Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1  
Alt 16.11.2005, 12:31
Benutzerbild von Taniolo
Taniolo Taniolo ist offline
Posting-Legende
 
Registriert seit: 23.09.2003
Ort: zuhause bei mir
Beiträge: 6.716
Taniolo Renommee-Level 100%Taniolo Renommee-Level 100%Taniolo Renommee-Level 100%Taniolo Renommee-Level 100%Taniolo Renommee-Level 100%Taniolo Renommee-Level 100%Taniolo Renommee-Level 100%Taniolo Renommee-Level 100%Taniolo Renommee-Level 100%Taniolo Renommee-Level 100%Taniolo Renommee-Level 100%
Closing Night - Las Vegas, 3.9.1973

Es geht zwar um die CD CLOSING NIGHT, aber da es ein Live-Album ist, ziehe ich es vor, das Ganze doch lieber hier unter "Konzert-Reviews" zu posten.



CLOSING NIGHT

Unter dem Titel Closing Night erschien im Oktober 2004 ein weiterer Soundboard-Mitschnitt auf dem FTD Label, welcher Elvis live in Las Vegas präsentiert. Obgleich der Titel Closing Night vermuten lässt, dass die es sich bei dem auf der CD veröffentlichten Konzert um die Closing Show vom 3. September 1973 (welche bereits vor Jahren auf der Import CD The Funny Side Of Elvis als passabler Publikumsmitschnitt veröffentlicht wurde) handeln würde, trifft das nicht ganz zu. Wie Ernst Jorgensen bereits Wochen vor dem Erscheinen der CD in einem Interview verlauten ließ, liegt das Konzert nicht in kompletter Länge als Soundboard-Mitschnitt vor.

Ernst Jorgensen (FTD) beschrieb in einem Interview vom vergangenem August die anstehende FTD Veröffentlichung Closing Night bereits folgendermaßen:
Like every soundboard it’s got troubles, but it’s not a bad soundboard. It’s obviously from two different shows. The first seven songs are from the dinner show, and the rest is from the midnight show and we cannot explain why, because they come from a real-to-real tape, and not from cassette.
Jorgensen kündigt also hier schon an, dass der Fan und Sammler mit der neuen FTD einen Soundboard-Mitschnitt zu erwarten hat, der hier und da in der (Ton)qualität ein paar Probleme hat, sondern dass es sich hier interessanterweise um einen Mitschnitt handeln würde, der sich aus Aufnahmen aus zwei verschiedenen Shows zusammensetzt.
Tatsächlich es sich bei der Closing Night um einen Zusammenschnitt aus Dinner und Closing Show vom 3. September 1973 im Hilton Hotel in Las Vegas.

Die Setlists beider Shows an diesem 3. September 1973 sahen wie folgt aus:

Las Vegas, Nevada – 3. Sept. 1973 Dinner Show:
2001 Theme (Also sprach Zarathustra) - See See Rider - I Got A Woman/Amen - Love Me - Steamroller Blues - You Gave Me A Mountain - Guadalajara (excerpt) / Trouble - Rock Medley (Long Tall Sally/Whole Lotta Shakin’ Goin’ On/Mama Don't Dance/Flip Flop & Fly/Hound Dog) - Love Me Tender - Fever - Bridge Over Troubled Water - Suspicious Minds - Introductions - Farther Along (excerpt) - Release Me - An American trilogy - Mystery Train / Tiger Man - Jailhouse Rock (excerpt) - Teddy Bear/Don't Be Cruel - It's Now Or Never - How Great Thou Art - The First Time Ever I Saw Your Face - Miracle Of The Rosary (excerpt) - Polk Salad Annie - Can't Help Falling In Love

Las Vegas, Nevada – 3. Sept. 1973 Closing Show:
2001 Theme (Also sprach Zarathustra) - See See Rider - I Got A Woman/Amen - Love Me - Steamroller Blues - You Gave Me A Mountain - Trouble - Rock Medley (Long Tall Sally/Whole Lotta Shakin’ Goin’ On/Mama Don't Dance/Flip Flop & Fly/Hound Dog) - Love Me Tender - Fever - What Now My Love - Tune Of "Suspicious Minds" But Elvis Sings Bridge Over Troubled Water - Bridge Over Troubled Water - Suspicious Minds - Introductions - My Boy - I Can't Stop Loving You - An American Trilogy - A Big Hunk O’ Love - First Time Ever I Saw Your Face - Mystery Train/Tiger Man - How Great Thou Art - Help Me Make It Through The Night - Softly As I Leave You - Can't Help Falling Love


Dabei fanden die kursiv gekennzeichneten Titel keine Verwendung auf der vorliegenden CD bzw. wurden – um es genau zu sagen – gar nicht erst aufgezeichnet. Beachtung verdient auch die Bemerkung von Ernst Jorgensen (im erwähnten Interview), dass diese Aufnahmen vom Reel-to-Reel-Tape stammen (und nicht wie viele andere von einer handelsüblichen Cassette). Dieser Umstand verspricht grundsätzlich eine bessere Soundqualität. Trotzdem klingt die vorliegende Aufnahme passagenweise etwas übersteuert, was aber beinahe vernachlässigbar ist und erst deutlich wird, wenn man die Lautstärke stark „aufdreht“.

Nun aber zur Show selbst. Die Aufnahme beginnt mit der bekannten Fanfare aus der 2001 Space Odyssee, Also sprach Zarathustra, woran sich nahtlos das übliche See See Rider anschließt und schon befinden wir uns mitten in der besagten Dinner Show. Bereits während dieses Songs lässt Elvis das Publikum erahnen, dass er an diesem Tag noch zu einigen – teilweise recht ungewöhnlichen Späßen aufgelegt sein würde. Im Schlussteil des Liedes, während der typischen „I said see“ - Passage, fragt er unverhofft „Wait a minute ... is this the right song?“. Mit den Worten „Thank you very much … Good evening ladies and gentlemen, we hope you like our show tonight. We destroyed the microphone …” begrüßt Elvis im Anschluss an diese erste Nummer des Abends seine Showgäste. Und beklagt das Mikrophone, dass wohl in irgendeiner Weise kaputt gegangen sein muss. Dabei kommt es zum Wechselgespräch mit Charlie Hodge und irgendwie vermitteln beide Akteure schon hier den Eindruck, in der einen oder anderen Weise nicht so ganz nüchtern zu sein und Elvis richtet, nachdem Charlie eine Bemerkung von Elvis bestens pariert hat, unverblümt mit den Worten an diesen: „You are in good shape, Charlie! You got the Alabama clay in you tea.” Eine Anspielung, die nicht unbedingt ausschließen lässt, dass Charlie vor der Show einen gezwitschert hat.

I Got A Woman / Amen folgt. Die ersten Worte “Well I said I got a Woman” stimmt Elvis an als läge eine Zentnerlast auf seiner Zunge. Dann geht’s etwas flüssiger, aber der Song wirkt ein wenig behäbig an diesem Abend. Auch die sich an Amen anschließende Erklärung bezüglich J.D.’s tiefer Stimme wirkt irgendwie eigenartig abwesend. Elvis nuschelt sich irgendwie durch seinen Text und man vermisst irgendwie die Deutlichkeit in seiner Sprache. Ein recht albernes und wenig ernsthaftes Love Me schließt sich an. Elvis hört sich an, als würde er während des Liedes gleich einschlafen, da die Nummer aber bereits nach anderthalb Minuten zu Ende ist, fehlt ihm die Gelegenheit dazu. Stattdessen kündigt er den Steamroller Blues an und der hält ihn zumindest wach. Im zweiten Teil des Songs hängt Elvis sich intensiver rein. Gerade Songs wie Steamroller Blues, die vom Ensemble der Instrumente der Musiker profitieren, kommt die ordentliche Soundqualität der Aufnahme zu gute; man hört wunderbar sowohl die virtuosen Pianoläufe von Glen D. Hardin als auch das vorzügliche Bassspiel von Emory Gordy heraus.

Während You Gave Me A Mountain nimmt Elvis spontan eine Textänderung vor und singt „the sound system of this hotel ain’t worth a damn“, was so viel bedeutet wie „die Musikanlage dieses Hotels ist keinen Pfifferling wert“ ... und das ist nur eine leise Andeutung dessen, was an diesem Abend noch folgenden sollte, wenn Elvis seinem Ärger gegenüber dem Hilton Hotel einmal ordentlich Luft macht. Damit kein falscher Verdacht bezüglich seiner Verärgerung über die Anlage aufkommt, erklärt er nach Beendigung des Vortrages rasch, dass sein Soundingenieur Bill Porter selbstverständlich einen hervorragenden Job abliefert und nichts mit den Tonproblemen (Feedbacks etc.) zu tun habe.