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Alt 02.12.2006, 20:26
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Drei drogensüchtige Rockmusiker

Bonn (jüm). Auf Unverständnis stößt die Motivauswahl der heute erscheinenden Bundespost-Jugendmarken, wie eine Rheinpfalz-Umfrage ergab. Auf drei der vier Briefmarken sind mit Jim Morrison, Elvis Presley und John Lennon verstorbene, drogensüchtige Rock-Musiker agebildet.

"Ich halte die Auswahl dieser Jugendmarken insgesamt für erschreckend", sagte SPD-Bundesgeschäftsführerin Anke Fuchs. Rose Götte, als westpfälzische SPD-Abgeordnete, Mitglied im Bonner Jugendausschuss, erklärt dazu: "Die Botschaft, die der Bundespostminister vermittelt, lässt sich etwa so übersetzen: Es kommt überhaupt nicht darauf an, wie ein Mensch mit sich selbst und mit anderen klar kommt. Es ist auch völlig egal, ob er sich für andere Menschen interessiert. Es kommt nur darauf an, Erfolg zu haben, möglichst viel Geld zu verdienen und möglichst viele Fans zu gewinnen."

Der rheinland-pfälzische Kultusminister Georg Gölter (CDU) hält die getroffene Auswahl "für äußerst fragwürdig". "Das ist nicht in unserem Sinne", sagte Herbert Ziegler, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle gegen Suchtgefahren. Er sieht jetzt nur noch die Möglichkeit, "das Beste daraus zu machen", indem die Lehrer im Unterricht über die Drogen-Problematik und den gesellschaftlichen und politischen Hintergrund der späten 60er und frühen 70er Jahre mit den Schülern sprechen. Kirchenrat Udo Sopp, Sprecher der Evangelischen Kirche der Pfalz, hält die Abbildung von drogensüchtigen Musikern auf einer Briefmarke "für ungeeignet". Jugendidole, die von der Bundespost derart in der Öffentlichkeit präsentiert werden, sollten "im Blick auf ihr soziales Leben und der Kultur Vorbilder sein". Dagegen waren weder der Vorsitzende der katholsichen Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Bischof Karl Lehmann, noch der Limburger Jugendbischof Franz Kamphausen oder das Katholische Büro in Bonn zu einer Stellungnahme bereit.

Im Bonner Postministerium wird die Asuwahl damit begründet, dass man statt der üblichen "Blümchen und Schmetterlinge" diesmal "Jugendidole" präsentieren wollte. "Wir wissen sehr wohl, dass das keine Waisenknaben waren", sagte eine Sprecherin. Man habe sich "lange und breit" mit dieser Problematik beschäftigt. Es gebe aber viele berühmte Persönlichkeiten, "die auch keine weiße Weste haben", aber wegen ihres Lebenswerkes verehrt werden. Die Sprecherin verwies auf den an Syphillis verstorbenen Ulrich von Hutten, der ebenfalls auf einer heute erschienenen Briefmarke abgebildet wird. Im übrigen seien deshalb ausschließlich tote Rock-Musiker in Frage gekommen, da auf Briefmarken der Bundespost grundsätzlich nur die Porträts bereits verstorbener Persönlichkeiten dargestellt werden. Nur der Bundespräsident könne noch zu Lebenszeiten auf Marken abgebildet werden.

Jugendmarken gibt die Bundespost seit über 25 Jahren heraus. Wer sie erwirbt, muss über ihren Nennwert hinaus noch einen auf der Marke aufgedruckten Pfennigbetrag bezahlen. Diese Zuschläge - von 1962 bis 1986 wurden knapp 200 Millionen Mark erlöst - werden von der Stiftung Deutsche Jugendmarke an die unterschiedlichen Hilfsprojekte weitergeleitet.