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Alt 12.02.2019, 11:09
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Fortsetzung


Dabei übersahen sie jedoch Colonel Tom Parker's Planungs-und Promotion-Talent. Sie rechneten nicht mit 31 Elvisfilmen in Folge; sie erahnten nicht, dass Elvis seine Koteletten ablegen und die Regeln in Mittelamerika akzeptieren würde und sich zu benehmen wüsste. Aber genau das passierte. Im Frühjahr 1958 griff die US-Army nach ihm und Elvis gab zwei Jahre lang einen vorbildlichen Soldaten ab. Nach seiner Heimkehr begab Elvis sich in eine virtuelle Abgeschiedenheit. Er posierte nicht nackt in einem Bett mit Yoko Ono; er ließ sich nicht die Zähne im "The Sands" ausschlagen; er hing nicht mit Spielern herum; er kaufte keine Bar an der Upper East Side. Auch heiratete er keines der Starlets, die er unbemerkt in Hollywood traf. Er heiratete die 18jährige Tochter eines Airforce Colonels. Mit Priscilla Beaulieu bekam er eine kleine Tochter namens Lisa Marie, jetzt 3 Jahre alt. Er lebte das privateste Leben das man nur leben kann und gab neun Jahre lang keine Konzerte.
Letztes Jahr als die Filmstudios entschieden, die Welt habe nun genug von den vertrauten Jugend-Streifen, die Elvis immer und immer wieder drehte, fand Colonel Parker etwas, was für Elvis eine neue Herausforderung darstellen würde. Er brachte ihn für ein Monats-Engagement nach Las Vegas und ließ ihn an drei Abenden Konzerte im Astrodom in Houston geben. Damit bot er den Leuten einen neuen Blick auf einen anderen Elvis - auf einen aus Fleisch und Blut. Wie auch immer, es spielte sich Kurioses ab.
Die Gegenkultur, die Elvis vor langer Zeit als eine Art Drückeberger abgetan hatte, sah nun, dass er genau dort war wo alles begonnen hatte! Kritiker des "Avantgarde" in Paris sahen "etwas Neues" in Elvis, und die Presse des US-Undergrounds machte eine politische Sache aus dem Ganzen:
Ed Sullivan hatte Elvis elektronisch kastriert; Uncle Sam hatte sein Haar geschnitten und Hollywood hatte ihn in dämliche Filme gesteckt. Aber ein Underground-Schreiber sagte: "Er überlebte die Kaufkraft von ganz Amerika und hielt an dem System fest".
Viele hoch angesehene Beobachter der Musikszene pilgerten nach Las Vegas um Elvis' dortiges Comeback im August 1969 zu sehen. Das Ergebnis war reine Anerkennung. "Da draußen war ein neuer Mann", schrieb Ellen Willis von "The New Yorker". "Elvis war glücklich und erleichtert als er sah, dass wir hinter ihm standen. Er könnte in den nächsten Monaten einen signifikanten Einfluss auf die Popmusik haben".
Und in der Rock-Bibel "Rolling Stone" wurde Elvis zu König David.

Somit wurde Elvis' Fankreis nur größer. Er hatte Mittelamerika (das ohnehin stets zu ihm gehalten hatte - egal wie er sein Haar trug), und jetzt hatte er auch noch unsere mürrische Jugendkultur.
Elvis war ein nationales Monument. In diesem Jahr - 15 Jahre nach den ersten düsteren Vorhersagen seines frühen Untergangs - brachte er es auf fünf Goldene Schallplatten und seine Verkaufszahlen von "Eine-Million-oder-mehr" auf 58.



Fortsetzung folgt
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