Thema: CD/Vinyl Good Times (RCA) - Review
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Alt 02.12.2006, 17:30
Manhattoe Manhattoe ist offline
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[i]Take good care of her[/i]

Ich will gerne noch einmal erklären, weshalb ich Take good care of herfür einen Fehlgriff bei der Wahl als Album Opener halte.

Das Album heißt Good Times, beginnt aber mit Take good care of her, als ginge es um die Gold old times long gone. Mit dem Opener wird für die A-Seite (wenn nicht sogar für das ganze Album) ein Grundton vorgegeben, der der im Titel implizierten Zuversicht und Zufriedenheit Hohn spricht.

Elvis singt den Titel aus der Perspektive eines emotional verletzten Ex-Liebhabers, eine Interpretation, die insbesondere durch die Zeile But I hurt too much to face the situation legitimiert wird.

Es gibt aber auch Momente von Würde und Trost, die die Charakterstärke und menschliche Größe des lyrischen Ich verdeutlichen:
I must accept it, she loves you more than me
So with my broken heart I'll bow out gracefully

und
If she's happy, that will be my consolation

Der Mann, der diese Zeilen von sich gibt, ist hart im Nehmen. Trotz seiner Kränkung kann er sich am Ende aufraffen, der Liebe seines Lebens, die ihm untreu wurde, alles Gute zu wünschen, und mehr noch, seinem Rivalen auch. Ein starker Typ.

Dieses Aufraffen fehlt mir in Elvis Interpretation. Eine mögliche Wendung zum Guten ist nicht angedeutet. Das Weinerliche bestimmt den Song von vorne bis hinten. Da liegt natürlich der Standardverweis auf Elvis Biografie nahe. Diese halte ich aber nicht nur für weit hergeholt, sondern auch schlicht für sachlich falsch.

Ich will jetzt auch gar nicht allzulange an dem Song herumdoktoren bzw hier dozieren, wie Elvis ihn mE hätte singen sollen. Er singt ihn konsistent und auf seine Weise überzeugend, aber ich mag ihn so einfach nicht gerne hören.

So wie uns der Song vorliegt, hätte er sich besser als dritter oder vierter Song der B-Seite gemacht. Dann hätte man auch Talk about the good times als Opener nach vorne holen können, was dem Album möglicherweise den durch Take good care of her angestimmten deprimierenden Grundton genommen hätte. Mit einer optimistisch gefärbten ersten Seite hätte Take good care of her vielleicht sogar die B-Seite eröffen können, aber ich will hier nicht schon wieder mit einer Tracklist-Diskussion anfangen.