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Manhattoe 28.11.2006 22:43

Good Times (RCA) - Review
 
Good TimesGood Times?
Review



Nach Raised on Rock ist Good Times das zweite Album, das mit dem Material der 73er Stax Sessions bestückt wurde. Die LP erschien ursprünglich im März 1974 und blieb puncto Verkaufszahlen hinter den Erwartungen zurück. Auch den Single-Auskopplungen (I've got a thing about you baby/Take good care of her und My boy/Thinking about you) war kein großer Erfolg beschieden. Das Album kam in den Charts nicht über Platz 90 hinaus (und gehört damit zu den Flop 5 der lifetime albums), die Singles schafften es immerhin auf die Plätze 39 und 20.

Der Opener Take good care of herist einer von zwei Titeln auf diesem Album, die im Juli aufgenommen wurden. Jorgensen schreibt, allein dieser Song hätte am ersten Aufnahmetag der Summer Session Elvis Interesse zu wecken vermocht (ALiM 366). Allerdings ist davon nicht allzuviel zu hören. Im Gegenteil: Take good care of her ist ein erschreckend langweiliges Lied, das von einem erschreckend gelangweilten Elvis mehr gewinselt als gesungen wird und so eher einschläfert als Interesse für dieses Album weckt: eine denkbar ungünstige Exposition. Die Opener der anderen beiden Stax-LPs, insbesondere Promised land, vermögen den Hörer in die Alben hineinzuschleudern und machen Lust auf mehr. Take good care of her hingegen ist quälend zäh und bewirkt, dass man sich von den ersten Takten an Sorgen um die Qualität dieses Albums machen muss. Und das, wie sich noch zeigen wird, nicht zu Unrecht.

Loving arms, wie alle folgenden Songs im Dezember 1973 aufgenommen, vermag diese Sorge aber zunächst zu zerstreuen, handelt es sich hierbei doch um einen stimmungsvollen Country Blues, der mir besser gefällt als sein Gegenstück Honky tonk angel. Elvis Stimme ist voll und sicher, der o.a. Winselton ist glücklicherweise nicht zu hören. Leider überzieht Elvis seine Interpretation etwas ("Dreaming of the arms that held me tight"), indem er eine mE unangebrachte Dramatik à la It's Midnight in den Song hineinbringt und dadurch die melancholische Textur von Loving arms aufreißt. Dennoch: ein feiner Song.

I got a feeling in my body bringt endlich Schwung in die Bude. Der gute Groove nährt die Hoffnung, dass sich die Zeiten nun endgültig zum Besseren wenden. Unüberhörbar ist hier der typische Stax-Sound zu vernehmen. Das Keyboardsolo ist ein Highlight. Es gibt wenige Songs in Elvis Repertoire, die derartig funkig daherkommen wie dieser. Elvis versucht mitzuhalten, was ihm auch über weite Strecken gut gelingt, aber seine Kurzatmigkeit, die ihn regelmässig zum Pressen der letzten Silben zwingt, insbesondere beim Refrainintro, bleibt nicht verborgen. I got a feeling in my body ist kein Knüller, ist aber als eigenwillige Interpretation eines religiösen Textes durchaus gelungen.

Die beiden nächsten Titel bremsen das just aufgenommene Tempo leider wieder aus und so kehren auch die Sorgen des Hörers zurück. Der Gospel If that isn’t love und und mehr noch die Ballade She wears my ring bedeuten die Rückkehr der Langatmigkeit. Wie es zwei derart uninspirierte Titel auf ein Album von Elvis Presley schaffen konnten, wäre mir ein Rätsel, wenn ich nicht gelesen hätte, dass She wears my ring zu Elvis Lieblingsliedern gehörte. Dies mag erkären, weshalb er 18 Takes investierte, um sich dann letztendlich mit Take 10 zufrieden zu geben. Das macht das Lied in meinen Augen allerdings nicht besser, ebensowenig wie Jorgensens Einschätzung, Elvis habe If that isn’t love mit Leidenschaft und Überzeugung gesungen (379). Beide Songs sind mit ähnlichen Streicher- und Chorarrangements ausgestattet, die die musikalische Schmalkost zu allem Überfluss noch in einem kleistrigem Hintergrundbrei ertränken, was die Banalität der Texte und Reime aber leider nicht verbergen kann:

This tiny ring is a token of tender emotion
An endless pool of love that's as deep as the ocean
She swears to wear it with eternal devotion
That's why I sing, because she wears my ring

Solche Zeilen und Arrangements mögen im Musikantenstadl oder auf dem Traumschiff für Entzücken sorgen, auf einem Album meines Lieblingssängers kann ich auf Klischees dieses Kalibers gut verzichten. Da hilft es auch nichts, dass Elvis versucht, den Songs etwas abzugewinnen. Aber die melodische Entwicklung ist stets vorhersehbar und irgendwie hatte ich bereits beim ersten Hören (long ago) den Eindruck, diese Songs schon lange zu kennen.

Die ehemalige B-Seite der LP startet mit I’ve got to think about you baby, eine flotte Nummer, die Elvis in unerwarteter Leichtigkeit und Frische vorträgt, den schwachen Eindruck der letzten beiden Songs allerdings nicht wettmachen kann. Auch dieser Titel weist einen angenehmen Funk Touch auf. Im Vergleich zum schwerfälligen Beginn der A-Seite steht die zweite Hälfte des Albums unter einem deutlich besseren Stern.

My boy ist ein Textverwandter von Separate Ways, entwickelt allerdings nicht die schlichte und überzeugende Ehrlichkeit des früheren Titels. My boy ist alles andere als eine typische Elvis-Nummer, die aber durchaus Charme zu versprühen vermag und bereits einige Monate zuvor in Elvis Konzertrepertoire auftauchte. Elvis legt sich richtig rein in den Song, war aber laut Jorgensen nach dem zweiten Take nur schwer dazu zu bewegen, eine dritten aufzunehmen (378).

Spanish eyes klingt wie ein Gruß aus alten Hollywoodzeiten, und so weht ein schwacher Hauch der 60s durch das Good Times-Album. Bedauerlicherweise mangelt es Spanish eyes an der delikaten Süße früherer Latino-Titel, und so verkümmert die Nummer, obwohl Elvis konzentriert bei der Sache ist. Man stelle sich nur vor, wie Elvis zehn Jahre zuvor eine Zeile wie "Please say ¡Si! ¡Si!" zelebriert hätte. Hier geht sie, zumindest mir, wegen des unterschwelligen Jammertons auf die Nerven. Elvis Stimme ist 1973 für solche suave Titel einfach nicht mehr geeignet.

Man mag es kaum glauben, aber es dauert tatsächlich bis zum neunten Track, bevor Good Times mit der ersten wirklich memorablen Nummer aufwartet. Ironischerweise ist Talk about the good times ein R&B-Standard (aus der Feder von „Guitar man“ Jerry Reed), aber wie so oft gelingt es Elvis auch hier, einem bereits zuvor erfolgreichen Song seinen unverwechselbaren Stempel aufzudrücken. Talk about the good times peppt das insgesamt doch recht müde Album gewaltig auf. Wälzte sich Elvis eher routiniert durch die Balladen, so ist er hier zweifellos mit Spaß bei der Sache. Der Song ist sicher kein Opener par excellence, aber kein anderer Titel dieses Albums ist dafür besser geeignet als dieser, zumal der Titel der LP diese Eröffnung geradezu nahelegt. Der Text des Songs beklagt den Verlust der guten alten Zeiten oder kann damit als unfreiwilliger Kommentar auf Elvis Karriere verstanden werden.

Good time Charlie’s got the blues schlägt den gleichen Tenor an, aber hier ist die nostalgische Schwelgerei nicht als fetziger Country Rock, sondern als bittersüße Ballade verpackt. Das im doppelten Sinn traumhafte Gitarrenintro, Elvis entspannte, gedankenverloren erscheinende Interpretation, die latente Brüchigkeit in seiner Stimme, ein gefühlvoller wie unaufdringlicher Backgroundchor und ein ansprechender Text, der den Hörer für die Oberflächlichkeit der anderen Balladen entschädigt, machen aus diesem Song mehr als nur eine runde Sache. Der Song ist eine kleine Perle. Es ist – endlich! - "unser" Elvis, der hier singt:

You know my heart keeps tellin' me
You're not a kid at thirty-three
Play around you'll lose your wife
You play it too long you'll lose your life

Good time Charlie’s got the blues ist perfekt geeignet als letzter Track für dieses Album, indem er nicht nur dessen Titel aufgreift, sondern auch für einen besinnlichen wie versöhnlichen Ausklang einer LP sorgt, die mE das schwächste der drei Stax-Alben darstellt.

Es sind diese letzten beiden Tracks die das Album davor retten, vollständig im mauen Mittelmaß zu versinken. Auch wenn sie die Highlights darstellen, so markiert doch gerade ihr ironisch-nostalgischer Bezug zum Titel Good Times, dass die guten Zeiten für Elvis 1973/74 bereits der Vergangenheit angehörten.

TheKing 28.11.2006 23:15

Meinen vollen Respekt und Dank für diese Review. :top: Im wesendlichen kann ich nicht widersprechen, wenn es auch graduelle Unterschiede in der Wertung/Wahrnehmung bei mir gibt, aber das ist ja völlig klar und normal.

epe 28.11.2006 23:21

Dankeschön! Interessantes Review!

Die LP gefällt mir allerdings besser als Dir.

Die vier ersten Songs der A-Seite vermitteln insgesamt schon eine gewisse "feierliche" Atmosphäre und die Art der Interpretationen von Elvis war im Vergleich zu den Voralben schon neu. Klar, charttauglich war das alles nicht.

Die B-Seite höre ich so wie Du mit einer Ausnahme: In Spanish Eyes gefällt mir das "Duett" mit Voice unendlich gut. Charlie´s ist dann natürlich das Highlight überhaupt, einer meiner Lieblingssongs.

epe :top:

Manhattoe 29.11.2006 07:02

Zitat:

Zitat von epe (Beitrag 155045)
Die vier ersten Songs der A-Seite vermitteln insgesamt schon eine gewisse "feierliche" Atmosphäre und die Art der Interpretationen von Elvis war im Vergleich zu den Voralben schon neu. Klar, charttauglich war das alles nicht.

Vielen Dank für Eure Kommentare TheKing und epe.

Das mit der feierlichen Atmosphäre kann ich nur sehr bedingt nachvollziehen.
Take good care of her und If that isn’t love wirken schon sehr getragen (meinetwegen feierlich), aber ich verstehe dnn nicht, weshalb Du dann She wears my ring ausschließt. Der Song ist doch sicherlich feierlicher als I got a feeling und Loving arms.

Ich habe bei diesem Album - viel mehr noch als bei den anderen Stax-LPs - den Eindruck, dass Elvis hier mindestens fünf Titel singt, die gar nicht richtig zu ihm passen.

gast-20071119 29.11.2006 07:08

Schönes Review zu einer schönen Platte!

Manhattoe 29.11.2006 07:40

Zitat:

Zitat von Help_Me (Beitrag 155071)
Schönes Review zu einer schönen Platte!

Schönen Dank.

Ich habe übrigens dieses Album für die Review ausgesucht, da ich annahm, dass Eure Beurteilungen weiter auseinanderliegen würden als bei den anderen Stax-LPs. Das scheint, zumindest bislang, aber nicht der Fall zu sein.

Wie seht Ihr Good Times im Vergleich zur Raised on Rock bzw Promised Land?

gast-20071116 29.11.2006 11:39

Zitat:

Zitat von Manhattoe (Beitrag 155072)
Wie seht Ihr Good Times im Vergleich zur Raised on Rock bzw Promised Land?

Manhattoe, junger Padawan, er sich hier fleißig um den Thron des Reviewers einsetzt... :grins:

Was die Good Times angeht, so finde ich auch den Einstieg mit Take Good Care of Her eher schwach, ja eigentlich "lustlos", einfach nicht "Opening Song würdig", dies finde ich bei Promised Land besser umgesetzt, da ist man sofort "Kick ass, Dude" drin...

Den nachfolgenden Song Loving Arms mag ich sehr, schönes Arrangement, ein in meinen Ohren selbstsicherer Elvis, der dem Song eine einzigartige Performance zu entlocken bietet, ein mehr als würdiger "Einstieg" im Vergleich zum schläfrigen Jammeranfang mit Take Good Care Of Her...

I Got A Feelin´ In My Body finde ich, auch wenn es bestimmt nicht der richtige Term ist, ziemlich "Funky", persönlich mag ich den, trotz aller sich überschlagenden "Atemtechniken", Alternate take 7 von der FTD Easter Special am meisten, der Anfang (also Instrumentierung, genauer gesagt) erinnert mich jedesmal an ein Blaxploitation Movie, wo dann gleich Shaft um die Ecke cruisen würde... :hurra:

If That Isn´t Love mag ich einfach, finde Song super entspannend, ist für mich nichts Verkehrtes dabei, außerdem fasziniert mich der Anfang, den performt er so richtig Glockenklar, mit der ihm einzigartigen Unnachahmlichkeit...

He left the splendor of heaven
Knowing his destiny
Was the lonely hill of Golgotha
There to lay down his life for me


Ich weiß ja nicht, sicherlich mag dies in geschriebener Form jetzt keine großartige Wirkung erzielen, aber der mit dem Material vertraute, dafür empfängliche Hörer, wird meine Intention hoffentlich nachvollziehen können... :brav:

I´ve Got A Thing About You Baby ist für mich ganz klar eines der Highlights der versemmelten 1. Stax Session, der Song groovt einfach, sehr lässig - eine willkommene Abwechslung zu den oft elegisch getragenen "Verlust Songs" (obgleich ich jene weder diskreditieren, noch gar missen möchte!)

She Wears My Ring, damit konnte ich noch nie richtig etwas anfangen, mir zu spärlich instrumentiert, stehe nicht so auf diesen reinen "Elvis vocal focus"... Song gint mir nichts, haut mich nicht vom Hocker = Albumfüller... (Ja, schlagt mich, schlagt mich! :grins:)

My Boy = Top Song, sehr gefühlvoll und dramatisch dargeboten, eine Towering Performance - persönlich suspiziere ich ja immer, unser Freund aus Tennessee hat in Gedanken immer "Daughter" statt "Boy" herumschwirren gehabt - wäre vielleicht nicht abwegig, hm? (Lasst mir doch einen Schuss verklärte "Elvis Romantik", ja? :ups:)

Spanish Eyes , ich mag dieses "Eine Hazienda, mein Mädchen und der Sonnenuntergang" Gefühl beim Anhören - für mich der letzte "Latino Ausflug" des Meisters...

Talk About The Good Times mag ich nicht, ist mir zu schnell "Heruntergerasselt", bleibt mir nicht im Ohr "kleben" = Albumfüller Nr. 2...

Good Time Charlie´s Got The Blues
= Bester Song auf diesem Longplayer und ein würdiger Abschluß, ganz großes Audiokino auf der Emotionsklaviatur, ich habe ja einen Hang zur fatalistischen Abgeklärtheit, deswegen kann ich beim elegisch vorgetragenen Refrain auch immer so schön Gedankenverloren mitsummen...

Some gotta win, some gotta lose
Good time Charlie´s got the blues
Good time Charlie´s got the blues
Good time Charlie´s got the blues


Raised On Rock (Album, nicht der Song) finde ich schwach, da ist Good Times, schon homogener, m. M. nach hätte man die Good Times als Doppel Album zusammen mit den 10 Original Songs der Promised Land veröffentlichen sollen, dann wären wohl eher "Good Times" zu erwarten gewesen...

Nichtsdestotrotz ein feines Werk eines reifer gewordenen Mannes, welches für mich den Einstieg in die "Melancholie" seiner letzten Jahre einleitet...

@ Padawan Manhattoe: Er nun wird mit stetem Eifer abarbeiten den Katalog unseres Freundes aus Tennessee? :brav:

Manhattoe 29.11.2006 15:49

Zitat:

Zitat von Master Sniper (Beitrag 155115)
I Got A Feelin´ In My Body [...] der Anfang (also Instrumentierung, genauer gesagt) erinnert mich jedesmal an ein Blaxploitation Movie, wo dann gleich Shaft um die Ecke cruisen würde... :hurra:

Das kommt natürlich nicht von ungefähr, hat Isaac Haeys doch das Shaft-Album in eben jenem Stax-Studio eingespielt.

Herbi 29.11.2006 21:51

...sehr schönes review Manhattoe !!:top: ..wenn nur nicht diese blöden tonstörungen auf der deutschen cd pressung währen !!:noidea:

Tschabo 29.11.2006 21:58

Zitat:

Zitat von Herbi (Beitrag 155344)
...sehr schönes review Manhattoe !!:top: ..wenn nur nicht diese blöden tonstörungen auf der deutschen cd pressung währen !!:noidea:

Tonstörungen? Sind mir nie aufgefallen. Wo denn?

gast-20071116 29.11.2006 21:59

Zitat:

Zitat von Herbi (Beitrag 155344)
..wenn nur nicht diese blöden tonstörungen auf der deutschen cd pressung währen !!:noidea:

Besorge Dir die 20 Bit Remastered aus Japan.

Herbi 29.11.2006 22:02

Zitat:

Zitat von Master Sniper (Beitrag 155348)
Besorge Dir die 20 Bit Remastered aus Japan.


..habe noch die us-pressung die klingt in meinen ohren auch gut und zum glück störungsfrei !!:top: ..werde mir die japan-pressung vielleicht auch noch holen !!;-)

Herbi 29.11.2006 22:07

Zitat:

Zitat von Tschabo (Beitrag 155347)
Tonstörungen? Sind mir nie aufgefallen. Wo denn?

...hör dir mal zum beispiel Loving Arms genau an !!:cool:..nach ca. einer minute kann man da deutlich ein knacksen hören !!:eek:

Tschabo 29.11.2006 22:15

Zitat:

Zitat von Herbi (Beitrag 155353)
...hör dir mal zum beispiel Loving Arms genau an !!:cool:..nach ca. einer minute kann man da deutlich ein knacksen hören !!:eek:

Habe es mir gerade angehört. Du hast recht.
Von 1:01 bis 1:03 und bei 1:37. :gruebel:

Herbi 29.11.2006 22:25

Zitat:

Zitat von Tschabo (Beitrag 155356)
Habe es mir gerade angehört. Du hast recht.
Von 1:01 bis 1:03 und bei 1:37. :gruebel:

...da gibt es noch an mehreren stellen auf der ganzen cd tonstörungen, an einigen stellen wurde auch noch viel zu viel übersteuert !!:down:

...hoffe das da noch was vom sammlerlabel FTD kommen wird so das ich mir diese cd niemehr anhören muss !!:grins:

Tschabo 29.11.2006 22:28

Also mir ist das jetzt erst über Kopfhörer aufgefallen. :ups: Gut, sooo oft habe ich die aber auch nicht im Player, obwohl die Scheibe echt gut ist! :top:

Ich gehe mal davon aus, dass FTD da noch was bringen wird.

Herbi 29.11.2006 22:44

...wenigstens klingen die songs des GOOD TIMES albums auf der cd Promised Land (remastered + bonus songs) besser !!;-)

Promised Land

http://api.mds.att-idns.net/xmlserve...C0EAC818E5.jpg

Promised Land
There's A Honky Tonk Angel
Help Me
Mr. Songman
Love Song Of The Year
It's Midnight
Your Love's Been A Long Time Coming
If You Talk In Your Sleep
Thinking About You
You Asked Me To
Loving Arms
I Got A Feelin' In My Body
If That Isn't Love
She Wears My Ring
My Boy
Spanish Eyes
Talk About The Good Times
Good Time Charlie's Got The Blues

Manhattoe 29.11.2006 22:54

Zitat:

Zitat von Herbi (Beitrag 155344)
...sehr schönes review Manhattoe !!:top: ..wenn nur nicht diese blöden tonstörungen auf der deutschen cd pressung währen !!:noidea:

He, wandelst Du meine PMs jetzt in Deine Postings um?
Das machst Du aber bitte nicht mit meinen Liebesbriefen, oaky? :lol:

Herbi 30.11.2006 09:15

Zitat:

Zitat von Manhattoe (Beitrag 155368)
He, wandelst Du meine PMs jetzt in Deine Postings um?
Das machst Du aber bitte nicht mit meinen Liebesbriefen, oaky? :lol:

....sorry Manhattoe !!:noidea: ...aber ich dachte es sei wichtig unsere freude hier im forum über die tonstörung der deutschen cd-pressung des GOOD TIMES albums zu informieren !!:cool: :grins:

gast-20071202 01.12.2006 11:24

Ich habe hier für "gut" gestimmt, weil ich die Platte mag und für gelungen halte. Sie gefällt mir bedeutend besser als Raised On Rock, aber wiederum nicht ganz so gut wie Promised Land. Mit Ausnahme von I Got A Feelin' In My Body (dem ersten Titel der Sessions, möglicherweise brauchte Elvis hier einfach noch etwas Zeit zum Aufwärmen und man hätte einfach mit einem anderen, weniger "artfremden" Song beginnen sollen) sind alle Songs, im Gegensatz zu "Raised", ausnahmslos erstklassig gesungen.

Die Highlights sind Loving Arms sowie Talk About The Good Times und Good Time Charlie's Got The Blues, gefolgt von - eigentlich dem Rest. Aus "Feelin'" hätte man zu einem anderen Zeitpunkt ggf. mehr machen können, aber es war an und für sich eigentlich eine nette Idee, die Reihe von I've Got Confidence und Seeing Is Believing fortzusetzen und einen Gospel auch einmal anders und "zeitgemäßer" zu präsentieren. If That Isn't Love ist wieder einer der eher getragenen Gospelsongs und verfehlt nie seine Wirkung, mir Gänsehaut den Rücken rauf und runter zu jagen.

I've Got A Thing About You Baby ist ein gelungener Opener für die zweite Seite und war seinerzeit tatsächlich der Grund für mich, mir die Platte zu kaufen, nachdem ich den Song in This Is Elvis gehört hatte. Ich finde, in seiner unbekümmerten Leichtigkeit geht eine magische Wirkung von ihm aus, die mich etwas an Thinking About You erinnert und einem lange im Gedächtnis bleibt. My Boy kann man so stehen lassen, ich finde, man hört Elvis an, dass er durchaus etwas für den Song empfunden hat. Er geht durch die Emotionen als wäre es nichts, bemerkenswert. Spanish Eyes wiederum gefällt mir ausgesprochen gut und - abgesehen von dem "Karma", das der "originale" Hit einfach immer hat - auch um Längen besser als Al Martinos Version.

Etwas zu schlecht weggekommen sind mir persönlich hier Take Good Care Of Her und She Wears My Ring. Mir unerklärlich. Ersterer ist sicherlich nicht der klassische Album-Opener, was ihn allerdings in meine Augen bzw. Ohren auch wiederum nicht zu einem schlechten Song macht. Langsamere und auf den ersten Blick wenig spektakuläre Songs funktionierten bereits auf Back In Memphis, That's The Way It Is und später auf Moody Blue sehr gut. Die Erwartungshaltung, ein Elvis Album müsse mit einem "fetzigen" Song beginnen, halte ich persönlich für wenig brauchbar. Mit beiden Titeln geht Elvis wieder zurück in seine Kindheit und Jugend und macht sie, ähnlich wie später Hurt, Pledging My Love und He'll Have To Go zu so etwas wie 50er Jahre Schnulzen. In einer Zeit, in der die 50er boomten, nicht wirklich weit hergeholt und keine schlechte Idee. Für meine Begriffe steckt da sehr viel mehr "junger Elvis" drin als man auf den ersten Blick wahrnimmt und wahrnehmen möchte.

Manhattoe 01.12.2006 12:36

Zitat:

Zitat von gast-20080904 (Beitrag 155732)
Etwas zu schlecht weggekommen sind mir persönlich hier Take Good Care Of Her und She Wears My Ring. Mir unerklärlich. Ersterer ist sicherlich nicht der klassische Album-Opener, was ihn allerdings in meine Augen bzw. Ohren auch wiederum nicht zu einem schlechten Song macht. Langsamere und auf den ersten Blick wenig spektakuläre Songs funktionierten bereits auf Back In Memphis, That's The Way It Is und später auf Moody Blue sehr gut. Die Erwartungshaltung, ein Elvis Album müsse mit einem "fetzigen" Song beginnen, halte ich persönlich für wenig brauchbar.

Ein Album-Opener muss sicher kein fetziger Song sein, es muss ihm aber gelingen, Neugierde zu wecken. Aber genau das schafft Take good care of her mE nicht (im Gegensatz zu Inherit the Wind, Hurt etc.). Der Song ist auch nicht schlecht, weil er kein guter Opener ist (diese Logik des Umkehrschlusses steht auch nicht in meinem Text). Was mich bei dem Song einfach nervt, ist das lahme, uninspirierte Runtergesinge der Verse (mit den sehr prosaischen Reimen auf "-ation", an denen Elvis aber natürlich keine Schuld trägt), das weichgespülte, gesichtslose Arrangement und Elvis Jammerstimme. Inbesondere die Zeile "For I couldn't bear to see her there with you" finde ich nahezu unerträglich.

Wo liegen Deiner Meinung nach genau die Qualitäten von She wears my ring und If that isn't love?

Ansonsten sind wir uns ja direkt mal einigermaßen einig. :cool:

gast-20071202 01.12.2006 12:57

Zitat:

Zitat von Manhattoe (Beitrag 155750)
Ein Album-Opener muss sicher kein fetziger Song sein, es muss ihm aber gelingen, Neugierde zu wecken. Aber genau das schafft Take good care of her mE nicht (im Gegensatz zu Inherit the Wind, Hurt etc.). Der Song ist auch nicht schlecht, weil er kein guter Opener ist (diese Logik des Umkehrschlusses steht auch nicht in meinem Text). Was mich bei dem Song einfach nervt, ist das lahme, uninspirierte Runtergesinge der Verse (mit den sehr prosaischen Reimen auf "-ation", an denen Elvis aber natürlich keine Schuld trägt), das weichgespülte, gesichtslose Arrangement und Elvis Jammerstimme. Inbesondere die Zeile "For I couldn't bear to see her there with you" finde ich nahezu unerträglich.

Kann ich persönlich nicht nachvollziehen, vielleicht gibt's ja einen Grund dafür, dass du die beschriebene Situation bzw. insgesamt sehr emotionale Momente unbewusst ablehnst? :noidea: Gesanglich ist das top, wunderbar "geweint" wie man sagt, leicht angeschluchzt, ich kann da nichts verkehrtes daran finden. Es passt zum Song und ist gut gemacht. Wenn einem diese Sorte Lied nicht gefällt und man sie ablehnt, ist das eine andere Sache (allerdings frage ich mich, wie du dann den größeren Teil von Elvis' Musik erträgst, der ja im Prinzip immer so singt, und wie du andere, besonders "schwarze" Künstlerinnen und Künstler "erträgst", die das immer wieder auf die Spitze treiben und geradezu zelebrieren).

Gerade die von dir erwähnte Zeile gefällt mir ganz besonders, weil sie zusammenfasst (und dementsprechend von Elvis auch gesanglich besonders hervorgehoben wird), wovon dieser eher ungewöhnliche Song eigentlich handelt. Das hier ist ja einer der wenigen, wenn nicht der einzige Titel, in dem Elvis eine emotional hochproblematische Thematik nicht einer Geliebten und Frau, sondern tatsächlich einem Mann (und seinem Nachfolger) vorbringt, was mir persönlich sehr gut gefällt, weil es ungewöhnlich ist. Von der Art her sehe ich eine Parallele zu Just Tell Her Jim Said Hello, einem absoluten Favoriten von mir, bei dem allerdings nicht klar wird, ob der Sänger tatsächlich zu einem Mann (und auch hier möglicherweise zu seinem Nachfolger, was seine verflossene Beziehung betrifft) spricht.

gast-20100118 01.12.2006 13:13

Zitat:

Zitat von gast-20080904 (Beitrag 155761)
Gesanglich ist das top, wunderbar "geweint" wie man sagt, leicht angeschluchzt, ich kann da nichts verkehrtes daran finden. Es passt zum Song und ist gut gemacht.

Genau. Man vermutet eine autobiographische Ehrlichkeit in der Interpretation.

Manhattoe 01.12.2006 13:50

Zitat:

Zitat von gast-20080904 (Beitrag 155761)
Kann ich persönlich nicht nachvollziehen, vielleicht gibt's ja einen Grund dafür, dass du die beschriebene Situation bzw. insgesamt sehr emotionale Momente unbewusst ablehnst? :noidea:

Na, diese oberflächliche Psychologisiererei können wir hier vergessen.

Zitat:

Zitat von gast-20080904 (Beitrag 155761)
Gesanglich ist das top, wunderbar "geweint" wie man sagt, leicht angeschluchzt, ich kann da nichts verkehrtes daran finden. Es passt zum Song und ist gut gemacht. Wenn einem diese Sorte Lied nicht gefällt und man sie ablehnt, ist das eine andere Sache (allerdings frage ich mich, wie du dann den größeren Teil von Elvis' Musik erträgst, der ja im Prinzip immer so singt, und wie du andere, besonders "schwarze" Künstlerinnen und Künstler "erträgst", die das immer wieder auf die Spitze treiben und geradezu zelebrieren).

Du vergleichst bzw verwechselt hier zwei ganz unterschiedliche Arten von Gesang.

Zitat:

Zitat von gast-20080904 (Beitrag 155761)
Gerade die von dir erwähnte Zeile gefällt mir ganz besonders, weil sie zusammenfasst (und dementsprechend von Elvis auch gesanglich besonders hervorgehoben wird), wovon dieser eher ungewöhnliche Song eigentlich handelt. Das hier ist ja einer der wenigen, wenn nicht der einzige Titel, in dem Elvis eine emotional hochproblematische Thematik nicht einer Geliebten und Frau, sondern tatsächlich einem Mann (und seinem Nachfolger) vorbringt, was mir persönlich sehr gut gefällt, weil es ungewöhnlich ist..

Das ist aber eine inhärente Qualität des Textes, und daher das Verdienst des Songschreibers. Und: macht dieser Umstand den Song wirklich "ungewöhnlich", bzw wird er dadurch zum Hörerlebnis?

gast-20071202 01.12.2006 21:49

Zitat:

Zitat von Manhattoe (Beitrag 155786)
Du vergleichst bzw verwechselt hier zwei ganz unterschiedliche Arten von Gesang.

Könntest du diesen Gedanken vielleicht ein klein wenig weiter ausführen, damit ich verstehe, was bzw. wie du das meinst?

Zitat:

Zitat von Manhattoe (Beitrag 155786)
Das ist aber eine inhärente Qualität des Textes, und daher das Verdienst des Songschreibers. Und: macht dieser Umstand den Song wirklich "ungewöhnlich", bzw wird er dadurch zum Hörerlebnis?

Ich denke, das zu entscheiden liegt am ehesten beim einzelnen Zuhörer. Und ja, ich finde, dass der Song bzgl. der Perspektive, die der Ich-Erzähler einnimmt, schon einigermaßen ungewöhnlich ist, einfach deshalb, weil er - eben ungewöhnlich ist. Welche anderen Songs kennst du, die eine Trennung und den darauf resultiernden Kummer und die Niedergeschlagenheit in einer solchen Art und Weise thematisieren, dass der Erzähler sagt: "Ich finde mich mit der Situation ab, nimm du meine alte Position ein, aber pass auf sie auf ..." Das ist schon eine Form des "Loslassens", die nicht unbedingt typisch für ein Liebeslied (von Elvis) ist. Mir zumindest fällt auf Anhieb nicht viel anderes ein. In gewisser Weise das bereits erwähnte "Jim" oder auch Hurt ("But even though you hurt me like nobody else could ever do / I would never hurt you"). Das aber auch schon eher entfernt, weil sich der Sänger bereits wieder an die verlorene Liebe richtet, was bei Take Good Care Of Her und Just Tell Her Jim Said Hello eben nicht der Fall ist.

Manhattoe 02.12.2006 10:31

Zitat:

Zitat von gast-20080904 (Beitrag 155953)
Könntest du diesen Gedanken vielleicht ein klein wenig weiter ausführen, damit ich verstehe, was bzw. wie du das meinst?

Ich will das tatsächlich nur ein bisschen weiter ausführen, da wir in diesem Thread sonst abdriften. Der Gesang "schwarzer" Künstler, auf den Du Dich hier beziehst, entstammt doch einer ganz anderen Tradition. Auf den Plantagen der Südstaaten entstanden die Klagegesänge (laments), die den Verlust der Heimat und die Unterdrückung durch fremde Herren zum Inhalt hatten, sich also mit existentiellen Themen auseinandersetzen. Dieser Gesang war nicht nur Trost, sondern bildete auch ein kulturelles Band, das die Weißen nicht zerstören konnten. Diese Themen wurden mit der Zeit natürlich verwässert (weil sie nicht mehr aktuell waren). Das "Weinen" (wie Du es sehr betreffend beschreibst) in einem Pop-Song ist aber eine Gesangsform, dem diese historischen Wurzeln fehlen.

Zitat:

Zitat von gast-20080904 (Beitrag 155953)
Ich denke, das zu entscheiden liegt am ehesten beim einzelnen Zuhörer. Und ja, ich finde, dass der Song bzgl. der Perspektive, die der Ich-Erzähler einnimmt, schon einigermaßen ungewöhnlich ist, einfach deshalb, weil er - eben ungewöhnlich ist. Welche anderen Songs kennst du, die eine Trennung und den darauf resultiernden Kummer und die Niedergeschlagenheit in einer solchen Art und Weise thematisieren, dass der Erzähler sagt: "Ich finde mich mit der Situation ab, nimm du meine alte Position ein, aber pass auf sie auf ..." Das ist schon eine Form des "Loslassens", die nicht unbedingt typisch für ein Liebeslied (von Elvis) ist.

Ja, das kann ich alles sehr gut nachvollziehen. Nur das allein macht für mich Take good care of her nicht zu einem guten Song. Die Perspektive des lyrischen Ich ist ungewöhnlich, aber die ganze Verpackung (inkl. Elvis Stimme, aber mehr noch das Arrangement) ist doch sehr konventionell.

Dazu später gerne noch mehr, aber jetzt muss ich erstmal los. :top:

gast-20071202 02.12.2006 10:44

Zitat:

Zitat von Manhattoe (Beitrag 156076)
Ich will das tatsächlich nur ein bisschen weiter ausführen, da wir in diesem Thread sonst abdriften. Der Gesang "schwarzer" Künstler, auf den Du Dich hier beziehst, entstammt doch einer ganz anderen Tradition. Auf den Plantagen der Südstaaten entstanden die Klagegesänge (laments), die den Verlust der Heimat und die Unterdrückung durch fremde Herren zum Inhalt hatten, sich also mit existentiellen Themen auseinandersetzen. Dieser Gesang war nicht nur Trost, sondern bildete auch ein kulturelles Band, das die Weißen nicht zerstören konnten. Diese Themen wurden mit der Zeit natürlich verwässert (weil sie nicht mehr aktuell waren). Das "Weinen" (wie Du es sehr betreffend beschreibst) in einem Pop-Song ist aber eine Gesangsform, dem diese historischen Wurzeln fehlen.

Das ist richtig und ich wollte auch nicht sagen, dass Elvis in der Tradition schwarzer Künstler steht. Da musst du etwas falsch verstanden haben (und der Reverend, der gleich autobiographisches vermutete, auch) . Das "Weinen" bezog sich auf eine gesangstechnischen Vorgang, er das Zwerchfell aktiviert, um eine möglichst optimale Atemstütze herzustellen. Das war eigentlich alles.

Manhattoe 02.12.2006 17:30

[i]Take good care of her[/i]
 
Ich will gerne noch einmal erklären, weshalb ich Take good care of herfür einen Fehlgriff bei der Wahl als Album Opener halte.

Das Album heißt Good Times, beginnt aber mit Take good care of her, als ginge es um die Gold old times long gone. Mit dem Opener wird für die A-Seite (wenn nicht sogar für das ganze Album) ein Grundton vorgegeben, der der im Titel implizierten Zuversicht und Zufriedenheit Hohn spricht.

Elvis singt den Titel aus der Perspektive eines emotional verletzten Ex-Liebhabers, eine Interpretation, die insbesondere durch die Zeile But I hurt too much to face the situation legitimiert wird.

Es gibt aber auch Momente von Würde und Trost, die die Charakterstärke und menschliche Größe des lyrischen Ich verdeutlichen:
I must accept it, she loves you more than me
So with my broken heart I'll bow out gracefully

und
If she's happy, that will be my consolation

Der Mann, der diese Zeilen von sich gibt, ist hart im Nehmen. Trotz seiner Kränkung kann er sich am Ende aufraffen, der Liebe seines Lebens, die ihm untreu wurde, alles Gute zu wünschen, und mehr noch, seinem Rivalen auch. Ein starker Typ.

Dieses Aufraffen fehlt mir in Elvis Interpretation. Eine mögliche Wendung zum Guten ist nicht angedeutet. Das Weinerliche bestimmt den Song von vorne bis hinten. Da liegt natürlich der Standardverweis auf Elvis Biografie nahe. Diese halte ich aber nicht nur für weit hergeholt, sondern auch schlicht für sachlich falsch.

Ich will jetzt auch gar nicht allzulange an dem Song herumdoktoren bzw hier dozieren, wie Elvis ihn mE hätte singen sollen. Er singt ihn konsistent und auf seine Weise überzeugend, aber ich mag ihn so einfach nicht gerne hören.

So wie uns der Song vorliegt, hätte er sich besser als dritter oder vierter Song der B-Seite gemacht. Dann hätte man auch Talk about the good times als Opener nach vorne holen können, was dem Album möglicherweise den durch Take good care of her angestimmten deprimierenden Grundton genommen hätte. Mit einer optimistisch gefärbten ersten Seite hätte Take good care of her vielleicht sogar die B-Seite eröffen können, aber ich will hier nicht schon wieder mit einer Tracklist-Diskussion anfangen.

gast-20071202 03.12.2006 00:25

Zitat:

Zitat von Manhattoe (Beitrag 156147)
Ich will gerne noch einmal erklären, weshalb ich Take good care of herfür einen Fehlgriff bei der Wahl als Album Opener halte.

Das Album heißt Good Times

... ich fürchte, wenn ich die Gedanken, die mir beim Lesen dieses Satzes durch den Kopf gehen, niederschreibe, landen wir wieder bei alten Diskussionen bzgl. der Frage, wie ernst man tatsächlich den Titel eines Elvis-Albums nehmen kann oder muss, um mit dem Inhalt etwas anzufangen. ;-)

Ich persönlich habe den Titel eigentlich nie so verstanden, dass die enthaltenen Songs explizit Reflektionen über "(persönlich) Gute Zeiten" anbieten. Für mich bedeutete er von Anfang an etwas wie: "Diese Jahre sind 'gute Zeiten' für Elvis - und hier ist sein neues Album ..." Ich habe nie erwartet, dass es ein Album randvoll mit gutgelaunten Songs über "good times" sein würde. Raised On Rock ist ja auch kein Album über Elvis' Ursprünge oder seine Bedeutung für die Rockmusik und Promised Land ist kein Album mit einem religiösen Hintergrund, um einmal bei den anderen beiden Memphis-Alben zu bleiben.

Zitat:

Zitat von Manhattoe (Beitrag 156147)
Der Mann, der diese Zeilen von sich gibt, ist hart im Nehmen. Trotz seiner Kränkung kann er sich am Ende aufraffen, der Liebe seines Lebens, die ihm untreu wurde, alles Gute zu wünschen, und mehr noch, seinem Rivalen auch. Ein starker Typ.

Dieses Aufraffen fehlt mir in Elvis Interpretation. Eine mögliche Wendung zum Guten ist nicht angedeutet.

Warum auch? Die Tatsache, dass man einer ehemaligen Geliebten/Partnerin/Ehefrau (ich verstehe es, anders als du, übrigens nicht so, dass sie ihm untreu geworden ist - zumindest finde ich dafür keine Anhaltspunkte) - und derem neuen Partner - alles Gute für die Zunkunft wünscht, heißt doch noch lange nicht, dass damit die eigenen Probleme von Verletztheit und dem Gefühl der totalen Ausweglosigkeit aus der Welt geschafft sind. :noidea: Tatsächlich würde echte (d. h. bedingungslose) Liebe vielmehr immer bedeuten, dass man den geliebten Partner auch dann loslässt (und die Bedingungslosigkeit einer echten Liebe lebt), wenn damit die eigene Situation noch lange nicht geklärt ist. Nur so überwindet man ja das Prinzip von gegenseitiger Abhängigkeit, die viel zu oft als "Liebe" missverstanden wird.

Zitat:

Zitat von Manhattoe (Beitrag 156147)
Das Weinerliche bestimmt den Song von vorne bis hinten.

Ich finde daran nichts ungewöhnliches, es kann vielmehr durchaus verständlich sein.

Zitat:

Zitat von Manhattoe (Beitrag 156147)
Ich will jetzt auch gar nicht allzulange an dem Song herumdoktoren bzw hier dozieren, wie Elvis ihn mE hätte singen sollen. Er singt ihn konsistent und auf seine Weise überzeugend, aber ich mag ihn so einfach nicht gerne hören.

Das wiederum ist eine andere Sache ...

Manhattoe 03.12.2006 11:21

Zitat:

Zitat von gast-20080904 (Beitrag 156345)
... ich fürchte, wenn ich die Gedanken, die mir beim Lesen dieses Satzes durch den Kopf gehen, niederschreibe, landen wir wieder bei alten Diskussionen bzgl. der Frage, wie ernst man tatsächlich den Titel eines Elvis-Albums nehmen kann oder muss, um mit dem Inhalt etwas anzufangen. ;-)

Ich persönlich habe den Titel eigentlich nie so verstanden, dass die enthaltenen Songs explizit Reflektionen über "(persönlich) Gute Zeiten" anbieten. Für mich bedeutete er von Anfang an etwas wie: "Diese Jahre sind 'gute Zeiten' für Elvis - und hier ist sein neues Album ..." Ich habe nie erwartet, dass es ein Album randvoll mit gutgelaunten Songs über "good times" sein würde.

Der Good Times sendet ein ganz anderes Signal als Promised Land oder Raised on Rock. Bei den anderen beiden Stax-Alben bezieht sich der LP-Titel ja auch ganz offensichtlich auf die Opener. Die guten Zeiten müssen auch nicht aus jedem Songtext herausspringen, aber irgendwo würde ich sie dann doch schon ganz gerne wiederfinden. Das gelingt mir bei diesem Album aber nicht.

Ich sehe auch die guten Zeiten für Elvis in diesem Jahr nicht mehr. Aloha from Hawaii ist der letzte Höhepunkt in seiner Karriere, und dieses Ereignis ist auch eher Schwanengesang als Feuerwerk.

Der Titel Good Times widerstrebt mir, weil genau das Album genau das Gegenteil dieses Euphemismus ausdrückt: Verlust, Traurigkeit, Fatalismus, im besten Fall Nostalgie.

Der Titel ist rhetorische Kosmetik, und resultiert, wie bei jeder zu dick aufgetragenen Schminke, im Gegenteil der beabsichtigen Wirkung. Insofern passt das Bild von 1972 (möglicherweise sogar von 71) gut ins Konzept.


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