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Alt 10.02.2019, 10:12
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Fortsetzung


Es war Elvis, der es als erster wagte Musik zu produzieren, die die Menschen mitten in ihrem Leben traf, tief in ihren Gefühlen, ja, sogar unter der Gürtellinie.
Oh, andere Sänger taten das bereits seit Generationen, aber die waren schwarz. Sie zählten nicht, schon gar nicht auf dem Platten-Markt. Kleine weiße Mädchen in Mittel-Amerika hatten kaum Möglichkeiten, Fantasien über schwarze Männer zu entwickeln.
Mit Elvis war das einfach. Aber gleichzeitig war es auch das Problem. Als Elvis zum ersten Mal im Fernsehen in der "Milton Berle Show" erschien, war er purer Sex. Die Gefühle, die er bei der Jugend entfachte, waren welche, die fast täglich von Eltern und Predigern und Lehrern missbilligt wurden.
Die Kultur-Kritiker gingen hart gegen ihn vor. "Erschreckender Geschmack" schrieb ein Autor für die New York Times.
"Ein Striptease in Kleidung" kommentierte "The San Francisco Chronicle". Amerika, eine Stimme des katholischen Glaubens, forderte das Fernsehen auf, sich von "diesem widerlichen Zeug" zu distanzieren. Ob es widerlich war oder nicht, hing vom jeweiligen kulturellen Hintergrund ab.
Barry Hansen, ein Platten-Produzent aus LA der eine "Geschichte des Rock" für Straight Arrow Publishers (Rolling Stone-Magazin) verfasst hat, spekulierte, dass Elvis seine Performance von den Schwarzen übernommen habe, die er in den Clubs auf der Beale Street gesehen hatte. Aber Jerry Hopkins, ein Redakteur des Rolling Stone, hatte Recherchen für eine Elvis-Biografie für Simon & Schuster angestellt. Er berichtet, dass es keine Anzeichen dafür gäbe, dass Elvis jemals vor seinem ersten Bühnen-Auftritt die Beale Street besucht habe. Hopkins sagt, Elvis habe einmal Bo Diddley im Apollo Theater in Harlem während eines New York-Aufenthalts 1955 gesehen. Aber er vermutet, dass Elvis seinen späteren Performance-Stil schon als kleiner Junge auf den Volksfesten, zu denen seine Eltern ihn stets mitnahmen, abgeschaut und verinnerlicht hatte. Ich denke, die Tanzbewegungen dort waren im Prinzip sexueller Natur, wurden aber nicht als solche angesehen.

Ed Sullivan hörte den Kritikern nur mit halbem Ohr zu, buchte Elvis - und ließ nur seinen Oberkörper filmen. Die Jugend draußen vor den Fernsehgeräten war unbekümmert: sie fragten, ob Tanzen etwas Schmutziges sei oder aber "Soll es Spaß machen? Hmm?" "Ähh...nun...äh..." sagten die Eltern "Halt den Mund und mach deine Hausaufgaben, Debby."
Vorlaute Schreiber stellten Elvis als den Witz des Jahres dar. Sie machten sich lustig über seine vier Cadillacs und seinen violetten Lincoln und über sein Haus, das er für sich und seine Eltern gekauft hatte. Sie orakelten, dass Elvis bald in der Versenkung verschwunden sei.


Fortsetzung folgt
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