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Alt 29.08.2007, 18:15
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Closing Night - February 1970

Elvis – Closing Night – February 1970
(Madison CWP/ 17)


Elvis im Februar 1970 –die Bewährungsprobe. Nach den triumphalen Live-Comeback des Sommers 1969 stand nun das 2. Las Vegas Engagement an. Ob dies eine ebenso erfolgreiche Konzertreihe wie im Vorjahr werden würde, war nicht unbedingt abzusehen. Zwar liefen in dieser Zeit die Veröffentlichungen von RCA sehr gut, weitere Herausforderungen auf der Bühne gab es jedoch bekannter Maßen nicht. Das alle Befürchtungen umsonst waren ist allseits bekannt. Mit den Februar-Konzerten begann die Vegas-Maschine folglich erst richtig zu brummen.

Viel ist aus dieser Zeit bislang nicht aufgetaucht. Weder Bild- oder Film- noch Tondokumente sind in großer Zahl vorhanden.
Auf der Habenseite ist zunächst die Opening-Show vom 26.01.1970, welche 1992 unter dem Titel „Walk A Mile In My Shoes“ als 2.CD der legendären Baxter-Serie „From The Mastertapes“ herauskam. Leider mit dem Manko nur die halbe Show zu enthalten.
Im weiteren veröffentlichte das Label „Laurel“ den zweiten Teil auf der CD „True Love Travels On A Gravel Road“. Um dieses Stückwerk zu komplettieren, wurde der erste Teil der CD mit der ersten Hälfte der hier vorliegenden Closing Show aufgefüllt. Schade, denn es hätte sich schon damals angeboten, beide Shows auf separaten CDs herauszubringen und nicht durch Flickwerk den Anschein der Lieblosigkeit zu wecken.
Halbwegs vollständig gab es die Closing Show endlich auf der gleichnamigen CD von Graceland Records im Jahre 2006.

Nicht vergessen werden darf die FTD „Polk Salad Annie“mit der – leider nicht ganz vollständigen – Midnight Show vom 15. Februar 1970.
Hinzu kommen diverse Einzelsongs, welche zwischen dem 16. und 19.Februar 1970 aufgenommen worden sind und verstreut auf verschiedenen, meist RCA/ FTD, Veröffentlichungen erhältlich sind.

Das wars dann auch schon in Sachen Soundboard/ Multitrack. Schon daher dürfte die Closing Night von Madison vielversprechend und interessant sein.
Doch lohnt sich der Kauf überhaupt, insbesondere wenn Graceland-Records nur ein Jahr zuvor das Konzert fast komplett veröffentlichte?
Ja, zum einen gerade weil es nun vollständig ist, zum anderen sprechen Aufmachung und Sound eindeutig für die Madison-CD.



Die Aufmachung
Die CD erinnert auf den ersten Blick stark an die RCA CDs „On Stage“ und „Polk Salad Annie“. Diese kleine Reminiszenz reiht das gute Stück optimal in diese beiden Veröffentlichungen ein. Die Rückseite der CD enthält auf der linken Seite auf braunem Hintergrund die wichtigsten Angaben zum Inhalt, insbesondere Ort, Datum, Titel, Laufzeiten etc. Daneben kniet ein aus einem Weinglas trinkender Elvis auf der Bühne.
Wie von Madison gewohnt gibt es auch bei für die CD ein 16-seitiges Booklet mit 25 teils farbigen Bildern aus dem Februar 1970 auf und hinter der Bühne sowie einige Bilder während der Einfahrt in das Houston Astrodom, März 1970. Dazu gibt es einen netten Begleittext, welcher das Konzert Song für Song betrachtet.


Der Sound

Das wichtigste und gleichzeitig erfreulichste ist der hervorragende Sound der CD. Hier haben die Madison-Jungs ganze Arbeit geleistet. Der Sound ist ausgewogen und klar. Elvis ist im Verhältnis zu den Mitmusikern sehr gut abgestimmt. Auffällig ist das Schlagzeug, bei dem die Pauken/ Bassdrum recht dominant, jedoch nicht störend sind. Ist mir bei anderen Veröffentlichungen nie aufgefallen.
Anders als etwa bei der Walk A Mile In My Shoes CD sind hier auch schön die Publikumsreaktionen zu hören, sodass tatsächlich der Eindruck einer Liveatmossphäre entsteht und nicht lediglich eines live Rehearsals.
Einzig die Ansagen zu den einzelnen Songs sind vielleicht ein wenig zu leise, jedoch allemale gut zu verstehen.
100%ig perfekt ist der Sound allerdings nicht. Teilweise erhebliche Tonschwankung (Bandleiern) gibt es gegen Ende der Show. Die letzten Takte von It’s Now Or Never sind davon besonders betroffen. Danach ist auch ein mehr oder weniger starkes Rauschen zu hören. Dies sind scheinbar die Gründe, weshalb auch Graceland-Records die Show nicht komplett herausbrachte.
Einen Abbruch des Hörgenusses bedingt dies jedoch nicht wirklich, da die letzten beiden Songs und die Vorstellung der Crew trotzdem gut durchgehen.



Die Show
Die CD blendet in das schon laufende Intro des Openers ein und kurz darauf beginnt das Konzert mit einem mitreißenden All Shook Up.
Hier haben wir erst die 2. Soundboard-Version dieses Songs als Show-Opener und es wird schnell deutlich, dass die Soundqualität um ein vielfaches besser ist, als bei den vorangegangenen Veröffentlichungen dieser Show.
Nach einem kurzen Well,-well-Herumgealbere und einem „shut up“ hinüber zu den Sweets geht’s kraftvoll weiter mit I Got A Woman, dem sich ohne weitere Schnörkel Long Tall Sally anschließt.
Ein wenig Smalltalk und Gelächter bevor „the new record“ Don’t Cry Daddy angestimmt wird. Eine sehr schöne Version, welche um nichts den bereits bekannten Live Versionen nachsteht.
Es folgen Hound Dog, mit der allseits bekannten Story „from the waist up“, „the only thing I could move was my little finger“ und Love Me Tender in bekannter 1970er Manier, sprich ohne die spätere Lustlosigkeit.
Ein weitere Highlights dürften Kentucky Rain und Let It Be Me sein, vor allem von letzterem gibt es nicht allszu viele Soundboard-Veröffentlichungen.
Ohne Pause geht es weiter mit I Can’t Stop Loving You. Hier wird die ausserordentlich gute Soundqualität recht deutlich. Selbst bei den herausgebrüllten lauten Passagen ist keine wirklich störende Übersteuerung zu bemerken. Hörgenuss pur.
Immer wieder „neu ist hingegen das folgende C.C. Rider, welches bekanntlich hier mitten in der Show gebracht wird und daher irgendwie ein anderes „Feeling“ vermittelt. Und auch hier wird der gute Mix der Aufnahme gut hörbar, Elvis Stimme, die Begleitung durch die Sweets, die Bläser und die Begleitung der Rhythmusgruppe sind hervorragend abgestimmt.

Die ursprüngliche Aufnahme wurde auf 2 Tapes mitgeschnitten. Nach C.C.Rider endet Band Nr.1. Das folgende Sweet Caroline ist der Anfang von Band Nr.2. Der Übergang ist kaum zu merken, hätte Madison im Booklet nicht darauf hingewiesen. Wenn auch ohne große Besonderheiten, es macht immer wieder Spaß dem Song zuzuhören.
Mit Power geht’s zum nächsten Highlight: Polk Salad Annie, leider nur in Ton und nicht in bewegten Bildern. Während des folgenden etwa 2-minütigem Intermezzo werden ausgiebig Mädels geküßt und sicher auch einige Autogramme gezeichnet, bevor es Zeit ist, den Musikern für die Arbeit der letzten 4 Wochen zu danken, welche sodann der reihe nach vorgestellt werden.

„Glen, can I borrow your piano for a minute?“ Mit anderen Worten „rutsch rüber , Kumpel“ und schon sitzt Elvis selbst am Klavier um sich zu versuchen.
Für Blueberry Hill reichts gerade noch zum hingestümperten Intro, besser läufts dann bei Lawdy Miss Clawdy. Eine feine Version, die bislang einzig bekannte des Jahres 1970. Die Angabe von Blueberry Hill auf dem Cover stellt in meinen Augen die einzige kleine „Frechheit dar, denn der Eindruck, es könnte sich doch zumindest um einen Oneliner handeln, bestätigt sich nicht.
Dem anschließenden Heartbreak Hotel folgt eine roughe Version von One Night. Auch hierbei begleitet sich Elvis selbst, diesmal auf seiner ‚64er Gretsch Country Gentleman E-Gitarre. Auch hier die erste bekannte Live-Version.
Langsam aber sicher nähert sich das Konzert mit It’s Now Or Never dem Ende. Dies dürfte die früheste Version sein, zumindest was Soundboards betrifft. Daher erinnert der Song noch sehr an die ursprüngliche Single-Fassung, hat also seinen eigenen Charme gegenüber den späteren Standardversionen. Am Ende des Songs treten dann erstmals die bereits genannten Tonschwankungen auf. Insbesondere das mehr oder weniger starke Rauschen zieht sich über den Rest des Liveteils der CD hinweg.
Wer allerdings die alten Baxter CDs besitzt wird wissen, dass dieses Rauschen nicht unbedingt störend wirkt und irgendwie bei einer Vielzahl Soundboards vorhanden ist.
Suspicious Minds ist im Vergleich zu den langen Vesioenen des Vorjahres erheblich auf knappe 4 ½ Minuten gekürzt worde. Dennoch, an Energie hat der Song nicht verloren.
Bevor das abschließende Can’t Help Falling In Love erklingt, nutzt Elvis noch kurz die Gelegenheit um sich bei seiner Crew hinter den Kulissen zu bedanken. Eine nette Geste, welche mir spontan von keiner weiteren CD einfällt.
Die abschließenden Announcements beschließen den Live-Teil der CD.

Keine gute CD ohne Bonus-Material, so auch hier.
Wir hören noch Walk A Mile In My Shoes sowie Proben zu The Wonder Of You. Nette Sache, jedoch auch bereits vorher veröfentlicht worden.
Abgerundet wird die CD durch einen Teil der Houston Presse-Konferenz


Fazit:
Eine rund um gelungene Veröffentlichung. Diese ist die einzig wahre Ergänzung zu den RCA/ FTD Veröffentlichungen. Sofern sich die Frage nach der Baxter oder Laurel CD stellt, kann ich nur empfehlen, die Suche eher auf diese CD zu beschränken. Enttäuscht sein wird man mit Sicherheit nicht. Obacht allerdings bezüglich der gleichnamigen Graceland-Records-CD, welche immer noch gelegentlich zu haben ist. Diese kann in puncto Soundqualität und Vollständigkeit nicht mit der Madison mithalten.

Ein abschließend zusammenfassendes Wort: GROßARTIG!!!



Die Songs:

All Shook Up
I Got A Woman
Long Tall Sally
Don’t Cry Daddy
Hound Dog
Love Me Tender
Kentucky Rain
Let It Be Me
I Can’t Stop Loving You
C.C.Rider
Sweet Caroline
Polk Salad Annie
Instrumental Intermezzo
Bandvorstellung
Blueberry Hill/ Lawdy Miss Clawdy
Heartbreak Hotel
One Night
It’s Now Or Never
Suspicious Minds
Danksagung an die Crew
Can’t Help Falling In Love

Bonussongs

Walk A Mile In My Shoes (Acetat von 18.Februar 1970)
The Wonder Of You, Take 2-4 (Rehearsal vom 18.Februar 1970)

Houston Presse Konferenz, 27.Februar 1970