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Alt 16.04.2006, 20:13
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michael grasberger michael grasberger ist offline
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an jenem tag lernte ich eine menge über elvis presley. die ganze zeit ging es: ja ma'am, nein ma'am, ja sir, nein sir, bitte und danke schön. mrs presley hatte einen waschechten südstaaten-gentleman herangezogen.
was sonst eine zweitagetour durch memphis gewesen wäre, absolvierten wir an einem tag. wir fuhren zur humes high school, deren stolzer absolvent elvis war, und weiter zur elektrofirma, bei der als als lastwagenfahrer angestellt gewesen war. als er mir einen der trucks zeigte, wie er ihn gefahren hatte, beschloß ich, ihn ein bißchen aufzuziehen.
"als du mir erzählt hast, du wärst lastwagenfahrer, hab ich mir aber was anderes vorgestellt, einen truck mit achtzehn rädern oder so."
"ein truck ist ein truck, june."
"das weiß ich schon, elvis, aber es gibt halt kleine trucks und richtig große trucks."
"okay, dann war ich halt ein kleinlastwagenfahrer. aber eins kann ich dir sagen, june, egal ob klein oder groß, wenn ein truck neben dir vorfährt, dann gib acht, daß dein kleid schön unten ist und halt die beine zusammen, denn die fahrer haben eine gute sicht von da oben. ich muß es wissen, denn das war mir das liebste an dem job. nein, ich mache nur spaß – du weißt ja, daß ich sowas nie tun würde."
beide lachten wir, und beide wußten wir, daß er sowas jederzeit tun würde.
dann fuhren wir zur radiostation, und im studio stellte er mich dewey phillips vor, einem engen freund, der ihn von anfang an unterstützt hatte. egal wohin wir kamen, überall freuten sich die leute, ihn zu treffen. es war nicht zu übersehen, wie sehr elvis in seiner heimatstadt respektiert und geliebt wurde.
später am nachmittag hielten wir gerade an einer roten ampel auf einer vierspurigen straße mitten in der stadt, als direkt vor uns etwa ein dutzend matrosen die straße überquerten. einer von ihnen rief herüber: "ich weiß, wer du bist, aber wer mich viel mehr interessiert, ist die kleine da bei dir auf dem sitz?"
elvis ignorierte das rotlicht und fuhr los, sodaß die matrosen in panik auf die seite sprangen. ein paar meilen weiter hielt er an und wir stiegen ab.
"das hast du herausgefordert, june", warf er mir wütend vor, seine arme vor der brust verschränkt.
"was habe ich herausgefordert?", antwortete ich unschuldig.
"du hast mit diesen typen geflirtet – das brauchst du gar nicht abzustreiten!" da mußte ich lachen. er lag sowas von daneben, ich konnte es gar nicht glauben.
"na, elvis presley, ich glaube fast, du bist eifersüchtig!"
"ich bin nicht eifersüchtig, june, das ganze war nur unnötig."
"finde ich auch! du hättest sie ignorieren sollen, statt mich jetzt anzuklagen. wie ein verrückter loszufahren – du hättest jemanden verletzen können!" ich tat, als wäre ich jetzt zornig.
"yeah, schätze, das war wirklich bescheuert von mir. ich war nur wütend, das ist alles. ich kann es nunmal nicht ertragen, wenn dir einer blöd kommt." jetzt versuchte er, sich wieder einzuschmeicheln.
"aber das galt ja gar nicht mir, elvis, der typ kannte dich und wollte dich provozieren, nichts weiter. fällt dir eigentlich auf, daß wir gerade mal ein paar tage zusammen sind und uns schon streiten wie ein liebespaar?"
"das kommt davon, daß ich so verrückt nach dir bin, june. so ist es mir noch mit keiner gegangen, und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll."
er klang zwar ehrlich, aber ich hatte diese süßen zeilen schon von anderen jungs gehört, und zwar genau dann, wenn sie etwas ganz bestimmtes von mir wollten. ich konnte fühlen, wie das blut durch meinen körper schoß und nahm mir vor, seine liebesbezeugungen nicht allzu ernst zu nehmen, oder, wie es meine mutter ausgedrückt hätte, nicht ganz für bare münze. sonst hätte es mich nämlich von den socken gehauen und ich wäre in seinem bett gelandet.
"du redest soviel bull, elvis, deine augen müßten eigentlich schon braun sein."
"und was soll das jetzt wieder bedeuten, june?"
"du weißt schon, elvis. braun – wie bullshit."
"du bist verrückt, june, und deswegen liebe ich dich", behauptete er lachend. er hob mich hoch, wirbelte mich herum und gab mir den sanftesten kuß, bevor er mich wieder runterließ. er merkte wohl, daß ich auch nach ihm verrückt war. es gab zeiten, da sprachen wir beide kein wort; wir verloren uns nur in den augen des anderen. es war ein ding der unmöglichkeit, sich nicht in elvis zu verlieben.


[fortsetzung folgt]

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