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Alt 19.10.2007, 16:59
gast-20090521
Gast
 
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Die Geschichte, dass Elvis gegen den Willen "von oben" in der letzten Sullivan-Show "Peace in the valley" durchgesetzt hat, habe ich schon verschiedentlich gehört und gelesen, aber aufgrund meines schlechten Gedächtnisses für Quellen muss ich hier passen. Und Joe Moscheo als Quelle - da muss ich Stutz Recht geben - gleicht einem Spaziergang im Märchenwald. Er war definitiv nicht dabei und kann es auch nur aus zweiter Hand haben.

Mangels glaubhafter oder benennbarer Quelle müssen wir die Sache wohl analytisch angehen. Also los:

Seit neuestem kennen wir drei Ed-Sullivan-Shows vollständig und können uns so ein gutes Bild dieses Formats machen. Es handelte sich um eine bunte Variete-Show, Unterhaltung für die ganze Familie, generationsübergreifend, und "from coast to coast", also in den ganzen USA ausgestrahlt. Somit musste man einen Kompromiss fahren, um den Geschmack dieses großen, gegensätzlichen und kulturell extrem inhomogenen Landes irgendwie zu treffen. Wie im Unterhaltungsgeschäft üblich, bleiben bei solchen Formaten weltanschauliche Themen außen vor, und Religion gehört dazu. Hinzu kommt, dass diese Show in New York (also bei den Yankees) produziert wurde.

Das alles spricht dafür, dass man seitens des Senders (und sicher auch von Ed Sullivan selber) einen tiefreligiösen Gospel nicht begrüßt hat.

Colonel Parkers Bestreben, Elvis einem breiteren, älteren Publikum nahe zu bringen, fand seine Realisation auch keineswegs durch Gospel, sondern durch ein anderes Auftreten, Image und Repertoire. Gospel hingegen könnte die Fans sogar spalten, denn nicht jeder ist religiös. Nördlich des "Bible Belts" könnte so ein Schuss auch schnell nach hinten losgehen. Das ist fast genauso, als würde man sich für eine Partei einsetzen. Wie ein "gezähmter" Elvis (auch nach Sullivans Vorstellungen) auszusehen hat, wissen wir noch von der Frack-Nummer mit dem sedierten Hund, hinzu kommt das Filmen von der Hüfte aufwärts. Aber kein Gospel. Für viele Konservative war das nämlich auch "Negermusik".

In Anbetracht dieser Tatsachen können wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Geschichte um "Peace in the valley" vom Tenor her so stattgefunden hat.

Geändert von gast-20090521 (19.10.2007 um 17:27 Uhr)