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-   -   Diskussion: Wurde Elvis von seinem Publikum nicht gefordert? (https://www.elvisnachrichten.de/showthread.php?t=27122)

Harty 12.12.2013 09:11

Wurde Elvis von seinem Publikum nicht gefordert?
 
Vorweg: ich halte Elvis für einen sehr seriösen Sänger mit einer überragenden Stimme und einem unglaublichen Charisma.

Hatte Elvis in den USA das falsche Publikum ? Das spätere Publikum aus den 70ern tobte und schrie wenn Elvis nur seinen Finger bewegte oder sein Bein wie in den 50ern leicht drehte. Es reichte ein lieblos arrangiertes Medley wie Teddy bear - Don't be cruel und sein Live Publikum war glücklich. Selbst als seine Show zu Ende seiner Karriere immer kürzer wurden und seine Bandmitglieder mit immer mehr Solos glänzen durften, sein Publikum war glücklich. "he is great" "he is just the King".

Elvis tat mir leid und damit gebe ich Elvis keine Schuld in der Art und Weise wie er seine Shows absolvierte. Es hat gereicht. So what mag man denken. Auch Texthänger oder stark gekürzte Songs brachten das Publikum nicht zu Buhrufen oder gar Enttäuschungen. Wirklich als Sänger gefordert war Elvis nur bei sehr wenigen Songs in seiner Liveshow: American Trilogy, Hurt (hier tobte er sich als Opernsänger aus), Bridge over troubled water oder Lovin Feeling.

Dazu tat er sich den Gefallen vor unterschiedlichen Publikumsmentalitäten zu agieren. Zum einen das Las Vegas Publikum (zum Dinner eine Elvis Show) und das On tour Publikum. Um was ging Elvis und Parker bei den Konzerten ? Der schnelle Dollar ?
Daher halte ich ja wirklich Aloha immer noch für eine seiner besten Shows im Sinne von konzentriert gesungen.

Vielleicht ist dies auch einer der Gründe, warum Elvis immer weniger Lust bekam Studiosongs aufzunehmen. Das gemeine Volk vor der Bühne lechzte nach den alten Nummern im Schnellverfahren und die Gier nach einem verschwitzen Tuch bei seiner grandiosen Performance "love me". Es ist kein Verriss gegenüber Elvis, im Gegenteil. Meiner Meinung nach hatter spätestens in den 70ern das falsche Publikum. Es kommt nicht von ungefähr, dass seine späten Alben insbesonders in Deutschland nicht erfolgreich waren, abgesehen von den Hitsamplern.

Baute Elvis mal einen aktuellen Song ein, wurde artig geklatscht, bei Medley Nummern wurden die Damen rasend ;-). Das on tour Publikum liess ihm keine Chance sich zu verändern.

Daher wäre es sehr interessant gewesen, ob sich ein Elvis ähnlich wie Tina Turner , Cher oder Tom Jones weiterentwickelt hätte.

Gast 12.12.2013 09:23

Dem durchschnittlichen Elvis-Fan reichte und reicht es offenbar, das große Idol zu sehen. Die Qualität des Gebotenen spielte und spielt keine Rolle. Journalisten, die schlechte Reviews schrieben wurden mit Briefen aufgebrachter Fans überschüttet, wer sich in Foren negativ äußert wird massiv angegangen. Elvis ist vor allem ein Image, ein Idol und ein Ersatzgott. Ein Blick auf die Presley-Industrie oder ein Besuch eines Fan-Treffens bringt diesen Umstand schonungslos ans Tageslicht.

Winston 12.12.2013 09:26

Das ist eine berechtigte und gute Frage. Ich gebe dem Publikum durchaus eine Mitschuld. Allerdings kam das Groß um den King of Rock'n'Roll zu sehen und in Erinnerungen zu schwelgen. Die Anderen kamen, um die Legende zu sehen. Es kamen meiner Ansicht zu wenige, die den Künstler sehen wollten.

Es ist das Traurige, dass die Menschen und Fans nicht begreifen, dass der "Rocker" oder Rockmusiker nur einen kleinen Teil von Elvis Output ausmacht und auch heute haben viele Schwierigkeiten damit. In den späten 70gern ist Elvis nun mal eher dem Genre Country zuzuordnen. Dort hat er in den Charts auch die größeren Erfolge.

Harty 12.12.2013 09:29

Sänger sind aber in der Regel sehr sensible Menschen. Es kann Elvis nicht glücklich gemacht haben auf Dauer sich so zu verheizen. Seine Filme befriedigten ihn auch 1969 nicht mehr wirklich, unabhängig von den Kassenerfolgen. Auch sein Comeback Special, seiner 69er und 70er Shows zeigen noch einen sehr engagierten Sänger auf der Bühne. Sein späteres Publikum hätte ruhig gnadenloser sein dürfen.

MysteryTrain 12.12.2013 10:27

Aber das Phänomen gibt es doch bei fast allen Stars, die länger im Geschäft sind: Bei neuen Songs wird anständig geklatscht, aber sobald die ersten Takte eines alten Hits kommen, kocht die Halle. Das ist doch auch völlig normal und ok so.
Wo hätte sich Elvis denn hin entwickeln sollen? Wirklich neue Akzente gab es doch bereits nach den Memphis-Sessions 1969 nicht mehr. Elvis nahm die Songs auf, die ihm gefielen, deren Ursprünge aber teilweise weit vor der R'n'R-Ära lagen. Auch RCA hatte da ein Wörtchen mitzureden. Bei Johnny Cash kam ja die große Wende auch erst mit dem Wechsel der Plattenfirma im letzten Abschnitt seiner Karriere und seines Lebens.
Sicher kann man bei Elvis Mitte der 70er einen Stillstand feststellen, sowohl was seine Studioarbeit als auch seine Konzerte betrifft. Sein Tod erübrigt allerdings jegliche Diskussionen darüber, wie es vielleicht weitergegangen wäre.
Scheinbar stand ja Colonel Parker tatsächlich in Verhandlungen über eine Europa-Tour für 1978 (mit Peter Grant z.B., dem damaligen Manager von Led Zeppelin). Das hätte vielleicht neue Motivation geweckt, vielleicht sogar für neue Plattenaufnahmen usw. usw. - immer vorausgesetzt, Elvis hätte seine Gesundheit und sein Drogenproblem in den Griff bekommen. - Hätte, hätte .... Solche Spekulationen führen doch zu nichts ...

Harty 12.12.2013 10:41

Antwort am Thema verfehlt. Ich rede von seinem US Publikum, die scheinbar mit allem zufrieden war und natürlich hinsichtlich einer Qualitätsverbesserung seitens Elvis nicht nötig war. Es gibt zahlreiche Beispiele, wo das Publikum auch der Weiterentwicklung nicht abgeneigt war.

Stones, Springsteen, Elton John...die sind über Jahrzehnte erfolgreich und leben NICHT von den alten Erfolgen on tour. Diese Beispiele leben von ihrer Musikalität , bei Elvis war es aber scheinbar nicht nötig. Das hat nichts mit wenn und aber zu tun.

Winston 12.12.2013 11:12

Ich glaube, dass man ein Konzert von Elvis nach Aloha from Hawaii anders sehen muss: Der King lädt in seine gute Stube ein und wir feiern ein wenig die alten Zeiten. Gleichzeitig gebe ich euch die Möglichkeit mich zu sehen, präsentiere euch eure geliebten Hits und bringe ab und zu einmal etwas, was ich sonst noch so kann. Meine Musiker gehören zu mir, ich mag sie und daher bekommen sie ihr Solo. Sie gehören ja schließlich zum Erfolg dazu. Damit ihr dann glücklich und hoffentlich gesund nach Hause kommt, bekommt ihr einen Schal und das Poster am Eingang.

Bis wie uns wiedersehen, ADIOS! Ich glaube Elvis mochte das und er war sicher einer der ganz wenigen, die das so machen konnten!

Gilla 12.12.2013 11:16

Irgendwie ein nettes Posting, Winston, und man mag sich mit dem Gedanken anfreunden, dass es so war...;-):-)

Winston 12.12.2013 11:20

Ich bin davon überzeugt, liebe Gilla! :wub: Long live the King!

Gilla 12.12.2013 11:24

Harty, deine Zustandsbeschreibung, wie es war damals, ist mMn gut getroffen.

Aber warum sollte er das falsche Publikum gehabt haben? Es kamen die Fans, die ihn einst groß machten und die aber mit ihm gealtert sind. Wahrscheinlich waren sie gar nicht bereit, Veränderungen seiner Song Auswahl oder Show hinzunehmen. Darum war es ja eh schwierig für ihn, aus dem Hamsterrad raus zu kommen.

Die Frage ist auch, wollte er das denn? Vielleicht war es wie Winston es beschreibt, er hatte die größte und erfolgreichste Zeit hinter sich, jetzt stand er eben vor seinem Publikum und wollte selber keine große Anstrengungen mehr unternehmen und nur etwas Spaß haben. Was sollte da noch kommen für ihn, er hatte alles. :noidea:


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