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Alt 07.02.2019, 16:49
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Fortsetzung


Dann fängt er an zu kichern - unfähig seine Belustigung über all diesen Quatsch zurück zu halten.

Er hatte Spaß und es machte Spaß, ihm zuzusehen. Ich mochte ihn. Für mich war das eine Wendung.
Ich werde jetzt nicht ins Detail gehen, außer dass ich wahrscheinlich einer von vielen war, die 1956 nur einen kurzen Blick auf Elvis geworfen hatten. Ihn verdammt hatten für das, was sie für seine unaussprechliche Sexualität hielten, und ihn abwerteten als einen weiteren lebenden Beweis der Vulgarität Amerikas.
Ich hörte nur zufällig mal seine Songs - mehr als Hintergrundgeräusche so nebenbei - und ich sah nicht einen seiner Filme.
Wenn ich über Elvis nachdachte, dann nur um mir in Erinnerung zu rufen, dass dieses Land falsche Prioritäten setzte; dass Elvis' jährliches Einkommen von 5 Mio. Dollar, grob geschätzt, so hoch war wie der Verdienst von 150 Weltraum-Forschern oder 500 Professoren oder all der Ordensschwestern, die an den Schulen in Nord Amerika unterrichteten. (Heutzutage wird es wohl das Doppelte sein in Anbetracht des Geschäfts mit seinen über 60 Alben, hunderten Singles, Tonbändern, Cassetten, 31 Kinofilmen und seinem Show-Anteil in Las Vegas).

Und jetzt saß ich dort und mochte ihn. Er hatte diesen weichen, schmollenden, selbstgefälligen Ausdruck der frühen Jahre (um sich Selbstsicherheit zu geben) verloren. Jetzt zeigte sich mir auf den ersten Blick ein disziplinierter Performer, der Spaß hatte in einer Weise, die ich schon immer für die beste gehalten hatte:
Spaß zu haben bei der Arbeit - mit Leib und Seele hart daran zu arbeiten etwas zu erschaffen.

Niemand auf dieser Bühne schien härter zu arbeiten. Nach einer Pause legte er sich einen schweren Gürtel um die Taille und weiße Manschetten an die Handgelenke und arbeitete weiter bis er in seinem Schweiß glänzte.
Er sang, dirigierte die anderen, tanzte und spielte währenddessen kleine Spielchen. Einmal nahm er ein Handtuch von einer Stuhllehne, imitierte ein Vorspiel um später das Mikrofon zu umfassen und es quietschen zu lassen.
Hin und wieder hielt er kurz ein, manchmal inmitten eines Songs, um Flüssigkeit zu tanken. Gatorade oder Ginger Ale - der Doktor hatte es verordnet, damit seine Kehle immer feucht war.
Manchmal stoppte er auch um irgend etwas witziges zu seinem alten Freund Charlie Hodge an der Gitarre, zu sagen.

"Der Herr und Meister eintausendneunhundertsiebzig" - er schien sehr glücklich mit seinem Los zu sein.

Elvis Aron Presley war mit 35 Jahren ziemlich weit entfernt von den Selbstzweifeln an der Humes High in Memphis, wo er sich trotz seiner Liebe zum Football, noch nicht einmal an die Jayvees herangewagt hatte. Er war lieber allein, spielte auf seiner 2,50 Dollar-Gitarre den Soul der Baumwollfelder und der Berge, oder hörte einfach dem Blues zu, der von dem schwarzen Sender WDIA in Memphis gesendet wurde.
Diese Musik war zu banal, zu sexy für das hübsche weiße Volk. Aber Elvis lauschte Arthur (Big Boy) Crudup und Kokomo Arnold und Arthur Gunter und Little Junior Parker und Chuck Willis. Nachdem er selbst angefangen hatte bei Sun Records aufzunehmen, zunächst hauptsächlich Country, erschienen die Songs seiner Idole auf den B-Seiten.
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