Einzelnen Beitrag anzeigen
  #30  
Alt 08.07.2008, 10:34
gast-20080904
Gast
 
Beiträge: n/a
Zitat:
Zitat von TheKing Beitrag anzeigen

Das Prinzip ist einfach: Nimm einen berühmten Menschen für den sich viele interessieren...und schreibe ein Buch über ihn. Das machen aber Viele. Deswegen braucht man einen Haufen Schmutz und Skandal, damit es sich auch verkauft, also ist Elvis ein erdnussbrotfressendes, drogensüchtiges, perverses Schwein welches in Windeln kackt und dabei wild um sich ballert. Schwul sollen Lennen und Elvis auch gewesen sein laut goldman, der läßt wirklich nichts aus....am Besten man denkt nicht über ihn nach und richtig: Kauft nicht diesen Schrott. ich habe es auch nicht, ich habe nur darüber gelesen...
Vielleicht solltest du dich einmal damit auseinandersetzen, denn so einfach, wie es einem in den Kram passt, ist das Ganze nämlich nicht. Das liegt schon in der Natur der Sache und des Themas. Ich selbst habe lange genauso gedacht und empfunden wie wohl die allermeisten Elvis-Fans. Das Buch habe ich vor neulich einmal weggeworfen, was ich im Nachhinein als dumm betrachte und bereue, weil es zeigt, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema meinerseits nicht funktioniert hat.

Ich habe mir nun diese Videos angesehen (vielen Dank dafür), und muss meine Meinung über Goldman zumindest in Teilen revidieren. Er ist zweifelsohne ein Unsympath. Er wirkt überheblich bis arrogant in seiner Art, was allerdings für meine Begriffe nicht wenig mit seinem Gestus, vor allem aber seiner (Aus-)Sprache zu tun hat. Dazu kommen einige Begrifflichkeiten, die man so heute nicht mehr verwenden würde, beispielsweise den Hinweis auf einen IQ. Kaum jemand würde heute noch einen Menschen und dessen Fähigkeiten nach dessen IQ beurteilen. Das sind die 60er und 70er Jahre, die da noch nachschwingen, ein Übermaß an Intellekt, der sehr häufig fehl am Platze ist, vor allem, wenn es um Rockmusik und Popkultur geht.

Dass er sich mit seinem Buch keine Freunde machen würde, dürfte ihm wohl klar gewesen sein. Ich glaube, das hat er weder erwartet noch beabsichtigt. Einiges von dem, was er sagt, ist kompletter Unsinn, um nicht zu sagen Schrott. Vieles ist aber auch sehr gut beobachtet, analysiert, erklärt und seiner Zeit weit voraus. Als er beispielsweise sagt, man müsse für "Elvis" neue Begrifflichkeiten schaffen, um ihn zu beschreiben, man könne von ihm nicht einfach als Sänger, Schauspieler, Entertainer sprechen, weil er als das sprengen würde und nur eine Projektionsfläche von Images sei, selber projiziere usw., da fand ich das sehr interessant.

Auch was er zu Elvis' Macht über Menschen sagt, seine - bewusste oder unbewusst, gewollt oder ungewollt eingesetze - Fähigkeit, Menschen zu manipulieren und für sich einzunehmen, ist er weit davon entfernt, daneben zu liegen. Was er zu Elvis' Drogenkonsum sagt, den Ursachen und Wirkungen ist im Großen und Ganzen absolut nachvollziehbar und weit entfernt davon, übertrieben oder gehässig zu sein. Was er zu Elvis künstlerischen Ambitionen sagt: Zutreffend.

Eine der interessantesten Aussagen kommt bereits im erste Teil des Interviews:

"The mail I receive from fans all is written as You would write about an intimate, personal friend. And they say: 'This man is so close to me, this man brought love and joy into my life. I don't want you to write mean things about this man (...)'.

Or people would say to me: 'I know Elvis. Elvis was decent, what you have written cannot be true.' And when you talk to these people (...) I say: 'When you say you knew him, I mean, did you ever meet him?' They say: 'No, but he was my idol ...' - So, there is that incredible ability he had to make people feel they knew him intimately ..."


Das sind schon interessante, zutreffende und grundlegende Gedanken, die sich auch 30 Jahre nach seinem Tod und u. a. in diesem Forum widerspiegeln.

Ich denke, er hat sich ein schwieriges Thema ausgesucht, aus welchen Gründen auch immer, das sei einmal dahingestellt, und er hat es nicht einfach. Und das ein Mensch, der über ein Thema wie Elvis Presley, über eine komplexe und in sich oft paradox wirkende Persönlichkeit schreibt, selbst nicht ganz einfach und unkompliziert, selbst nicht frei von Widersprüchen sein kann, dürfte war sein.

In dem Interview jedenfalls sehe ich kaum etwas, das mich als Fan beunruhigen würde, im Gegenteil: Es hat mir Albert Goldman in einer ganz bestimmten Weise irgendwo sympathischer gemacht als ich ihn mir bisher stets vorgestellt hatte.

Geändert von gast-20080904 (08.07.2008 um 10:37 Uhr)