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Alt 30.10.2005, 23:30
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Las Vegas Dinner-Show am 1. September 1974

Las Vegas - Dinner Show am 1. September 1974

von Andreas Warmuth aus Graceland Nr. 81

Elvis langweilte sich furchtbar in diesem Sommer des Jahres 1974. Am 2. Juli hatte er in Salt Lake City seine letzte Tour beendet, und sein nächstes Engagement, das Summer-Festival in Las Vegas, würde erst am 19. August beginnen. Die sieben Wochen dazwischen galt es totzuschlagen. Elvis tat dies, indem er seinen ganzen Anhang zu einem Urlaub in Hawaii einlud, wo man einige Wochen damit zubrachte, einfach nichts zu tun, schwimmen zu gehen oder stundenlang Karate zu trainieren.

Karate war überhaupt das Thema Nummer 1 in diesen Tagen. Manchmal hatte die ganze Gang nichts anderes mehr im Kopf, als Bretter zu zertrümmern oder Ziegelsteine zu zerschlagen.

Und es hatte tatsächlich etwas auf sich mit diesem permanenten Trainieren. Der Hauptgrund dafür war Elvis' bevorstehende Karateprüfung. Er war für den 8. Schwarzgurt-Grad vorgeschlagen worden. Und natürlich hatte er den enormen EhrLas Vegas Hilton Hotel
geiz, diese hohe Auszeichnung zu erhalten. Der zweite Grund war, dass er an einem Dokumentarfilm über Karate und mentale Kräfte arbeitete. Die Arbeiten zu diesem Film liefen auf Hochtouren. Einige Mitglieder der "Memphis-Mafia" hatten Manuskripte ausgearbeitet, die Elvis Abend für Abend aufmerksam studierte. Aus Hawaii zurückgekehrt, mietete er fast jeden Abend das Memphis-Theatre. Zum Vorprogramm hatte er einen chinesischen Karate-Film bestellt. Als Hauptfilm lief ebenfalls ein chinesischer Karate-Film. Und wenn er gut drauf war, gab es als Zugabe einen.... chinesischen Karate-Film. Für die Bodyguards war es das Grauen, wenn sie sich stundenlang diese am Fließband angefertigten Billigproduktionen ansehen mussten. Doch Elvis saß regungslos in seinem Sessel und sog die Bilder in sich auf. Ab und zu machte er Notizen über Schwächen, die er in den Filmen fand. Er wollte diese Schwächen nicht in seine Produktionen übernehmen.

Sein Karate-Film sollte perfekt werden. Es sollte darin auch weniger um sinnloses Drauflosdreschen gehen. Er wollte wirklich den Hintergrund und den Sinn von fernöstlichen Kampfsportarten beleuchten. Und die Kenntnisse für ein solches Projekt hatte er. Erst wenige Wochen zuvor hatte er seinen 7. Schwarzgurt-Grad erhalten. Außerdem wurden seine Leistungen bei einer Kampfdemonstration in Ed Parkers Tennessee Karate Institut am 4. Juli als herausragend bewertet. Warum aus dem Film letztendlich nichts wurde, weiß keiner. Sogar der Colonel hatte sein Einverständnis für die Sache gegeben und seine volle Unterstützung zugesagt.

Doch auf der Bühne ließ er seinen Gedanken freien Lauf. Er redete fast in jedem Konzert dieses Summer-Festivals über Dinge, die ihn beschäftigten. Er ließ das Publikum teihaben an seinen privaten Problemen, seinen gesundheitlichen Problemen. Er sprach über seine Hobbies (Football, Karate, Geisteswissenschaften) und über seine Juwelen. Oft erzählte er auch einfach von lustigen Begebenheiten aus der Vergangenheit.

Auch die Dinnershow vom 1. 9. 1974 bildete da keine Ausnahme. Um sie soll es in der nachfolgenden Besprechung gehen:

Obwohl die Show erst um 20.00 Uhr beginnen sollte, standen die Fans bereits Stunden eher vorm Showroom. Man wollte natürlich einen guten Platz, möglichst nahe an der Bühne, erwischen. Aber es gab noch einen Grund für die frühe Anwesenheit der Fans. Die Souvenirstände! Wer erst kurz vor der Show kam, bekam nur noch den Kitsch. Die wirklichen Sensationen, wie die "Having Fun With Elvis"-LP, die es zum ersten Mal während dieses Engagements gab, waren dann schon lange weg. Den Erlös dieser Souvenierverkäufe stiftete Elvis übrigens der "Aurally-Stiftung für behinderte Kinder".

Pünktlich um 20.00 Uhr startete dann das Vorprogramm. Während es lief, konnten die Saalordner letzte Änderungen in der Sitzvergabe vornehmen, denn wieder einmal hatte das Management des Hiltons den Raum vollkommen überbucht. Doch dann war alles am richtigen Platz, und Elvis konnte pünktlich um 20.30 Uhr sein Konzert beginnen. Als er auf die Bühne kam, musste er automatisch grinsen, denn in der Ecke des Showrooms stand noch immer die Marmor-Statue, die er mit zwei seiner Leibwächter während einer Nacht- und Nebelaktion schwarz angemalt hatte.

Niemand konnte Elvis vormachen, dass "C.C. Rider" nicht der perfekte Anfangssong für seine Show ist. Einige Zeitungen hatten geschrieben, dass Elvis' Reportiere zu eintönig sei. Er hatte daraufhin ja am 19.08.1974, zur Eröffnungsshow des Summer-Festivals, sein gesamtes Programm umgestellt. Wie man auf der Sammler-LP "Big Boss Man" hören kann, hatte Elvis damals "Big Boss Man" als Eröffnungssong gewählt und während der Show noch einige andere Programmstandards gegen "Raritäten" ausgetauscht. Er beobachtete während des Auftrittes ganz genau die Raktionen des Publikums, und bald kam er zu dem Entschluss, dass sein bewährtes, altes Programm das Publikum eher begeisterte. Also kehrte er schon am nächsten Tag zur alten Tagesordnung zurück. Auch die Shows am 1. 9. begannen demnach mit diesem Titel. Aber Elvis holte alles aus diesem Titel heraus. Er sang ihn dynamisch und voller Euphorie.