Einzelnen Beitrag anzeigen
  #9  
Alt 27.11.2005, 01:31
Benutzerbild von charro
charro charro ist offline
Posting-Legende
Themenstarter
 
Registriert seit: 03.09.2005
Beiträge: 8.618
charro Renommee-Level 60%charro Renommee-Level 60%charro Renommee-Level 60%charro Renommee-Level 60%charro Renommee-Level 60%charro Renommee-Level 60%charro Renommee-Level 60%charro Renommee-Level 60%charro Renommee-Level 60%charro Renommee-Level 60%charro Renommee-Level 60%
So, nach mehreren Wochen Leerstand, ist es wieder einmal an der Zeit, diesen kleinen Thread hier voranzutreiben und wieder ein wenig zu vervollständigen.
Heut laßt uns einmal wegkommen von den Elvis'schen Gitarren und unser Augenmerk auf die "Schwester" ( ) der Gitarre, nämlich den Bass richten.

Selbstredend funktioniert die Geschichte der Rockmusik kaum ohne die Geschichte des Basses.
Elvis selbst hat mit dem Bass-Spiel ansich, eigentlich recht wenig zutun. Dies erledigten andere für ihn, in erster Linie natürlich Bill Black und Jerry Scheff.
Aus den 50ern sind uns allen die Bilder bekannt, in denen Bill Black mit großem Kontrabass auf der Bühne zu sehen ist. Doch ab dem Jahre 1957 trat dieser dieser "Upright Bass" mehr und mehr in den Hintergrund zu Gunsten eines neuen Modells, welches Black sich im Frühjahr 1957 zu legte.
Dabei handelt es sich um einen Fender Precision Bass Baujahr 1956!
Hier das gute Stück:



Der Fender Precision Bass wurde von der Firma Fender im November 1951 erstmals vorgestellt. Sein Grundaufbau ist an die uns schon bekannte Fender Strat angelehnt.
Doch was ist nun das besondere an diesem Bass? Warum wurde er so unersetzlich?
Je lauter die Musik mit der Zeit wurde, angefangen von den Bigbands bis hin zu Rockkonzerten in größeren Hallen oder Stadien ab den 50ern, je schwieriger wurde es, den Bass entsprechend lautstark zur Geltung zu bringen. Das Problem lag in der Physik. Tiefe Töne benötigen langwellige Schwingungen und damit mehr Volumen als eine Gitarre um entsprechend zu erklingen. Eine Verstärkung des Kontrabasses ist zwar möglich wird aber ab einer bestimmten Lautstärke nahezu unmöglich, Rückkopplungen sind die Folge.

Der Precision Bass ist aus einem vollen Stück Holz, Rückkopplungen durch einen Hohlkörper, wie beim Kontrabass werden minimiert, mehr Volumen kann gegeben werden. Durch die elektronische Verstärkung waren der Lautstärke vom Prinzip die Schranken genommen.
Ein weiterer Grund der Beliebtheit des E-Bässe war, ihr einfacher Transport im Vergleich zu Kontrabässen, was insbesondere bei schnellem Tourstress auch auf der Bühne doch entscheidender Vorteil war. Black nutzt den Precision Bass ab '57 so auch regelmäßig live.

Der Name "Precision" leitet sich davon ab, dass erstmals Bünde im Hals des Basses waren (die Metallstäbchen auf dem Griffbrett). Dies war bei Kontrabässen nicht so und man brauchte schon annähernd eine klassische Musikausbildung, um das Instrument überhaupt ansatzweise spielen zu können. Dies war nun "präzise" möglich und so konnte praktisch jeder Laie sich dem Bass-Spiel widmen.
Daher: Manche spielen Bass, andere Spielen Bässer (kleiner Gitarristen-Witz über Bassisten)
Oder der hier:
Mutter nimmt Sohn zu Musikschule.
Sie fragt: "Wie lange braucht es, damit mein Sohn gut Geige spielt?"
Der Lehrer: "Na so um die 10 Jahre"
Sie:"Und wie lange bis er Klavier spielt?
Der Lehrer "Um die 7 Jahre"
Sie: "Haben sie nicht noch was einfacheres?"
Der Lehrer: Ja, Bass, da können sie ihn gleich wieder mitnehmen!"



Im Vergleich zur Fender Strat ist der Bass massiver und hat einen längeren Hals, um ein Maximum an Schwingungen zu erreichen. Entsprechend sind die Saiten um ein Vielfaches dicker und der massive Körper um so stabiler als der der Gitarre.
Fender war nicht der erste Hersteller am Markt, welcher sich am E-Bass versuchte. Andere Modelle vor dem Fender Precision konnten sich aber nie durchsetzen!

Und was hat das jetzt mit Elvis zutun?
Nun, es gab einen Fall, da hat er nachgewiesener Maßen selbst Hand angelegt und Bass gezupft!
So geschehen in der Session vom 30. April 1957. Man spielte gerade das Lied Baby, I Don't Care ein, doch Bill Black kam mit seinem neuen Bass einfach nicht zurecht. Besonders der Anfang des Liedes machte ihm zu schaffen. Der Legende nach feuerte er den Bass genervt in die Ecke und mußte sich erstmal beruhigen. Da ergriff Elvis selbst die Initiative und spielte kurzerhand selbst den Basspart von Baby, I Don't Care ein.



Dieser Song ist der einzige mir bekannte, bei welchem Elvis selbst beim Bass-Spiel zu hören ist!

Ist dies nun alles zum Thema Bass und Elvis? Nöö natürlich nicht!
Vielen dürfte dieses Bild bekannt sein:

7. März 1965 - Graceland



Hier noch eins aus Spinout.



Elvis mit einem weiteren Fender Precision Bass. Dieser ist jedoch sein eigener. Er muss sich das Teil irgendwann Anfang der 60er Jahre besorgt haben. Ich meine mich auch daran zu erinnern, dass die Beatles bei ihrem Besuch am 27. August 1965 einen Elvis vorfanden, der im Wohnzimmer Bass spielte und sich im Laufe des Abends mit Paul McCartney über Spielweise und Tricks zum Thema Bass unterhalten hat. Das dürfte dann somit dieses Instrument gewesen sein! Heute befindet es sich in Graceland.




Anders als bei Blacks Modell, ist das Schlagbrett leich variiert. Ansonsten entspricht es dem Grundtyp von Blacks Bass.

Ein weiteres mal, bei welchem uns Elvis mit einem Fender Precision beglückt, ist der Film Easy Come Easy Go von 1966.

Hier spielt Elvis Bass, während er uns die spitzen Liedchen des Filmes präsentiert:




Gelinde gesagt, völlig aberwitzig! Bass-Spiel und gleichzeitiger Gesang sind schon die hohe Schule der Basstechnik und alles andere als leicht. Anders als bei Gitarre und Gesang, kommt es beim Bass auf Genauigkeit, Akzentuierung und Taktgefühl an, welches oft schwer mit einem Gesang im anderen Tempo/ Rhythmus vereinbar ist. Diese Elvis-Nummer ist also nur Fake und in keiner Weise realistisch. Achtet mal drauf, wenn ihr die Szene seht, das Playback ist somit leicht zu entlarven!


Ein letztes mal, dass Elvis in Sachen Bass in Erscheinung trat war die Memphis Session vom Januar/ Februar 1969
Hier hält er auf den Posing-Fotos mit den Musikern nochmals einen Fender Precision in der Hand:



Selbst gespielt hat Elvis auf dem Bass während der Session freilich nicht und hat dies besser Tommy Cogbill und Mike Leech überlassen.
Soviel für heut!

Geändert von Ela68 (16.08.2014 um 17:55 Uhr)
Die folgenden 2 Nutzer bedankten sich bei charro für diesen Beitrag: