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Alt 16.04.2006, 00:23
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michael grasberger michael grasberger ist offline
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DIE FAHRT MEINES LEBENS

etwa um zehn uhr vormittags fuhr elvis mit seiner 450er honda vor unserem hotel vor. mein zimmer war auf der poolseite, nur ein paar schritte vom parkplatz über den hof. aber elvis dachte nicht daran, sein motorrad zu parken und zu fuß den kurzen weg zu gehen. stattdessen fuhr er quer durch den hof, umrundete den swimmingpool und fuhr bis direkt vor meine tür. um neun hatte er mich angerufen und mir mitgeteilt, daß er auf dem weg sei. seine ankunft war nicht zu überhören. er war ganz schwarz angezogen, genau wie ich. ich kletterte hinter ihm aufs motorrad und er zog mich näher an sich ran.
"kannst du nicht etwas näher ranrücken, june?", meinte er im scherz.
"noch näher, und ich sitze vorn!"
"vielleicht keine schlechte idee."
und los ging die tour quer durch die stadt. zuerst brauchte ich mal eine motorradhaube wie er, verwegen schräg sitzend. er parkte vor dem geschäft, und wir gingen rein, um uns umzusehen. wir waren die einzigen kunden. elvis kannte den besitzer und unterhielt sich mit ihm über das schallplattenbusiness. [...] gerade letzten monat hatte elvis seine erste goldene schallplatte für eine million verkaufter exemplare von "heartbreak hotel" bekommen. er stellte mich dem besitzer des ladens vor.
"das ist mein schatz aus biloxi, mississippi. ist sie nicht das hübscheste kleine ding, das man je gesehen hat?" der mann betrachtete mich lächelnd von oben bis unten. plötzlich trat ein ausdruck des erschreckens in sein gesicht.
"was ist denn passiert, kleine lady?"
ich folgte seinem blick und bemerkte, daß mein rechter fuß voller blut war. schwarze ballerina-pumps waren anscheinend nicht unbedingt das richtige schuhwerk für einen motorradausflug. sogar im schuh war blut. der mann eilte nach hinten und kam mit einem feuchten handtuch zurück. elvis nahm das handtuch, zog mir den schuh aus und begann, meinen knöchel und den fuß zu reinigen. das blut war schon fast eingetrocknet. elvis untersuchte sehr sanft meinen fuß, um herauszufinden, wo genau er verletzt war. plötzlich hielt er inne, betrachtete meinen fuß von allen seiten.
"verdammt, june, hat dir schon mal jemand gesagt, was für schöne füße du hast?", fragte er grinsend. ich hatte das tatsächlich schon ein paarmal von schuhverkäufern gehört aber für eine bloße redensart gehalten. für mich waren füße einfach nur füße.
"nein, elvis, da bist du der erste", log ich.
als das blut weggewischt war, fand er den schnitt und nickte.
"wie ist das passiert?", wollte der mann vom geschäft wissen.
"das kann ich dir sagen, denn es ist nicht das erste mal pasiert." ich sah ihn etwas verwirrt an.
"ich kann mich aber nicht erinnern, daß mir das schon mal passiert wäre."
"nein, nicht dir, baby", erklärte elvis lachend, "einer anderen freundin, die ich einmal mitgenommen habe. gleicher schnitt, gleicher fuß, gleiche stelle. das kommt von dem verdammten schild hinten auf dem motorrad."
der schnitt war nicht groß aber tief, und ich habe heute noch die narbe auf der innenseite des knöchels. ob seine andere freundin wohl auch eine hat?"


[fortsetzung folgt]