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Alt 18.04.2006, 21:57
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michael grasberger michael grasberger ist offline
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"dein parfum erinnert mich an die nacht, als wir uns zum ersten mal getroffen haben. erinnerst du dich noch, june?"
"als wäre es gestern gewesen", antwortete ich lächelnd.
"ich weiß noch alles aus jener nacht, june, sogar, was du angehabt hast. zuerst hab ich dich für ein farbiges mädchen gehalten. du warst am dancfloor und ich habe von der bühne aus nur diese prächtige gestalt im engen weißen kleid erkennen können. erst als du näher zur bühne kamst, habe ich gesehen, dass du eine weiße bist. du hattest aber auch die dunkelste sonnenbräune, die mir je untergekommen ist. als du gelächelt hast, blitzten deine weißen zähne und die blauen augen. wo ist deine bräune hingekommen?"
"dafür ist es noch zu früh. das wasser ist noch kalt."
"was hat das mit dem wasser zu tun?"
"ich geh doch nicht an den strand, nur um mich bräunen zu lassen. ich gehe schwimmen – die bräune kommt von selbst. sonst gibt es nicht viel zu tun in biloxi. du solltest mich mal dort besuchen, damit du etwas farbe auf die wangen bekommst."
"ich weiß, ich bin ein bisschen blass. aber bald habe ich etwas mehr freie zeit. vieleicht komme ich ja dann wirklich nach biloxi."
"gut, dann werden wir fischen und schwimmen, und uns ein gutes leben in der sonne machen."
"das schwimmen musst du mir aber erst beibringen, june. ich hab's nie gelernt."
"du kannst nicht schwimmen? wie das?"
"ich bin eben nicht am wasser aufgewachsen, und meine mama ließ mich nicht zum bach. sie war eben immer schon ein wenig überängstlich; wahrscheinlich, weil mein zwillingsbruder gestorben ist. naja, und abgesehen von der senkgrube hatten wir auch nie einen pool hinterm haus", lachte er. "und am anfang gab es nicht einmal die. hattet ihr auch ein plumpsklo, june?"
"gott sei dank nicht, aber meine mutter musste sowas benützen, als sie noch klein war. einmal, als sie die tür des aborthäuschens zuschlug, ist ihr eine schlange auf die schultern gefallen. seit ich diese geschichte gehört habe, könnte ich beim besten willen auf keins gehen. ich müsste mir in die hosen machen oder in den wald gehen."
"ich bin oft in den wald gegangen, als ich ein junge war. wir waren damals arm, june, wirklich arm. meine mama und mein daddy haben viele opfer für mich gebracht. june, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie gut es sich anfühlt, dass ich ihnen jetzt was bieten kann. sie hatten es wirklich hart, aber das ist gottseidank vorbei!"
[...]
"okay, da wären wir also. elvis presley und june juanico. und ich bin so froh, dass du mir wieder über den weg gelaufen bist!"
"das war schicksal, june. es musste passieren!"
"vielleicht kann man es wirlich schicksal nennen. alle unsere begegnungen wirken irgendwie arrangiert. ich weiss nicht, wenn glenda mich damals nicht in den airman's club gezerrt hätte...und diesmal war es marie, die unbedingt hierher kommen wollte. ich wusste nicht einmal, dass du in memphis lebst."
"und ich wäre gar nicht in der stadt gewesen, june, wenn mein cousin nicht ertrunken wäre. wir waren füreinander bestimmt."
mrs presley hatte das auto gehört und erwartete uns schon an der tür.
"hi, june. schön, dich wiederzusehen. nur herein, ich habe gerade kaffee gemacht. du trinkst doch kaffee, june, nicht wahr?"
"ja, ma'am, jeden morgen. ich hätte gern einen."
alberta, die neue haushälterin der presleys, war gerade dabei, in der küche feldbohnen zu schälen. mrs presley machte eine ecke des tisches frei und alberta goss elvis und mir den kaffee ein.
"wenn sie mir eine schüssel geben, helfe ich gern mit den bohnen", bot ich an. alberta holte eine schüssel aus der kammer und stellte sie erwartungsvoll vor mich hin. es sah aus wie ein geselliges beisammensein auf einer farm, wo alle um den tisch sitzen und bohnen schälen. elvis nahm eine der bräunlichen hülsen, brach sie entzwei, spielte ein weilchen damit und warf sie zurück auf den haufen.
"alberta, wie gefällt dir mein mädchen? mein schatz heißt june und kommt aus biloxi, mississippi. ist sie nicht das reizendste ding, das du je zu gesicht bekommen hast?" ich fürchtete schon, er würde wieder von meinen füßen anfangen.
"aber sicher doch!" sagte alberta mit einem grinsen im gesicht.

[fortsetzung folgt]