Thema: CD/Vinyl Binaural Sessions
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Alt 04.10.2017, 14:29
Graves_bei_Nacht Graves_bei_Nacht ist offline
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Zitat von honeybee Beitrag anzeigen
Dann bekommst du auch ein Danke für Inhalte, und nicht für irgendwelchen "Scheiß".
Wenn hier zwei User dasselbe tun/schreiben, ist es noch lange nicht das Gleiche bzw. ruft gleiche Reaktionen hervor. Es war 'Tafka', der dies unlängst erst (wieder einmal) anmerkte. Und wer es ignorieren/nicht begreifen mag, kann sich gern weiter über dessen Fernbleiben wundern.

'King 77' meinte unlängst, sich über mich, respektive dem 'Danke sagen', zu äußern. Auch er aber hat es nach wie vor NICHT begriffen, was ihm allerdings dennoch Danke einbringt. Stellt sich die Frage, sind jene User ebenfalls ein wenig begriffsstutzig, so auch resistent gegen Erklärungen anderer User als eben Leute wie King 77 oder auch Rader? Oder ist doch vielmehr offensichtliches Tun & Lassen eines Online-Kindergartens, in dem man stetig seinen Forumkumpels auf die Schultern klopft, egal was diese hier (für'n Scheiß) von sich geben.

So noch einmal: Mir geht es nicht um das DANKE an sich, allenfalls um Reaktionen, welche sich aber bestenfalls in Schrift fassen lassen, so einen Thread (dem Thema entsprechend) voran bringen, dessen Urheber ergo motivieren, es nicht beim Eingangspost zu belassen, sondern weiter/tiefer in die Materie einzudringen. Das fehlt hier in der Regel.

Nunmehr versuchst du dich gar daran in diesem Forum, welches sich längst dazu bekannte, u.a. keine längeren Texte ertragen zu können. Immerhin aber schafftest du es offensichtlich vorab zu einer Freundesliste, die dir -wofür auch immer- jene Danke automatisch generieren. Versuche aber gar nicht erst, darüber hinaus zu ergründen, was jene über das Geschriebene tatsächlich denken. (Dazu müsste es ohnehin erst gelesen werden.)


***

Was nun dieses Thema hier anbelangt, sollte doch an sich diesbezüglich genug geschrieben wie vermutet worden sein. Etwas mehr dazu spielt sich doch zudem wahrscheinlich (wie üblich bei 'euch') hinter den Kulissen ab, so per PM.
Danke gab es -wie von dir selbst angemerkt- auch schon. Ich werde also das Rad nicht erfinden (brächte mir auch nichts).

Somit nur ein -wie ich meine- durchaus verständlicher Text dazu aus dem 'Grünen':


Zitat:
Nachdem ich neulich die Mehrspurtechnik und die daraus resultierende Frage nach Mix, Master, Remix und Remaster ausführlich zu erklären versucht habe, möchte ich hier kurz noch mal auf ein Thema eingehen, das eng damit verbunden ist und immer wieder für Verwirrung sorgt.

In den frühen Tagen der Aufnahmetechnik war alles in Mono, ohne dass es so hieß oder man sich dessen bewusst war. Es ergab sich einfach so aufgrund der technischen Entwicklung: Man sprach oder sang in einen Trichter, und die von diesem Trichter zu Bewegung umgewandelten Schallwellen wurden mit einer Nadel auf eine Wachswalze geritzt. Bei der Wiedergabe lief es umgekehrt: Die Nadel lief durch die Rille der Wachswalze, geriet in Schwingung, übertrug diese Schwingung auf den Trichter, der daraus wieder Schallwellen machte. So simpel funktionierte die erste Schallplatte.

Diese Technik wurde verfeinert, indem die Verstärkung später nicht mehr rein mechanisch vonstattenging, sondern elektronisch bzw. elektromagnetisch: Statt aus einem Trichter hörte man die Musik aus einem Lautsprecher. Die Rille der Platte wurde also nicht mehr in pure Bewegung umgewandelt, sondern in Strom. Dieser Strom wurde an einen Elektromagneten gegeben, der wiederum eine Membran zum Schwingen brachte. Das nennt man Lautsprecher. Und gesungen wurde nicht mehr in einen Trichter, sondern in einen umgekehrten Lautsprecher: Durch die Schallwellen wurde eine Membran zum Schwingen gebracht, die diese Schwingungen an einen Elektromagneten weiterleitete, der sie in Strom umwandelte. Das Ding nennt man Mikrofon. Einige werden jetzt staunen: Man kann jeden handelsüblichen Lautsprecher auch als Mikrofon benutzen. Und umgekehrt. (Sollte man aber nicht ausprobieren, denn ein Mikrofon an den Lautsprecheranschluss einer Stereoanlage anzuschließen könnte das Gerät zerstören.)

Es wurden mit der Zeit neben der Rille einer Walze/Schallplatte auch weitere Verfahren entwickelt, Schall in andere Formen umzuwandeln und aufzuzeichnen:

- Elektromagnetisch auf Tonbänder
- Optisch auf Film
- Digital auf entsprechende Datenträger

Nach dieser kurzen und absichtlich sehr simpel gehaltenen Einführung, was Schallaufzeichnung überhaupt ist, kommen wir zum eigentlichen Thema.

Wie gesagt, war anfangs alles Mono. Ein Trichter, fertig. Nun hat der Mensch aber zwei Ohren und hört damit automatisch in Stereo. In der Natur (zumindest im menschlichen Hörempfinden) gibt es kein Mono, nichts im Leben ist Mono, außer man hört nur noch auf einem Ohr.

Das fiel den Entwicklern und Erfindern auf dem Audio-Sektor auch recht früh schon auf. Daher gab es erste Experimente mit Stereo bereits zur Grammophon-Zeit, wo mir zwei Trichtern und zwei Nadeln gearbeitet wurde. Doch erst mit der Einführung der Tonbandaufzeichnung wurde Stereo sinnvoll.

Wie später bei der Einführung der CompactDisc, waren auch bei Stereo die Kollegen aus der Klassik die Pioniere, denn Klassik-Freaks sind tendenziell eher audiophil veranlagt. Verständlich, denn ein so komplexes Klangereignis wie eine Beethoven-Sinfonie auf den Lautsprecher eines Küchenradios zu reduzieren, käme einer musikalischen Vergewaltigung nahe.

Es gibt mehrere Philosophien hinter einem Stereo-Bild. In der Klassik hatte es immer schon die Aufgabe, ein realistisches Klangbild zu erzeugen. Wenn man vor einem Sinfonie-Orchester sitzt, hört man die Instrumente, die links stehen, logischerweise von links, die in der Mitte hört man entsprechend mittig und die rechts stehenden hört man von rechts. Die Aufstellung in einem Orchester ist übrigens keine Willkür und kein Zufall, sondern durchdacht und seit Jahrhunderten unverändert. Weil es zu Mozarts Zeiten noch keine elektronische Verstärkung gab, hat man z.B. die lauten Instrumente (Blechbläser, Pauken) nach hinten gesetzt und die leiseren (Streicher, Flöten) nach vorn. Da eine einzelne Geige sich in einem großen Konzertsaal nicht durchsetzten konnte, hat man ein ganzes Ensemble von Streichern genommen. Der Deckel eines Flügels wird einseitig in einem bestimmten Winkel geöffnet, so dass er den Schall ins Publikum reflektiert und nicht an die Decke, was ohne den Deckel der Fall wäre. Das alles hatte also akustische Gründe, warum Instrumente so gebaut sind und warum ein Orchester so besetzt ist, wie man es kennt.

Als man dann mit der Entwicklung von Stereo anfing, war zunächst einmal die Klassik dran. Man wollte den Hörern ein möglichst realistisches Klangerlebnis bescheren, so wie in einem Konzertsaal. Daher hört man bei Klassik-Aufnahmen auch immer die Instrumente in Orchester-Anordnung, da wird nicht experimentiert. Stereo hat da also die Funktion, den Klang so abzubilden, wie er tatsächlich entsteht.

Bei der Popmusik ist das nicht so, denn es gibt keine genormte Aufstellung in einer Pop-Band. Daher ist die Anordnung der Instrumente im Stereo-Bild reine Willkür und hat weniger den Anspruch einer realistischen Klangwiedergabe, sondern mehr den Anspruch, einen „Sound“ zu kreieren. Der Produzent/Künstler/Toningenieur entscheidet beim Mix, was wo zu hören ist. So wird z.B. ein Schlagzeug heute Stereo wiedergegeben, Trommeln kommen von rechts und links; doch der einzige Mensch, der das Drumset tatsächlich so hört, ist der Schlagzeuger selber beim Spielen. Ein Zuhörer, der wenige Meter von einem Drumset entfernt steht, hört es als Ganzes, aber nicht als einzelne Trommeln im Raum verteilt. Ein Piano in Stereo hört man so auch nur, wenn man den Kopf reinsteckt. Daher ist eine Pop-Aufnahme in Stereo letztendlich nur ein künstliches „Sonic Image“, wie der geniale Toningenieur Bruce Swedien das so treffend nennt. So soll es auch sein, denn Popmusik hat eine andere Klangphilosophie als die Klassik.

Man hatte in den frühen Tagen bereits Zweispur-Maschinen, das heißt, man konnte auf zwei Spuren zwei verschiedene Dinge aufnehmen. Zum einen wurden diese Maschinen benutzt für Stereo-Aufnahmen. Zunächst jedoch – wie bereits erwähnt – nur für die Klassik; die Klassik-Käufer hatten mehr Geld und waren anspruchsvoller. Popmusik wurde erst seit Ende der 50er nach und nach in Stereo aufgenommen, aber nur für LPs; erst seit Ende der 60er waren Singles dann auch in Stereo. In der Popmusik wurden Zweispur-Maschinen anfangs nur benutzt, um auf eine Spur die Musik und auf die andere die Stimmen aufzunehmen. Daraus konnte man später einen Mono-Mix zu erstellen, um im Nachhinein noch am Lautstärkeverhältnis zwischen Stimmen und Musik etwas verbessern zu können. So war es bei den frühen Aufnahmen der Beatles, die kamen in den 60ern alle in Mono raus und waren für nichts anderes gedacht. Als man später diese Aufnahmen wiederveröffentlichte, machte man einfach „Stereo“ daraus, indem man die Spur mit der Musik nach links und die mit dem Gesang nach rechts legte. Das hat natürlich mit „richtigem“ Stereo (wo der Gesang aus der Mitte kommt und die Instrumente im Stereo-Bild verteilt sind) nichts zu tun und war auch nicht im Sinne des Erfinders.

Ende der 80er hat man erstmalig Zweispur-Mono-Aufnahmen von Elvis in genau der gleichen Form veröffentlicht wie bei den Beatles, auf der LP/CD „Essential Elvis Vol. 2 – Stereo ‘57“. Und zwar mit der korrekten Erklärung dazu im Booklet, wie diese Aufnahmen entstanden, nämlich dass sie für Mono gedacht waren. Irgendwann veröffentlichten Bootlegger weitere dieser Aufnahmen und nannten sie – wohl aus Unwissenheit – „Binaural“. Das Wort bürgerte sich ein, irgendwann übernahm es offensichtlich sogar RCA. Es ist aber falsch.

„Binaural“ ist etwas ganz anderes, denn es bezeichnet schon seit langem die „Kunstkopf-Stereophonie“. Da wird ein Kunstkopf benutzt, also beispielsweise ein Styropor-Kopf, der genau die gleichen Maße hat wie ein menschlicher Kopf. Der bekommt an die Stellen, wo der Mensch die Ohren hat, Mikrofone montiert. Dann stellt man diesen Kopf an eine Stelle, wo man den „Hörer“ platzieren will, z.B. bei einem Hörspiel, wo sich die Agierenden bewegen und durch die dadurch veränderten Positionen auch so klingen, als bewegten sie sich. Oder man stellt den Kunstkopf vor ein Orchester, dann nimmt er den Sound exakt so auf, wie ein Zuschauer in der ersten Reihe das Orchester hört. Oder man macht Aufnahmen in der Natur. Diese Aufnahmen bilden den Klang so ab, wie das menschliche Ohr in der gleichen Situation sie hören würde, eben weil die Mikrofone den gleichen Abstand zueinander haben wie Ohren und auch den Kopf als „akustische Trennung“ dazwischen. Der Witz daran ist, dass man diese Aufnahmen auch mit Kopfhörer anhören muss. Hört man sie über Boxen, ist der Sinn dahin, weil dann der Raumklang des Raums, in dem man sitzt, hinzu kommt. Außerdem trifft dann auch Schall aus der rechten Box aufs linke Ohr und umgekehrt. Das ist nicht der Sinn der Sache, dadurch ginge dann dieser Effekt des „Mittendrinsitzens“ verloren.

Ganz früher hat man eine kurze Zeit mal alles, was Stereo ist, als „Binaural“ bezeichnet, weil es den Begriff „Stereo“ noch nicht gab. Doch seit dieser sich durchgesetzt hat und immer klarer definiert wurde, bezeichnet man mit „Binaural“ nur noch die oben geschilderten Aufnahmen.