Elvis-Forum - Bericht Harum Scarum

Es dürfte praktisch unmöglich sein einem vernünftigen Menschen zu erklären warum ich einen Film, welcher in der offiziellen Chronik von MGM als schlechtester des Jahres 1965 geführt wird (Quelle: "A rough Guide To Elvis Presley"), nicht nur zweimal auf DVD besitze, sondern weshalb ich auch noch den Soundtrack ganze drei mal vorrätig habe. Als Vinyl LP, als DF und als FTD. Und warum ich diese drei Versionen auch noch alle brauche.:grins:

Für die folgende Besprechung habe ich mir die DF Version zu Gemüte geführt da diese klanglich die beste Version darstellt, zumindest soweit mir bekannt ist.

Das Originalalbum erreichte in den USA Rang 8 als höchste Notierung, was sicherlich ordentlich ist, allerdings im Vergleich mit vergangenen Erfolgen kein Ruhmesblatt für den King. Der Platte fehlte mit Sicherheit auch eine Hitsingle wie sie etwa der extrem erfolgreiche Soundtrack zu "Blue Hawaii" 1961 aufweisen konnte. Erschwerend kam hinzu das 1965 der musikalische Wind längst aus einer anderen Richtung wehte.

Das Album startet mit "Harem Holiday", einer maximal netten, eigentlich aber recht belanglosen Nummer. Hier wird bereits deutlich das bei diesem Soundtrack das orientalischen Thema des Films genutzt wird um dem Soundtrack etwas Farbe zu verpassen. Das dieses mit der echten Musik des Orients nichts zu tun hat dürfte klar sein, aber als Hörer sieht man das auch eher als nette Abwechslung zum normalen Sound.
"My Desert Serenade" ist ebenfalls typisches Fimhandwerk bei dem man merkt das Elvis von dieser Art Songs deutlich die Nase voll hat. Der Text sprüht ebenfalls nicht unbedingt vor Originalität. Dennoch ist das Lied ganz schmackhaft wenn man es nicht jeden Tag auf der Speisekarte hat.
"Go East, Young Man" lautet die Aufforderung von Elvis. Lieder in denen der Handlungsort des aktuellen Films gepriesen wurde gab es ja häufiger in seinen Filmen. Nirgendwo ist es so schön wie im fernen Osten, in Las Vegas, in Accapulco, auf Hawaii etc. pp.:grins: . Bis hierhin hat Elvis bei allen Songs seine Stimme auf ein Playback gesungen, beim nachfolgenden "Mirage" spielte er dagegen, wie eigentlich von ihm gewohnt, mit seinen Musikern zusammen. Allerdings wollte kein perfekter Take gelingen. Das etwas belanglose Lied wurde deshalb gesplicet.
Bei der Ballade "Kismet" klingt der King nicht ganz so unmotiviert wie bei vielen anderen Songs des Soundtracks. Mit noch ein bisschen mehr Motivation hätte das hier ein heimliches Lieblingsstück werden können. Aber auch so geht die Nummer in Ordnung.
Nun geht es mit einer schnelleren Nummer weiter. "Shake That Tambourine" war keine leichte Geburt und auf der FTD kann man, bei einem Texfehler, Zeuge eines Elvis typischen Heiterkeitsausbruches werden. Ausser einer, an dieser Stelle der Platte durchaus angebrachten, Tempovariation hat das Lied wenig Gewinnbringendes zum Film/Soundtrack beizutragen. Aber im Elvis Filmkosmos gibt es bekanntlich noch weitaus schlimmeres. Schnell geht es auch weiter, nämlich mit "Hey Little Girl" das allerdings recht eintönig daherkommt und nicht einmal die Klasse von "Shake That Tambourine" erreicht.
"Golden Coins" ist dann wieder eine feine Ballade. Richtig klasse ist der Song im Film wo Elvis als Projektion in einem Brunnen erscheint. Auf diesem Wege schmachtet er die weit entfernte Prinzessin, welche sich natürlich Hals über Kopf in den Leoparden killenden Superstar verliebt hat, an. Was im Film wohl orientalischen Zauber verbreiten sollte wirkt in Wahrheit hochgradig komisch.
"So Close, Yet So Far (From Paradise)" ist der mit Abstand beste Song des Albums. Eine wirklich feine Ballade die einzig darunter leidet das Elvis etwas unmotiviert an das Lied herangegangen ist.
"Animal Instinct" wurde zwar für den Film aufgenommen, aber nicht verwendet. Eine nette, rythmische Nummer mit der man für sich genommen sicherlich keinen Blumentopf gewinnen kann, aber die diesem Album keinesfalls schadet.
"Wisdom Of The Ages" wurde ebenfalls aus dem Film gestrichen. Das dürfte aber auch in diesem Fall kaum was mit mangelnder Qualität zu tun gehabt haben. Die Ballade ist keinesfalls schlechter als die meisten anderen Lieder dieses Albums und ein netter Schlusspunkt!

Die Original LP leidet, wie die FTD, extrem unter einer schlechten Abmischung bei der Elvis Stimme extrem im Vordergrund steht. Zudem ist der Sound dumpf. Die DF dagegen klingt, wenn auch nicht überragend, so doch eindeutig besser. Hier kann man Instrumente entdecken die einem auf der Original LP verborgen bleiben.
So macht das Album dann sogar einigermassen Laune. Ein Meilenstein ist es aber auch hier nicht. Dafür sind die Lieder viel zu durchschnittlich und Elvis selbst zu unmotiviert. Positiv kann ich anmerken das der orientalisch Touch dem Album etwas auf die Sprünge hilft, einfach weil es mal was anderes ist. Die Abwesenheit eines dramatischen, absoluten Tiefpunktes ist ebenfalls ein Plus, denn: Das ist leider keine Selbstverständlichkeit im Elvis Soundtrack Universum.