Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1  
Alt 22.06.2006, 13:35
gast-20070206
Gast
 
Beiträge: n/a
PETER ALEXANDER (80.Geburtstag) !!!

Frankfurt/Main (AP)
Wenn die TV-Legende Rudi Carrell über seine Kollegen spricht, dann sieht er nur einen Mann, der mit ihm selbst auf gleicher Augenhöhe agierte: Peter Alexander, der seit zehn Jahren von der Bildfläche verschwunden ist und am 30. Juni 80 Jahre alt wird. «Ein Gigant. Neben mir der einzige echte Showmaster in Deutschland», hat der Holländer jüngst in einem Interview den Wiener Schlagersänger, Schauspieler und Entertainer geadelt. Das Publikum hat das über viele Jahre ebenso beurteilt und Alexanders Fernsehauftritte mit inzwischen unvorstellbar hohen Einschaltquoten belohnt.
Als er 1972 im ZDF seine «Spezialitäten» anbot, saßen zwei Drittel aller Zuschauer vorm Bildschirm. Wenn am 16. Juli wiederum im ZDF mit einer der Fußball-Weltmeisterschaft geschuldeten Verspätung eine große Geburtstagsgala für Alexander gesendet wird, werden weniger, aber gewiss nicht wenige Deutsche ihr Gerät einschalten. Wer allerdings auf einen Auftritt des Geburtstagskindes hofft, wird enttäuscht werden: Peter Alexander hat sich längst unwiderruflich in den Ruhestand zurückgezogen. Immerhin ist für die Sendung ein Videogruß des Künstlers vorgesehen, der sich 1996 mit seiner letzten Show «Was sind schon 70 Jahre?» vom Publikum verabschiedet hat.

Ein tiefer Einschnitt im Leben Alexanders war 2003 der Tod seiner Ehefrau Hilde, mit der er 51 Jahre lang außergewöhnlich glücklich zusammenlebte. Der 1952 geschlossenen Ehe entstammen eine Tochter und ein Sohn. Hilde Haagen war selbst Schauspielerin. Sie wurde seine unentbehrliche Managerin und Muse, die entscheidenden Anteil an seiner großen Karriere hatte. Inzwischen hat Alexander den Verlust seiner Frau, die er zärtlich «Schnurrdiburr» nannte, wohl überwunden.

Nach Aussage seiner Tochter, der Malerin Susanne Haidinger-Neumayer, geht es ihm nämlich «gesundheitlich sehr gut. Er tut jetzt alles in Wien, was ihm Freude macht: Er geht fischen, schwimmen und spazieren und schaut sich begeistert die Fußballweltmeisterschaft an.»

Begonnen hat die Karriere des Sohns eines Bankrats bei den berühmten Sängerknaben seiner Heimatstadt. Das Klavierspiel brachte sich der musisch begabte Junge selbst bei. Nach dem in Böhmen absolvierten Kriegsabitur gab Alexander ein kurzes militärisches Gastspiel, das in britischer Gefangenschaft endete. Das folgende Medizinstudium brach er bald ab, um sich der Schauspielerei zu widmen.

Ausgebildet am renommierten Max-Reinhardt-Seminar, bekam er 1948 sein erstes Engagement gleich am Burgtheater. Der junge Mann erwies sich als vielfältig begabt, den Alexander trat im Kabarett auf, war Quizmaster im Rundfunk und machte seine ersten Plattenaufnahmen als Sänger. Im Laufe der Jahrzehnte spielte er über 120 Alben ein, die etliche noch immer populäre Hits enthalten wie die «Die kleine Kneipe» oder «Hier ist ein Mensch». Auch die Liste der Filme mit Alexander ist lang, wenngleich wohl keiner dabei war, der die Filmkunst zu bereichern vermochte.

Immerhin profilierte sich der chronisch gut gelaunte Wiener auf der Leinwand als würdiger Nachfolger von Johannes Heesters im inzwischen verstaubt wirkenden Genre des Operettenfilms. In den besten Momenten seiner Kino- und TV-Auftritte ließ Alexander sein herausragendes Können als Parodist aufblitzen. Für Rudi Carrell ist noch immer klar: «Er ist der beste Stimmen- und Schauspieler-Imitator aller Zeiten.» Pünktlich zum 80. Geburtstag ist nun eine autorisierte Biografie des Künstlers erschienen unter dem Titel «Das tat ich alles aus Liebe...»

Das Buch zieht die Bilanz einer Karriere, die nicht allein von Talentvielfalt, sondern auch von nimmermüdem Fleiß geprägt wurde. Peter Alexander hat sich seinen Ruhestand mehr als verdient. Doch ein Millionenpublikum vermisst ihn noch immer, weil einer wie er keinen ebenbürtigen Nachfolger mehr findet. Über das Fernsehen der Gegenwart hat Alexander 2001 ein vernichtendes Urteil gesprochen, das er inzwischen kaum revidiert haben dürfte: «Das Fernsehen ist so brutal, ordinär und billig geworden. In wenigen Jahren sind so ziemlich alle Tabus gefallen, und der gute Geschmack ist auf der Strecke geblieben.»
Angehängte Grafiken
Dateityp: jpeg 4184787301.jpeg (13,5 KB, 103x aufgerufen)