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Alt 03.07.2005, 08:52
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Der King würde sie adeln

Ihr Album «Now What» beweist: Lisa Marie Presley ist eine umwerfend gute Rocksängerin

Von Christian Hubschmid

Sie hat seine verweinten Augen, seinen sinnlichen Mund und seinen grossen Namen: Presley, Lisa Marie Presley. Die einzige Tochter des grössten Popstars aller Zeiten erbte dessen Schönheit, Reichtum und Ruhm. Trotzdem könnte sie vielleicht ein unbeschwertes Leben führen, wenn sie nur zwei Dinge unterlassen würde: aufzufallen und zu singen. Lisa Marie Presley aber tut beides.

Negativ aufgefallen ist ihre Ehe mit Michael Jackson von 1994 bis 1996. Nur die Tochter des King of Rock n Roll glaubte, dass der King of Pop sie liebe. Nach der Scheidung der nächste Fehler: Ehe mit Nicolas Cage, der sie nach drei Monaten sitzen liess. Die Regenbogenpresse weidete sich am selbstzerstörerischen Liebesleben der Princess. «Sie stellten mich so dar, wie mein Vater aussah, als er starb», sagt Lisa Marie Presley. Elvis starb mit 42. Lisa war mit 35 ziemlich am Ende.

In der Schule versuchte sie möglichst schlecht zu singen

Da machte sie, was sie als Elvis Tochter nie hätte tun dürfen: eine Platte. Schon als Teenager hatte sie geahnt, welchen Frevel das bedeutet. In der Schule versuchte sie, die Tonleiter möglichst schlecht zu treffen. Doch es nützte nichts. Ihre gute Stimme war unüberhörbar. Seine Stimme, wenn auch weiblich. So dunkel wie die von Melissa Etheridge, so fadengerade wie die von Pink. Eine Stimme, der es sogar gelingt, die hämischen Skeptiker langsam, aber sicher zum Schweigen zu bringen.

«Dirty Laundry» heisst ein Song auf Lisa Marie Presleys zweitem Album. Es ist ein Don-Henley-Klassiker, in dem es um die Medien geht, die Lisa Maries schmutzige Wäsche wuschen. «Wir geniessen es, dich zu zerstückeln», singt sie fauchend, als würde sie zurückschlagen. Zornige Gitarren bäumen sich auf, das Schlagzeug lässt die Muskeln spielen. Ein Song, wie er typisch ist für das Album «Now What»: launisch, lustvoll, lässig. Eine sackstarke Pop-Rock-Platte. Und das Allerwichtigste: Nichts erinnert an ihn.

Elvis liebte und verwöhnte seine Tochter. Auf seinem Privatjet stand in Schnörkelschrift «Lisa Marie». Als sie fünf war, schenkte er ihr einen Pelzmantel, den Mutter Priscilla unauffällig verschwinden liess. Klein-Lisa durfte mit dem Golf-Cart im Garten von Graceland herumkurven. Auch am 16. August 1977 war sie damit unterwegs, als ihr Vater oben im Badezimmer an seinem eigenen Erbrochenen erstickte. Damals war sie neun, verstand nicht, was geschah und ging mit den Nachbarskindern spielen. Sie redet nicht über diesen Tag, aber er ist in allen ihren Songs spürbar.

Die Marke Elvis hat sie verkauft Graceland behalten

Lisa Marie Presleys Songs sind düster. Sie singt von durchgeschnittenen Kehlen, fallenden Guillotinen und vom Ertrinken im eigenen Geist. Sie singt leidenschaftlich, hemmungslos, ordinär. Flucht «you little shit, you fucker». Sie erklärt, sie schreibe nur über das, was sie durchgemacht habe. Ein Song heisst «Idiot», aber sie verrrät nicht, auf wen er gemünzt ist. Das ist auch unwichtig. Man fühlt sich von diesen Songs verstanden. Es sind keine persönlichen Abrechnungen, sondern sie drücken eine universelle Erfahrung aus. Wie es gute Songs tun.

«I hate attention», sagt die 37-Jährige. Unauffällig lebt sie mit ihrem Freund zusammen, dem Gi tarristen Michael Lockwood. Ihre Tochter Riley, 15, und ihren Sohn Benjamin, 11, erzieht sie gemeinsam mit ihrem ersten Mann, dem Bassisten Danny Keough. 85 Prozent der Rechte an der Marke Elvis hat die Alleinerbin verkauft (um das Unternehmen grösser zu machen, wie sie sagt), Graceland hat sie behalten.

Den Medien ist sie keine Zielscheibe mehr, sondern erntet mit ihren Alben «To Whom It May Concern» und «Now What» gute Kritiken. Und als sie auf Tour ging, da machte sie eine überraschende Entdeckung: «Ich glaube, sie kamen wegen der Musik.»

Elvis Erbin will nicht auffallen, aber singen. Beides geht nun einmal nicht. Bei der Stimme.

CD «Now What» (EMI)
DVD über das Familienleben der Presleys: «Elvis by the Presleys» (Sony BMG)




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