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Alt 21.11.2005, 18:42
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Aloha - part 4

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zwei mehr als konträre Meinungen zur Show:

2001 Space Oddysey: Elvis betrat die Bühne in einem kitschigen, voll Strasssteinen übersäten, weißen Overall, der erst bei genauerem Hinsehen einen stilisierten, amerikanischen Adler zum Vorschein brachte. Ein breiter Gürtel zierte seine etwas runder gewordenen Hüften, seine Haare waren getaftet, das Gesicht war gebräunt und wirkte durch die breiten Koteletten etwas voller. Der Vergleich mit einem aufgeputzten Zirkuspferd wäre mehr als gemein gewesen, kam dem ganzen Erscheinungsbild aber doch nahe. Eine Flut aus Scheinwerfer- und Blitzlichtgewitter erfüllte die Bühne. Mit überschwänglichem Applaus wurde der Superstar begrüßt.
Das Intro zur Eröffnungsnummer C.C.Rider durchdrang mit immenser Lautstärke die Halle, wurde aber reduziert, als Elvis die ersten Takte des Songs in klassischer Pose mit schwarzer Gitarre zu intonieren begann. Seine Stimme hatte einiges vom früheren Biss verloren, seine rechte Hand zitterte vor Nervosität und das Mikrofon erinnerte in diesem Augenblick mehr an den berühmten Strohhalm, an den er sich schlussendlich doch noch klammern konnte. Elvis wirkte nervös, aber auch sehr müde. Er wirkt unruhig und lethargisch zugleich.

Der einstige Rock-ritter erinnerte vielleicht optisch an einen Helden, jedoch kämpfte er längst nicht mehr gegen blutrünstige Drachen, sondern beschränkte sich höchstens auf das Streicheln einer zahmen Hauskatze.
Er bediente sich musikalisch nur selten seines eigenen Song-materials: es war eine Mixtur aus schweren Balladen mit größtenteils zu überladenen Arrangements und zu wenigen Rock-songs. Einem recht annehmbaren Burning love folgte eine verunglückte Version von Something, bei der das Timing zwischen Elvis und der Band nicht ganz stimmte. You gave me a mountain, ein typischer Elvis-live-standard, wurde von ihm etwas zurückhaltend vorgetragen. Ein kleines Aufflackern der früheren Feuersturms, den Elvis mit seiner Musik entfachte, machte sich bei Steamroller blues bemerkbar, wurde aber radikal durch eine überaus schmalzige Version von My way erstickt. Er bewegte sich kaum auf der Bühne und man merkte, dass ihn die Show viel Kraft kostete. Die schier unerschöpfliche Energie, die er Anfang der 70er Jahre wieder mit sensationellen Live-erlebnissen unter Beweis gestellt hatte, dieses Comeback schien nur mehr Rockgeschichte zu sein. Elvis live 1969 oder 1970 konnte man mit dieser satten Rock-ikone, welche schwitzend Schals und Küsschen verteilte, nicht mehr vergleichen. Seine frühen Titel wie Love me und Blue suede shoes, Berry´s Johnny B Goode oder der Klassiker Hound dog wurden in überhasteten Versionen vorgetragen und ließen deren einstigen Glanz nur noch erahnen. Er sang vorwiegend Balladen. It´s over und What now my love wurden zwar gut vorgetragen, die übertriebenen Arrangements erinnerten aber mehr an die Persiflage einer Wagner-oper. Eine Musikrichtung, bei der sich der King wohlfühlte, kam auch nicht zu kurz: der Country-song. Auf I´m so lonesome I could cry, I can´t stop loving you, das sich mit der Version vom 10. Juni 1972 in keiner Weise messen konnte und Welcome to my world folgten die Songs Fever und Suspicious minds. Ein paar müde Bewegungen bereicherten diese beiden Elvis-klassiker.
Nachdem er die Band vorgestellt und dabei etwas Kraft gesammelt hatte, folgte ein seichtes I´ll remember you, das Kui Lee gewidmet war. Das Medley Long tall Sally/Whole lotta shakin´ going on, das sehr improvisiert klang, driftete fast in Peinlichkeit ab. Einer der wenigen Höhepunkte war An american trilogy.
Das Publikum, dass während der Show dankbar jeden seiner Songs mit frenetischem Applaus belohnte, reagierte euphorisch, als Elvis gegen Ende des Konzertes seinen Gürtel in die Reihen schleuderte. Einer gar nicht so schlechten Version von A big hunk o´love folgte das obligate Can´t help falling in love , bei dem sich der gefeierte Superstar bei seinen Zuschauern bedankte. In seiner Großzügigkeit warf er sein teures Cape, das er während der Schlussnummer getragen hatte, in das Publikum. Mit schnellen Bewegungen, die man während der Show schmerzlich vermisst hatte, verschwand Elvis von der Bühne.

Oder

Die Zeremonie konnte beginnen und mit einem gewaltigen Also sprach Zarathustra wurde das Ritual eingeleitet. Aus völliger Dunkelheit betrat er die Bühne, der personifizierte Adonis, der eben dem Olymp entstiegen ist, und eine regelrechte Explosion aus Scheinwerferlicht, Blitzgeräten, verbunden mit schier unaufhörlichem Klicken der Instamatics war die Folge.
Wie ein glorreicher Feldherr, der den Sieg der bevorstehenden Schlacht schon so gut wie in der Tasche hat, präsentierte er sich seinem Publikum, das ihm wie auf Kommando mit einem gewaltigen Aufschrei zu Füßen lag.
In seinem enganliegenden, weißen Jumpsuit mit dem stilisierten, amerikanischen Adler, dem prächtigen Gürtel, der seine Hüften umschmiegt, seinen sorgfältig geföhnten Haaren und der gebräunten Haut, erinnerte er mehr an den Superhelden eines amerikanischen Edelcomics als einen realen Menschen aus Fleisch und Blut.
Nachdem er sich die schwarze Gitarre um die breiten Schultern gehängrt hatte, begann er die erste Strophe der dynamischen Eröffnungsnummer C.C.Rider zu intonieren.
Die Anspannung und der gewaltige Druck, unter dem er zu stehen schien, machte sich ein wenig in seinem Gesicht bemerkbar. Der Blick war noch etwas unsicher, ein scheues Grinsen umspielte seine Lippen; die Finger der rechten Hand, die das Mikro berührten, trommelten im Takt. Am Ende des Songs wurde die Gitarre zum imaginären Gewehr umfunktioniert, die den Schlusstakt mit einem Stoß beendete.
Er war nicht mehr der wilde Hilly Billy Cat der Fünfziger, auch vom smarten Hollywood-charmeur der Sechziger war er meilenweit entfernt. Es entstand der Eindruck, als wäre er uneingeschränkter Champion aller Klassen - und er bewies es mit jeder Note, die er sang. Seine musikalische Bandbreite schien endlos zu sein: von Burning love, seinem neuesten Hit, über das gefühlvolle Something , seinem persönlichen Favoriten You gave me a mountain, dem fantastischen Steamroller Blues bis zur Reminiszenz an Sinatras My way.
Seine Bewegungen waren spärlich, die Mimik und Gestik verrieten jedoch, dass er es einfach nicht mehr notwendig hatte, irgendjemandem etwas beweisen zu müssen.
Es stimmt, Elvis war älter geworden, aber trotzdem hatte er nichts von seiner Ausstrahlung eingebüßt. Im Gegenteil, er war besser geworden und hatte eine ungeheuerliche musikalische Weiterentwicklung vollzogen. Schier bedenkenlos wärmte er einige seiner alten Hits auf, intonierte Love me und Blue suede shoes, rockte sich durch Johnny B Goode und bemerkte ironisch zu Hound dog, dass er den Song aufgenommen hatte als er ein „Baby mit Koteletten war“. Das musikalische Gewicht lag eindeutig bei den Balladen. It´s over und What now my love gehörten zu den absoluten Höhepunkten. Country-klassiker wie I´m so lonesome I could cry, I can´t stop loving you und Welcome to my world bewiesen, daß er auch in diesem Genre ein Meister seines Faches war.

Die Einheit von Elvis´ Stimme, die Perfektion der Band, die bombastischen Arrangements erinnerten mehr an ein gigantisches Musik- gemälde als an ein Rock-konzert. Fever und Suspicious minds waren weitere Highlights.
Seine lasziven Bewegungen, verbunden mit Karate-tricks, waren ein visueller Genuß.
Nach der Vorstellung der Band sang er das gefühlvolle I´ll remember you, dass Kui Lee gewidmet war. Dem rockigen, kurzen Medley folgte der absolute Höhepunkt des Abends. Er sang An american trilogy nicht nur, nein, er verkörperte vielmehr mit jeder Faser seines Körpers die modifizierte Südstaatenhymne und seine absolut uneingeschränkte musikalische Überlegenheit, die sich in der Freude am Gesang wiederspiegelte, wurde in diesem Augenblick greifbar.
Während der gesamten Show verteilte er Schals, küsste die weiblichen Fans und bekam Leis geschenkt. Er steigerte ihre Euphorie ins schier Endlose, als er gegen Ende des Konzertes sich seines Gürtels entledigte und das teure Stück ins Publikum warf. Nach big hunk o´love fand auch sein Cape bei der Schlußnummer Can´t help falling lin love den Weg in die Zuschauerreihen. Das Publikum gab ihm eine standing ovation, als Ron Tutt mit einem explosionsartigen Solo das Ende der Show einleitete.
Die Lichtorgeln, die an der Bühne abwechselnd seinen Namen in verschiedenen Sprachen anzeigten und eine stilisierte, überdimensionale Elvis-figur aus Glühlampen schienen verrückt zu spielen. Ein Fan überreichte ihm eine goldene Krone und mit schnellen, federnden Schritten verließ der siegreiche Champ die Arena und beendete die wohl beeindruckendste Show in seiner Karierre.


Erinnerungen an Hawaii - von Charlie Hodge
„Ich hatte die Song-liste zusammengestellt und Elvis hatte sie selbstverständlich abgesegnet.
Wir machten die erste Show, die eine Art Durchlauf für das eigentliche Konzert sein sollte. Doch einige Minuten vor dem Intro kam einer der Jungs vom Tv-team auf mich zu und meinte, daß der Regisseur mich sprechen wolle. Als ich zu ihm kam, stand er mit Elvis zusammen. Dann hieß es: „Charlie, ich brauch noch drei Songs!“ Ich hatte den Ablauf schon festgelegt, wissen sie, es würde also alles durcheinander geraten.
Hier unterscheidet sich die Schilderung stark von Pasetti´s Version
„Meine Güte“ sagte ich, „wo soll ich die hintun?“ und Elvis meinte nur: „Wo du willst.“
Da waren wir nun soweit, die ganze Welt mit einem Konzert zu überrollen, und nun sollte ich noch drei Songs einbauen. Und der Boß überließ mir die Qual der Wahl! Nun, ich suchte drei Stücke heraus, lief auf die Bühne, schnappte mir meine Gitarre - und schon spielten wir das Intro. Sekunden später waren wir weltweit zu sehen.
Nur - die Jungs in der Band wußten nichts von den Änderungen. Also bat ich sie, auf mich acht zu geben. Bevor Elvis anfing mußte ich mich umdrehen, um James (Burton) und Joe (Guercio) die Songs anzusagen.
James spielte wie immer die ersten Noten, bevor das Orchester darauf einstieg.
Für beide Shows trug Elvis sein extra angefertigtes Kostüm, daß eigens für das Special entworfen worden war. Am Ende der Show warf Elvis sowohl das Cape als auch seinen Gürtel in´s kreischende Publikum - was in der ersten Reihe eine wahre Hysterie bei den Mädchen auslöste. Diese Aktion kam für alle überraschend - sowohl für die Band als auch für´s Publikum. So wie wir es geplant hatten. Backstage, noch vor dem Konzert, kam Elvis zu mir und meinte: „ Sag´ es keinem, aber wenn du mir am Ende das Cape umhängst, leg´ es nur in die Schlaufen - ich werd´s in die Menge werfen.“
Genaugenommen sind wir zwei Nächte lang in Hawaii aufgetreten. Die erste Nacht war ursprünglich als Generalprobe gedacht gewesen, aber für uns auf der Bühne war es mehr ein Scharren in den Startlöchern - denn da draußen warteten 18.ooo Leute. In der zweiten Nacht, als wir fertig waren, ging ich auf mein Zimmer um auszuspannen. Ich saß einfach nur auf dem Boden und sah auf den Ozean hinaus ... und dann klingelte das Telefon. Ich nahm den Hörer ab, Elvis war dran. Er fragte:“ Charlie, wo sind sie denn alle?“ Ich antwortete: „ Nun, ich glaube die sind unterwegs und feiern.“ „Was machst du?“ fragte er und ich sagte:“ ich sitze hier, seh´ mir das Meer an und begreife langsam, was wir da gemacht haben. Wir haben gerade vor der ganzen Welt gespielt.“ „Charlie...“ „Ja?“ „Ist es nicht erstaunlich, was ein Junge aus Mississippi und ein anderer Junge aus Alabama ... schau nur, was wir gemacht haben!“ Er sagte nicht ´Schau was ich getan habe´; er sagte wirklich ´..was wir gemacht haben´. Und ich denke, das war für mich selbst einer der persönlichsten Momente. Ich fühlte mich ihm so nahe, als er das sagte ..

Marty Lacker:
Gleich nach New York saßen wir im Hotelzimmer, als der Colonel anrief. Elvis nahm den Anruf persönlich und alleine entgegen und als er wieder ins Zimmer kam, hatte er dieses fette Grinsen im Gesicht. Er sagte: "Parker hat grade die letzten Punkte für das Satelliten-special geklärt"
Ein Benefizkonzert auf Hawaii war einige Monate vorher geplant worden. Am 20. November 1972 hatte Elvis eine Pressekonferenz Im Hilton Hawaiian Village Hotel gegeben; direkt nach 3 shows in der Center Arena. Er sagte, daß er ein Benefiz für einen der bekanntesten hawaiianischen Komponisten, Kuiokalaani Lee geben wollte.
Im Vorraus hatte Parker einen Brief eines Kolumnisten des Honolulu Advertiser bekommen, in dem dieser um Unterstützung für die Lee Krebsstiftung gebeten hatte.Und Elvis, der Lee´s Hit *I´ll remember you* immer wieder in der Setlist führte, hatte einer Benefiz-show zugestimmt.Schon bald war klar geworden, das dies kein gewöhnliches Benefiz werden würde. Der Colonel hatte es arrangiert, die Show per Intelsat IV über den ganzen fernen Osten zu übertragen, mit einer Tags-danach-ausstrahlung in ganz Europa. Diese Aufgabe unterschied sich völlig von allen anderen,die Elvis je zu meistern hatte.Jeder Fehler, jeder kleinste Patzer würde von einem Millionenpublikum bemerkt werden. Für seinen Teil verstand Parker, daß Elvis herausgefordert werden wollte, ja mußte - und er verstand die Wichtigkeit eines solchen Events. Das 68er Special war ein Event gewesen, ebenso die Rückkehr vor Livepublikum im Juli 69; und auch die ersten Triumphzüge in New York 1972 waren in dem Sinne Events gewesen. Aber was da kommen sollte, sollte zu einem noch-nie-da-gewesenen Event heranwachsen.


Die Show kam zu einem markanten Wendepunkt in Elvis´ Leben. Er und Priscilla hatten sich getrennt, die Scheidung war in der Abwicklung. Gesundheitliche Probleme bremsten ihn etwas und die Aufregung, vor Publikum zu spielen, war wieder am Verebben. In überraschend kurzer Zeit schaffte Elvis es jedoch, sich selbst wieder auf die Reihe zu kriegen. Er kam in Honolulu am 9ten an und begann tags darauf mit den Proben.
RCA hatten geplant, alle Großhändler mit Werbematerial auszustaffieren und das dazugehörige Album in kürzester Zeit auf den Markt zu bringen. Jacken wurden vorgedruckt (auf die man im Nachhinein die Songtitel heften konnte) und ..ja..das Album sollte als Stereo-taugliche Quadrophonic Doppel-Lp rauskommen.
Ein Trockendurchgang fand am 12ten statt. Er wurde aufgezeichnet, um im Falle eines Ausfalls bzw einer Panne während der eigentlichen Show Material zum Füllen zu haben. Elvis sah sich die Bänder an und entschied, daß ihm seine Frisur nicht gefiel. Also fand er jemanden, der das beheben konnte. Der 13te war in Honolulu zum Elvis-Presley Day ausgerufen worden, und die eigentliche Show ging um 12.30 am 14ten über die Bühne - in 38 Ländern. Der Colonel wollte keine Überschneidung mit *Elvis on Tour* riskieren und erreichte, daß das Album erst im Februar auf den Markt kam, während die eigentlíche Show in den Staaten nicht vor April ausgestrahlt wurde.
Am Tag der Show hatte RCA über 1 Million Vorbestellungen für das Album. Elvis war klar, daß er die Show, die er 6 Monate zuvor in New York gegeben hatte, nicht einfach würde wiederholen können. Alleine deswegen, weil sie gerade veröffentlicht worden war und sich auf dem besten Weg eines Topsellers befand. Ohne viel Zeit, neue Songs einzustudieren, setzte er auf Standards wie *I can´t stop loving you*, *Welcome to my world* und *I´m so lonseome I could cry*. Auch entschied er sich, einige Songs wieder ins Programm zu nehmen, die er im August 72 in Vegas gebracht hatte; darunter J.Taylor´s *Steamroller blues*. In diesem Sommer hatte er einen no.2 Hit mit *Burning love*, also würde das Publikum wohl davon ausgehen, den Song auch zu hören. Ein weiterer Bestandteil der Songlist, M.Robbin´s *You gave me a mountain* nahm, so gesehen, im Licht der furchteinflössenden Aussicht, vor einem Milliardenpublikum live aufzutreten, einen ganz anderen Stellenwert ein.
Die Show lief zur Haupt-sende-zeit in Fernost, Australien und Neuseeland. Die Zuschauerzahlen waren erstaunlich.. geschätzte 91,8% der philippinischen Bevölkerung sah zu, so wie ein Viertel der 4 Millionen Einwohner in Hong Kong. Die dortige Relay-station sandte in die portugiesische Region Macao und von da aus weiter nach China. Zwischen 70 und 80% der Tv-geräte in Korea waren auf Elvis gerichtet, gaben ihm 37,8% in Japan. Auch in Thailand, Vietnam, Australien und Neuseeland wurde gezählt. Und in der nächsten Nacht würde Europa an der Reihe sein.
Die Milliarde von Menschen, die Elvis´ globales Publikum darstellten, waren Zeugen einer tadellosen Show.
Es gab keine Monologe - nur das wichtigste an kurzen Ansagen. Elvis wollte nichts, was von der Musik hätte ablenken können. Auch schien die Größenordnung dieses Events ihn in keiner Weise einzuschüchtern bzw nervös zu machen. War das wirklich derselbe Elvis der, 20 Jahre zuvor, an der Tür zu den Sun-studios gestanden hatte und zu schüchtern gewesen war, um nach einer Audition zu fragen?
Kurz nach Ende der Show nahm er 5 weitere Songs auf, die die Außenszenen untermalen sollten, die die US-ausstrahlung auf die gewünschten 90 Minuten streckte. 4 der Songs waren aus Elvis´ 61´er-film *Blue Hawaii*, der 5te war seine Version des Peter, Paul und Mary-hits *In the early morning rain*. Elvis Nerven waren bereits überstrapaziert, als er um 3.30 morgens diese Songs aufnahm, aber das war nur eine der Randerscheinungen des Triumphes der vergangenen Nacht.

Einen Monat, bevor die Show in Nord-amerika gezeigt wurde, veröffentlichte RCA *Steamroller blues*. Dann, um 8.30 am 4ten April 1973, kam das amerikanische Publikum endlich dazu, die Show auf NBC-network zu sehen. Einen Monat später, am 5ten Mai, erreichte das Live-album Platz 1, die Single kam auf Platz 17.
Es sollte das letzte TV-special sein, daß zu Elvis Lebzeiten ausgestrahlt wurde...


Jerry Shilling:
„Obwohl das Special am 14. Januar live in Australien, Süd Korea, Japan, Thailand und wo sonst noch live übertragen wurde, lief es bei uns in den Staaten erst am 4. April.
Ich sah mir das Special im Monovail an und die Atmosphäre war, zu Beginn, etwas angespannt.
Elvis war ein wenig nervös - es war schließlich das weltweit größte Publikum, vor dem ein Entertainer jemals aufgetreten war. Doch als die Show begann, entspannte er sich und genoß es sichtlich.
Es war ein großartiger Abend - und ich würde alles dafür geben, noch einmal mit ihm zusammen vor dem Bildschirm zu sitzen und seine Arbeit anzusehen.“

Joe Esposito´s Tagebuch (Hawaii ´73)
...Später erzählte uns Parker, daß ihm die Idee im Traum gekommen sei. Er hatte davon geträumt, daß Elvis via Satellit in Ländern aufgetreten wäre, in denen eine Live-show unmöglich war. Das war der zweite Clou dabei. Zu der Zeit trat Elvis gerade in Vegas auf. Der Colonel rief R. Laginestra, den damaligen RCA Präsidenten, an und arrangierte ein Treffen in dessen Büro im Hilton.
Also Rocco mit einigen Mitarbeitern auftauchte, erzählte ihm Parker von der Idee. Die Jungs sahen sich gegenseitig an und meinten:“ Großartige Idee! Wir checken das mit unserem Vorstand und melden uns dann.“ Einige Tage später rief Rocco Parker an und arbeitete mit ihm einen Vertrag mit NBC aus, der Tochtergesellschaft der
RCA. Dann mußte der Colonel mit seiner Idee zu Elvis um zu sehen, ob er es überhaupt machen würde und wollte. Er rief mich an um noch am selben Abend ein Gespräch zu arrangieren.
Als Parker zu uns kam, gingen sie in Elvis´ Schlafzimmer und sprachen über 50 Minuten miteinander.
Es war Zeit für die Show und ich ging zur Tür, um Elvis zu holen als sie beide rauskamen - und Elvis hatte dieses breite Grinsen aufgesetzt.
Die Jungs waren schon in der Suite und so gingen wir direkt zum Showroom. Elvis erzählte uns von der Idee des Colonels und war deswegen verdammt aufgeregt - schließlich würde er der erste sein, der so ein Ding durchzog. Denn zu jener Zeit wurden die Satelliten nur zur Nachrichtenübermittlung eingesetzt.
Es war also ein weiteres erstes Mal für ihn und er war so nervös, daß er jedem davon erzählte.

NBC engagierte M. Pasetta für die Regie des ganzen und Marty kam zu einem Konzert, das wir in Long Beach gaben. Er war dort, um Ideen zu finden. Dann hatte er ein Meeting mit El, wobei er ihn auch fragte, ob er vor dem Special etwas abnehmen könnte. Er erklärte Elvis, daß die Kameras ihn um etwa fünf kg schwerer machen würden, als er tatsächlich war. Und seit Elvis damals Übergewicht bekommen hatte, arbeitete er hart daran, für die Show fit zu werden. Er gab auf sein Essen acht und arbeitete jeden Tag.
Am 9. Januar flogen wir schließlich nach Hawaii.
Es war der Tag nach Elvis´ 38. Geburtstag und er sah großartig aus. Parker hatte arrangiert, daß genug Leute anwesend waren, wenn der Helikopter landete. Als El, Vernon, Red (West) und ich ankamen, mußten tausende von Leuten auf ihn gewartet haben. Elvis lächelte: „Ich wundere mich nur, woher die wissen, daß ich hierherkomme..“ Er wußte, daß der Colonel immer mitdachte. Elvis war gut drauf. Er hatte Bill (Belew) gebeten, extra für diese Show einen speziellen Jumpsuit zu entwerfen.
El war sehr stolz darauf gewesen, Amerikaner zu sein, und das wollte er die Welt wissen lassen.
Daher kam die Idee mit dem amerikanischen Adler, der das ´Aloha Eagle´ zierte.

Wir trafen uns oft mit Marty und seiner Crew um die Show durchzugehen. Zu der Zeit war es die teuerste Tv- show aller Zeiten - die Kosten gingen in die Höhe von etwa zweieinhalb Millionen Dollar.
In der Nacht der Show rechnete ich damit, El als nervöses Wrack zu erleben - aber nein, er war vollkommen ruhig und gelassen, ebenso wie Linda. Der Rest von uns war, wie jedes Mal, verdammt nervös und besonders Vernon war wie ein Tiger, der im Käfig hin- und herlief. Charlie, Red und Sonny versuchten, halbwegs ruhig zu bleiben.
Und Elvis wußte einfach irgendwie, daß die Show großartig werden würde. Er war sehr zuversichtlich ..

Marc Hendrickx schreibt:

Dann kommt der große Augenblick... der 14. Januar 1973 halb ein Uhr nachts. Elvis Presley geht auf die Bühne und eine Fernsehshow von unglaublichen Proportionen beginnt. Millionen Zuschauer in Australien, Neuseeland und dem Fernen Osten empfangen die Show live zur besten Sendezeit. Der Sendeplan von Aloha From Hawaii ist hauptsächlich auf diese Länder abgestimmt, und dort ist die Begeisterung groß. Die japanische Regierung ruft den Zeitraum vom 8. bis 15. Januar zur "Elvis-Presley-Woche" aus, die Einschaltquote in Japan ist die höchste aller Zeiten. Fantastisch sind die Quoten auch in Thailand, Indonesien, Korea (siebzig bis achtzig Prozent), Südvietnam und den Philippinen, wo die Quote sage und schreibe 91,8 Prozent beträgt.

Von Hongkong aus strahlt der Satellit nach Macao, sodass tausende von Einwohnern im kommunistischen China die Show ebenfallsgenießen können, wenn auch illegal. In den genannten Ländern besitzen nur wenige Leute ein Fernsehgerät, aber es gibt zahlreiche "Fernsehsäle", in denen Dorfbewohner sich versammeln, um sich gemeinsam ein Programm anzusehen. Seit sich auch im Fernen Osten die Kinos durchgesetzt haben, wurden übrigens viele Elvis-Filme vorgeführt, und Elvis ist dort sehr populär.

An den Tagen und Monaten nach der Livesendung kommt Aloha From Hawaii auch in Europa, Afrika, Südamerika und schließlich auch in Nordamerika auf den Bildschirm. NBC sendet die amerikanische Premiere am 4. April, und einundfünfzig Prozent der Fernsehteilnehmer haben eingeschaltet. Die Bewertungen sind ungewöhnlich gut. Im November gibt es eine Wiederholung, wieder gleich nach den Nachrichten, was in den USA nicht gerade alltäglich ist. Einmal mehr wird bei Elvis die Ausnahme zur Regel. Großbritannien, Elvis-Land Nummer eins, macht nicht mit, weil die Show zu teuer ist. Das ist natürlich absurd, und es wird noch verrückter, wenn man bedenkt, dass Aloha From Hawaii fünf Jahre lang auf die britische Premiere warten musste!

Etwa sechsunddreißig bis zweiundvierzig Länder strahlen die Show aus, und die Livesendung verfolgen ungefähr eine Milliarde Menschen. Wenn man die Wiederholungen mitzählt, sind es schätzungsweise zweieinhalb Milliarden. Zusammen mit den OlympischenSpielen, einigen Fußballspielen und der Hochzeit von Prinz Charles und Lady Diana ist "Aloha From Hawaii" damit eine der meistgesehenen Fernsehsendungen aller Zeiten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Sportveranstaltungen oft internationale Bedeutung haben und dass die Hochzeit des britischen Kronprinzen immer weltweit beachtet wird. Außerdem wurden die Zuschauerzahlen Jahre nach der Show ermittelt, sodass ein fairer Vergleich gar nicht möglich ist. Als musikalisches Programm ist
"Aloha From Hawaii" immer noch die Nummer eins mit leichten Vorsprung vor Live Aid (1985).
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Hinweis in eigener Sache:
wenn du glaubst, dass ich mich dir gegenüber wie ein Arschloch verhalte, kannst du ziemlich sicher sein, dass du es verdient hast
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