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Alt 20.02.2008, 12:07
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michael grasberger michael grasberger ist offline
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(gute idee, ted! dann müssen wir nicht immer die leute mit off topic-ergüssen zum thema dylan quälen.)
ich möchte diesen thread vor allem dazu nutzen, die seiten von bob dylan herauszuarbeiten, die für elvisfans potentiell interessant sein könnten.
dylan wurde ja schon sehr früh vom mainstream pop-journalismus (gegen seinen willen) als musikalischer umstürzler festgeschrieben. in mancher hinsicht mag das zutreffen, hat doch dylan tatsächlich die rolle des songwriters in der popmusik neu definiert etc. dennoch war und ist er immer noch ein großer traditionalist, und als solcher hat er sich seit den späten 90ern auf platte und im konzert verstärkt inszeniert.

hier einfach mal eine subjektive auswahl an dylanplatten, bei denen der gemeine elvisfan andockmöglichkeiten findet:

JOHN WESLEY HARDING
1967 veröffentlicht dylan den radikalsten ästhetischen gegenentwurf zur vorherrschenden psychedelicmusik. ein ausgesprochen karges und sperriges album im schwarzweißcover voller seltsamer songs, die teils in von dylans bibellektüre geprägter sprache von westernoutlaws, heiligen und anderen schrägen vögeln erzählen. hank wiliams und elvis sind dylan hörbar wichtiger als sgt. pepper oder irgendwelche indischen gurus.
im aktuellen uncut findet sich ein lesenswerter artikel zu diesem album und eine cd mit "music that inspired bob dylan". ratet mal, wer darauf u.a. zu hören ist...

NASHVILLE SKYLINE
dylans countryalbum aus 1969. weiter konnte man sich vom hippie-zeitgeist nicht entfernen, und entsprechend verstörend hat es auf viele zeitgenössische dylanfans gewirkt. dylan war damals mit seinem alten freund johnny cash im studio und hat dort in einer sehr informellen session u.a. "that's alright mama", "careless love" und andere duette mit cash eingespielt. auf die lp hat es nur "girl from the north country" geschafft, der rest ist bis heute nur auf bootleg zu hören. von einigen songs auf "nashville skyline" heißt es, dylan habe sie quasi für elvis geschrieben, in der hoffnung, dieser würde sie aufnehmen. tatsächlich hätten songs wie "tell me that it isn't true", "lay lady lay" oder "i threw it all away" hervorragend zu elvis gepasst, aber leider...

THE BASEMENT TAPES
nach seinem legendenumwobenen motorradunfall 1966 hatte sich dylan aufs land zurückgezogen, um sich körperlich UND MUSIKALISCH zu regenerieren. in äußerst lustvollen jamsessions mit THE BAND entstand ein korpus an aufnahmen, der erst 1975 ausschnittweise offiziell veröffentlicht wurde. die kompletten basement-tapes, die bis heute nur in fankreisen zirkulieren, stellen eine schatztruhe für alle dar, die sich mit der vielfalt der amerikanischen musiktraditionen beschäftigen wollen. folk, rock'nroll, doo wop, gospel, blues, alles mögliche ist auf den basement tapes zu finden. unter anderem auch versionen von "a fool such as i" und "i forgot to remember to forget her"

SELF PORTRAIT
1970 veröffentlicht, stieß dieses album die fans noch mehr vor den kopf als "nashville skyline" im jahr zuvor und provozierte greil marcus im "rolling stone" zum wütenden aufschrei: "what is this shit!!??"
nun, man muss sagen, dieser shit ist besser gealtert als manch anderes aus jener zeit. dylan gibt sich hier als crooner & manche der songs haben fast easy listening-qualitäten. die musik ist ausgesprochen traditionalistisch, und statt sich mit eigenkompositionen herumzuplagen, covert der meister lieber ein paar seiner favourites, darunter "blue moon", "let it be me" oder "early morning rain". man hört dem album deutlich an, dass sich dylan null für zeitgenössischen rock interessiert. auf dem isle of wight festival, von dem hier ein paar livesongs zu hören sind, hatte er sich zur verwunderung des publikums als bärtiger countrycrooner im weißen anzug präsentiert.

NEW MORNING
eins meiner persönlichen lieblingsalben und bis heute eine art geheimtipp. eine fast "private" platte voller liebeslieder und religiös aufgeladener balladen. "the man in me" kenne ja alle aus "the big lebowski", für elvisfans ist aber "went to see the gypsy" der interessanteste song. dylan schildert darin die (imaginäre) begegnung mit dem nicht namentlich genannten elvis in einem "big hotel" in las vegas. der song endet mit einer berührenden reminiszenz an dylans jugendtage:
"so i watched the sun come rising
in that little minnesota town"

muss ich auf die zweideutigkeit des wortes "sun" in diesem zusammenhang extra hinweisen? wie auch immer, mir hat diese zeile immer besonders gut gefallen, weil sie so schön beschreibt, wie einem jungen aus der provinz die musik neue horizonte öffnen kann...
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"We know that rock'n'roll was not a human invention, that it was the work of the Holy Ghost."
(Nick Tosches)

Geändert von michael grasberger (20.02.2008 um 12:12 Uhr)