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Alt 26.08.2008, 13:33
gast-20100125
Gast
 
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Ich würde gerne noch einige der hier genannten Aspekte aufnehmen.

Zu sehr behütet? Welche Mutter will ihr Kind nicht behüten und beschützen, selbst wenn es das eigene Leben kostet? Sicherlich war Gladys das, was wir eine "Glucke" nennen, aber Kinder bleiben für Mütter immer Kinder - selbst wenn sie 60 Jahre alte "Kinder" sind. Nicht zu vergessen: Sie hatte ein Kind bereits verloren. Da ist es doch nur allzu natürlich, dass man um das Einzige, noch verbliebene Kind, ständig Angst hat. Und wenn man sich die Videos aus den 50-igern anschaut, dann sieht man doch, wie sehr die Fans Elvis bedrängt haben. Des öfteren hatte er ja blutige Kratzer an den Händen oder zerfetzte Kleidung. Als Gladys das mal mitbekam, hatte sie eine Todesangst um ihren Jungen. Das ist doch verständlich und nachvollziehbar.
Umgekehrt darf man ebenfalls nicht übersehen, dass die Bindung zwischen Elvis und Gladys auch enger wurde, als Vernon im Gefängnis saß. Beide waren alleine auf sich gestellt. Kein Wunder, dass sich beide gegenseitigen Halt gaben und die Beziehung noch inniger wurde. Ich finde nicht, dass dies ein "ungesundes Verhalten" war.

Auch wenn viele Fans es nicht glauben oder wahrhaben wollen. Tatsache ist: Elvis starb an einem Herzinfarkt und das ist der ärztliche Fakt. Er hatte seit seiner Kindheit ja gesundheitliche Probleme und das eine Seites des Herzens größer war als die andere zeigt doch deutlich, dass sein Herz nicht in Ordnung war.Selbstverständlich darf man die Medikamentenabhängigkeit und auch seine Essgewohnheiten nicht außer acht lassen. Inwieweit die Medikamente und seine geliebte Südstaatenküche dazu beigetragen haben, seine ohnehin nicht allzu stabile Gesundheit, verbunden mit seinem Lifestyle, weiter zu schädigen, das steht auf einem anderen Blatt.
Dass sowas mehr als ungesund ist, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren.

Ich glaube nicht, dass das besagte Buch "What happened Elvis" ihn allzu sehr tangierte. Ganz bestimmt machte es ihm etwas aus; klar machte er sich Gedanken darüber wie es seine Fans aufnehmen und ob es seiner Karriere schaden würde. Am meisten sorgte er sich aber darüber, wie es Lisa Marie auffassen würde,was sie von ihm denken würde, sollte sie es eines Tages lesen. Er wollte sie sein ganzes Leben lang beschützen. (Ja, die Meinung, wenn er sie wirklich geliebt hätte, dann hätte er keine Medikamente genommen, ist mir bekannt!)

Ich denke, was ihm seelisch am allermeisten - abgesehen von den Auswirkungen auf Lisa Marie - zu schaffen machte, ihm eventuell einem irreparablen Knacks gegeben hat: Das war der enorme Vertrauensbruch, verursacht von zweien seiner besten Freunde, die er fast sein ganzes Leben lang kannte. Ich denke, besonders hart traf ihn die Tatsache, dass ausgerechnet Red West, der ja wie ein Brüder für ihn war, dem er grenzenlos vertraute, ihn "verraten" hatte. Es spricht auch für die menschliche Größe von Elvis, dass er ihm trotz allem verziehen hat.

Auch seine Liebesbeziehungen gingen stets in die Brüche, aus welchen Gründen auch immer. Und wer mal emotional eine zerbrochene Beziehung durchlebt hat, der kann vielleicht nachvollziehen, wie man sich dabei fühlt und wie lange es teilweise dauert, bis man drüber hinweg ist. Da hilft kein noch so großer Ruhm, kein noch so viel Geld. Mit diesen Dingen kann man kein zerbrochenes Herz oder eine emotionale, seelische Verletzung heilen.

Man sollte sich bei aller Fanliebe- u. Verehrung für Elvis doch immer vor Augen halten: Er war auch ein Mensch, noch dazu meiner Meinung nach ein sehr sensibler, im Grunde seines Herzens einfacher Mensch, der sich trotz seines ungewöhnlichen Lebens, seines Ruhmes und seines Geldes eine Schlichtheit und gewisse Unschuld bewahrt hatte. Klingt jetzt vielleicht kitschig, aber ich kann es nicht anders formulieren.
Und das merkt man auch an der Interpretation seiner Lieder und seiner Stimme, seinen gefühlvoll gesungene Balladen und vor allem in seiner heißgeliebten Gopsel-Musik.

Man kann nur vesuchen, sich mal in seine Lebenssituation zu versetzen, sofern man über ein gewisses Einfühlungsvermögen verfügt. Aber sicherlich wird es uns bei aller Diskussion von Wenn's und Aber's nie gelingen, die Person Elvis Presley, den Superstar und Jahrhundert-Entertainer zu charakterisieren oder zu ergründen.