Thema: Bericht ELVIS und LED ZEPPELIN
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Alt 28.07.2005, 18:49
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Zitat:
Zitat von epe
Vielen Dank Tafka S. !

Völlig neue Facts für mich. Sehr strange, dass so unterschiedliche Künstler in Musik- und Lebensstil einander verehren.
Ich stelle mir gerade vor wie die Rocker 1974 ein Konzert des bereits dicklich werdenden im Jumpsuit auftretenden Elvis anschauen und das auch noch guuut finden !!

Ob Udo Lindenberg und sein Panic Orchester wohl Peter Alexander vereehrt haben ?

epe
Guter Vergleich, das mit Udo und Peter.
Aber genau das ist es, was mich auch so fasziniert. Diese grundsätzliche Verschiedenheit zwischen Elvis und Led Zeppelin, die dennoch auf eine gewisse Art und Weise beide Musikergenerationen einander näher brachte. Ich glaube, diese Verehrung sagt sehr viel über die symbolische Bedeutung von Elvis in den 70ern aus. Denn im Grunde genommen hätten doch die lässigen Rocker von Led Zeppelin all das uncool finden müssen, für das Elvis damals stand: Las Vegas Entertainment für vorwiegend ältere Herrschaften, ein im Prinzip über Jahre hinweg gleichbleibendes Live-Repertoire aus Popsongs und Balladen (von rockigen Ausnahmen einmal abgesehen) und ein geradezu verschwenderisches Luxusleben. Rocker wie die Stones oder eben Led Zeppelin hatten doch vollkommen andere Wertvorstellungen, konsumierten in gewissen Phasen ihrer Karriere exzessiv Alkohol und Drogen und lebten mehr oder weniger von heute auf morgen. Der Rockstar-Tod unter 30 war damals keine Seltenheit, wenn wir mal an besonders prominente Vertreter wie Brian Jones von den Stones, Jimi Hendrix, Janis Joplin oder Jim Morrison von den Doors denken. Die waren alle durch die Bank gerade mal 27 Jahre alt! Elvis begann zwar ebenfalls als Rocker, der sich in den 50ern gegen kulturelle Konventionen auflehnte, doch er hatte sich nach seiner Militärzeit für alle erkennbar davon distanziert und sich zum verträglichen, generationsübergreifenden Familienunterhalter verwandelt, der statt Rock`n`Roll nun Popsongs oder Balladen sang, der jugendfreie Filme drehte, die von Jahr zu Jahr leider anspruchsloser wurden (Charro war ein letztes Experiment, das kommerziell leider unter den Erwartungen blieb). Ab 1960 eckte Elvis nirgends mehr an, doch obwohl ihn seine Filmverträge stinkreich machten, gaben in der Welt der populären Musik ganz andere den Ton an. Oder etwas deutlicher gesagt: Die musikalischen Beiträge von Elvis waren in den 60ern einfach nicht mehr konkurrenzfähig. Bis zum Ende des Jahrzehnts sprach die jüngere Generation von den Beatles und von Dylan, nicht primär von Elvis.
Erst, als er 1968 in diesem Lederanzug landesweit im Fernsehen rockte wie zuletzt 1957 und in Las Vegas auf die Live-Bühne zurück kehrte, war er künstlerisch gesehen wieder etwas Besonderes. Und zwar in solchem Maße, dass womöglich nicht Wenige diese unkreative Periode der Filmjahre unbewusst verdrängten und den auf der ganzen Linie faszinierenden 69er Elvis nahtlos in ihrer Vorstellung an den wilden Elvis der Rock`n`Roll-Jahre anfügten, abgerundet mit dem Aloha-Hype vom Januar 1973. So gesehen brauchte Elvis auch in den 70ern kein Wegbereiter oder Impulsgeber mehr zu sein, sondern er wurde schlicht und einfach als Hohepriester bzw. geistiges Oberhaupt der Rock`n`Roll-Religion (O-Ton Dylan) verehrt und auf ein Podest gehoben, ohne dass er sich der nachgewachsenen Generation musikalisch stellen musste. Vielleicht erklärt das die Sympathie bzw. Verehrung, die völlig gegensätzliche Vertreter zeitgenössischer Rockmusik für Elvis bis in seine letzten Jahre hinein empfanden.
Ja selbst heute noch gibt es diese seltsam anmutende Form der Anerkennung durch Rockmusiker, und man mag es kaum glauben, wenn beispielsweise Karl Logan von der Heavy Metal-Band MANOWAR Elvis als "Godfather of Heavy Metal" bezeichnet, und er erklärt auch warum:
"Durch seine gesamte Karriere hindurch verfolgte er seinen eigenen Weg. Es kümmerte ihn nicht, was andere Leute sagten und trug schwarzes Leder auf der Bühne. Er rüttelte das ganze Establishment auf und im Zuge dieses Prozesses veränderte er die Musik."
Diese Überlegung mag man nachvollziehen können oder auch nicht, fest steht, dass Elvis noch heute lebendig ist - und ich finde, das ist gut so!