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Alt 11.05.2018, 02:13
sapperlot sapperlot ist offline
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Zitat von Wisdomy Beitrag anzeigen
Jeder seriöse Arzt, und/oder Psychologe bzw. psychologische Psychotherapeut wird, kann und darf niemals eine Ferndiagnose stellen. Um eine Person ernsthaft diagnostizieren zu können, sind eingehende persönliche, individuelle Gspräche, Untersuchungen und Tests ntwendig. Punkt aus.
lieber @wisdomy, ich erlaube mir eine replik zu diesem schnipsel aus deinem text.

mir ist deine haltung zu ausschließlich. das von dir antizipierte verbot einer "ferndiagnose" ist ein gebot der amerikanischen psychiatervereinigung (apa), der sog. "goldwater standard". dieser ist ein resultat einer presseveröffentlichen vernichtungskampange vermittels einer pathologisierung psychisch-defekter natur des gleichnamigen präsidantschaftskandidaten 1964. die apa wollte damit ihren mitgliedern einhalt gebieten.

"ferndiagnosen" sind bspw. für biografen kein tabu. so wird bei wolfgang amadeus mozart oder auch bei albert einstein unverhohlen ein ads vermutet. weiterhin bspw. wird rezent bei donald trump eine narzisstische persönlichkeitsstörung konstatiert. dies sogar in den reihen der apa-mitglieder, freilich nicht ohne diskussion einer ethischen legitimität.

illegal ist das nicht. im gegenteil: die diagnostische einordnung wird gelockert.

der ärztetag hierzulande hat jüngst die telematik, auch ohne den patienten je gesehen zu haben, zugelassen. ja, dabei ist es wenigstens noch eine virtuell-analoge situation und das geschehen findet nicht öffentlich -die kommerziellen späher ausgelassen- statt. aber immerhin. ein physikalisches vis-a-vis ist nicht mehr erforderlich.

warum ist die blinde ferndiagnose bei klinisch psychischer auffälligkeit einerseits verpönt?

weil psychisch abnorme varianten immer noch als ein besonderer, ein zu tabuisierender makel angesehen werden. natürlich auch, weil damit ungeheurer schindluder betrieben werden kann (siehe mr. goldwater, obschon er politisch-ethisch grenzwertige ansichten vertrat, die andererseits dann von lyndon b. johnson teilweise aufgenommen und realisiert wurden).

ergo: es kommt auf die seriosität an. bspw. darauf, dass "ferndiagnosen" immer als solche auch in ihrer fragwürdigkeit ausgeweisen werden. darauf, dass sie begründet werden. darauf, dass sie nicht aus einem niederen motiv, jenem: jemand vernichten zu wollen, geschehen.

zur verständlichmachung des handelns und wirkens einer person, denke ich, taugt die ferne einschätzung der psychischen struktur dieser person durchaus. darin, ihrem leben(swerk) näher zu kommen. dieser aspekt kann durchaus hermeneutisch präventiv wirken, wenn es sich um personen mit multikator-effekt handelt.

speziell finde ich die ferndiagnosen zu den celebrities von herrn bandelow dürftig und unzulänglich. ich kenne allgemein seine art der wissenschaftlichkeit und mir graust um sie. er wagt sich, kursiv zu sein, wo die einfühlung in die individualität eines menschen (empathie) von nöten wäre. dies losgelöst von elvis presley.

dessen ungeachtet, was aber wäre, lieber @wisdomy, wenn ein psychogramm unseres musikalischen lieblings dir gefallen würde?

*zwinker
mit lieben grüßen
sl. oder esel
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