr vater. wenn der eingehende geldfluss nicht abreisst – warum zum henker einen gedanken daran verschwenden?

EIN: ich dachte, die heirat mit michael jackson sei ihre eigentliche herausforderung gewesen. kann irgendjemand dies erklaeren?

BL: das verstand ich auch nicht. ich habe nie danach gefragt, es war mir scheissegal!

EIN: eine letzte frage: wie war es fuer sie, diesen letzten weissen anzug zu schneidern, in dem elvis zur letzten ruhe gebettet wurde? das muss fuer sie sehr gefuehlsbeladen gewesen sein.

BL: das war es gewiss. tatsaechlich hatte der anzug keine seitenteile – er bestand nur aus den vorderteilen. ich war auf einkaufsreise in dallas, als wir die schreckliche nachricht hoerten. wir kehrten in aller eile zurueck, weil wir wussten, dass arbeit auf uns wartete. ich hatte niemals daran gedacht, dass dies passieren koennte. wir alle dachten, elvis wuerde ewig da sein. tatsaechlich war ich nur jemand, der von aussen zu ihm hineinblickte – sein leben war nicht mein geschaeft. mein geschaeft war, ihm etwas zu verkaufen und ihn einzukleiden. wir haben nicht die koepfe zusammengesteckt und gegenseitig geheimnisse ausgetauscht. ich fuhr gewoehnlich nach graceland hoch und fuehrte ihm die kleider vor, oder lud sie in seinem schlafzimmer ab und in 90% aller faelle gefielen sie ihm. das war ‘etwas besonderes’ .

EIN: mr. lansky, vielen dank. SIE sind ‘jemand besonderer’ und es war phantastisch, endlich mit ihnen sprechen zu koennen.

BL: nun, ich werde nicht juenger, aber ich liebe das leben!

das interview wurde gefuehrt von piers beagley waehrend der ‘elvis-woche’ im august 2002.

copyright uebersetzung: EDOEP

bernard lansky und elvis in den 50ern in seinem laden
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