um das musikalische genie des jungen elvis zu verstehen, ist die unterscheidung zwischen rock'n'roll und rockabilly nicht ganz unwichtig. gerade auch, um zu zeigen, dass er eben nicht nur ein nachahmer war, wie ihm das gern vorgeworfen wird.
mich persönlich interessiert auch weniger das einsortieren sondern die (pop)musikgeschichte selbst, die entstehung von stilen, der historische kontext usw.
wenn man beim reden über musik auf die ganzen fachbegriffe verzichtet, wird halt alles ein bisserl wischiwaschi.

__________________

"We know that rock'n'roll was not a human invention, that it was the work of the Holy Ghost."
(Nick Tosches)

ja, lieber @michael, ohne sich in der entwicklungsgeschichte der populären musik akademisch auszukennen, lässt sich das heraushören. bei presley's interpretationen gelingt mir das deutlich am besten (längst nicht nur bei *that's alright mama*).

dein einwurf hat mich insofern zum nachdenken verleitet , weil mir nicht so recht klar war, was du (mir) damit sagen möchtest.
und darüber ist mir klargeworden, dass elvis presley mehr leistete als eine einfache "verschmelzung": er erhielt dabei die einzelnen stilelemente quasi in reinform am leben, ein kristalliner gesang.

viele seiner gecoverten songs hatte ich mir einmal von den ursprünglichen interpreten angehört. ja, der erste anschein mag nahelegen, er habe häufig einfach nur nachgesungen und vielleicht die schönere stimme gehabt.
beim eintauchen ist da aber noch etwas anderes zu hören, zu genießen, was ich jetzt benennen kann: eben diese verschmelzung von stilelementen ohne ihre auflösung ... ein ureigenes credo der postmoderne ... oder diesen unterschied in einem anderen bilde formuliert: der eintopf von der imbissbude im vergleich zur minestrone in einem feinen ristorante. heureka!

~ ~ ~ ~

allen eifrigen sprachexperten nochmals ein herzliches dankeschön, an der stimmigkeit zweifle ich keineswegs mehr.

in dem "honey money-thread" schrieben @winston und @king77 zusammenfassend:
"Der Spruch wenn ich so singen könnte [sl.: wie eddie fisher?], hätte ich keine anderen Wünsche mehr, hat Elvis gesagt [...]"

meines erachtens relativieren solche aussagen (ich glaube, er wünschte sich auch noch im besitze von gesangeskünsten weiterer kollegen zu sein) die überzeugungskraft des "i dont't sound like nobody" im sinne von *ich bin stolz darauf*. jedenfalls geht es mir so, dass ich, ohne diese worte je gehört zu haben, etwas zaghaftes, etwas defensives heraus lese ...

einen schönen ersten advent wünsche ich allen!

Auch ich habe viele Originalversionen angehört. Manche Songs sind beinahe identisch gecovert.. z.B. ONN`s If You Love Me oder Let Me Be There...manche sind viel, viel besser wie z.B. Make The World Go Away oder Good Time Charlie`s Got The Blues..manche sind einfach nur schlechter wie z.B. Unchained Melody oder You`ve Lost That lovin Feelin. Ich will jetzt darüber keine Diskussion starten, da müsste man einen eigenen thread aufmachen...ist auch subjektiv...was ich bei all den cover versionen nicht ausmachen kann ist das..

Die Songs sind von mir wahllos aufgegriffen und ich kann das o.a. nicht feststellen. Alles sind Country songs oder Pop Balladen und Elvis hat sie als solche interpretiert. Wo sind da Stilelemente vermengt ohne sie aufzulösen..? Machen wir mit Polk Salad Annie weiter..war Swamp Rock und wurde von Elvis so interpretiert...auch Tutti Frutti war und blieb R and R.
Jetzt nenn du mir liebe @sapperlot Stücke, wo das von Dir Beschriebene zutrifft.

__________________
Thanks to Ernst Joergensen, Roger Semon and Erik Rasmussen for the great work. Keep the spirit alive !

Es trifft fast auf alle Songs der 50ér Jahre zu. Du hast Tutti Frutti als Beispiel genannt. Wenn man Little Richards Version mit Elvis vergleicht dann sind es 2 verschiede Songs. Richard im typischen New Orleans Stil u. Elvis im Rockabilly Stil. Das gleiche gilt für die restlichen 3 Little Richard Songs.
When My Blue Moon Turns To Gold Again - Elvis Version hat mit Country Music nichts zu tun.

Blue Moon Of Kentucky - kein Country bei Elvis

Have I Told You Lately That I Love You - Dito

Ich könnte jetzt so endlos fortfahren.

In den 50ér Jahren u. auch anfangs der 60ér Jahre gibt es kaum einen Song den Elvis gecovert hat den er 1: 1 übernommen hätte. Es fließt immer der typische Elvis Stil ein.

OKay,...mag dann für die 50er und frühen 60er gelten. Aber nicht mehr für die 70er..die 69 sessions lassen wir mal aus..

__________________
Thanks to Ernst Joergensen, Roger Semon and Erik Rasmussen for the great work. Keep the spirit alive !

Nein, da gilt es auch nicht mehr. Ab Ende der 60ér Jahre hat Elvis sehr viele 1:1 Cover gemacht die nur durch seine hervorragende Stimme veredelt werden.

das meine ich ja..da war nichts mehr mit vermischung
von stilelementen. aber sie hat es wohl auch nur auf
die 50s bezogen

__________________
Thanks to Ernst Joergensen, Roger Semon and Erik Rasmussen for the great work. Keep the spirit alive !

ja, lieber @ciscoking, ich beschränkte mich auf die zeit bis zu den moviesongs.
ich bin weder ein liebhaber des klassischen rockandrolls noch des countries.
doch beides, in der verfeinerten weise von elvis presley hat mich in bann genommen ...
gerne will ich dir noch im einzelnen antworten, dazu muss ich erst nachhören und nachdenken , das wird heute abend nichts mehr!

nur soviel noch:
*You've Lost That lovin' Feelin'* ... das kann ich mir nicht vorstellen, dass das je jemand anderes schöner gesungen hat als mr. presley, jedenfalls nicht wie er sich da im studio herantastete und hineinfühlte.

ein anderes lied beschäftigt mich aktuell, das ich auf der *ftd-our memories 1-3* kennenlernte: "don't think twice ...". das soll doch eine art country-version des dylan-folksongs sein? wenn ja, so finde ich, dass elvis presley da den "country" tatsächlich neu erfindet. einfach klasse!

dir lieben gruß und allen hier versammelten, schöne zeit im advent!