King dank Quantität statt Qualität
Elvis war und ist der King. Seine Lieder, seine Stimme, sein Aussehen, seine Ausstrahlung, sein Mythos – alles das und noch viel mehr waren und sind königlich.
Schön.
Ich frage mich nun, ob nicht ein wesentlicher Baustein seines anhaltenden Erfolgs die Tatsache ist, dass man bei seiner Karriere auf „Masse“ statt „Klasse“ setzte und setzt. Ist Elvis womöglich auch der „King dank Quantität statt Qualität“?
Zur Begründung:
Es gibt unglaublich viele Lieder von ihm und diese in unglaublich vielen Master-, Outtake- und Live-Versionen.
Es gibt unglaublich viele Filme mit ihm und darüber hinaus unglaublich viele Amateur-Aufnahmen.
Es gibt unglaublich viele Fotos von ihm.
Es gibt unglaublich viele Stories über ihn.
Usw.
Und all das reicht aus, um die Zielgruppe der Elvis-Fans auch dreißig Jahre nach seinem Tod immer wieder mit einer Vielzahl von Produkten zu überschwemmen. Die Masse seiner Hinterlassenschaft ist es, die den Hunger nach ihm beständig schürt. Und das eigentliche Phänomen ist, dass der Hunger nie wirklich gesättigt wird. Elvis ist ein Massenprodukt und das macht ihn womöglich zum King.
Anders bei James Dean, Marilyn Monroe, J. F. Kennedy, John Lennon, Lady Diana und einigen anderen Legenden, deren Gemeinden nicht beständig gefüttert und zugleich hungrig gehalten werden können. Sie haben nämlich weniger Masse. Und sind deshalb weder King noch Queen.
Hätte man bei Elvis mehr auf „Klasse“ statt „Masse“ gesetzt, wäre er vermutlich dennoch der King - mit deutlich breiterem Renommee, aber wahrscheinlich mit deutlich kleinerer Gemeinde – weil die Masse fehlen würde. Und mit erheblich weniger Mythos.
Zur Begründung:
Hätte Elvis nur einen Film pro Jahr gedreht, aber dafür einen guten, dann …
Hätte Elvis nur ein Album pro Jahr veröffentlicht, aber dafür ein gutes, dann …
Hätte Elvis weniger Touren pro Jahr absolviert, aber dafür spektakuläre, dann …
… dann hätte er von 1974 bis heute zwar deutlich weniger Imageprobleme gehabt und stünde glänzend über Sinatra, Streisand und den Beatles (mit denen er sich stattdessen immer kabbeln muss).
… aber dann hätte er weniger verdient und sich nicht ganz so viele Jumpsuits und Tabletten leisten können.
… aber dann gäbe es weniger Outtakes, Bootlegs, Amateuraufnahmen, Stories, Fotos usw. und der Massenmarkt könnte gar nicht am Leben gehalten werden.
Elvis wäre renommierter, aber eine kleinere Nummer. Er wäre nicht der Mythos, der er heute ist.
Das Marketing-Konzept „Elvis Presley“ funktioniert erfolgreich, weil auf Masse statt Klasse gesetzt wurde. Die oftmals mangelnde Qualität wurde ersetzt durch Quantität. Und damit war und ist Elvis erfolgreicher, als er es anders herum jemals hätte sein können.
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