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Alt 21.11.2005, 18:40
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Aloha - part 3

Regie bei „Aloha from Hawaii via satellite“ by M.Pasetta

Elvis war bei RCA unter Vertrag und seit NBC der gleichen Firma gehörte, waren beide eins.
Ich hatte gerade die 72er Academy awards für NBC abgeschlossen, als die mich in ihr Büro holte. Es hieß:
„Wir wollen die allererste Satelliten-show in der Tv-geschichte machen!“ Als sie mich fragten, ob ich es machen wollte, stimmte ich natürlich zu und wollte sofort wissen, worum es ging. Dann sagten sie mir:
„Der Star der Show wird es absegnen müssen und genauso umgekehrt. Ihr müßt es beide machen wollen!“
Als ich nach meinen künstlerischen Freiheiten fragte, meinten sie nur: „Das liegt bei dir und ihm. Was immer ihr machen wollt - wenn ihr dabei glücklich seid, sind wir es auch - ihr habt unseren Segen. „
Als ich ihn nach dem wer, was, warum, wann und wo fragte wurde er still. Er sagte, es würde ein Meilenstein werden. Unnötig zu erwähnen, daß er an diesem Punkt nicht noch konkreter werden konnte.Dann erfuhr ich folgendes: „Da ist ne Show, die er demnächst in Long Beach gibt.“ Doch sie nannten immer noch keinen Namen. Nur: „Wir wollen, daß du dorthin fährst und es dir ansiehst - und wir passen auf, daß du auch dort ankommst.
Sieh´s dir einfach an!“
Erst als ich vor der Halle stand, merkte ich, um wen es hier ging. Ich sah mir also die Show an und mußte tags darauf zurück, um quasi Bericht zu erstatten. „Es wird eine 90 Minuten-show, was meinst du? Willst du´s machen oder nicht?“ Ich erwiderte: „Da gibt´s einige Fragen, die noch zu klären sind. Erstens hat Presley Übergewicht
und bewegt sich nicht mehr so viel wie früher. Ein teuflisch guter Entertainer mit einer ebenso guten Stimme –
aber für´s Fernsehen mach´ ich mir Sorgen. 90 Minuten bedeuten eine ganze Menge Planung.“
Was würde er im TV machen.. NUR da stehen und singen? Das würde ein weltweites Publikum kaum an die
Bildschirme fesseln. NBC meinte nur, daß das mein Problem wäre. Ich könne alles tun was ich wollte; sie würden 100%ig hinter mir stehen. Nur eines noch bevor ich anfing .. ich würde Elvis´ und Parker´s Zustimmung für alles brauchen, was mir vorschwebte.Und an dem Punkt fühlte ich mich dem Projekt gleichzeitig unheimlich nahe und doch meilenweit entfernt.
Dann kam etwas, was mich überraschte. „Nun, das ist dein Problem..“ „Und ich kann wirklich tun, was ich will?“ hakte ich nach; „Solange du Elvis davon überzeugen kannst - ja!“ „Gut, was muß ich tun?“
„Leg´ dir eine Mappe zurecht und wir arrangieren ein Treffen in Vegas; aber du mußt erst mit Parker reden, bevor du zu Elvis durchkommst. Der Colonel muß es absegnen.“

Seit Elvis sich nicht bewegte, fühlte ich, dass wir Bewegung um ihn herum brauchten; viel Kamera-arbeit, bewegliche Lichter etc. Wenn wir Aufregung entstehen lassen konnten ohne von seiner Performance abzulenken..
Dann würde das eine perfekte Kombination ergeben.

Nun heuerte ich mir also einen künstlerischen Leiter (Ray Klausen) an und fragte nach einer Konzept-skizze;
mit Spiegeln in langem Staffel-format, jeder Menge Neon-röhren, allen Arten von Glühbirnen die den Glitzer
und Glamour von Vegas einfangen sollten.
Dann sagte ich ihm: „Ich werde viele verschiedene Proben von Hintergründen benötigen. Wenn das die erste Entertainer-show wird, die um die Welt geht, dann laß uns seinen Namen in verschiedenen Sprachen mit Leuchtkörpern buchstabieren. Mach´ was Außergewöhnliches daraus. Elvis bedeutet Las Vegas und das bedeutet Lichterketten ... Neon. Laß uns ein kleines Stück Vegas hernehmen und es auch benützen. Wir könnten es auch mit Spiegeln und seinem Schattenriss spannend machen.“
Als ich die Bühnenkonstruktion sah, war die Bühne so hoch, daß mindestens 20 Fuß Abstand zwischen ihm und dem Publikum waren, es gab keine Verbindung zu den Sitzplätzen.
Ich holte mir den Techniker und sagte ihm: „Ich will hier einen Laufsteg haben. Keine hohe Bühne, ich will sie niedriger, so daß sie Leute zu ihm kommen können. Die Gangway muß breit genug sein, so daß sie ihn , wenn er entlanggeht, nicht erwischen können.
(Damals in Long Beach stand Elvis auf einer 3,5 m hohen Bühne, in etwa 7 m Entfernung zur ersten Reihe von Fans. Da gab es keine Nähe zwischen ihm und ihnen) Aber ich will die Masse um, nicht vor der Bühne haben. Und vor allem die Mädchen - damit diese Anziehungskraft die ihn umgibt, deutlich wird.“

So bekam ich dann einen Sketch. Ich packte ihn , nachdem ich ihn den Jungs von RCA und NBC gezeigt hatte, ein und flog, nachdem das Treffen fixiert worden war, alleine nach Vegas.

Ich ging ins Hilton und traf gleich zu Beginn den Colonel im Foyer.
Er schien jedoch von meiner Idee nicht überzeugt. Es war dieses für ihn typische: „Keine Zustimmung, in keinster Weise!“ Als er fertig war, hob ich meine Innereien vom Hotel-boden auf und sagte ihm: „Hören sie zu. Ich bin den langen Weg hierher gekommen, und wenn schon, dann will ich von Elvis abgetan werden. Aber ich muß und werde ihn treffen!“ Es schien gewirkt zu haben, denn Parker ließ mich in die 31. Etage.
Als ich hochkam, war ich nicht mehr sehr froh; dennoch würde ich das erste NEIN nicht einfach hinnehmen.
Einige seiner Leibwächter erwarteten mich vor dem Lift und chauffierten mich in diesen riesigen Raum. Er hatte eine sehr hohe Decke und war hell und leer - nur die Guards und ich. Wir gingen zu dem kleinen Kaffeetisch, um den herum vier Stühle standen. Sie setzten mich und dann sich selbst links und rechts von mir hin.
Der Stuhl mir gegenüber war und blieb vorerst leer - Elvis war nicht hier. Und so saß ich bewacht da und wartete.

Als Presley kam, saßen sie immer noch stumm da. Auch er sagte keinen Ton, sondern kam einfach zu uns und setzte sich auf den freien Stuhl. Er hatte diese großen Sonnengläser auf und ließ sich in den Sessel sinken. Ich sagte „Hi Elvis, ich bin Marty Pasetta. NBC fragte mich, ob ich ihre und dessen erste Show produzieren möchte. Sie meinten, ich sollte mir ihre Show in Long Beach ansehen, was ich auch tat.
Sie war gut - aber ich denke, da war zuwenig Spannung, zu wenig Aufregung. Nun, sie sangen großartig ABER (schluck) sie waren langweilig, sie bewegten sich nicht. Ich glaube auch, daß sie etwas zu schwer sind - aber ich hab´ da einige Ideen.“
Elvis setzte sich auf, lehnte sich nach vorne und die Wächter, die bisher miteinander geblödelt hatten, nahmen ihre beschlagenen Revolver aus den Halftern und legten sie auf den Tisch. Es war momentan komisch, weil ich nicht wußte was ich nun tun sollte. Also sah ich ihn an und grinste: „Ich hab hier drin einige Vorschläge. Daraus machen wir zusammen eine explosive Show.“
Ich nahm die Skizze heraus, legte sie ihm hin und erklärte: “Hier, ich schreibe ihren Namen in Neon auf der ganzen Rückwand entlang der Bühne. Es soll auch ´ne Art Gangway geben, weil die Bühne niedriger sein sollte. Ich will Mädchen vor der Bühne und keine Bodyguards. Doch der Catwalk wird hoch und breit genug sein - sodaß sie ihnen zwar nahe sind, sie aber nicht erreichen können.
Sie gehen einfach auf und ab und sehen großartig aus. Wir werden riesige Spiegel haben, die das Publikum reflektieren und eine erweiterte, größere Band, zusammen mit Joe Guercio´s Orchester. Die kleinere Gruppe wird immer dabei sein, so daß wir die Strahler auf sie richten können und es etwas intimer machen.
Und sie werden abnehmen müssen. Sie werden zu schwer aussehen, weil die Kameras 10 Pfund dazuzaubern.“

Elvis sprang auf, nahm die Brille ab und warf sie quer durch den Raum. Er begann zu lachen und kam - wobei seinen Leuten die Klappe runterfiel - direkt auf mich zu. Er packte mich an den Schultern, legt die Arme um mich und sagte: „Wissen sie, sie sind der erste ehrliche Kerl, den ich in meinem Leben treffe! Ich liebe es! Ich will alles dafür tun, und ja - ich werde sogar abnehmen!“
Nun wußte ich, daß ich sicher war und sagte:“ Wo wir gerade dabei sind - dem Colonel gefällt die Idee gar nicht.“ Elvis grinste:“ Keine Chance, machen sie sich darum keine Sorgen. Parker macht nur das Geschäftliche, die kreative Seite hab´ ich allein über. Ich liebe diese Idee.“
Dann behielt er mich für die nächsten zwei Stunden bei sich. Mittendrin meinte er lachend:“ Warum machen wir dabei nicht etwas Karate?“ und warf seine Jungs in der Gegend herum.

Elvis ging wirklich auf Diät - in zwei Monaten verlor er etwa 25 Pfund; er übte wie ein Schuljunge für ein Gedicht. Glücklich darüber, dass jeder Tag das Datum der Show näher brachte Ich sagte ihm:“ International läuft die Show eine Stunde lang, in den Staaten 30 min länger - und die hab ich auszufüllen. Wir sollten ein paar extra Songs machen, aber wir werden sie erst danach aufnehmen und dann zusammenschneiden.“ Er zog sein berüchtigtes Grinsen auf und meinte nur:“ You got it!“

Wir wurden Freunde. Freunde bis zu seinem Todestag - gute, enge Freunde.
Ich kann nicht sagen, was für ein lieber Mensch er war. Er war so höflich, wie es nur ging.

Was wir noch brauchten, war eine Eröffnung - eine, die anders war. So machten wir eine, ein oder zwei Tage vor Elvis´ Ankunft auf Hawaii. Wir hatten diesen jungen Burschen, der auf der Insel ein einmaliger Promoter war und ließen bei seiner Radiosendung durchgeben, daß Elvis zu einer bestimmten Zeit vor dem Hotel landen würde.

Es kamen dann auch unglaublich viele Fans, die wir live aufnahmen. Ich mußte mir eine Kamera leihen, denn die portablen Geräte gab es damals noch nicht. Die Kameras kamen per Frachter aus L.A. und die Szene lief in L.A. und wurde hergebracht. Es war ein ziemliches Risiko, denn Elvis wollte es unbedingt auf Hawaii machen - schließlich war es für die Kui Lee Krebsstiftung.
Dann war es soweit. Etwa zehn Minuten vor dem Countdown kam der Produktionsassistent zu mir und meinte, daß er sich verrechnet hätte. Wir waren zehn Minuten zu kurz..! Es war ein irrsinniger Druck - jeder aus N.Y., L.A. und Hollywood war da, NBC und RCA. Ich lief zu Elvis´ Garderobe, wobei mir die Jungs eine Schneise freimachten. Er war dort und sah mich erstaunt an. „Marty, was ist los?“ „Elvis, wir sind zu kurz!“ „Na gut“ sagte er, „Lass uns diese drei Songs hier dazunehmen.“
Ich fragte:“ Gut, gehen wir´s rasch durch - wo platzieren wir sie?“ Er beruhigte mich:“ Wir nehmen sie nach diesem Song und es wird perfekt sein.“ Ich rief:“ You got it!“ und er lächelte:“ Geh nur, es wird klappen.“

Das Problem mit den 1o Minuten war nur eines von vielen gewesen.
Den ganzen Nachmittag hatten wir nach einem Fehler gesucht und ihn erst 3o Minuten vor der Show gefunden.
Wir hatten ein Summen in den Boxen, und niemand wußte, woher. Schließlich meinte einer der Ingenieure von RCA :“ Hey, das sind die Dimmer der Neonröhren!“ RCA wollte die Show aufnehmen und das waren jede Menge Dollars. Aber mit dem Summen war alles umsonst. Wir rasten zum Telefon, erreichten den Navy-stützpunkt und bekamen einige Stahlplatten, die wir rund um die Dimmer aufstellen konnten. Und es klappte.

Nachdem die Live-show hinter uns lag, sprang Elvis von der Bühne und sah meine Gattin im Hintergrund stehen. Er ging auf sie zu, umarmte sie und hüpfte um sie herum. „Es war unglaublich, wunderschön. Das ist der Höhepunkt meines Lebens und ich habe es genossen, mit ihrem Mann zusammenzuarbeiten.“
Dann küsste er sie und sie hat es nie vergessen. Er war immer noch am Boden geblieben, ein wundervoller Kerl.
Er versicherte mir, dass dies die aufregendste Nacht in seinem Leben gewesen sein. Noch Monate später sollte er einige Film-kopien damit verschleissen, sie immer wieder anzusehen, um seine „most exiting night“ nochmals zu erleben.
Später sagte er zu mir:“ Marty, das muß ich noch mal machen. Es war das größte und beste, was ich je in meinem Leben hatte!“

Uns wurde dann gesagt, dass jeder 3tte Mensch auf der Welt 1973 diese Show sah.

** Wissenswertes aus dem Hintergrund

!! Die Show ging ohne Hindernisse zu Ende. Das Timing stimmte bis zur letzten Minute, denn es war sehr wichtig, daß Elvis nicht überzog. RCA hatten den Satelliten nur für genau 60 Minuten ´gemietet´ und jede weitere Minute wäre nicht übertragen worden.

!! Die CBS Extravaganza wurde in gezählten 21.902.400 amerikanischen Haushalten gesehen, das machte sie zur meistgesehenen Sendung des Jahres. Sie wurde von mehr Menschen verfolgt als Armstrong´s erste Schritte auf dem Mond und hatte eine Beteiligungsquote von 51%.
Beinahe eine Milliarde Zuseher konnte Elvis damals live erleben. Die Sender in Japan, Australien,Korea, Neuseeland, den Philippinen, Thailand und Vietnam übertrugen die Show zeitgleich. Die amerikanischen Fans hatten sich bereits Wochen zuvor Karten besorgt, denn dort wurde die Show in den Kinos auf riesigen Leinwänden übertragen.

!! Nach der Show saßen Elvis und die Jungs von der Band in der Kabine und sprachen über die Show. Elvis hatte seine Frisur für die Kamera zurechtgemacht und als das o.k. kam ging es, um 04 Uhr morgens, nochmals auf die Bühne. Sie filmten einige zusätzliche Songs mit, die dann in die Tv-version kommen sollten.
Die Songs waren: „Early morning rain“, „Blue Hawaii“, Hawaiian wedding song“, „Ku-u-ui-po“ und „No more“.

!! Elvis übergab der Foundation $75.000,-- und spendete nochmals $1.000,-- aus eigener Tasche. RCA und Parker waren durch diese Geste gezwungen, es ihm gleichzutun und spendeten ebenfalls jeweils dieselbe Summe. Sozusagen als Gegenleistung erhielt Elvis eine Gold-ikone der Stadt und eine Plakette der Foundation, zusammen mit einer handgearbeiteten Kette aus massivem Gold, auf der 18 diamantbesetzte Blütenblätter aneinandergereiht worden waren. Elvis trug sie bei beiden Konzerten. Parker bekam einen echt-goldenen Zigarrenspitz.

!! Das ´American Eagle´ Cape
Elvis hatte das Cape am Ende der Show ins Publikum geworfen. Derjenige, der es aufgefangen hatte, verkaufte es an den Elvis-fan und -sammler A.M.Kern. Nach dem Tod Kern´s 1995 gab die Familie das Cape als Geschenk der Estate of Elvis Presley. In seinem Testament verfügte Kern, daß man den Rest seiner Sammlung versteigern sollte - zugunsten der Make-a-wish Foundation.

**!!Der Januar ´73 begann mit den letzten hektischen Vorbereitungen. Die ersten Musikproben im Honolulu International Center, mit Charlie Hodge als „Ersatz“ von Elvis, konnten beginnen. Laut John Wilkinson waren diese Tage auf Hawaii die reinsten Ferien. An einem Abend probten die Musiker, am darauffolgenden die Vokal-gruppen.

!!Angeblich flog Elvis bereits am 7. Januar nach Los Angeles, wo ein Treffen mit seinem Schneider angesagt war. Die letzten Nähstiche und Anproben für den „Aloha Eagle“-suit gingen vonstatten.

**!!Bis zum 12. Januar sind die Angaben über Elvis´ Aktivitäten sehr unterschiedlich. Einerseits wird behauptet, dass er sich kaum blicken ließ, fast nie zu den Proben erschien und den ganzen Tag vorwiegend im Halbschlaf auf seinem Zimmer verbrachte, anderen Berichten zufolge genoß er seinen Aufenthalt in vollen Zügen, war gut gelaunt bis aufgekratzt und probte nicht nur im H.I.C., sondern still und heimlich auch im Hilton Hawaiian Dome.
Elvis soll bei den Proben eine lange Nerzjacke mit einem weißen Superfly getragen haben.

**!!Als Elvis die Bühne zum ersten Mal sah, war er mit dem Bühnenbild sehr unzufrieden. Pasetta hatte die Idee, die Musiker auf verschieden hohen Plattformen zu postieren. Ihm missfiel dies: er wollte seine Jungs direkt hinter sich wissen. Und immer wieder Proben, Proben und Proben. Bei einigen Songs hatte Elvis Textschwierigkeiten. Zu diesem Zweck wurden die Zeilen der Lieder auf sogenannte Cue-cards geschrieben, sodaß er auch während der Show die willkommene Gedächtnisstütze in Anspruch nehmen konnte


So schön und prächtig die Show - die der King am 14. gab - auch war, es ist die Erinnerung an die Generalprobe zwei Tage zuvor, die einen speziellen Glanz für jene zurückläßt, die sie miterlebt haben.
Über 5ooo glückliche Fans genossen Elvis und eine verdammt gute Band in einer Weise, die einheizte - verzauberte - und bewies, daß der King nichts von seiner Macht und Kraft verloren hatte.
Vielleicht war es auch die Gewißheit, daß dies nicht DIE Show war, die dieser Darbietung ihre entspannte Atmosphäre ermöglichte;
Vielleicht auch, weil Elvis sich selbst beweisen wollte, daß er es zwei Tage später mit der ganzen Welt aufnehmen konnte.
Aber vielleicht war es auch nur eine positive Mondphase.
Doch aus welchem Grund auch immer - Elvis konnte nie mehr übertrumpfen, was er in dieser Nacht gab.
Es gab einen seltsamen, merkwürdigen Moment nach „C.C.Rider“, als wir dachten, daß er seine schwarze
Akkustik-gitarre demolieren würde. Es war ein Aufflackern seiner jugendlichen Energie - die Energie einer gesamten Generation. Der von gestern, aber auch der von heute.

Anmerkung:
Kurz nach dieser Show gab der Bürgermeister von Honolulu bekannt, daß der 13. Januar zum Elvis Presley Day ernannt werden sollte.

Die Show im Detail

Auf eine dynamische Eröffnung mit „C.C.Rider“ und „Burning love“ folgte eine umfassende Auswahl ältere Hits und neuerer Songs. Und doch wurden die meisten der Rocksongs - mit Ausnahme des elektrisierenden „Steamroller blues“ eher mechanisch heruntergespielt. Er trieb Taylor´s Song mit einem Anflug heißer Erotik voran und erklärte seinen Patriotismus zu den Südstaaten mit „An american trilogy“.
Die Schwachstellen wurden jedoch durch Perlen wie dem leidenschaftlichen „You gave me a mountain“, dem wundervollen „It´s over“ und dem tiefempfundenen „I´m so lonesome I could cry“, mit dem er schmerzhaft seine tiefen Countrywurzeln zeigte, mehr als ausgebessert.
Zweifellos lebte Elvis in diesen Balladen den tiefen Schmerz aus, den ihm das laufende Scheidungsverfahren bereitete. Auf den ersten Blick war er in dieser Nacht wie eine gute Flasche Wein - genauso frisch und spritzig wie am Tage der Abfüllung.

Doch es lag eine bittere Ironie darin, daß Elvis hier zum ersten Mal offiziell „My way“ sang - um seinen Fans mitzuteilen, daß er tiefunglücklich war. Und obwohl es wohl keinem Sterblichen je gelungen wäre, einen Sinatra-song erfolgreich abzukupfern, hatte er damit genau das geschafft.
Und sowohl bei „Suspicious minds“ als auch bei „Welcome to my world“ war seine Trauer deutlich zu erkennen.
„You gave...“ war ein Epos aus Aufbäumen und Buße und es gibt nur wenig Zweifel, daß Elvis sein Leben in dem Song verarbeitete. Und obwohl er on stage noch immer „still the King“ war - erzählte sein stumpfer, nach innen gerichteter Blick eine andere, traurige Geschichte.
Und selbst der härteste Kritiker hätte wohl nicht damit gerechnet, daß man den King in dieser Art und Weise nie mehr wieder sehen würde ...
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Hinweis in eigener Sache:
wenn du glaubst, dass ich mich dir gegenüber wie ein Arschloch verhalte, kannst du ziemlich sicher sein, dass du es verdient hast
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