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Tafka S. 29.07.2014 17:48

★ Elvis auf 2 Rädern - Teil 1
 
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Der klassische Weg vom Kind zum „Rocker“ führt gewöhnlich vom Dreirad über das Fahrrad (anfangs noch mit Stützrädern, später dann ohne) zum Mofa oder Moped bis schließlich hin zum Motorrad. Manche kommen sogar ohne Stützräder zurecht (ich selbst leider nicht), andere – so wie ich – überspringen das Moped und gehen gleich vom Fahrrad zum Motorrad über.
Soweit, so gut.
Da das Thema aber „Elvis auf 2 Rädern“ heißt, sind Dreiräder leider kein Bestandteil der folgenden Betrachtungen, ebenso wenig die Trikes (praktisch Dreiräder für Erwachsene, da sehr viel größer und von einem Motor angetrieben), auch Super Cycles genannt.
Im folgenden soll es um alles gehen, was zwei Räder hat, und davon hatte Elvis Presley eine ganze Menge. Das meiste kaufte er sich zur Eigennutzung, manches verschenkte er, manches nutzte er „nur“ beruflich und manches lieh er sich nur mal kurz aus.

Da sich schon mehrere Fans daran machten, die Presley’sche Autosammlung zu katalogisieren, habe ich mich angeschickt, alle mit Elvis in Zusammenhang stehenden Zweiräder (also hauptsächlich Motorräder) zu erforschen, und das Ergebnis darf ich nun nach wirklich langer, langer Recherche exklusiv für www.elvisnachrichten.de präsentieren.

Ursprünglich hatte ich beabsichtigt, die folgenden Betrachtungen als Artikel-Serie einem Magazin anzubieten, doch trotz des Umfangs fehlen noch zu viele Fakten, sodass ich mich nach dem Motto „Lieber halbfertig vorstellen als nie fertig werden“ dazu entschlossen habe, die bisherigen Ergebnisse mit Gleichgesinnten (also mit Euch) zu teilen, um noch vorhandene Lücken vielleicht gemeinschaftlich schließen zu können, falls möglich.
Zur besseren Veranschaulichung habe ich zu jedem erwähnten Fahrzeug eine Fototafel erstellt, wobei ich mich gleich vorab dafür entschuldigen muss, nicht immer eine Verwendungsgenehmigung für die abgebildeten Motive eingeholt zu haben. Das Herausfinden der Urheberschaft gestaltete sich derart schwierig, dass ich sogar auf Quellenangaben weitestgehend verzichtet habe. Oftmals war nämlich kein eindeutiger Copyright-Vermerk erkennbar, oder das gleiche Bild tauchte auf mehreren Homepages mit abweichenden Angaben auf, sodass es allein schon eine Lebensaufgabe wäre, alles vernünftig nachzuprüfen und entsprechende Genehmigungen einzuholen – und schließlich handelt es sich hierbei um kein Buch, mit dem Geld verdient werden soll, sondern schlicht und einfach um eine Materialsammlung für den interessierten Fan, völlig frei von kommerziellen Interessen.


Zum Thema Elvis und Motorräder gibt es zwar schon ein paar Seiten im world wide web, meistens jedoch reine Bilder-Zusammenstellungen, die leider nur wenige Fakten über den Zeitpunkt des Erwerbs/der Nutzung, das Fabrikat usw. liefern. Eine chronologische Aufarbeitung zu diesem Thema habe ich bisher noch nirgends entdecken können, allenfalls ein paar kurze, zusammenfassende Artikel, aus denen kaum Details zu entnehmen sind, die über die Kernaussage „Elvis war ein leidenschaftlicher Motorrad-Fahrer“ hinaus gehen.
Somit habe ich mir die Aufgabe gestellt, alle verfügbaren Informationen zum Thema aus den verschiedensten Quellen zusammen zu tragen und – gleich einem Mosaik – zu einem Ganzen zusammen zu setzen. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, etwas mehr Licht auf ein bisher eher stiefmütterlich behandeltes Elvis-Thema zu werfen und damit an frühere Beiträge von mir anzuknüpfen...

Aber nun genug der Vorrede und ab dafür...

Als Einstieg möchte ich zunächst zusammenfassend auf das Thema Fahrräder eingehen - ein vergleichsweise unspektakuläres Kapitel in der Elvis-Historie, aber auch der „Drahtesel“ hat zwei Räder und sollte deshalb der Vollständigkeit wegen nicht fehlen.

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Nach dem Motto „Früh übt sich, wer Meister werden will“, begann Elvis’ Interesse an Fortbewegungsvehikeln auf zwei Rädern schon im Kindesalter, aber das ist wohl bei jedem Jungen so, schätze ich mal.
Das erste Fahrrad seines Lebens bekam Elvis um die Mitte der 40er Jahre in seinem Heimatort Tupelo in Mississippi, obwohl er sich der Legende nach lieber ein Gewehr als Geburtstagsgeschenk gewünscht hatte. Ein Foto zeigt den etwa 10-jährigen stolz auf seinem Rad sitzend, das er offenbar bis mindestens 1948 besaß, denn kurz vor dem Umzug der Presleys nach Memphis im Nachbarstaat Tennessee entstand ein weiteres Foto von Elvis mit einem Fahrrad, dessen Rahmen offenbar der gleiche war - jetzt allerdings fehlten bereits beide Kotflügel!
Ob dieses Fahrrad dann beim Umzug mit auf den grünen Plymouth, Baujahr 1939, geladen wurde oder in Tupelo verblieb, entzieht sich meiner Kenntnis.

Das mit Abstand am häufigsten fotografierte Fahrrad dürfte jenes der Marke Schwinn Racer sein, das Elvis im Januar 1957 in Hollywood geschenkt bekam, als die Dreharbeiten zu seinem zweiten Film LOVING YOU begannen. Dies war keineswegs als Scherz zu verstehen, denn mit einem Fahrrad konnte sich Elvis auf dem weitläufigen Studiogelände viel bequemer und vor allem zeitsparender von A nach B bewegen als zu Fuß. Lackiert in rot, war es mit einem auffälligen Schild in Gitarrenform versehen, das unterhalb der Längsstange angebracht war – beschriftet mit dem Titel eines frühen Elvis-Hits: Hound Dog. Dieses Fahrrad benutzte er an mehreren Film-Sets, angefangen bei LOVING YOU, wo er beispielsweise mit seiner namhaften Filmpartnerin Lizabeth Scott ein paar Runden drehte.
Als im Februar 1957 – ebenfalls in den Paramount-Studios - der Film HOT SPELL gedreht wurde, entstand ein weiteres Foto von Elvis und dem „Hound Dog“-Bike, als er zusammen mit der Schauspielerin Valerie Allen abgelichtet wurde und noch eines, auf dem fast unscheinbar im Hintergrund ein gewisser Anthony Quinn zu sehen ist. 1958, während der Dreharbeiten zu KING CREOLE, erhielt Elvis bei Paramount Besuch von der Sängerin Kitty Dolan, die er im Jahr zuvor kennen gelernt hatte. Auch sie wurde mit Elvis und dem „Hound Dog“-Bike fotografiert. Was später aus diesem Fahrrad wurde, konnte ich leider noch nicht in Erfahrung bringen.

Noch 1957 entstanden, wieder in den Paramount-Studios, Aufnahmen von Elvis mit einem weiteren Fahrrad, das vor dem Lenker einen nicht zu übersehenden Einkaufskorb besaß. Dass es sich hierbei um sein persönliches Rad gehandelt hat, darf deshalb wohl bezweifelt werden, aber ansonsten kann ich praktisch nichts über dieses Bike berichten.

Auch während seines Militärdienstes (1958-60) blieb Elvis dem Radfahren verbunden und wurde auf mindestens zwei verschiedenen Fahrrädern abgelichtet. Einmal trug er dabei Uniform, ein anderes Mal fuhr er in Zivil in der Umgebung von Bad Nauheim herum, um ich nehme an, dass es sich dabei um ein deutsches Fabrikat gehandelt haben dürfte.

Das nächste mir bekannte Fahrrad im Zusammenhang mit Elvis war ein Film-Requisit, das für den Streifen FUN IN ACAPULCO verwendet wurde, und in dem Elvis einen kleinen Jungen namens Raoul Almeido (verkörpert vom jungen Larry Domasin) vorn auf dem Rad mitnimmt.
Die Radfahr-Szene entstand allerdings nicht in Mexiko, wo der Film ja bekanntlich spielt, sondern in den Paramount Studios in Hollywood, wo zwischen Ende Januar und Mitte März 1963 sämtliche Szenen gedreht wurden. Per Hintergrund-Projektion wurden von einer Zweit-Filmcrew in Mexiko gedrehte Außenaufnahmen hinzu montiert, um den (leider wenig authentischen) Eindruck zu erzeugen, Elvis würde vor der Hafenkulisse Acapulcos eine Rad-Tour unternehmen…

Im Sommer 1970 entstanden sogar mehr oder weniger ungestellte Filmaufnahmen von Elvis beim Radfahren! Dieses Mal handelte es sich um ein rotes Tandem (also zwei Fahrräder in einem) mit weißen Sätteln, das als Geschenk gedacht war. Peter Aldersley, Repräsentant der Plattenfirma RCA und der internationalen Elvis-Fan-Klubs in Europa, bekam es während der Dreharbeiten zum Dokumentarfilm ELVIS THAT’S THE WAY IT IS backstage von Elvis überreicht, um es mit nach Europa zu nehmen. Zuvor aber demonstrierten Elvis und Joe Esposito die Fahrtauglichkeit des Gefährts und fuhren damit - vor dem wachsamen Auge der Filmkamera - auf dem MGM-Studiogelände herum. Wenig später wurde das Tandem bei einem Fan-Klub-Treffen in Luxembourg im Rahmen einer Tombola verlost, und auch dies wurde für die Dokumentation auf Film gebannt.
Dieses Rad ist meines Wissens nach das letzte, mit dem Elvis dokumentiert wurde; 2003 war es als Exponat in der „Fingerprints of Elvis“-Ausstellung zu sehen.

1977, zum Zeitpunkt von Elvis’ Tod, haben sich nachweislich mehrere Fahrräder auf Graceland befunden, doch ob auch eines darunter war, mit dem Elvis in den 70ern noch persönlich gefahren ist, entzieht sich leider meiner Kenntnis.


Soweit mein kleiner Ausflug in die Welt der pedalbetriebenen Zweiräder des King. Wer sich darin vertiefen möchte, dem empfehle ich die Seite http://www.elvisechoesofthepast.com/...-and-his-bike/, auf der viele Fotos zum Thema zusammen getragen wurden.


Kommen wir nun zum – wie ich finde – weitaus interessanteren Teil, zu den motorisierten Zweirädern...


Für den gut belesenen Elvis-Fan ist es keine Neuigkeit, dass der King of Rock’ n’ Roll spätestens ab 1956 (als ihm die notwendigen Mittel zur Verfügung standen) eine besondere Vorliebe für Luxus-Fahrzeuge aller Art entwickelte - entweder für den Eigengebrauch oder um sie – zumeist in späteren Jahren - reihenweise zu verschenken. Vor allem den amerikanischen Kult-Marken Cadillac, Lincoln und Harley-Davidson blieb Elvis, patriotisch wie er war, seine gesamte Karriere hindurch treu verbunden. Was natürlich nicht ausschließt, dass im Laufe der Jahre auch mal „Exoten“ ausprobiert wurden wie beispielsweise ein giftgelber Pantera-Sportwagen von Ford, insgesamt drei Stutz-Blackhawk-Modelle oder auch Auslands-Importe wie zwei Rolls Royce (ein schwarzer Phantom und ein weißer Silvercloud), ein großer 6-türiger Mercedes (den Regierungen für gewöhnlich als repräsentative Staatskarosse einsetzten) oder auch mal einen Ferrari. 1975 kaufte sich Elvis gleich drei Exemplare der damals neuartigen Trikes (auch Supercycles genannt), die von VW-Motoren angetrieben wurden und einen besonderen Führerschein erforderlich machten, da sie – ausgestattet mit einer Hinterachse und einem Vorderrad - weder als Automobil noch als Motorrad klassifiziert waren.


Im Mittelpunkt der folgenden Betrachtungen soll aber Elvis’ Leidenschaft für Motorräder im Allgemeinen und jene der Marke Harley-Davidson im besonderen stehen, denn vom Anbeginn seiner Karriere bis in die letzten Tage seines Lebens hinein fühlte sich Elvis Presley dem Mythos Harley-Davidson verbunden, war das Motorradfahren eine seiner größten Leidenschaften.
„Elvis was a Harley Man“, liest man gelegentlich, doch dieser zunächst wenig aussagekräftige Satz bewahrheitet sich dahin gehend, dass Elvis als eingetragenes Mitglied der American Motorcycle Association (AMA, gegründet 1924 als Unterorganisation der Motorcycle & Allied Trades Association, kurz M&ATA), Mitgliedsnummer 94587, seine persönliche Harley in relativ kurzen Abständen „updatete“, wie man heute sagen könnte.
Von der gesamten Produktpalette, die Harley-Davidson zwischen 1956 und 1976 auf den Markt brachte, hat Elvis einen beträchtlichen Teil selbst gekauft und gefahren; etwaige Geschenke an Verwandte oder Freunde nicht mitgerechnet. Soll heißen: hätte Elvis jede seiner Harleys behalten und – vielleicht in einem Anbau mit genügend Platz – aufgehoben, könnte man die technische Entwicklung von Harley-Davidson im genannten Zeitraum in großen Teilen allein an diesem Bestand veranschaulichen. Nur ein paar Beispiele:
  • 1949 kam die erste Hydra Glide mit ölgedämpfter Teleskopgabel auf den Markt – ein paar Jahre später, als er es sich leisten konnte, kaufte Elvis sich eine solche;
  • 1958 erhielt die Hydra Glide auch eine Hinterradfederung und wurde somit zur Duo Glide – Elvis kaufte sich auch diese;
  • 1965 wurde der herkömmliche Kickstarter der Duo Glide durch einen elektrischen Anlasser ersetzt, womit sich die Typenbezeichnung in Electra Glide änderte – Elvis kaufte sich im Laufe der Jahre mindestens ein halbes Dutzend;
  • 1969 kam „Easy Rider“ in die Kinos und machte den Chopper einer breiten Öffentlichkeit bekannt - auch Elvis hatte einen;
  • ab 1975 produzierte die Vetter Fairing Company exklusiv für Harley-Davidson eine völlig neuartige Frontverkleidung („Liberator Fairing“), die nicht nur spektakulär aussah, sondern auch Platz für ein modernes Bordsoundsystem bot – Elvis kaufte natürlich auch den Liberator
Aber hübsch der Reihe nach...

Teil 1: Die 50er Jahre

1956 Harley-Davidson ST 165
Im Jahre 1953, als Elvis gerade die Highschool beendete und auf dem Weg war, als Lastwagenfahrer bei einer Elektrowarengesellschaft in Memphis ein bürgerliches Leben zu beginnen, war die namhafte Motorradschmiede Harley-Davidson in Milwaukee, Wisconsin, schon ein halbes Jahrhundert am Markt und hatte sich den Ruf als Nr. 1 unter den Zweirad-Herstellern des Landes erworben.
Eines schönen Sommertages kam der 18-jährige auf die Idee, während der Mittagspause in ein Aufnahmestudio in der Union Avenue zu gehen und für ein paar Dollar eine im Direkt-Aufnahme-Verfahren produzierte Azetat-Schallplatte zu besingen, um mal zu hören, wie seine Stimme so klingt. Der Rest ist bekannt: Ein gewisser Sam Phillips erkannte sein Talent, nahm ihn ein Jahr später unter Vertrag, und ein weiteres Jahr später verkauften sich Elvis’ Singles unter dem Sun-Label schon so gut, war er so häufig für Auftritte gebucht worden, dass er es im letzten Quartal des Jahres 1955 wagen konnte, sich eines der schon damals legendären Harley-Davidson-Motorräder anzuschaffen.
Dass dies möglich war, hatte Elvis im Grunde seinen Eltern zu verdanken, denn mit ihrer Unterschrift hatten sie ihrem Sohn ermöglicht, eine Karriere als Berufsmusiker einzuschlagen, obwohl Elvis bei Vertragsabschluss nach amerikanischem Recht noch minderjährig war, da unter 21.

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Die Maschine, die Elvis schließlich auswählte, war eine nagelneue 1956er Harley-Davidson ST 165 (=56ST1603), ein Einsteigermodell leichter Bauart mit 2-Zylinder-Motor, auf dem er seine Fahrkünste ausprobieren und verfestigen konnte.
Erstmals vorgestellt wurde das Modell 165 im Jahr des 50-jährigen Bestehens von Harley-Davidson, also 1953, und es war konzipiert worden, um das leistungsschwächere Modell 125 abzulösen. Mit 165 ccm Hubraum verfügte es über fünfeinhalb PS; das war natürlich noch ausbaufähig...

Da sich die Spur dieser Maschine leider verloren hat und mir auch keine Originalfotos bekannt sind, die Elvis mit dem Bike zeigen, kann ich keine Aussage über die Farbe treffen. Auf der Seite von Scotty Moore ist ein rotes Vergleichsmodell, Baujahr 1955, abgebildet, versehen mit dem Vermerk „similar to what Elvis’ 56 ST 165 looked like“, doch „ähnlich“ ist eben nicht „identisch“...
Bald schon kannte er die Maschine in und auswendig, und bereits Anfang 1956 hatte die kleine 165er ihren Reiz verloren. Elvis suchte nach einer größeren Herausforderung...

1956 Harley-Davidson Model KH
Am 14. Januar 1956, als Elvis mit seiner Familie noch zur Miete in der Getwell Road Nr. 1414 in Memphis wohnte und unmittelbar vor dem Durchbruch seiner Karriere stand (was wir heute natürlich alle wissen, was aber damals noch niemand so richtig erahnen konnte), kaufte er sich bei der örtlichen Harley-Davidson-Niederlassung eine brandneue 1956er Harley-Davidson Model KH (# 56KH1459).
Der Netto-Kaufpreis (Barpreis) der neuen, mit 900 ccm Hubraum (eigentlich 883) deutlich leistungsstärkeren Maschine betrug 1.143 Dollar; zuzüglich Steuern und sonstiger Gebühren hätte Elvis alles in allem knapp 1.340 Dollar berappen müssen, doch da er seine „alte“ ST 165 (die praktisch noch neuwertig war) für knapp 437 Dollar in Zahlung gab, verblieb ein Restbetrag von etwas über 900 Dollar, den er in 18 Monatsraten zu je etwa 50 Dollar ab dem 15. Februar 1956 abstotterte (Die genauen Zahlen mit Komma und Cent sind auf dem erhalten gebliebenen Kaufvertrag nachzulesen).

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Kaum, dass Elvis der stolze Besitzer einer nagelneuen Harley-Davidson war, stieg sein Bekanntheitsgrad praktisch über Nacht, als seine erste RCA-Single „Heartbreak Hotel“ (nach dem Weggang von Sun Records im November `55) die amerikanischen Single-Verkaufscharts stürmte und er – mit seinem ersten Nr. 1-Hit im Gepäck – die ersten Gastauftritte in landesweit ausgestrahlten Fernseh-Shows absolvierte, über die sich die Eltern-Generation die Haare raufte und die Teenager in Ekstase gerieten.
Im Frühjahr 1956 war das Motorrad-Magazin „The Enthusiast“ eine der ersten Publikationen, die Elvis eine (wenn auch sehr kurze) Titel-Story widmete und ihren Lesern unter der Überschrift „Wer ist Elvis Presley?“ auf Seite 14 ein paar nützliche Hintergrundinformationen lieferte, etwa bezüglich des Wechsels von Sun Records zum Major-Label RCA Victor. Relevant für dieses Thema ist vor allem der letzte Abschnitt:
Die einleitende Frage, wie Elvis es auf das Cover der Zeitschrift geschafft hat, wird dem Leser damit beantwortet, dass er ein Harley-Fahrer sei und auf dem Cover-Foto mit seinem bereits dritten Bike abgebildet ist („He is (...) shown on his third motorcycle“). Er begann als Besitzer eines Modells 165, und aktuell fahre er die `56er „KH“. Lackiert ist sein „Lieblingsmotorrad“ in rot und weiß - dies war eine durchaus sinnvolle Zusatzinformation, denn das Magazin war in schwarz/weiß gedruckt. Und obgleich sein neues Leben (im Show Business) große Anforderungen an ihn stelle, finde er trotzdem Zeit, ein paar Meilen mit seiner „KH“ zu drehen. Dass Elvis beim Autor des Artikels einen sympathischen Eindruck hinterlassen haben muss, beweist der persönliche Wunsch am Ende des Artikels: „Viel Glück für Deine Zukunft, Elvis“!
Laut diesem Artikel hatte Elvis also noch ein weiteres Motorrad, doch dieses wird weder hier noch anderswo genauer bezeichnet. Eigentlich kommen nur zwei Möglichkeiten in Frage: entweder liegt schlicht und einfach ein Irrtum vor und gemeint war „sein zweites Motorrad“, oder die zweite Maschine war keine Harley.

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Am 30. April 1956 jedenfalls lag die druckfrische Mai-Ausgabe von „The Enthusiast“ zum Verkauf bereit, und vom Cover lächelte Elvis, der in einer schwarzen Lederjacke lässig auf seiner „KH“ saß und mit seiner Biker-Mütze winkte. Von einer Helmpflicht war damals noch keine Rede, und Elvis besaß mindestens zwei dieser damals üblichen Stoff-Schirmmützen. Eine war mit dem Firmen-Logo von Harley-Davidson bestickt, die andere – wie auf dem genannten Magazin-Cover - mit einem Stern. Ein drittes bekanntes Mützen-Motiv zu jener Zeit war noch das geflügelte Rad, wobei ich nicht weiß, ob auch Elvis so eine hatte. Laut Harley-Davidson-Zubehörkatalog anno 1956 kostete so ein Cap übrigens um die 2 Dollar, wobei die sogenannte „Lite Weight“-Variante in schwarz mit weißem Schirm um etwa einen halben Dollar günstiger war als das helle Standard-Cap mit dunklem Schirm, wie es Marlon Brando in dem Kultfilm THE WILD ONE getragen hatte.

Elvis` Wechsel von Sun Records zu RCA Victor hatte übrigens sein neuer Manager eingefädelt, ein gebürtiger, mutmaßlich illegal in die USA eingewanderter Holländer namens Andreas Cornelius van Kuijk (besser bekannt als „Colonel“ Tom Parker). Er hatte zum einen Bob Neal abgelöst und zum anderen seinem neuen Schützling im Zuge dieses Deals eine zusätzliche Finanzspritze in Höhe von 5.000 Dollar beschert, aber das ist sicher bekannt.

Die neue Harley kam für Elvis laut Evan Williams „zu einem perfekten Zeitpunkt, um sein Image als eine Ikone der 50er Jahre hilfreich zu untermauern“, und nicht wenige halten die zahlreichen Aufnahmen, die von Elvis mit dieser Maschine gemacht wurden, für die ultimativen Elvis-Fotos der 50er Jahre. Das wohl berühmteste schoss der New Yorker Foto-Reporter Alfred Wertheimer im Frühsommer 1956, als er Elvis mehrere Tage lang im Hotel, auf und hinter der Bühne, im Tonstudio, unterwegs mit dem Zug oder privat zu Hause (inzwischen hatte Elvis für sich und seine Familie ein schickes Häuschen am Audubon Drive gekauft) mit der Kamera begleitete. Viele Jahre später verwendete Elvis’ Plattenfirma RCA dieses Foto von Elvis auf der KH (allerdings in colorierter und künstlerisch abgewandelter Form) als Cover-Motiv für das Compilation-Album ELVIS – RETURN OF THE ROCKER, wobei Elvis nun ein Militärhemd trug statt der Zivilkleidung.
Veröffentlicht wurden diese einzigartigen Studien von Elvis im Sommer 1956 nach Elvis` Tod in dem Fotoband „Elvis `56 – Der Beginn“, worin Alfred Wertheimer auch die folgende, sehr amüsante Anekdote im Zusammenhang mit dem KH-Modell schildert:

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Im Garten hinter dem Haus – von der Geräumigkeit eines Exerzierplatzes und an seinem hinteren Ende von dicht an dicht stehenden Bäumen begrenzt – wurde soeben mit Hilfe eines Gartenschlauchs der Swimmingpool gefüllt. Vom Klinker-Patio aus sah ich, dass der etwa einen Meter hohe Lattenzaun um den Carport mehr als dreißig Leute im Zaum hielt. Sie sahen Elvis zu, der inmitten einer zweiten Gruppe am anderen Ende des Rasens auf und nieder hüpfte.
Er kriegte das Motorrad nicht an. Ein vierschrötiger Kumpel blockierte das Vorderrad der Harley, damit sie nicht wegrollen konnte, indem er sich an den Lenkergriffen festhielt und seine Wampe gegen das Vorderlicht stemmte. Elvis sprang noch mal auf den Kickstarter. Nichts zu machen. Er versuchte es wieder und wieder, bis ihm das Hemd am Rücken klebte, und als er sich schließlich eine Pause gönnte, maulte er: „An manchen Tagen will einfach nichts klappen.“
Die Mädchen, die dabeistanden, alle auf fein gemacht und mit Brownie-Kameras in Händen, nutzten die Gelegenheit, um ein paar Autogramme zu ergattern. Die Jungs sahen verzweifelt drein. Sie hatten schließlich anderes zu tun. Elvis musste sein Motorrad ankriegen – wie kamen sie dazu, den Mann mit diesem Käse zu behelligen? Soweit es die Mädchen anging, ließ sie nichts kälter als das. Sie wollten nicht, dass ihr Mann verschwand. Egal, wohin.
Da kam ein Mann im Karohemd und dunkler Freizeithose quer über den Rasen heran. Sein ebenmäßiges Gesicht mit dem markanten Kinn und der hohen Stirn unter blondem, gelocktem Haar ließ ihn jünger aussehen, als er war. Er war ungefähr so alt wie der Colonel, nur ohne dessen Masse. Sein Name: Vernon Presley. Er sagte: „Hast du `n Problem, Sohn?“
„Ja, Daddy. Daddy, kannst du mir `n Schraubenschlüssel besorgen?“
Nachdem Elvis einige weitere Autogramme gegeben hatte, kehrte sein Dad mit dem Schraubenschlüssel zurück, ließ sich auf Hände und Füße nieder und nahm sich des Problems an. Elvis trat auf den Starter, und die Maschine lief grummelnd an.
Die Menge im Carport kommentierte: „Sieht er nicht toll aus?“ und „Sieht er nicht gesund aus?“, während Elvis das Motorrad über die Auffahrt kurvte. Er gab weitere Autogramme, nahm einen kleinen Jungen als Beifahrer mit und brauste die Straße hinunter. Ma stand derweil Wache.
Als er zurück kam, fragte ich ihn: „Elvis, wie wär`s – Sie fahren mit mir um den Block, und ich mache ein paar Action-Photos von Ihnen?“
Er zögerte keinen Augenblick. „He, das ist `ne gute Idee! Find ich gut.“
Während ich mich auf den hinteren Sitz schwang, drückte ich dem kleinen Jungen meine Zweitkamera und die Reservefilme in die Hand.
Der Straßenblock, der mir vorschwebte, stellte sich als eine Meile durch die Landschaft heraus. Während wir die Straße entlang schossen, deutete Elvis auf die Sehenswürdigkeiten. Ich konnte mich nicht weiter um sie kümmern; ich war vollauf mit dem Versuch beschäftigt, mit der einen Hand meine Kamera und mit der anderen mein Leben zu retten. Ich sah auf den Tacho. Er sagte „50 Mph“. Wenn man mit fünfzig Meilen in der Stunde in einem Auto fährt, kommt einem das nicht besonders schnell vor; auf einem Motorrad schon – doppelt so schnell.
„Elvis, können Sie nicht ein bisschen langsamer fahren?“ bat ich.
„Ist das zu schnell für Sie?“
„Schüttelt die Kamera zu sehr durch.“
Wir wurden tatsächlich langsamer, aber nicht etwa, weil ich darum gebeten hatte. Der Motor kam ins Stottern und tat es schließlich gar nicht mehr. Wir rollten vor ein paar einsamen, des 4. Juli wegen verrammelten Schaufenstern allmählich am Straßenrand aus. Keine Tankstelle weit und breit.
Elvis schlenderte zur Mittellinie und spähte die Straße rauf und runter. Ich ärgerte mich mehr als er: Ich hatte keinen Film mehr und haderte mit mir selbst, dass ich mir die große „Kein-Benzin-mehr“-Story durch die Lappen gehen lassen musste.
„Elvis, und was machen wir jetzt?“
„Machen Sie sich mal keine Sorgen.“
„Was meinen Sie damit, ich soll mir keine Sorgen machen? Sie haben kein Benzin mehr. Wollen Sie, dass ich losgehe und welches besorge? Sagen Sie mir, wo die Tankstelle ist, und ich hol` welches.“
„Bleiben Sie einfach sitzen und machen Sie sich keine Sorgen.“
Er hatte sich inzwischen am Straßenrand postiert. Einige Wagen fuhren einfach weiter. Schließlich bremste ein Chevy ab und hielt direkt neben dem Motorrad. Die Fahrerin war eine junge Frau mit einem fünfjährigen Mädchen. Elvis griff sich an die Kappe, beugte sich über die Fahrertür, sah ihr in die Augen und sagte gedehnt, mit zuckersüßer, einschmeichelnder Stimme: „Ma`am, ich hab` keinen Sprit mehr. Wären Sie so nett und würden mir welchen besorgen?"
Ich konnte nicht sagen, ob sie ihn nun erkannt hatte oder nicht. Sie nickte nur kurz und fuhr los. Ich war ein bisschen skeptisch.
„Elvis, woher wollen Sie wissen, dass sie wiederkommt?“
„Die kommt wieder.“
„Wieso sind Sie sich da so sicher?“
„Ich weiß es eben.“
Was sollte ich dazu noch sagen. Mir blieb nur zuzusehen, wie Elvis Steinchen in die Luft kickte.
Wenige Minuten später kam sie mit einem gelben Spritkanister wieder. Wenn das die Südstaaten-Hilfsbereitschaft war, dann war ich beeindruckt. Mein Städter-Argwohn hatte mir gesagt, dass sie nie und nimmer zurückkommen würde.
Elvis ging ihr den halben Weg entgegen, nahm den Kanister, ohne irgendein Wort zu sagen, und leerte den Inhalt in den Tank. Das danebengegangene und auf die Tankbemalung gekleckerte Benzin wischte er mit meinem Taschentuch ab. Sie hielt den Kanister, während er auf die Harley sprang und sie wieder zum Laufen brachte.
Er ließ das Motorrad im Leerlauf vor sich hin grummeln, nahm sie bei der Hand, führte sie zum Wagen zurück, erklärte ihr dabei „Ich muss nach Hause, da warten ein paar Leute auf mich“, und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Ich fand, dass er ein bisschen heftig ranging, aber sie schien das ganz normal zu finden. Während sie sich ans Steuer setzte, ging Elvis um den Wagen herum und gab dem kleinen Mädchen ebenfalls einen Kuss. Sie winkten zum Abschied und fuhren los. Ich war der Ansicht, dass sie mehr als nur einen Abschiedskuss verdient hatten.
„Elvis, ich hätte ihr ja auch ein bisschen Geld geben können.“
„Machen Sie sich mal darum keine Gedanken. Das geht schon in Ordnung. Sie wollte doch gar kein Geld. Sie hätte sowieso keins genommen.“
Als wir zum Haus der Eltern zurückkamen, wartete Elvis` Mutter bereits besorgt an der Ecke zur Auffahrt. Sie hatte ihren Sohn wohl schon entsetzlich zugerichtet auf der Landstraße liegen sehen und fragte, was denn los gewesen sei. Elvis` Erklärung war direkt und präzise. „Uns ist der Sprit ausgegangen.“ Ohne ein weiteres Wort fuhr er in den Carport, die Menge im Schlepptau. Er schien auch bei seiner Mutter keine überflüssigen Worte zu machen.

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Während der Dreharbeiten zu seinem ersten Spielfilm LOVE ME TENDER (August bis Oktober 1956) hatte Elvis den Schauspieler Nick Adams kennen gelernt. Beide freundeten sich an und wurden beispielsweise am 4. September mit ihren Harley-Davidson-Maschinen in L.A. gesichtet, als sie in schwarzen Lederjacken, Stiefeln und Biker-Mütze durch die Stadt brausten.
Am Samstag, dem 29. September, machte Robert W. Dye ein Foto von Elvis und Nick Adams, als die beiden – diesmal in „Zivil“ - auf Elvis’ KH die Fairgrounds in Memphis verließen.
Über Adams machte Elvis wiederum die Bekanntschaft von Natalie Wood. Die junge Schauspielerin hatte sich in dem James-Dean-Film REBEL WITHOUT A CAUSE (1955) einen Namen gemacht, von dem übrigens gesagt wird, dass Elvis sämtliche Dialoge auswendig konnte – auch Natalie selbst machte eine entsprechende Äußerung.
Elvis und Natalie begannen damit, sich öfter zu treffen und wurden gemeinsam im Kino, beim Hamburgeressen oder bei Spritztouren mit Elvis` Harley gesehen, was in der Öffentlichkeit für einigen Wirbel sorgte. Elvis lud die talentierte Schauspielerin sogar zu sich und seiner Familie nach Memphis ein, und wie sich Natalie später erinnerte, kamen sie einmal von einer Fahrt mit der Harley-Davidson zurück zu Elvis` Haus am Audubon Drive, wo sie wegen der vielen versammelten Fans gar nicht bis zur Auffahrt gelangten. Erst, als Elvis versprach, einige Autogramme zu geben, wurde ihnen der Weg zum Haus frei gemacht.
Laut den Erinnerungen von Natalies Schwester Lana („Natalie – A Memoir“, 1984) habe die Romanze der beiden „nur zwei Tage“ gedauert, nachdem Elvis’ Mutter Gladys (im Buch als „herrschsüchtig“ tituliert) aus Eifersucht alles zerstört habe. Dies mag man glauben oder nicht, aber ich erwähne die kurze Zeitspanne nur deshalb, weil das eine Foto von Elvis und Natalie auf der Harley (Elvis mit weißem Hemd ohne Lederjacke, Natalie mit Kopftuch) möglicherweise erst am 1. November 1956 gemacht wurde – und es sich somit schon um die nächste Harley handeln würde...

Darüber, wann und unter welchen Umständen Elvis sich von diesem Motorrad wieder trennte, gibt es unterschiedliche Auskünfte. Harley-Davidson-Archivar Marty Rosenbloom meint, dass Elvis die Maschine einem Freund zur Aufbewahrung übergeben habe, bevor er 1958 zum Militär eingezogen wurde. Lamar Fike, „Memphis Mafioso“ der ersten Stunde, erinnerte sich, dass Elvis die KH später gegen eine Harley 74 (1200 ccm) eintauschte bzw. in Zahlung gab, die für Lamar bestimmt war.
Über Umwege gelangte die Maschine Anfang der 90er Jahre schließlich zurück in den Besitz von Harley-Davidson und wurde zunächst im Harley-Depot in Juneau, Wisconsin, untergebracht. Heute ist die Maschine als Exponat im 2008 eröffneten Harley-Davidson-Museum in Milwaukee oder als Leihgabe bei Wanderausstellungen zu besichtigen.

Fest steht, dass die KH die mit Abstand am häufigsten dokumentierte Harley von Elvis ist; von keiner anderen gibt es so viele Fotos mit ihrem Besitzer. Sie war im übrigen ein Auslaufmodell und wurde zur Sportster weiterentwickelt, die 1957 offiziell eingeführt werden sollte.
Da Elvis schon damals mehr Wert auf Fahrkomfort beim „Cruisen“ als auf Tempo und Geländegängigkeit legte, übersprang er die Sportster offenbar (zumindest sind mir weder Fotos noch Infos bekannt) und ging nahtlos zu einer FL über...

1957 Harley-Davidson Hydra Glide Model 74 OHV
Am Nachmittag des 31. Oktober 1956 (andere Quelle: 1. November) unterschrieb Elvis den Kaufvertrag für seine dritte nachgewiesene Maschine der Marke Harley-Davidson, diesmal eine Hydra Glide, Modell 74 OHV. Die Hydra Glide mit ölgedämpfter Telegabel war 1949 erstmals vorgestellt worden, nachdem im Jahr zuvor die beiden 74“ Big-Twin-Modelle mit einem neuen OHV-Triebwerk ausgerüstet worden waren (OHV = Overhead valve = hängendes Ventil). Wegen der Form der Zylinderkopfdeckel, die an umgedrehte Pfannen erinnerten, fand bald der Spitzname „Panhead“ Verbreitung. (74“ = 74 Kubikinch)

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Die ersten Fotos entstanden bereits am 1. November 1956, dem Tag der Auslieferung. B. W. Barfield, Verkäufer bei der Memphis (Tenn.) Harley-Davidson Co., und der Sales & Service Manager Al McAlexander überführten die Maschine zum Haus der Presleys am Audubon Drive, wo Elvis sich lässig in schwarzer Lederjacke und mit coolem Blick auf sein neues „Spielzeug“ setzte, während ein gewisser Ted Bruehl für das Magazin The Enthusiast den Moment der Übergabe im Bild festhielt. Im Hintergrund, links unter dem Carport, ist übrigens noch die „KH“ zu erkennen. Dieses Motiv verwandte RCA Jahre später übrigens für das Cover der Hit-Compilation ELVIS THE ROCKER.
Später am Tag erprobte Elvis die Hydra Glide, und es entstand dabei ein Foto von ihm und der Schauspielerin Natalie Wood auf dem Sozius, wie sie zu einer Spritztour aufbrechen. Drei Stunden lang dröhnten sie durch die Straßen von Memphis, begleitet von einem Polizeimotorrad und dem mit Elvis befreundeten Schauspieler Nick Adams, der die „alte“ KH fuhr.

Erneut in Erscheinung trat Elvis mit der neuen Maschine u.a. im März 1957, als er mit dem ortsansässigen Radio-Disc Jockey George Klein, mit dem er schon seit Jahren befreundet war, als Sozius auf der Hydra Glide posierte. Und auch mit seinem Hollywood-Kumpel Nick Adams wurde er wieder bei einer Motorradspritztour gesichtet (siehe Foto von Elvis und Nick mit schwarzen Lederjacken und Mützen, zwischen ihnen Dewey Phillips).

Weitere Fotos vom April 1957 (mindestens drei ) zeigen Elvis, wie er zusammen mit dem Hollywood-Starlet Yvonne Lime auf seiner Harley vor Graceland posierte.
Kennengelernt hatten sich die beiden am Set von LOVING YOU, wo Yvonne Lime eine kleine Nebenrolle bekleidet hatte. Auf Elvis` Einladung hin kam die junge Schauspielerin über das Osterwochenende nach Memphis, wo sie willkommener Gast bei den Presleys in deren Haus am Audubon Drive war. Am 19. April dann zeigte Elvis seiner hübschen Begleiterin sein neu erworbenes Anwesen Graceland in Whitehaven, damals noch Vorort von Memphis, später eingemeindet.
Bereits im August 1957 veröffentlichte Yvonne ihre Eindrücke unter dem Titel „Mein Wochenende mit Elvis“, wo sie u.a. auch die Fahrt nach Graceland beschrieb. Elvis habe sie zunächst gebeten, sich feste Schuhe anzuziehen, und mit den Worten „Ich möchte Dir gern meine Stadt zeigen“ lud er Yvonne zu einer Spritztour mit der Hydra Glide durch Memphis ein.
„Ich setzte mich vor Elvis auf das Motorrad, wobei er sich eng an mir festhielt, und schon ging es los.
Mit Elvis Motorrad zu fahren, war ein richtiger Nervenkitzel. Elvis fuhr bis ins Herz von Memphis` Innenstadt und hielt dann vor einem Frisörsalon. Jeder in dem Laden schien Elvis zu kennen. ‚Ich schneide diesem Jungen die Haare, seit sein Vater ihn das erste Mal hier her brachte’, erzählte mir der Frisör voller Stolz. Ein paar Colas später war Elvis` Frisur fertig und wir gingen zurück zum Motorrad. ‚Jetzt zeige ich Dir die Überraschung’, meinte er. ‚Was für eine Überraschung?’, fragte ich. Doch er sagte nichts und grinste nur. Er sah so glücklich aus wie ein Kind, während wir weit in die Umgebung von Memphis hinaus fuhren, bis wir schließlich eine Gegend erreichten, wo die Häuser groß und wunderschön waren, mit ausgedehnten Rasenflächen davor. Wir hielten vor einem beeindruckenden weißen Haus im Kolonialstil, das von einer Steinmauer umgeben war.“
Direkt vor dem Haus entstanden dann u.a. auch die Fotos von Elvis und Yvonne auf der Hydra Glide sowie weitere Aufnahmen der beiden, die ein Fotoreporter des Commercial Appeal machte.

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Gegen Ende der 50er Jahre begann Elvis damit, auch für die Leute in seiner engsten Umgebung Motorräder anzuschaffen, damit er mit ihnen gemeinsam umher fahren konnte, denn bekanntlich ist geteilte Freude doppelte Freude, und auf diese Weise brauchte er sich seinem Hobby nicht allein widmen.
Wie berichtet wird, war Elvis beim Motorradfahren nicht zimperlich und fuhr hart am Gas.
Lamar Fike, gewichtiger Memphis-Mafioso der ersten Stunde, schildert in dem Buch „Elvis Aaron Presley“ von Alanna Nash einen Unfall, der sich an einem nebligen Nachmittag des Jahres 1957 auf einem Teilabschnitt des Highway 51 (dem späteren Elvis Presley Boulevard) in Memphis ereignete. Elvis und Lamar seien nicht selten mit 110 Meilen pro Stunde auf dem Highway entlang gejagt. Eines verregneten Nachmittags mussten sie, um einem Bus die Vorfahrt zu gewähren, stark herunterbremsen. Dabei stürzte Lamar und schlitterte mit seiner Harley-Davidson unter den Bus. Zum Glück schützte ihn seine Lederjacke vor größeren Verletzungen; die ramponierte Jacke war schließlich das geringere Übel. Elvis` eigene Harley blieb bei diesem Vorfall übrigens unversehrt.
Mutmaßlich handelte es sich bei der Harley von Lamar um die schon erwähnte Hydra Glide, für die Elvis seine alte KH eingetauscht haben soll.

Hierbei stelle ich mir übrigens die Frage, ob es womöglich dieser Unfall von Lamar war, der Elvis dazu bewegt haben könnte, gelegentlich einen Sturzhelm zu tragen. Wie Fotos belegen, bevorzugte Elvis ja eigentlich Stoff-Caps, doch 1957, als er die Hydra Glide fuhr, wurde er erstmals mit einem weißen Halbschalenhelm dokumentiert. Irgendwie wirkt dieses Teil bizarr und alles andere als cool, aber wir wissen ja: Safety first!

Der unvergessene Entertainer Sammy Davis, Jr. erinnerte sich einmal: “Ich parkte mein Motorrad in der Auffahrt des Beverly Wilshire Hotel und begab mich hinauf in die Penthouse-Suite. Ich traf Elvis während der Dreharbeiten zu seinem dritten (?) Film LOVING YOU. Wir beide waren auf unsere Art Rebellen und zogen einander an. Wir beide besaßen Motorräder. Ich hatte eine abgespeckte Harley, und immer wenn wir in der gleichen Stadt waren, fuhren wir zusammen durch die Gegend.“
Wie Elvis’ Cousin Earl Greenwood in seinem Buch THE BOY WHO WOULD BE KING (Penguin Books, 1990) schreibt, hat Elvis dann und wann auch mit Jerry Lee Lewis Motorrad-Spritztouren in Memphis und Umgebung unternommen, wobei dieser ebenfalls eine Harley besaß. Wenn möglich, habe Elvis den „Killer“ aber lieber gemieden, merkt Greenwood allerdings an...

Welchen weiteren Weg die Hydra Glide nahm, nachdem sich Elvis für das Nachfolgemodell entschieden hatte, konnte ich bisher noch nicht eruieren. Die Maschine blieb zum Glück für uns Fans erhalten und wurde beispielsweise 2010 im Newzeum (?) in Penn Quarter, Washington D.C., ausgestellt.


An dieser Stelle eine kurze Erklärung: Soweit es Motorräder der Marke Harley-Davidson betraf, besaß Elvis entweder eine FL oder eine FLH mit höherem Kompressionsverhältnis.
Da ich bis jetzt nicht in jedem Fall die genaue Typenbezeichnung herausfinden konnte, habe ich gelegentlich beide in Frage kommende Varianten aufgeführt (FL/FLH). Die FL-Serie wurde bereits 1941 vorgestellt und stand für Harley-Davidson-Motorräder mit großem Rahmen, der Platz für ein 74 Kubik-Zoll-Zwillings-Triebwerk OHV (Overhead valve) bot, angeordnet in V-Form (V-Big Twin), welches einen Hubraum von 1210 ccm besaß und erstmals eine Spitzengeschwindigkeit von 160 km/h ermöglichte.
Das FL-Modell besaß eine Verdichtung von 8,5:1, während das leistungsgesteigerte FLH-Modell (H für High Compression) ein Verdichtungsverhältnis von 9,5:1 hatte.


1958 Harley-Davidson FL/FLH Duo Glide (zweifarbig)
Am 23. Oktober 1957 fand vor dem „Sahara“-Hotel in Las Vegas für PR-Zwecke ein Foto-Shooting statt, bei dem Elvis auf der brandneuen 1958er Harley-Davidson FL/FLH Duo Glide posierte. Die Maschine war höchstwahrscheinlich nicht seine eigene, aber wer die Aufnahmen heute betrachtet, wird nicht übersehen, welche besondere Ausstrahlung von ihnen ausgeht. Das liegt natürlich vor allem an der blonden Schönheitskönigin Hannerl Melcher („Miss Austria 1957“), die man auf Elvis’ persönlichen Wunsch zu der Foto-Reihe, die später in seiner Hotel-Suite fortgesetzt wurde, eingeladen hatte, und die der Fotograf Mike Nagro von der „Las Vegas Sun“ für die Fotos auf der Harley fast schon provokativ auf seinem Schoß „drapierte“. Da es sich um Aufnahmen in schwarz-weiß handelte, lässt sich keine verbindliche Aussage über die Farbe machen; erhältlich war die Duo Glide in den Farbtönen Skyline blue/white, calypso red/white, sabre gray metallic/white und black/white; darüber hinaus konnte sie in allen Standard-Farben bestellt werden.

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Die Duo Glide war eine Weiterentwicklung der Hydra Glide, und ihr Name erklärte sich dadurch, dass die Hydra Glide zusätzlich zur Vorderradfederung nun auch mit einer Hinterradfederung ausgestattet wurde und somit das erste Harley-Davidson-Motorrad war, das serienmäßig ein voll gefedertes Fahrwerk besaß. Die Handschaltung und eine fußbetätigte Kupplung hatte man als altbewährte Technik von der Hydra-Glide übernommen.
Ich glaube übrigens, dass die zweifarbige Harley in Las Vegas eine FLH war, denn zwischen den Beinen von Elvis und Hannerl vermeine ich das entsprechende Logo zu erkennen.

1958 Harley-Davidson FLH Duo Glide (schwarz)
Ob ihn letztlich die prickelnden Aufnahmen mit der blonden „Miss Austria“ dazu inspirierten, oder ob es an Elvis’ Interesse für die neuesten technischen Errungenschaften auf dem Fahrzeug-Markt lag, kann ich nicht mit Sicherheit sagen; sicher ist nur, dass er spätestens im Juni 1958 auch privat eine `58er Duo Glide besaß.
Als Elvis nach seiner militärischen Grundausbildung im texanischen Ford Hood zu einem kurzen Heimaturlaub nach Memphis zurückkehrte, wurde u.a. eine Foto-Serie auf Graceland gemacht, die Elvis zum einen in Uniform zeigt (z.B. vor und in einem roten Lincoln – siehe LP-Cover A DATE WITH ELVIS) und zum anderen bei einem Spaziergang auf seinem Anwesen: Elvis läuft mit kurzem Militärhaarschnitt und in heller Zivilkleidung vor dem Haus entlang, posiert in einem Golf Cart oder sitzt lässig auf seiner neuen Harley!
Möglicherweise erwarb Elvis schon Ende 1957 die schwarze Duo Glide. In dem bereits erwähnten Buch von Earl Greenwood ist ein Foto enthalten, das Elvis mit einer „engen Freundin“ namens Laurie Lutz vor Graceland zeigt, während er auf der Harley sitzt. Datiert ist es auf 1957!

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Im Gegensatz zu der Maschine, die im letzten Herbst für das Foto-Shooting in Las Vegas verwendet wurde, besaß Elvis` eigene Duo Glide den imposanten Dreifach-Scheinwerfer.
Der Grund dafür, dass Elvis dieses Modell bis mindestens 1964 fuhr (für seine Verhältnisse eine recht lange Zeitspanne), liegt wahrscheinlich in den Vorzügen dieser Maschine, die seinerzeit als „smoothest motorcycle ever“ (das geschmeidigste Motorrad aller Zeiten) beworben wurde oder als „absolutely the finest motorcycle ever built“ (das absolut beste jemals gebaute Motorrad).

1957(58?) Puch VS 50 L (vermutlich)
Zwischen Oktober 1958 und März 1960 war Elvis bekanntlich als amerikanischer Besatzungssoldat in der Bundesrepublik stationiert, wobei seine Einheit im hessischen Friedberg kaserniert war, während er selbst nach einer kurzen Übergangsphase und einem „Zwischen-Stop“ im Hotel Grunewald für sich und seinen Anhang (Vater, Großmutter und die beiden Leibwächter Red West und Lamar Fike) ein Haus im nahegelegenen Bad Nauheim anmietete.
Während dieser Zeit entstanden – 1959 in der Goethestraße? – Schnappschüsse, die Elvis auf einem Mofa bzw. Moped sitzend zeigen, umringt von mutmaßlich deutschen Fans. Nach eingehender Überprüfung der wenigen erkennbaren Details würde ich sagen, dass es sich bei diesem Moped um ein Fahrzeug des österreichischen Herstellers STEYR-DAIMLER-PUCH AG handeln könnte, genauer gesagt, um eine Puch VS 50 L, Baujahr 1957 oder 1958.
Ganz sicher bin ich mir zwar noch nicht, doch immerhin gibt es mehrere Übereinstimmungen mit diesem Fabrikat. Letzte Gewissheit könnte das Firmen-Logo unter dem Scheinwerfer bringen, doch leider ist es nicht deutlich genug zu erkennen.
In einem reich bebilderten Buch über deutsche Mopeds aus der Zeit der Wirtschaftswunderjahre fand ich leider kein einziges Fahrzeug, das mit jenem von Elvis übereinstimmt, sodass ein österreichisches Fabrikat, das sich damals allgemeiner Beliebtheit erfreute, sehr wohl in Frage kommen könnte.

Ursprünglich waren Mopeds zwar führerscheinfrei, aber versicherungspflichtig. Das Maximalgewicht für die Einstufung als Moped betrug 33 kg; der Hubraum durfte 50 ccm nicht überschreiten. Alles darüber wurde als Motorrad klassifiziert. 1956 hob man das Gewichtslimit auf; stattdessen wurde eine Geschwindigkeitsbegrenzung von maximal 40 km/h eingeführt.

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Laut einer zeitgenössischen Werbung handelte es sich um ein Moped „mit dem Komfort des Motorrades“, um ein Moped „mit dem letzten Schliff“.
Angetrieben wurde es durch einen Puch-Zweitakt-Einkolbenmotor mit Umkehrspülung, luftgekühlt durch ein Radialgebläse, mit Dekompressor. Er leistete 2,3 PS; der Hubraum betrug 49 ccm.
Völlig unbescheiden hieß es weiter zum „Luxusmoped“ VS 50 L:
„Innerlich und äußerlich sind die eleganten VS-Modelle für wirklich anspruchsvolle Fahrer gereift und gewachsen. Stück für Stück wurde ganz systematisch verbessert, nirgends wurde gespart. Und so steht Puch VS mit allen Nebentypen heute auf einer Höhe, die von jeder Konkurrenz kritiklos anerkannt werden muß.“
Als technische Neuerungen wurden beworben: „beide Räder mit Aluminium-Vollnabenbremsen, Steckachsen vorne und rückwärts, die verstärkte Vorderradgabel mit vergrößertem Federweg, der weiterentwickelte verchromte Auspufftopf, der vergrößerte Ansauggeräuschdämpfer mit erhöhter Wirkung, verbreiterte Kotbleche mit Seitenabdeckung, der geschlossene Kettenkasten, das weiterentwickelte Zylinderkühlsystem, der verdeckte Dekompressor, der neue Tachometerantrieb, Chromfelgen, Weißwandreifen, eine Zierfigur am vorderen Kotblech.“*
Außerdem verfügten die Modelle L und K über „versperrbare Kästchen auf beiden Seiten des rückwärtigen Kotflügels“ und einen „vergrößerten Treibstoffbehälter für 5,5 Liter“.*
Auf Wunsch zusätzlich lieferbar war ein verchromter Rohrgepäckträger mit Haltebügel.*
„Vergleichen Sie mit anderen Mopeds - Sie entscheiden sich für Puch!“, lautete ein weiterer selbstbewusster Werbe-Slogan.
Wann und wo Elvis dieses Moped kaufte, konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen; vielleicht hat er es aber auch gar nicht gekauft, vielleicht gehörte es ihm gar nicht...

Zweckdienliche Hinweise könnte ein damaliger Augenzeuge liefern, der/die sich auf den Fotos wiedererkennt und noch an das Moped erinnert, aber die Wahrscheinlichkeit ist wohl eher als gering einzustufen, schätze ich.
Das obere der beiden Bad-Nauheim-Fotos wurde übrigens 1961 im Magazin Valentine Pop Special veröffentlicht.


Unter Vorbehalt

Zum Abschluss möchte ich noch auf zwei „Mystery“-Bikes eingehen, die Elvis zugeschrieben werden.
Das erste ist zwar ein „Oldtimer“ aus den 40ern, doch wenn er authentisch ist, hat ihn Elvis erst in den 50ern gefahren.

1940-46 Harley Davidson FL "Knucklehead"
Im Zuge der „Barcelona Harley Days“ Anfang Juli 2012 wurde in der katalonischen Provinzhauptstadt eine in weiß und dunkelrot lackierte Harley-Davidson FL „Knucklehead“ V-Twin (74 OHV Super Power) gezeigt, die Elvis gehört haben soll („Motorcycle original Elvis Presley for exhibition“). Außer dem Foto, auf dem das Tank Badge der Baureihen 1940 bis 1946 (man beachte die Handschaltung am Tank) und der Knuckle Head-Motor zu erkennen sind, kann ich vorerst leider keine näheren Angaben anbieten. Hierbei sei aber erwähnt, dass Harley-Davidson ab dem Kriegseintritt der USA (Dezember 1941) auf Kriegsproduktion umstellte und die Herstellung von Motorrädern für das Militär absolute Priorität hatte. Erst nach Kriegsende 1945 wurde wieder für den zivilen Markt produziert, und bereits 1948 wich der „Knucklehead“-Motor dem „Panhead“.

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Ich persönlich halte die Harley (und auch das Foto aus dem LIFE Magazine, das Elvis auf einer solchen Maschine zeigen soll) für nicht authentisch, da Elvis’ erste Harley bekanntlich eine 1956er ST 165 war, die er dann für das KH-Modell in Zahlung gab. In dem bereits erwähnten Artikel im Magazin „The Enthusiast“ (Mai-Ausgabe 1956) wird zwar ein weiteres Motorrad flüchtig erwähnt, das er vor dem Erwerb der KH gefahren haben soll, aber da selbst die Fachleute von Harley-Davidson keine näheren Angaben machen konnten und Elvis nicht als Nostalgiker bekannt war, der Oldtimer sammelte, halte ich es für unwahrscheinlich, dass er sich irgendwann eine „alte“ Harley mit einem Motor gekauft hat, der seit 1948 (!) nicht mehr verwendet wurde, während er ja ansonsten beim Kfz-Kauf immer mit der Zeit ging. Heute ist eine solche Maschine zwar ein begehrtes Sammlerobjekt, doch Mitte der 1950er Jahre war sie schlicht und einfach überholt.

1958 Harley-Davidson FL/FLH Duo Glide (grün/weiß)
Das „Hard Rock Vault“ in Orlando, Florida, stellte vor einigen Jahren „Elvis’ green and white Harley“ aus, eine Maschine, zu der ich so gut wie nichts sagen kann, außer, dass Elvis das Bike seinem Chauffeur geschenkt haben soll. Das Museum war in fünf verschiedene Themenbereiche unterteilt. Es gab den sogenannten Punk Room, einen Dressing Room, den Psychedelic Room, einen Beatles Room und schließlich den Elvis Room mit der Duo Glide als Hauptattraktion.
Glücklicherweise hat ein Besucher das Bike noch rechtzeitig fotografiert, denn was damit nach der Schließung im September 2004 geworden ist, konnte ich noch nicht herausfinden.
Beim Motor handelt es sich offenbar um einen „Panhead“, die Art der Lackierung war für die 1958er Duo Glide typisch (Das runde Tank Badge ist nicht genau zu erkennen, müsste aber jenes der Baureihe 1958 sein).
Anfangs hielt ich es für möglich, dass es sich bei diesem Bike – die Echheit vorausgesetzt – um jene zweifarbige Duo Glide handeln könnte, mit der im Oktober 1957 in Las Vegas das Foto-Shooting gemacht wurde. Doch dann fiel mir ein, dass jenes Bike Elvis ja gar nicht gehört haben soll - wie hätte er es da verschenken können???
Was ebenfalls dagegen spricht, ist der Dreifach-Scheinwerfer, den die damalige Duo Glide nicht besaß.
Dass bei dieser FL(H) Windabweiser und Seitengepäckkoffer fehlen, ist zwar für Elvis untypisch (bekanntlich hatte er beides stets in Gebrauch), aber da es sich um Zubehörteile handelt, wäre es nicht weiter verwunderlich, wenn diese einfach abgenommen wurden, denn manch einem gefällt ein gestripptes Bike besser als mit Vollausstattung...

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Soweit alle mir bekannten Informationen über Elvis’ Motorräder/Mopeds in den 50ern.

Ich darf schon jetzt versprechen, dass Teil 2 noch viel interessanter und vor allem umfangreicher wird... :cool:


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Originalthema Elvis auf 2 Rädern - Teil 1


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