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Alt 04.02.2007, 21:06
gast-20071202
Gast
 
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Disc 2:


Concert Part 2

The Dark Side Of The Moon:
Speak To Me
Breathe
On The Run
Time
The Great Gig In The Sky
Money
Us And Them
Any Colour You Like
Brain Damage
Eclipse

Encores:
Wish You Were Here
Comfortably Numb
Run Like Hell

Behind The Scenes Footage
Say Goodbye To Life As We Know It

Screen Films
Speak To Me (Graphic)
On The Run
Time 1994
The Great Gig In The Sky (Wave)
Money 1987
Us And Them 1987
Brain Damage
Eclipse

Alternate Screen Versions
Speak To Me 1987
Time (Ian Eames)
The Great Gig In The Sky (Animation)
Money (Alien)
Us And Them 1994


Photo Gallery

Wish You Were Here (With Billy Corgan)

Cover Art

Additional Credits


Nach einer kurzen Zigaretten- und Pinkelpause und dem Wechsel der DVD steht nun der zweite Teil der Show an.

Wieder Kameraschwenks über das sich einfindende Publikum - und dann ertönt auch schon das legendäre Herzlopfen von Speak To Me, dem Eröffnungstrack des Jahrhundertalbums The Dark Side Of The Moon (1973). Spätestens beim "Aaah, aaah, aaah, aaah ..." unmittelbar vor dem Übergang zu Speak To Me und den einsetzenden psychedelischen Lichteffekten ist klar, dass nun der Höhepunkt des Konzerts folgt: Die komplette Live-Version von "Dark Side", ohne Pausen, am Stück gespielt, in Originallänge und mit den originalen Sound-Effekten und Übergängen.


Das Instrumental On The Run mit seinen Effekten einer flüchtenden Person quer durchs 5.1-Surround-Panorama folgt. Am Ende hält der Song eine besondere Überraschung bereit. Nur im Londoner Earl's Court leisten sich die Altmeister der Live-Show einen ganz besonders vermessenen Effekt: Am Schluss des Songs fliegt ein an einem Seil aufgehängtes Modell-Flugzeug von beachtlicher Größe quer durch den Saal, stürzt auf die Bühne zu und endet in einer fulminanten Explosion in einer Ecke rechts neben der Bühne. Ein schier unglaublicher Effekt ... Es sprotzt, fetzt und dröhnt, die Explosion klingt aus ...

Dann ... - Time. Die komplette Uhren-Orgie in 3D mit dem unglaublichen Schlagzeug-Solo, gespielt in Ansätzen von Nick Mason an den Drums (mehr zu den Qualitäten der Originalbesetzung weiter unten) und einem zweiten, nicht anders als mit dem Attribut hervorragend zu bezeichnenden Mann an den zusätzlich neben Mason Drumkit in einem "Käfig" aufgebauten Percussions. Dann knallt es wieder: RUMMS!! "Ticking away the moments that make up a dull day ..." Aufbrandender, gewaltiger Applaus. "You fritter and waste the hours in an off-hand way ..."

Da ist er, "mein" Song. Ich habe viele Lieblingssongs (nicht zuletzt, das muss in diesem Forum wohl nicht weiter erklärt werden, von Elvis), aber dieser hier ist etwas Besonderes. Vom ersten Hören des Albums Mitte der 80er Jahre an hatte ich den Eindruck, dass der Song zu mir gehört. Die Lyrics sind von beängstigender Wahrheit. Auf diesen Song hatte ich mich gefreut. Time folgt The Great Gig In The Sky, die Hymne mit der angsterfüllten und gewaltigen stimmlichen Performance einer Sängerin, an diesem Abend übernommen von den gleich drei Background-Sängerinnen. Nicht das Original, aber trotzdem beeindruckend.

Money. Ein weiterer Klassiker der Band und der Rockgeschichte. Wieder ein fulminates Intro, die klingelnden Kassen. Jedes Kind kennt dieses Intro, denn wann immer irgendwo ein Beitrag über irgendein Finanz-Thema im Fernsehen gebracht wird, läuft im Hintergrund garantiert dieser Song. Es folgt die ruhigere Nummer Us And Them, begleitet von (wie übrigens auch bei den meisten Songs zuvor) völlig synchron ablaufenden Videomaterial auf der runden Leinwand im Hintergrund. Mit Any Colour You Like folgt ein weiteres Instrumental und mit Brain Damage nähert sich das Album seinem Ende. Noch etwas instrumentaler Auslauf des Ganzen, dann geht es über in Eclipse. Die magisch wirkenden ersten Zeilen "All that you touch / All that you see / All that you taste / All You feel ..." enden in der großen Erkenntnis und Zusammenfassung des Album:

All that's to come
And everything under the sun is in tune
But the sun is ecplised by the moon ...


Am Ende erwacht man aus dieser gut fünfundvierzigminütigen musikalischen Odyssee und kann es eigentlich nicht so richtig fassen. Sowohl die Tatsache, dass und mit welcher unglaublichen Präzision dieses Album geradezu "runtergespielt" wurde, für das es 1972/73 noch ein halbes Jahr brauchte, um es überhaupt aufzunehmen (in diesem Zusammenhang sei an dieser Stelle die DVD The Making of The Dark Side of the Moon aus der "Classic Albums"-Serie empfohlen), als auch den Fakt, dass das Konzert vorbei ist. Die Musiker stehen urplötzlich auf der Bühne, verneigen und verabschieden sich und verlassen die Bühne.

Es ist wie ein Erwachen aus einem langen und sehr intensiven Traum: Man weiß nicht so recht, was geträumt war und was schon wieder Wirklichkeit ist. Die Dimensionen verwischen. In dem Augenblick, da man wieder auftaucht, stehen die Musiker wieder an ihren Instrumenten und das charakteristische Akustik-Intro von Wish You Were Here von der gleichnamigen LP (1975), der ersten Song der Zugabe, erklingt. Es ist ein Aufatmen nach der Tour de force der "Dark Side". Leise, versöhnlich, melancholisch, geradezu arm an Effekten, ein Song zum Mitsingen, so merkwürdig der Gedanke in diesem Augenblick auch anmuten mag. Die Choreografie des Konzerts ist perfekt.

Dann läutet die Band das endgültige Finale der Mammut-Show ein: Comfortably Numb, der gewaltige Schlüsselsong aus der Rock-Oper The Wall (1979) mit dem möglicherweise größten Gitarren-Solo des Abends und vielleicht von Band-Leader David Gilmour schlechthin. Das minutenlange Solo, begleitet von einer weiteren Orgie der Licht-Designer weckt endgültig wieder auf, lässt Zeit, um den Abend Revue passieren zu lassen.



Während des Solos fährt die Leinwand herab, wird gekippt und hängt nun als Licherkranz über den Musikern. Die Scheinwerfer fokussieren David Gilmour und tauchen ihn in ein gleißendes Licht. Gleichzeitig fährt in der Hallenmitte eine Spiegelkugel von der Decke herab und öffnet sich im Verlaufe des Songs wie eine überdimensionale Blütenknospe. Die Szenerie erscheint unwirklich, weil einen die Eindrücke wieder einmal zu erdrücken drohen. Warum das alles passiert, weiß man nicht so recht. Es ist die von Bildern und Symbolen dominierte Sprache von Pink Floyd. Zu "verstehen", im eigentlichen Sinne, gibt es möglicherweise nichts. Gleichzeitig "versteht" man.

Dann tatsächlich der große Schlussakkord: Run Like Hell, ein weiterer zentraler Titel von The Wall. Was jetzt abgeht, ist nicht weniger als martialisch zu nennen. Wechselnder Gesang zwischen Gilmour und dem ausgezeichneten Bassisten, der bereits den ganzen Abend einen Job gemacht hat, der geeignet ist die Frage zu stellen: Wer ist eigentlich Roger Waters? Gleichzeitig dreht die Lichtanlage, von der man bereits eine Stunde lang glaubte, sie fahre alles auf, was ginge, nun richtig auf, als gäbe es kein Morgen. Dafür gibt es jetzt das volle Programm: Dauer-Laserbestrahlung zur ohnehin schon opulenten Lichtshow, eine Sound-Dröhnung, von der man irgendwann meint, man hielte sie keine Sekunde länger mehr aus - und dann am Ende das Feuerwerk ...



Zu jeder Wiederholung der letzten Zeilen des Songs steigt verteilt über die gut 40 bis 50 m breite Bühne eine Wand aus Rauch und Licht empor, das man sich fragt, welcher Versicherer eigentlich ein derartiges Spektakel übernehmen mag und wo sich eigentlich im Moment die Londoner Feuerwehr befindet? Und im Schlussakkord, der fünfzehn, zwanzig, eine halbe Minute, vierzig, fast fünfzig Sekunden lang dauert, wird noch einmal gefeuert - bis dann auf einen gewaltigen Schlag alles endet, der Sound brutal stoppt, die Lichter ausgehen und im selben Moment die Credits auf dem Schirm zu laufen beginnen, noch bevor sich das Publikum überhaupt zu einem gigantischen Schlussapplaus entschließen kann.


Jetzt ist es zu Ende, die Show ist vorbei. Erschlagen von der Flut und der Intensität der Eindrücke, lässt eine Frage nicht lange auf sich warten: "Wie, wann und von wem wird das alles jemals zu toppen sein?" Nach fast zweieinhalb Stunden einer Show, die man ohne zu untertreiben als das größte Live-Erlebnis bezeichnen kann, mit dem eine Rockband jemals auf Tournee war, sind die Sinne zwar noch einigermaßen benebelt. Aber die Antwort steht bereits fest, sie stand damals - vierundneunzig - fest und sie steht heute fest: "Gar nicht, niemals und von keinem ..."

(Das war der Konzertteil. Die Besprechung sowohl dieses Konzertereignisses als auch der DVD erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt in einem weiteren Posting. Die teilweise mindere Qualität der Bilder bitte ich zu entschuldigen, es handelt sich dabei um simple Screenshots.)

Geändert von gast-20071202 (04.02.2007 um 21:11 Uhr)