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Alt 07.01.2024, 10:55
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honeybee honeybee ist offline
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Zitat:
Zitat von cadric Beitrag anzeigen
ein schöner ruhiger film, der die liebe und das leben zweier menschen in all seinen höhen und tiefen zeigt. .
Welchen Film hast du da gesehen? Wenn das eine Darstellung der Liebe zweier Menschen sein soll, dann war ich noch nie verliebt.

Ich sehe da ausschließlich Tiefen. Und wenn mal eine zugewandte Situation gezeigt wird, dann nur um den Stimmungswandel wenige Augenblicke später, einzuleiten. So wie die Kissenschlacht z.B.

Die zwei sind doch nie allein. Nur nachts im Schlafzimmer. Und von Beginn an, nimmt Elvis Schlaftabletten, worüber Priscilla sich auch beschwert. Weil er dann immer sofort einschläft…

Dann dieses skurrile Fotoshooting. Priscilla hat in ihrem Buch geschrieben, dass LM Theater gemacht habe. Dass sie nicht vor die Kamera und nicht auf Elvis' Schoß sitzen wollte. Dass sie sie praktisch zwingen mussten. Elvis wurde darüber sehr nervös.

Im Film jankt LM 2x bevor es überhaupt los geht. Und dann werden problemlos die Fotos gemacht. Was sollte diese Szene aussagen? Einfach nichts.
Aber sie hatte im Kino den Effekt, dass man sich über ihn lustig gemacht hat. Wie er da im Sessel saß, mit seinem Spazierstock. Der aufwändig geschnitzte Kopf wurde dann noch mal in Großaufnahme gezeigt. Aber man hat gar nicht erfahren, wer Elvis Presley war!

Eine einzige intime Situation, die wohl so etwas wie "Spaß miteinander haben" ausdrücken soll, ist der Moment, in dem sie diese Polaroid-Bilder voneinander gemacht haben. Das Ganze hat aber auch ein "Geschmäckle".

Das was du als schön und ruhig beschreibst, sind für mich langweilige Bilderstrecken gewesen. Priscilla sitzt auf dem Sofa, Priscilla guckt aus dem Fenster, Priscilla geht durchs Wohnzimmer…

Nach einer gefühlten Ewigkeit geht es ein bisschen los, und Elvis hat sofort seine spirituellen Bücher in der Hand und predigt vor einigen Fans in einem anderen Wohnzimmer. Wo ist das? Wann ist das?
Der Fan kann es sich denken. Der Nicht-Fan halt nicht.

Elvis stellt ihr Larry Geller vor. Mit einem einzigen Satz - und danach verschwindet Geller wieder. Keine Erklärung, was dieser Mann für eine Bedeutung hatte. Er war laut Elvis einfach nur der Friseur. Wir sehen Geller nie wieder.

Dafür verbrennt Elvis plötzlich im Garten irgendwelche Bücher. Warum? Was für Bücher?

Dann die Szene, in der er mit dem Rennanzug aus Speedway im Wohnzimmer herum läuft… was hat er da an? Und warum?

Reingeschmissene Brocken, mit denen niemand etwas anfangen kann.

Elvis wurde nicht als Raubtier dargestellt. Er ist einfach nur ein Psycho, der sich nicht auf seine Frau einlassen kann, und eigentlich gar nichts von ihr will. Sie stört. Gleichzeitig braucht er sie im Hintergrund. Der Zuschauer fragt sich: Wofür? In Deutschland erwähnt er, dass er seine Mutter vermisst. Sie sagt dazu aber nichts, was man jetzt als furchtbar gewinnbringend bezeichnen könnte.
Danach sprechen die beiden doch kaum mehr vertraut miteinander. So kann es nicht gewesen sein, denn beide bezeichneten ihre wahre Beziehung auch als tiefe Freundschaft.

Wo sieht man das im Film? Einfach nirgends. Es ist eine Aneinanderreihung von Konflikten. Ein grauseliges Drehbuch, das 1000 Fragen aufwirft und den Zuschauer ratlos zurück lässt.

Diesen Film mit Baz Luhrmann zu vergleichen - das geht doch gar nicht. Zwei völlig unterschiedliche Ansätze, völlig verschiedene Intentionen, zwei Welten.

Du schreibst, der Film sei einen Ticken besser gewesen, als das Original aus den 80ern. Mag sein, aber ob das 2023 noch ausreicht, zweifel ich an.

Ich denke, dass die Kritiken ziemlich positiv ausgefallen sind, weil ein beliebtes Thema bedient wurde: unterdrückte Frau im goldenen Käfig.

Dass kein Elvissong läuft, hat mich ebenfalls nicht weiter gestört. Ich habe es nur der Vollständigkeit halber in meiner Rezension erwähnt.
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Geändert von honeybee (07.01.2024 um 11:12 Uhr)
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