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Alt 08.04.2018, 11:23
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Das erste Kapitel behandelt die Dreharbeiten zu King Creole. Die Verfilmung der Novelle "A Stone For Danny Fisher" war schon 1955 geplant. Als Hauptdarsteller kamen James Dean, Marlon Brando, Tony Curtis, Paul Newman , Montgomery Clift u.a. in Frage. In der Original-Geschichte ist Danny kein Sänger sondern ein Preis-Boxer. Er wird zum Schluss erschossen.

Als Elvis die Hauptrolle bekam, änderte man das Drehbuch auf einen Sänger, der die ganze Geschichte auch überleben sollte.
Damit wurde man den vermeintlichen Zuschauerwünschen gerecht: ein Elvis der singt und auf der Bühne steht, und keinesfalls stirbt. (Bei LMT löste sein filmischer Tod einige Proteste aus).

King Creole wurde auch in New Orleans mit guten Kritiken belohnt. Elvis war damals recht stolz auf den Film.

Mehrere Beteiligte sagten, dass Elvis zu einem wirklich guten Schauspieler wurde, sobald er von guten Darstellern umgeben war. Es habe ihn beflügelt, und er habe sie oft um Rat gefragt.
Michael Curtiz, der Regisseur, war hochkarätig. Er hat es zunächst für einen Scherz gehalten, als er gefragt wurde, ob er einen Elvisfilm machen würde. Hal Wallis, der Direktor, musste ihn überreden, sich einen Screentest von Elvis anzusehen. Das hat Curtiz dann überzeugt. Er sagte sinnentsprechend:
Endlich hatte ich jemanden gefunden, der auf natürliche Art und Weise unterspielt hat. Anfänger und Darsteller mit mangelhafter Ausbildung überspielen meist. Elvis unterspielte, ähnlich wie John Wayne. Bei erfahrenen Darstellern sah das unterspielen oft ungelenk und hölzern aus. Aber Elvis hatte es drauf.
Die Co-Darsteller waren fast alle überzeugt von seinem Talent.

Zur Erklärung: das Unterspielen ist ein schauspielerisches Stilmittel. Gesten und Mimik und verbale Äußerungen werden nur spärlich eingesetzt. Somit ist der Zuschauer gezwungen, genau hinzusehen und hinzuhören. Viele Darsteller können nicht gut unterspielen, da es einen Drang gibt, die Szene zu beherrschen.

Ich denke, dass Elvis diese Fähigkeit mitbrachte, da er ohnehin ein zurückhaltender Mensch war, der sich in unbekannten Situationen nicht in den Vordergrund gedrängt hat.


Die Dreharbeiten in New Orleans gestalteten sich katastrophal. Die Stadt war überfüllt mit Elvisfans. Sie tauchten in Massen auf. Während alle Darsteller in Limousinen zu den Drehorten fuhren, musste Elvis sich im Heck eines alten Sedans auf den Boden legen. Ansonsten wäre er nie angekommen. Die Fans störten die Szenen erheblich. Der Schulhof, auf dem die Schlägerei gefilmt wurde, platzte aus allen Nähten. Die Filmleute hatten große Schwierigkeiten die Fans zurück zu halten.
Die Einstellung der Szene in der kleinen Gasse dauerte ewig. Als man endlich so weit war und die Kameras liefen, latschte ein junger Mann durchs Bild um Elvis nach einem Autogramm zu fragen.
Nach Drehschluss sprangen sie in Taxis und brausten davon. Einmal musste er mit Dolores Hart über die Hausdächer fliehen.
Die Fans ließen auch die Co-Darsteller nicht in Ruhe. Ständig die Frage: Wo ist Elvis? Curtiz stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
Im Hotel war es nicht besser. Einige wollten nicht im gleichen Hotel mit Elvis untergebracht werden. In jeder Kammer, Waschraum, Toilette, auf den Feuerleitern, hinter Möbeln hockten junge Mädchen. Der Sache war nicht beizukommen.
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