Einzelnen Beitrag anzeigen
  #111  
Alt 23.12.2016, 00:47
sapperlot sapperlot ist offline
Foren-Profi
 
Registriert seit: 18.09.2013
Beiträge: 216
sapperlot Renommee-Level 0,4%
analog fair trade statt entwicklungshilfe

Zitat:
Zitat von Graves_bei_Nacht Beitrag anzeigen
[... ...] Im Übrigen: wahre Großzügigkeit sieht für mich anders und ist u.a. nicht davon begleitet, möglichst diverse Augenzeugen zu haben, damit es entsprechend medial weiterverbreitet [...] [..] Als Arbeitgeber hätte Elvis nicht einmal Großzügigkeit an den Tag legen müssen, sondern einfach nur 'seine Leute' entsprechend bezahlen. Schon Black und Moore klagten darüber.
*

ja, lieber @graves, da begegnen sich wohl unsere gedanken. ich denke in meiner fernen begegnung zu elvis presley auch darüber nach, und komme stets zu der annahme, dass diese allenthalben unfairen geschäftsbeziehungen einem harten und einem weichen, interpretatorischen fakt geschuldet sind.

~der harte fakt: thomas parker ist nicht über diese finanziell unwürdigen verträge hinaus gegangen. ich erinnere gelesen zu haben, dass elvis presley gerade bei bill black und scotty moore -also in seinen jungen karriere-jahren- zwar interveniert hat, sich dann doch seinem manager gebeugt hat. und zum ausgleich der ausbeutung eben außerhalb der geschäftsbeziehung recht spendabel war.

so weit … so gut wie schlecht.

~der weiche fakt: in späteren, etablierten jahren hätte er erfolgreich opponieren können. dies ebenso wie außerhalb des einflussbereiches von thomas parker, bei seinen angestellten beispielsweise. doch auch diese male verblieb das salär gering, die materielle generosität groß. das generiert auf der nehmerseite dankbarkeit und (korrumpierbarkeit vorausgesetzt ...) abhängigkeit bis hin zu hörigkeit. ich denke schon, dass mr. presley diese dependenzen brauchte … seine angst, nicht zu genügen, darin zu überlisten trachtete. vermutlich als unbewusstes motiv des ärmlichen entlohnens und reich beschenkens (... tiefenpsychologisch gesehen eventuell die fortführung eines kindheitstraumes und dessen erfüllung!)

*
eines in diesem kontext geht mir arg ans herz: arthur crudup, dessen that’s all right mama den unbedarften elvis unwiderstehlich in die äther und auf die bühnen schwang, hatte sein copyright darauf verabsäumt. in späten jahren war der big boy nicht nur verarmt, er wurde auch krank. der in dieser hinsicht herzerfrischend unspektakuläre (hier teile ich deine einstellung der kalkulierten effekthascherei nicht) elvis presley bezahlte ihm seine arzt- und krankenhauskosten aus sentiment und als dank. das ist schön, das ist gut.

doch wäre es nicht anständiger gewesen, ihm sein salär für das lied zu bezahlen … quasi so, als hätte er seine rechte daran damals erworben?

ich meine: ja, es wäre fairer gewesen. und selbstverständlich für einen menschen mit einer verinnerlichten moralischen haltung, die bekanntlich der vernunft entspringt. jene haltung nahm elvis presley durchaus ein, beispielsweise wenn er seine einnahmen der steuerbehörde mitteilte. die schenkungen scheinen mir emotional, darüber hinaus neurotisch (s.o.) motiviert gewesen zu sein.

nun, es kann sein, dass die krankheitskosten für arthur crudup die redlichen tantiemen überstiegen haben. für diese betrachtung ist das unerheblich. und, wie ich vermute, hätte mr. presley’s (groß)herz(igkeit) die fehlenden dollarnoten aufgefüllt. doch mr. crudup hätte nicht so tief dankbar sein müssen, ein aspekt des erlebens von würde …

ja, ich glaube, das war es, was elvis presley umtrieb: nicht, den menschen ihre würde nehmen zu wollen, doch sich aus einem nichtigkeitswahn heraus über sie zu erheben, um sich ebenbürdig zu fühlen.

freilich, mitunter lief ihm in anderen kontexten diese variante der kompensation out of control.

ein schönes, frohes weihnachtsfest mit dem ohrenschmaus der verzaubernden musique unseres lieblings wünsche ich dir und allen, es**el ;)

Geändert von sapperlot (23.12.2016 um 00:52 Uhr) Grund: tippfehlerchen ...
Die folgenden Nutzer bedankten sich bei sapperlot für diesen Beitrag: