Nach Jörn's gekonnter Review - wie immer sauber und übersichtlich gegliedert - wollte ich auch mal meinen bescheidenen Senf dazugeben.

so, nachdem mein HDV saubere Arbeit geleistet hatte und ich bereits vergangene Woche die Box mein eigen nennen konnte hatte ich erst am heutigen abend die zeit und ruhe mich dem set entsprechend zu widmen.

da ich für freunde das set mitbestellt hatte, hatte ich insgesamt 3 exemplare erhalten und konnte somit sehen, dass alle 3 sets das gleiche manko aufwiesen, nämlich eine zu enge verschweißung, d.h. sie war aufgeplatzt. nicht tragisch, aber für den, der gerne seine sachen sealed lassen würde, doch ärgerlich ..

ein bestialischer gestank von chemie und klebstoff schlägt einem entgegen wenn man die beiden einleger aus der schachtel herausnimmt.

die box macht einen optisch hochwertigen eindruck, auch die verarbeitung ist gut und stabil, damit ergattert sie schon einmal pluspunkte bei mir.
layouttechnisch gut durchdacht, es mangelt hier und da an kleinigkeiten, ungleiche colorierung, unterschiedliche schwarzwerte...
im großen und ganzen aber sehr erfreulich

ich nehme mir zunächst das buch vor. es darf sich durchaus buch nennen, denn es ist vollfarbig, beinhaltet nicht nur bilder sondern auch text und ist in einem festen einband. stilistisch erinnert es - nicht nur wegen des formates - an die typischen BMG boxen a la Live In Vegas.

die bilder sind größtenteils bekannt - und von überall zusammengeklaut..ähh getragen. ok, kein problem wenn es sich schon complete works nennt, versuchen die hersteller dem titel auch gerecht zu werden.
hätte mir natürlich als optimum die bilder in guter quali gewünscht und mehrere unbekannte motive, aber was nicht ist, kann ja noch werden...
vielleicht bekommen wir ja doch noch mal (gegen Lebensende) etwas unveröffentlichtes aus den MGM / EPE Archiven diesbzgl.

bei der Durchsicht der CD Tracks sticht mir sofort der Fehlerteufel ins Auge... scheinbar ist die böse Zahl 17 nicht erwünscht gewesen bei der Auflistung, denn genau diese fehlt bei der Tracklist. Nach Lied 16 kommt Lied 18, kleiner Schönheitsfehler.

Aber im Verlauf des Textes hakt es dann ganz schön, Leerzeichen vergessen, falsche Schreibweisen z.b. "untill" und dies in einer Headline (von einer Person geschrieben deren Muttersprache Englisch ist) etc...
da wäre ein Korrekturlesen angebracht gewesen.

Auch hier und da werden die Hintergründe nicht ausreichend beleuchtet aus meiner Sicht. Ronnie Tutt wurde nicht einfach nach gut Dünken im 1. Engagement 1970 ersetzt. Er stand einfach nicht zur Verfügung weil er anderweitig schon einen Vertrag unterzeichnet hatte und nicht auf 2 Hochzeiten gleichzeitig trommeln kann. Kein gravierender Fehler, aber unschön.

Ebenso schade, dass nicht richtig dargestellt wird, dass TTWII letztendlich nach dem nicht erfolgreich umgesetzten Payperview Konzept, eigentlich eine Art Werbefilm war, für Vegas bzw eigentlich für die Elvis Show in Vegas. Alle Leute in den Kinos bekommen einen Eindruck von Elvis auf der Bühne und das soll ein Anreiz sein sich Elvis in Vegas anzuschauen oder letztlich wenigstens sich ein Tourkonzert zu gönnen.

Schön sind die eher unbekannten Schriftdokumente sowie die abbildung der memorabilia.

Resümee für das Buch: für den neuling sehr brauchbar, für den fan immer noch als gut zu bezeichnen, für den hardcover enthusiasten leider ein wenig enttäuschend.

zur DVD - The Rehearsals
ich hatte mich bewusst für die DVD 3 entschieden, wollte ich mich doch davon überzeugen wie die Produzenten hier gearbeitet hatten.

Ich hatte das Glück bereitskurz nach der VÖ von TTWII SE die ersten Outtakes sehen zu können, die schon zu dieser Zeit den Turner Schriftzug enthielten, im laufe der jahre tauchten dann immer wieder "neue" bänder auf die wohl beste qualität hat ein knapp 30 DVDr umfassendes set welches 2004 erstmalig auftauchte.

hinter vorgehaltener hand sprach man davon dass die produzenten einen 6 stelligen betrag investiert hätten in neue bänder mit noch besserer qualität.

das mag vielleicht letztendlich stimmen, jedoch bedürfte es dann noch mal einem gehörigen kraftaufwand mich davon zu überzeugen, dass diese aussage auch wahr ist, soll unterm strich heißen. ich habe viele szenen in besserer qualität bisher gesehen als die, die sich mir heute auf der DVD 3 geboten haben.

daher bin ich erstmal ein wenig enttäuscht. ich habe die dvd auf dem neuen 200 Hertz Bravia Fernseher von Sony gesehen, der natürlich jeden Bildfehler sofort gnadenlos darstellt, aber auch auf normalen TVs werden die unterschiedlichen Qualitäten sichtbar. obwohl ich keinen blick hinter die kulisse der "produzenten" hatte so kann man doch eindeutig die fehlerquelle nennen für die von anderen Usern hier bereits erwähnte Kantenbildung:

das videomaterial hat eine doppelte normenwandlung hinter sich und beim abschließenden renderprozeß wurde leider "vergessen" (oder war es unwissen?) das De-Interlacen einzuschalten.

böser faux-pas

handwerklich sind die schnitte vertretbar, nicht nachvollziehbar bleibt für mich der nicht-gebrauch einer "sauberen" maske, die die 16:9 Schwarzbalken vernünftig abdeckt und somit das unschöne Bildrauschen unsichtbar macht in den bereichen. gerade bei den Proben vom 7. August, ist es stümperhaft, dass der komplette untere teil und ein stück vom linken rand schwarz abgedeckt ist, der rest aber rauscht wie hölle.

dass man schnitttechnisch tricksen musste, weil man einzelne songs erhalten wollte, weil vielleicht mitten im lied das zelluloid zu neige ging, kann ich verstehen, bzw begrüße ich auch. hier wurde auch in 90% der fälle eine ordentliche arbeit geleistet.

was aber überhaupt nicht ok ist, dass material der Behind The Image DVD benutzt wurde. ok es sind bootlegger, die meinen die dürften das, und scheren sich eh einen dreck bzgl copyright, aber man schreibt sich bei diesem produkt ja auf die fahnen "ahnung zu haben". was sollen dann aufnahmen von Palm Springs in einer Vegas Doku ???
das absolute No-Go ist aber, dass diese 4:3 aufnahmen auf 16:9 "getrimmt" wurden mit hilife einer balken-maske. dadurch verliert man bildinformationen, bzw schneidet Elvis schön die Rübe ab .. oh man...

ok, ist ja schon gut, ich werde auch noch was positives sagen.

erfreulich - bzw für mich derzeit einer der hauptgründe diese VÖ weiterzuempfehlen - ist die tatsache, dass man sich das 30 DVDr set nicht stumpf hintereinanderweg ansehen muss, sondern hier in einer liebevoll zusammen gestellten, chronologischen reihenfolge das derzeit kursierende material sich anschauen kann, wenn auch nicht immer in bester qualität

ich bin der festen überzeugung dass das derzeit kursierende material nicht alles ist, was MGM in den archiven hat und wir es nicht mit einer 1:1 kopie der bänder zu tun haben (nicht auf qualität sondern auch inhalt bezogen)

also gilt hier eigentlich ein ähnliches resüme wie beim buch
für neulinge toll, für den Fan immer noch gut genug um sich das Material öfters anzuschauen und für den Hardcorefreak - er muss die Box leider auch haben, weil sonst die Sammlung nicht komplett wäre

für viele vielleicht nicht nachvollziehbar, aber für mich gewinnt diese box unter einem ganz anderen Gesichtspunkt an wichtigkeit:

sie offenbart deutlich wieviel schnippselarbeit uns Fans in der Vergangenheit angeboten worden ist (= Verarschung am Gehör) und wie sehr es nach einer offiziellen VÖ jetzt schreit...

beispiel Mary in the Morning, die Version von Inherit The Wind (Tiger Bootleg), die TTWII Film Version, die TTWII-SE FIlm Version, die TTWI Was CD Version, alle sind sie an anderen stellen gespliced... treibt einen beim archivieren bzw katalogisieren ziemlich nah an den abgrund des wahnsinns...

aber das beste für mich persönlich ist die tatsache, dass gerade diese Mary In The Morning Szene jedem unbedarften eindeutig klar machen kann, dass Soundboard nicht Maß aller Dinge ist, bzw selbst eine Profiaufnahme nicht immer alle Instrumente erfassen kann (beispiel hier, das fast nicht wahrzunehmende Schlagzeug. Man sieht es, aber hört es nicht)...

diese kleine Nebensächlichkeit läßt sich gut auf alle Soundboards übertragen, und verdeutlicht einem leider nur zu gut, wie schade es ist, dass man Elvis selbst nie live erlebt hat.