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Alt 13.04.2006, 00:23
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michael grasberger michael grasberger ist offline
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ER NANNTE ES SCHICKSAL

[...]
für anfang mai 1956 hatte marie einen urlaub geplant, und sie fragte uns vier, ob wir mit nach memphis fahren wollten. ich wäre ja eher für florida gewesen, aber ihr gehörte das auto, und so schlossen wir uns an. es war auch nicht so wichtig, wir hatten überall unseren spaß. also ging es ans geld sparen und pläne schmieden. marie war am aufgeregtesten von uns allen. sie hatte gerade einen nagelneuen 56er ford fairlane gekauft, und zwar in knallrosa. wir würden also stilvoll reisen.
wir fuhren am frühen morgen in biloxi los und erreichten memphis, als es schon dunkel war. wir checkten ins holiday inn ein, das etwas außerhalb jenseits des wolf rivers lag. nach dem frühstück ging es downtown auf erkundungstour und zum souvenir-shoppen. wir grasten die beale street ab, und bei lansky bros. versuchte marie, von einem angestellten die adresse von elvis rauszubekommen. sie behauptete, wir wären alles enge freundinnen und persönlich eingeladen. der mann rückte schließlich die adresse raus und meinte, es wäre ohnehin egal, denn elvis sei nicht in der stadt. er sei auf tour.
audubon drive nummer 1034 war nicht schwer zu finden. wir parkten auf der straße direkt vor dem haus. [...] es gab auf der vorderseite keinen zaun, und so beschlossen wir, einen blick zu riskieren. wir drängelten uns also raus aus dem rosa ford und gingen die auffahrt rauf. als wir schon fast beim haus waren, hörten wir plötzlich ein auto einbiegen. [...]
elvis saß hinter dem steuer eines großen pinken cadillacs, seine eltern neben ihm. elvis und sein vater trugen dunkle anzüge, seine mutter ein schwarzes kleid und einen ebensolchen hut mit schleier. sie sahen aus, als seine sie gerade von einem begräbnis heimgekehrt. mr und mrs presley gingen ins haus, aber elvis spazierte zu uns mädchen herüber. [...]
"was machst du zuhause? solltest du nicht auf tour sein?", fragte marie.
"ich bin gestern zurückgekommen. mein cousin ist ertrunken, und da mußten wir zum begräbnis. und was macht ihr alle in memphis?" dabei sah er in meine richtung, aber ich lächelte nur. marie antwortete.
"wir dachten uns, wir machen hier urlaub."
"nettes auto, marie. das ist doch deines, nicht wahr? ich liebe die farbe."
"das weiß ich doch, elvis. ich hab an dich gedacht, als ich es gekauft habe." der ford und der cadillac hatten dieselbe farbe. ich fragte mich, warum marie nie erwähnt hatte, daß sie elvis auch kennt. er wußte sogar ihren namen. ob er sich wohl an meinen erinnerte? er steuerte auf den garten auf der rückseite des hauses zu. "hier lasse ich einen pool reinbauen." wir gingen alle zum zaun, um einen blick nach hinten zu werfen. elvis stellte sich hinter mich, umfaßte meine taille und hob mich vom zaun.
"was führt dich denn hierher, june? machst du etwa auch ferien?"
ich lächelte und sagte erstmal gar nichts. immerhin wußte er meinen namen noch.
"als ich das letzte mal in biloxi war, hat mir jemand gesagt, du wärst verlobt und drauf und dran zu heiraten." er sah zuerst marie an und dann mich.
"da hat dir jemand einen bären aufgebunden. weder bin ich, noch war ich je verlobt. und wie geht es dir, elvis?"
"bestens, june. ich kann noch gar nicht glauben, daß du wirklich hier bist. wie lange wirst du in memphis sein."
"wir werden wohl eine woche bleiben."
dann wollte er wissen, wo wir einquartiert waren und was wir am abend vorhatten. dabei hielt er die ganze zeit meine hand.
"wir wollten am abend ins kino gehen. das wollten wir doch, oder?" ich sah marie an, und sie nickte zustimmend.
mrs presley kam zur tür und rief elvis zum essen rein. auf die art rettete sie ihn vor seinen fans und gab ihm die möglichkeit, sich höflich zu verabschieden. das tat er auch und meinte, er wolle uns später treffen. ich dachte mir, der will nur höflich sein und erwartete nicht, ihn wiederzusehen. als wir ins motel zurückfuhren, wurde sein name nicht erwähnt.
am abend sahen wir uns dann the man who knew too much mit doris day und jimmy stewart an. da kam eine viertelstunde nach beginn elvis herein und setzte sich genau neben mich.
"was machst denn du hier? mit dir habe ich nicht gerechnet", flüsterte ich.
"und freut es dich, mich zu sehen oder nicht?", flüsterte er zurück.
"ja, es freut mich. ich bin nur überrascht, das ist alles. wie hast du uns gefunden?"
"ich hab nach dem rosa ford ausschau gehalten."
er hielt meine hand, und von zeit zu zeit drückte er sie ein wenig.
als der film vorbei war – ich habe nicht die leiseste ahnung, worum es darin ging – lud er uns alle fünf zu sich nach hause ein. in den riesigen schwarzen cadillac, den sonst seine band benutzte, hätten wir spielend alle miteinander reingepaßt, aber er wollte mit mir allein sein. und so führte elvis an, und der rosa ford folgte dicht dahinter nach. er hatte mir beim einsteigen die beifahrertür aufgehalten. das auto war so groß, daß ich das gefühl hatte, einen häuserblock von ihm entfernt zu sitzen.
"ich hab versucht, dich anzurufen, june. ich hab sogar nach dir gefragt, als ich das letzte mal in biloxi war. immer wenn ich anrief, war entweder gerade niemand zu hause oder ein mann ging ans telephon. ich dachte mir, das muß dein verlobter sein."
[...]
"weißt du nicht mehr, wie ich dir von meinem älteren bruder erzählt habe?"
"ach, dann war der das?", sagte er erleichtert.
"warum hast du keine nummer hinterlassen? ich hätte dich zurückgerufen."
"ich war unterwegs, june, und nie lange genug an einem ort. aber egal, ich bin so froh, daß ich dich wiedergefunden habe. warum sitzt du eigentlich so weit drüben? komm, rück näher zu mir." er legte seinen arm um mich und zog mich so nahe zu sich heran, daß ich schon fast auf seinem schoß saß.
"ich denke immer noch oft an die nacht am pier, june. irgendwie wußte ich, daß wir wieder zusammenkommen würden. ich wußte es einfach."
landeier-akzent hin oder her, ich liebte es, dieser stimme zuzuhören.

[fortsetzung folgt]

Geändert von michael grasberger (13.04.2006 um 00:29 Uhr)
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