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Manhattoe 25.01.2007 18:24

Where did they go, Lord
 
Where did they go, Lord?


Am 22. September 1970 nimmt Elvis vier Songs in Nashville auf. Snowbird und Whole lotta shakin' goin' on erscheinen im Januar 1971 auf der LP Elvis Country, Rags to riches und Where did they go, Lord? werden einen Monat später als Single herausgegeben. (Auf Seite 371 von A Life in Music schreibt Jorgensen übrigens richtig, dass Where did they go, Lord? die A-Seite der Single war, im Anhang [420] macht er den Song dann fälschlicherweise zur B-Seite). Trotz dieses exponierten Veröffentlichung gehören die beiden zuletzt genannten Titel lange zu den unbekannteren Songs, die Elvis in seinem annus mirabilis aufnahm. Erst als Where did they go, Lord? im Februar 1978 auf dem ersten posthumen Release, der goldgekrönten LP He Walks Beside Me, erscheint, wird der Song einem breiteren Publikum zugänglich.

Für mich ist Where did they go, Lord? der Song aus dem Jahre 1970, der am meisten unter die Haut geht.
The words of her promise
The flame of her faith
The love that would never drift away
Where did they go Lord, where did they go?

(You know) Somehow forever
Slipped out of my hands
And my dreams ran away with the wind
Where did they go Lord, where did they go?
Diese ersten beiden Strophen geht Elvis verhalten an. Sie beschreiben einen Verlust und dessen Konsequenzen, aber es wird nicht deutlich, was oder wer verlorenging. Das Personalpronomen "her" legt natürlich nahe, dass es sich um eine Frau handelt. Aber was ist mit Ihr passiert? Hat sie ihn (das Lied-Ich) verlassen. Oder ist sie gestorben? Es scheint auch hauptsächlich der Bruch eines Versprechens bzw der Verlust des Glaubens zu sein, der mit ihrem Weggang verbunden ist und ihn quält. Und was hat Gott damit zu tun? Warum fragt er Gott nach dem Verbleib des Glaubens und seiner Träume, warum fragt er Gott nicht, wo sie geblieben ist?

Der Abschied von ihr scheint mehr als das Ende einer Beziehung. Ihr Verlust ist für ihn eine existentielle Krise, denn er hat den Glauben and die Zukunft bzw an die Ewigkeit verloren (mehrfach deutet sich ein religiöser Zusammenhang an), die Träume, auf den seine Welt beruhte, haben sich ins Nichts verflüchtigt.

Die Frage am Ende der zweiten Strophe klingt bereits etwas ungehaltener als in der ersten. (Man kann sich mit Recht darüber beschweren, dass viele Elvis Songs unter technischen Gesichtspunkten luschig produziert wurden, und auch, dass Elvis durch einige Unarten seinen Teil dazu beitrug, aber hier steigert der deutlich hörbare, durch das Einatmen verursachte Zischlaut eindeutig die Intensität der Frage.)

Nach diesem ruhigen, aber nichtsdestoweniger kraftvollen Beginn, der auf mich wirkt, als würde das Lied-Ich sich beherrschen müssen, explodiert der Song. Aufgepeitscht von James Burtons grandioser Gitarrenarbeit steigert sich der Song in wenigen Sekunden in ein langes Finale.
(You know) Sometimes I wish
I had lost her to another
Well but Lord she just walked off all alone
The heart that’s within me isn't bitter, it's just empty
And bewildered because her love is gone

The passion I trusted
The truth that I leaned on
And the hope that would forever keep me strong
I cry out my questions
But the answers are gone
Where did they go Lord, tell me where did they go?
Where did they go Lord, tell me where did they go?

Die Verzweiflung platzt aus ihm heraus. Er kann nicht verstehen, dass sie ihn einfach so verlassen hat. Er würde es besser verstehen, wenn sie ihn für einen anderen verlassen hätte (hier scheint sich zu bestätigen, dass "she" eine Frau ist). Ihr Weggang geschah unvermittelt. Er ist nicht gewappnet für ein Leben ohne sie, ist nicht vorbereitet auf die Leere in seinem Herzen, in dem er nicht einmal Bitterkeit empfinden kann. Er ist verstört, da ihre Leidenschaft und die mit ihr verbundene Hoffnung, auf die er sein Leben (oder mehr noch?) stützte, plötzlich nicht mehr vorhanden sind.

In dieser Situation bleibt ihm nichts weiter als seine Fragen in das ihn umgebende Nichts hinauszuschreien, in der Hoffnung, jemand bzw Gott antwortet ihm.

Where did they go, Lord? ist ein großartiger Song, gleichzeitig Hilferuf und schmerzerfüllte Klage, aber auch eine Anklage gegen die Ungerechtigkeit und Sinnlosigkeit, die dafür verantwortlich ist, dass sie ihn verließ. Da Gott der einzige Adressat in diesem Song ist, liegt die Vermutung nahe, die Anklage richtet sich gegen ihn.

Elvis wird großartig unterstützt von James Burton, der seiner Gitarre klagende, dissonale Töne entlockt (möglicherweise in Anspielung auf ein populäres Bild der Romantik, das Seelenkrankheit als verstimmte Laute/Harfe metaphorisiert), und wenn Elvis "bewildered" singt, klimpert David Briggs kurz ein paar hohe Töne, die die Verwirrung des Lied-Ich hörbar machen. In diesem Song stört mich in keinster Weise die Dramatik - wie es sonst recht häufig bei den Balladen der 70er Jahre der Fall ist - mit der diese Verse vorgetragen werden, da sie die Gefühle von Unverständnis, Verzweiflung und existentieller Angst überzeugend widerspiegeln. Die lang gezogenen Töne – beim verbundenen Zeilenwechsel von "I wish I" zB meint man geradezu, die Schmerzen des Lied-Ich spüren zu können -, das latente Krächzen in Elvis Stimme, - die kräftig aber auch brüchig ist und so den Riss, der das Lied-Ich zu zerstören beginnt, plastisch macht -, der nahtlose Übergang seines Gesangs zwischen der zweiten Strophe und dem fulminaten Finale, all das passt perfekt zu diesem Song. Wenn Elvis mit bewegender Stimme singt "I cry out my questions / But the answers are gone" wird die Leere um und im Lied-Ich greifbar.

Reizvoll finde ich den Text, weil sich nicht klar entschlüsseln lässt, worum es hier geht. Das Lied ist weder eindeutig Love-Lost-Ballade noch Gospel, auch wenn es wahrscheinlich der Verlust einer Frau ist, die eine spirituelle Krise auslöst, die wiederum den Glauben des Lied-Ich an Gott zerstört. Aber all das bleibt Spekulation. (Das Substantiv "faith" wäre übrigens ein Kandidat für "she", wenn die zweite Zeile des Textes diesen Zusammenhang nicht unmöglich machen würde. Auch hier wäre dann ein Bezug zur anglo-amerikanischen Romantik zu entdecken gewesen.)

Neben dem Master Take (#6), der u.a. auf der 70s Box und als Bonussong auf dem erweiterten Elvis Country Release zu hören ist, sind bislang die Takes 1 und 3 auf A Hundred Years from Now bzw Nashville Marathon veröffentlicht wurden. Markante Unterschiede gibt es nicht, der Master ist aber die intensivste Interpretation. Eine weitere Version findet sich auf der Import CD There's a Whole Lotta Shakin' Goin' on (Circle G, 1994), die wiederum identisch ist mit Track 17 auf It's Different Now (Lifetime). Dabei handelt es sich angeblich um den Undubbed Take 1, was aber wohl nicht stimmt, denn Elvis singt deutlich zurückhaltender als in der Version auf A Hundred Years from Now. Ich könnte mir eher vorstellen, dass diese Version ein Rehearsal vor Take 1 ist, was auch erklären würde, weshalb am Anfang ein kleines Stück fehlt.

NB: die im Netz kursierenden Lyrics sind stellenweise falsch. Euer Manni hat sich bemüht, in diesem Thread den richtigen Text zu posten.

Mike 25.01.2007 20:40

Wunderbar! :hurra:

Oliwa 25.01.2007 20:54

Ganz toll geschrieben, ich mochte den Song schon immer sehr :top:

Aber was ist ständig mit "Lied-Ich" gemeint? :noidea:

Mike 25.01.2007 20:59

Zitat:

Zitat von Oliwa (Beitrag 180428)

Aber was ist ständig mit "Lied-Ich" gemeint? :noidea:

Na.... "Er"! :ditsch: Er vom Lied... also Lied-Ich!

Manhattoe 25.01.2007 21:26

Zitat:

Zitat von Oliwa (Beitrag 180428)
Ganz toll geschrieben, ich mochte den Song schon immer sehr :top:

Aber was ist ständig mit "Lied-Ich" gemeint? :noidea:

Vielen Dank, Oliwa und Mike.

Um Verwechslung mit "er" zu vermeiden ("er" kann ja auch Elvis bedeuten) habe ich halte "Lied-Ich" geschrieben. Damit wollte ich nur vermeiden, Elvis Äußerungen zu unterstellen, die das "ich" in dem Lied vornimmt. Das ist übrigens durchaus üblich so.

michael grasberger 25.01.2007 23:36

Zitat:

Zitat von Manhattoe (Beitrag 180360)
Und was hat Gott damit zu tun? Warum fragt er Gott nach dem Verbleib des Glaubens und seiner Träume, warum fragt er Gott nicht, wo sie geblieben ist?

...


I cry out my questions
But the answers are gone
Where did they go Lord, tell me where did they go?
Where did they go Lord, tell me where did they go?
...

In dieser Situation bleibt ihm nichts weiter als seine Fragen in das ihn umgebende Nichts hinauszuschreien, in der Hoffnung, jemand bzw Gott antwortet ihm.

...

Da Gott der einzige Adressat in diesem Song ist, liegt die Vermutung nahe, die Anklage richtet sich gegen ihn.

da haben wir wieder (siehe "you gave me a mountain") das alte motiv von hiob, der gott anklagt.
mir fällt da spontan einer meiner liebsten soulsongs ein: "oh lord, what are you doing to me?" von big maybelle.
"the answers are gone", da kann man nurmehr händeringend den gar nicht lieben gott anheulen, der einen in diese ganze scheiße gestürzt hat...

Zitat:

Zitat von Manhattoe
Elvis wird großartig unterstützt von James Burton, der seiner Gitarre klagende, dissonale Töne entlockt (möglicherweise in Anspielung auf ein populäres Bild der Romantik, das Seelenkrankheit als verstimmte Laute/Harfe metaphorisiert),

also, ich fürchte, da ist dein bildungshintergrund ein anderer als der von james burton. ein southern boy ist da wohl eher vom BLUES beeinflusst als von der kunst der romantischen epoche...:grins:

(finde ich super, dass hier in letzter zeit die texte so genau unter die lupe genommen werden. da kommt man mal drauf, worüber man bisher hinweggehört hat.)

Manhattoe 26.01.2007 06:57

Zitat:

Zitat von michael grasberger (Beitrag 180562)
also, ich fürchte, da ist dein bildungshintergrund ein anderer als der von james burton. ein southern boy ist da wohl eher vom BLUES beeinflusst als von der kunst der romantischen epoche...:grins:[/FONT]
Naja, wenn man sich als professioneller Gitarrist mit der Historie seines Instruments auseinandersezt, stößt man sicher auf diesen Zusammenhang. Aber das ist natürlich nur Spekulation.

(finde ich super, dass hier in letzter zeit die texte so genau unter die lupe genommen werden. da kommt man mal drauf, worüber man bisher hinweggehört hat.)

Finde ich auch, da einige Texte mehr hergeben, als man meint.

burroughs 26.01.2007 12:43

Zitat:

Zitat von michael grasberger (Beitrag 180562)
[FONT=Courier New]
also, ich fürchte, da ist dein bildungshintergrund ein anderer als der von james burton. ein southern boy ist da wohl eher vom BLUES beeinflusst als von der kunst der romantischen epoche...:grins:

auch wenn Burton aus dem Süden stammt, wie übrigens alle außer Jerry, direkt aus dem Blues kommt er dennoch nicht :cool:
Ich würd ihn ja eher so als Mischung zwischen Southern Rock und Swamp einstufen.. :gruebel: jedenfalls nicht als Romantiker :noidea:

michael grasberger 26.01.2007 12:47

Zitat:

Zitat von burroughs (Beitrag 180811)
direkt aus dem Blues kommt er dennoch nicht :cool:

hab ich auch nicht behauptet.

burroughs 26.01.2007 12:48

Zitat:

Zitat von Manhattoe (Beitrag 180360)
Where did they go, Lord?


Am 22. September 1970 nimmt Elvis vier Songs in Nashville auf. Snowbird und Whole lotta shakin' goin' on erscheinen im Januar 1971 auf der LP Elvis Country, Rags to riches und Where did they go, Lord? werden einen Monat später als Single herausgegeben. (Auf Seite 371 von A Life in Music schreibt Jorgensen übrigens richtig, dass Where did they go, Lord? die A-Seite der Single war, im Anhang [420] macht er den Song dann fälschlicherweise zur B-Seite). Trotz dieses exponierten Veröffentlichung gehören die beiden zuletzt genannten Titel lange zu den unbekannteren Songs, die Elvis in seinem annus mirabilis aufnahm. Erst als Where did they go, Lord? im Februar 1978 auf dem ersten posthumen Release, der goldgekrönten LP He Walks Beside Me, erscheint, wird der Song einem breiteren Publikum zugänglich.

Für mich ist Where did they go, Lord? der Song aus dem Jahre 1970, der am meisten unter die Haut geht.
The words of her promise
The flame of her faith
The love that would never drift away
Where did they go Lord, where did they go?

(You know) Somehow forever
Slipped out of my hands
And my dreams ran away with the wind
Where did they go Lord, where did they go?
Diese ersten beiden Strophen geht Elvis verhalten an. Sie beschreiben einen Verlust und dessen Konsequenzen, aber es wird nicht deutlich, was oder wer verlorenging. Das Personalpronomen "her" legt natürlich nahe, dass es sich um eine Frau handelt. Aber was ist mit Ihr passiert? Hat sie ihn (das Lied-Ich) verlassen. Oder ist sie gestorben? Es scheint auch hauptsächlich der Bruch eines Versprechens bzw der Verlust des Glaubens zu sein, der mit ihrem Weggang verbunden ist und ihn quält. Und was hat Gott damit zu tun? Warum fragt er Gott nach dem Verbleib des Glaubens und seiner Träume, warum fragt er Gott nicht, wo sie geblieben ist?

Der Abschied von ihr scheint mehr als das Ende einer Beziehung. Ihr Verlust ist für ihn eine existentielle Krise, denn er hat den Glauben and die Zukunft bzw an die Ewigkeit verloren (mehrfach deutet sich ein religiöser Zusammenhang an), die Träume, auf den seine Welt beruhte, haben sich ins Nichts verflüchtigt.

Die Frage am Ende der zweiten Strophe klingt bereits etwas ungehaltener als in der ersten. (Man kann sich mit Recht darüber beschweren, dass viele Elvis Songs unter technischen Gesichtspunkten luschig produziert wurden, und auch, dass Elvis durch einige Unarten seinen Teil dazu beitrug, aber hier steigert der deutlich hörbare, durch das Einatmen verursachte Zischlaut eindeutig die Intensität der Frage.)

Nach diesem ruhigen, aber nichtsdestoweniger kraftvollen Beginn, der auf mich wirkt, als würde das Lied-Ich sich beherrschen müssen, explodiert der Song. Aufgepeitscht von James Burtons grandioser Gitarrenarbeit steigert sich der Song in wenigen Sekunden in ein langes Finale.
(You know) Sometimes I wish
I had lost her to another
Well but Lord she just walked off all alone
The heart that’s within me isn't bitter, it's just empty
And bewildered because her love is gone

The passion I trusted
The truth that I leaned on
And the hope that would forever keep me strong
I cry out my questions
But the answers are gone
Where did they go Lord, tell me where did they go?
Where did they go Lord, tell me where did they go?

Die Verzweiflung platzt aus ihm heraus. Er kann nicht verstehen, dass sie ihn einfach so verlassen hat. Er würde es besser verstehen, wenn sie ihn für einen anderen verlassen hätte (hier scheint sich zu bestätigen, dass "she" eine Frau ist). Ihr Weggang geschah unvermittelt. Er ist nicht gewappnet für ein Leben ohne sie, ist nicht vorbereitet auf die Leere in seinem Herzen, in dem er nicht einmal Bitterkeit empfinden kann. Er ist verstört, da ihre Leidenschaft und die mit ihr verbundene Hoffnung, auf die er sein Leben (oder mehr noch?) stützte, plötzlich nicht mehr vorhanden sind.

In dieser Situation bleibt ihm nichts weiter als seine Fragen in das ihn umgebende Nichts hinauszuschreien, in der Hoffnung, jemand bzw Gott antwortet ihm.

Where did they go, Lord? ist ein großartiger Song, gleichzeitig Hilferuf und schmerzerfüllte Klage, aber auch eine Anklage gegen die Ungerechtigkeit und Sinnlosigkeit, die dafür verantwortlich ist, dass sie ihn verließ. Da Gott der einzige Adressat in diesem Song ist, liegt die Vermutung nahe, die Anklage richtet sich gegen ihn.

Elvis wird großartig unterstützt von James Burton, der seiner Gitarre klagende, dissonale Töne entlockt (möglicherweise in Anspielung auf ein populäres Bild der Romantik, das Seelenkrankheit als verstimmte Laute/Harfe metaphorisiert), und wenn Elvis "bewildered" singt, klimpert David Briggs kurz ein paar hohe Töne, die die Verwirrung des Lied-Ich hörbar machen. In diesem Song stört mich in keinster Weise die Dramatik - wie es sonst recht häufig bei den Balladen der 70er Jahre der Fall ist - mit der diese Verse vorgetragen werden, da sie die Gefühle von Unverständnis, Verzweiflung und existentieller Angst überzeugend widerspiegeln. Die lang gezogenen Töne – beim verbundenen Zeilenwechsel von "I wish I" zB meint man geradezu, die Schmerzen des Lied-Ich spüren zu können -, das latente Krächzen in Elvis Stimme, - die kräftig aber auch brüchig ist und so den Riss, der das Lied-Ich zu zerstören beginnt, plastisch macht -, der nahtlose Übergang seines Gesangs zwischen der zweiten Strophe und dem fulminaten Finale, all das passt perfekt zu diesem Song. Wenn Elvis mit bewegender Stimme singt "I cry out my questions / But the answers are gone" wird die Leere um und im Lied-Ich greifbar.

Reizvoll finde ich den Text, weil sich nicht klar entschlüsseln lässt, worum es hier geht. Das Lied ist weder eindeutig Love-Lost-Ballade noch Gospel, auch wenn es wahrscheinlich der Verlust einer Frau ist, die eine spirituelle Krise auslöst, die wiederum den Glauben des Lied-Ich an Gott zerstört. Aber all das bleibt Spekulation. (Das Substantiv "faith" wäre übrigens ein Kandidat für "she", wenn die zweite Zeile des Textes diesen Zusammenhang nicht unmöglich machen würde. Auch hier wäre dann ein Bezug zur anglo-amerikanischen Romantik zu entdecken gewesen.)

Neben dem Master Take (#6), der u.a. auf der 70s Box und als Bonussong auf dem erweiterten Elvis Country Release zu hören ist, sind bislang die Takes 1 und 3 auf A Hundred Years from Now bzw Nashville Marathon veröffentlicht wurden. Markante Unterschiede gibt es nicht, der Master ist aber die intensivste Interpretation. Eine weitere Version findet sich auf der Import CD There's a Whole Lotta Shakin' Goin' on (Circle G, 1994), die wiederum identisch ist mit Track 17 auf It's Different Now (Lifetime). Dabei handelt es sich angeblich um den Undubbed Take 1, was aber wohl nicht stimmt, denn Elvis singt deutlich zurückhaltender als in der Version auf A Hundred Years from Now. Ich könnte mir eher vorstellen, dass diese Version ein Rehearsal vor Take 1 ist, was auch erklären würde, weshalb am Anfang ein kleines Stück fehlt.

NB: die im Netz kursierenden Lyrics sind stellenweise falsch. Euer Manni hat sich bemüht, in diesem Thread den richtigen Text zu posten.

Dem ist nichts hinzuzufügen, einfach nur wunderschön und ebenso treffend formuliert (bis auf die Stelle mit Burton und der Romantik, siehe dazu auch mein erstes Posting) :top:

Gerade die Zeile: ..you know somehow I wish I had lost her to another..
fährt mir immer wie ein rostiges Messer über die Haut :roll:
Er wünscht sich beinahe, daß sie ihn wegen eines anderen verlassen hätte..
dann könnte er möglicherweise besser bzw anders damit umgehen..
Und er kann auch nichts in seinem Herzen fühlen, keine Bitterkeit (und, auch wenn nichts davon erwähnt ist, keinen Hass gegen sie, was es vermutlich leichter machen würde) .. da ist nur diese Leere..
:traurig:


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