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Alt 21.11.2005, 18:37
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Aloha - part 2

.--. .-. . ... .-.. . -. -.- PRESLEY
.- .-.. --- .... .- ALOHA
..-. .-. --- -- FROM
.... .- .-- .- .. .. HAWAII
...- .. .- VIA
... .- - . .-.. .. - . SATELLITE (Morsezeichen vom 14.01.1973)

**Es war sicherlich kein Zufall, dass die Aloha-show das erste Mal im Sommer 1972 durch die Medien geisterte. Das Titelblatt einer großen hawaiianischen Zeitung brachte unter der Überschrift Presley on Tv live from Hawaii die Meldung, daß Elvis ein 60minütiges tv-special plane, welches im Oktober oder November ´72 von Hawaii aus weltweit ausgestrahlt werden sollte.

„Es ist Elvis´ Absicht, all seine Fans in der ganzen Welt zu erfreuen, und es ist uns unmöglich, in jeder Stadt aufzutreten.“ erläuterte Parker den Beweggrund für das Unternehmen. James Kingsley vom Memphis Commercial Appeal verriet, daß Elvis´ Show über einen über dem Nordpol befindlichen Satelliten ausgestrahlt werden würde.
Auch ist es sicherlich kein Zufall, dass die Idee dazu nach dem rauschenden Erfolg der Konzerte im Madison Square Garden an die Öffentlichkeit kam. Diese sogenannte Generalprobe in New York war offensichtlich gelungen. Die Shows waren perfekt abgewickelt worden und die Lp dazu war binnen weniger Tage auf dem Markt - und verkaufte sich phänomenal rasant.
Bald darauf gab es Neuigkeiten aus Hawaii: angeblich wären 3 Konzerte im November geplant und das letzte davon würde an ausgewählte Länder live ausgestrahlt werden; in den USA bekämen Theater, Kinos und Konzertsäle die Gelegenheit, die Show über Kabeleinspeisung live zu zeigen.
Bis mindestens in den Spätsommer hielt man am ursprünglichen Plan, das Special noch ´72 auszustrahlen, fest. Tatsächlich waren auch bereits drei Konzerte am 17. und 18. November ´72 in Honolulu fixiert. Offensichtlich gelangten die Organisatoren dann doch zu der Überzeugung, dass ein so früher Termin nicht realisierbar wäre, den am 5. September erhielten sie Tageszeitungen der USA über Associated Press die Mitteilung, daß das Special verschoben sei.
„Las Vegas, Nev. (AP). Das Datum für die weltweite Liveausstrahlung eines Auftrittes von Elvis Presley wurde von November auf Januar geändert (..). Rocco Laginestra, Präsident von RCA, erklärte in einer Pressekonferenz letzte Nacht, dass Elvis am 14. Januar 1973 im Honolulu International Center auftreten werde. (..) Laginestra sagte, dass das Programm die größte Zuseherzahl in der Geschichte des Fernsehens haben werde und prophezeite eine Aufnahme des Live-auftrittes, die sich über eine Million Mal verkaufen werde.“
Elvis selbst war bei dieser Pressekonferenz in der Nacht vom 4. zum 5. September im Las Vegas Hilton zwar anwesend, sprach jedoch nicht allzu viel. Er brachte lediglich zum Ausdruck, dass er hoffe, seine Fans nicht zu enttäuschen. Laginestra weigerte sich standhaft, Elvis´ Gage zu beziffern, ergänzte aber: „Elvis ist der einzige Künstler, der so eine Sache machen kann.“

Glücklicherweise versandte auch UPI ein News-bulletin über diesen Abend, welches The Register am 6. September verwendete. Unter dem Titel Presley plans 50-century Tv Satellite Performance finden sich nicht nur Daten aus der vorherigen Meldung, sondern auch einige ergänzende Infos:

„Presley, der sagte dass er ein wenig Deutsch und Dänisch spreche, erklärteaber gleichzeitig, daß die Show striktes Entertainment sein werde und er keinerlei Absichten habe, vor dem internationalen Publikum als Botschafter aufzutreten. Auf die Frage, wie er sich über die Jahre hinweg verändert habe, (..) antwortete er.
„meine Koteletten sind ein wenig länger. Außerdem filmt man mich jetzt von oben bis unten und nicht nur von der Hüfte aufwärts. Und ich glaube, dass ich mich verbessert habe - meine Darstellung auf der Bühne und meine stimmlichen Fähigkeiten.“ Über seinen Schiffbruch in der Ehe sagte er: „es hat nicht geklappt in diesem Fall. Ich habe nichts gegen das Eheleben.“ (..)“
Am Tag nach der Konferenz schickte auch RCA selbst eine Pressemitteilung raus und hier wurde das Datum der Show nun ebenfalls fixiert.
...
Schon Ende September setzte die Nachfrage nach Karten für die Show ein. Da noch keinerlei Details bekannt waren, kursierten auch schon bald die ersten Gerüchte. Der Honolulu Advertiser beschäftigte sich damit am 22. September ausführlich in seiner Leserbrief-kolumne, weil angeblich die besten Plätze für die japanischen Reisebüros reserviert wären. Zwar konnte die Antwort der Redaktion die Befürchtungen der Leser nicht zerstreuen, aber immerhin hielt die Zeitung fest, dass über den Verkauf der Tickets noch keinerlei Entscheidung gefallen sei.
Im November meldete sich schließlich Matt Esposito, der Direktor der H.I.C. zu Wort: „In der nahen Zukunft werden wir Details über den Kartenverkauf bekannt geben.“
Am 17. November, unmittelbar vor dem ersten Probe-konzert, fiel die Entscheidung: „Aloha from Hawaii“ würde eine Benefiz-veranstaltung sein!

Bekanntgegeben wurde dies allerdings erst am 20. November im Rainbow Rib Room des Hawaiian Village Hilton Hotel. Neben Elvis, der einen entspannten und erholten Eindruck machte, war einmal mehr Rocco Laginestra anwesend. Parker war natürlich auch dabei und würzte die Konferenz, an der insgesamt ein wenig mehr als 50 Personen teilnahmen, mit einigen typischen Bemerkungen: „Ok, Leute, setzt euch hin - wenn ihr stehen bleibt, zahlt ihr 5 Dollar. Die Elvis-booklets auf den Sesseln sind gratis - das ist übrigens sehr unüblich für mich!“
„Der Eintritt zu dieser Show wird nur durch eine freiwillige Spende möglich sein!“ ergänzte Laginestra.
„Alle Spendengelder werden für den Kui Lee Krebsfond verwendet werden.“

Die geradezu unheimlich Initiative von RCA, die Elvis sonst eigentlich nicht sonderlich unterstützten, ist mit ein wenig Einblick leicht erklärt: man verdiente sich nicht nur am Soundtrack (wieder einmal) eine goldene Nase - auch der Satellit Globcom, über den das Special ausgestrahlt wurde, befand sich damals im Besitz von RCA, wodurch natürlich auch die Senderechte an RCA bezahlt werden mussten.
Der Fond wurde von Eddie Sherman ins Leben gerufen und nach Kui Lee, dem beliebtesten Sänger Hawaii´s, benannt. Elvis, Parker und Laginestra spendeten jeweils 1.000 Dollar und jeweils 500 kamen von Don Madsen (Vizepräs. der hawaiianischen Hilton Cooperation) und von Bürgermeister Frank.F. Fasi, der durch Matt Esposito vertreten wurde.

Elvis beantwortete in seiner für den Umgang mit der Presse lakonischen Art eine Menge Fragen. Er schaffte es auch wieder einmal, zu zeigen, wer ihm tatsächlich wichtig war: knapp 20 Minuten lang beantwortete er die Fragen der Reporter, dann schrieb er gut 30 Minuten Autogramme für wartende Fans. Inzwischen kursierten Gerüchte, dass er sich nach der Show, dem Höhepunkt seiner Karierre, ins Privatleben zurückziehen würde.
„Es ist nur ein Gerücht“ korrigierte er: „Nach der Show gehe ich nach Las Vegas!“ Was sei für seinen 17 Jahre andauernden Erfolg verantwortlich? „A lot of praying.“ … (also eine Menge Gebete).

Die letzte November-woche war geprägt von zahlreichen Pressemeldungen, die sich größtenteils wiederholten.
Im Dezember sickerten dann weitere Informationen durch. Ein paar Insider in der Elvis-welt konnten bereits über das Coverdesign berichten - die Aussenhülle war im Dezember fertig gedruckt.

Am 13.Dezember verkündete Kathy Titchen im Honolulu Star-bulletin unter der Überschrift
Presley benefit ticket plan ready auch endlich, wie die Karten des Konzertes zur Verteilung gelangen würden.
„Das H.I.C. Büro nimmt ab sofort Schecks im Postweg für die 7000 zur Verfügung stehenden Plätze entgegen.
Die Schecks müssen für den Kui Lee cancer fund ausgestellt sein; die Betragshöhe ist dem Spender überlassen.
Die Karten werden nach Eingang des Poststempels verschickt, unabhängig von der Höhe des Schecks. Aber die
200 großzügigsten Spender werden in einem speziellen Abschnitt, den Matt Esposito den „goldenen Kreis“ nennt, zusammensitzen. (..)
Er wusste den genauen Grund nicht, warum RCA das Konzert so angesetzt hatten, dass vor allem Japan und der Ferne Osten in Bezug auf die Beginnzeit bevorzugt waren.“
Esposito konnte den Grund auch gar nicht wissen - damals war es wohl nur wenigen Leuten klar, warum diese Show perfekt für Japan abgestimmt war. Seit Elvis´ Bühnencomeback vor 3 Jahren hatten sich 2 Länder herauskristallisiert, in denen die Fans besonders Elvis-hungrig waren: England und Japan. Es sind zwar nur reine Spekulationen, dass Parker geplant hatte, Elvis (irgendwann einmal) in London, Frankreich, Deutschland und Italien auftreten zu lassen; aber was viel unwahrscheinlicher schien war die Möglichkeit, jemals den fernen Osten zu bereisen. Also musste eine Tv-show her, live übertragen, die nächstbeste Sache nach einem tatsächlichen Auftritt.

Schließlich wurde es ernst: morgens am 7. Januar 1973 begann der Kartenverkauf für Aloha from Hawaii . Wayne Harada berichtete im Sunday Star & bulletin Advertiser : „Col.Parker sagte gestern, dass die Kartenverkäufe nur noch gegen Spenden erfolgen. Er sagte:“Könnte man es noch eine Spende nennen, wenn man ein Minimum festsetzt? Manche unserer Fans können sich kein Minimum leisten. (..) Und das ist der Punkt der uns wichtig ist:
die Leute, die Interesse haben, den Kui Lee-krebsfond zu unterstützen, sollen aus eigener Überzeugung ein Minimum bezahlen. Wenn ein Fan nur ein oder zwei Dollar geben kann, na und?! Wir werden ihn deshalb nicht abweisen!“ Die Kartenschalter werden von 8h morgens bis 5h nachmittags offen sein. Sollte eine große Nachfrage nach den Karten für die Tv-show bestehen, (..) so wird auch Presley´s Generalprobe für die Öffentlichkeit auf Spendenbasis zugänglich sein.“
Am 8. Januar (!) berichteten die Zeitungen in Hawaii bereits, dass am Vortag nur noch 100 Karten übrig geblieben waren und nun auch Karten für die Generalprobe ausgegeben würden. Einen Tag später war es soweit: von Los Angeles kommend traf Elvis um 4h Nachmittag am Honolulu International Airport ein. Er nahm einen Helikopter zum Hawaiian Village Hilton Hotel, wo seine Ankunft gefilmt wurde.
Laurel Murphy berichtete darüber am 10. Januar: „Eine sanfte Brise strich über das Wasser und etwa eintausend Fans drängten sich gegen die Absperrungen des Hilton, um den großen Augenblick zu erwarten. (..) „Ich küsste ihn zweimal in Vegas“, seufzte Barbara Zuppardo,23, in ihrem Bikini (..) **
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Hinweis in eigener Sache:
wenn du glaubst, dass ich mich dir gegenüber wie ein Arschloch verhalte, kannst du ziemlich sicher sein, dass du es verdient hast
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