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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie Elvis die Wende überlebte


Mike
26.08.2005, 07:42
Werner Strube gründete einen von zwei offiziellen Elvis-Fanclubs in der DDR Nur seinen Verein gibt es noch

Berlin (EB) • Elvis Presley, der vor 28 Jahren – am 16. August 1977 – starb, hatte auch in der DDR viele Fans. Einige sogar im offiziellen Kulturbetrieb, so dass immerhin ein Amiga-Album und ein Buch über ihn erschienen. Und es gab zwei offizielle Fanclubs: die "IG Elvis" in Crimmitschau und die "IG Elvis Presley im Kulturbund der DDR". Diese Truppe hat die Wende überlebt.

Auch wenn die plumpe Verunglimpfung des Rock ’n’ Roll irgendwann aufhörte, konnten sich erst kurz vor dem Ende der DDR zwei offizielle Fanclubs bilden. Allerdings durften sie nur Interessengemeinschaft heißen. Das wollten die Funktionäre beim Kulturbund so, wo die Fans des Kings organisatorisch andockten.

1988 hatte sich eine "IG Elvis" in Crimmitschau gegründet. Bei der wollten auch einige Nicht-Sachsen dem Elvis-Kult frönen. Was die Kulturfunktionäre jedoch nicht erlaubten. So hoben Berliner Presley-Fans eine eigene Berliner Abteilung aus der Taufe. Die "IG Elvis Presley im Kulturbund der DDR" hatte ihre Gründungsversammlung am 12. Todestag des Sängers im August 1989 in einem kleinen Raum des Vereins in Berlin-Weißensee, wo jedwede Dekoration ausdrücklich verboten war. Zum Vorsitzenden der elf Elvis-Vernarrten wurde der Aufzugsmonteur Werner Strube gewählt. Der heute 48-Jährige leitet den Fanclub, aus dem 1991 der Elvis Club Berlin e.V. geworden ist, immer noch. Inzwischen hat die Truppe 120 Mitglieder im Alter zwischen 17 und 87 Jahren, von denen nur etwa die Hälfte Berliner sind. Der Rest kommt aus ganz Deutschland und sogar Franzosen, Holländer und Österreicher sind dabei.

Einmal im Monat treffen sich die Fans des Kings, schauen sich Videos an oder fachsimpeln einfach nur. Es sind normale Leute, keine Freaks, die Elvis vor kurzem mal wieder im Aldi getroffen haben wollen. Der Club gibt auch ein Magazin heraus mit CD-Besprechungen und Elvis-Nachrichten aller Art. In einer der letzten Ausgaben war auch ein Artikel über Graceland bei Memphis enthalten. Auf dem einstigen Anwesen von Elvis legten Club-Mitglieder an dessen 70. Geburtstag im Januar am Grab des Kings einen Kranz nieder

Werner Strube war diesmal nicht mitgefahren. Doch in diesem Jahr gibt es auch hierzulande eine Menge zu sehen für Fans des berühmtesten Sängers aller Zeiten. Zum Beispiel die vom Bonner Haus der Geschichte präsentierte Ausstellung "Elvis in Deutschland" im Berliner Tränenpalast (noch bis 28. August). Dort sind vom Seesack, mit dem Elvis 1958 in Bremerhaven anlandete, bis zu seiner Armee-Uniform viele persönliche Utensilien des Kings zu bestaunen.

In der DDR hat Strube bereits gesammelt, was von seinem Idol zu bekommen war. Nach der Wende kam einiges dazu, zum Beispiel die erste Elvis-Schellacksingle "That’s All Right Mama" aus dem Jahr 1954, sein größter Stolz. Werner Strube legt sie nie auf, sondern hört sich das Stück lieber auf CD an. Elvis-CDs hat er reichlich und dazu einen dicken Ordner, in dem akribisch allerlei Aspekte von Veröffentlichungen aufgelistet sind.



Ein wertvolles Autogramm von Priscilla Presley



Der Ordner befindet sich in einem kleinen Kämmerlein, das sich Werner Strube im Keller seines Hauses am Berliner Stadtrand eingerichtet hat. Dort hängen viele Fotos mit Autogrammen von Elvis-Wegbegleitern an der Wand, das wertvollste ist ihm eines von Priscilla Presley, das er bei einer Autogrammstunde ergatterte. In dem kleinen Elvis-Zimmer stehen außerdem Bücher, diverse Elvis-sDevotionalien und natürlich ein Schrank voller akkurat sortierter Elvis-Platten. In seiner vorherigen Plattenbauwohnung hatten ihm Diebe vor Jahren etwa 1000 Scheiben gestohlen. Inzwischen konnte Strube einen Teil der Sammlung erneuern. Inniger Elvis-Fan zu sein, ist eben nicht billig. Um so stolzer ist er über besondere Singles-Exemplare, z. B. aus Israel oder Polen. Von dort hat er diese dünnen bespielten Plastikfolienpressungen. Sie dürften grausig klingen. Angehört hat sie sich Werner Strube allerdings noch nie. Er freut sich einfach, dass er sie besitzt – und dass sein in der DDR gegründeter Verein bis heute existiert. Ein Westberliner Elvis-Fanclubchef hatte ihm gleich nach der Wende prophezeit, dass Strubes Verein nicht lange bestehen würde. So ganz getäuscht hat er sich mit seiner Skepsis nicht. Den einzigen anderen offiziellen DDR-Fanclub, die "IG Elvis" in Crimmitschau, gibt es längst nicht mehr.

Gunnar Leue



http://www.svz.de/IMAGMAIN/LOGO.GIF
26.08.2005

Yvonne
26.08.2005, 08:26
Sehr interessant, Mike. Vielen Dank! :top:

griefchen
26.08.2005, 09:34
juhu...
die IG Crimmitschau; das sind Sören und ich, wir haben die Landen übernommen!.... :hurra: :hurra: