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Alt 09.09.2011, 20:43
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Unedited Masters - STAX 1973

Review „Unedited Masters - STAX 1973“

Man hat sich mittlerweile schon fast ein wenig daran gewöhnt – zumindest mir geht es so – dass das Venus Label außerordentliche Klangqualität anbietet. Das die letzten Veröffentlichung von Venus – besonders ‚Singer Presents Elvis‘ jedoch der offiziellen VÖ von FTD - mit vergleichbarem Material - klanglich überlegen war macht jedoch ein wenig nachdenklich. Jetzt ist dieser Tage die allerneueste VÖ von Venus erschienen: „Unedited Masters – Stax 1973“.

Die CD enthält 14 Aufnahmen die im Zeitraum vom 10. bis zum 16. Dezember 1973 aufgenommen wurden. Als Bonustracks sind die Aufnahmen der zusätzlichen ‚Aloha From Hawaii‘-Aufnahmen enhalten, die nach der ersten Show zu nachtschlafender Stunde am 14. Januar 1973 aufgenommen wurden. Bei den Stax-Aufnahmen handelt es sich jedoch nicht um komplett unveröffentlichte Aufnahmen, sondern um ungeschnittene Master inklusive der Overdubs.

Track 1 ist der vollständige Master von „Promised Land“, der den Overdub mit Elvis Harmoniegesang beinhaltet, die später für die offizielle Veröffentlichung des Albums entfernt wurde. 1981 konnte man den Track in editierter Form auf dem Soundtrack von „This Is Elvis“ hören. Hier gibt es den Song in seiner vollständigen Pracht.

Es folgt der undubbed Master von „It’s Midnight“ inklusiver zweier Fehlstarts bevor der Take durchgeht. Zudem gibt es etwas von den Studiogesprächen zu hören. Der Take endet mit der Durchsage von Felton Jarvis „It’s a gas!“ – was sinngemäß soviel bedeutet wie „Das macht Spaß!“. Elvis allerdings hatte so seine Zweifel, ob der Take tatsächlich so gut gewesen ist und kommentierte ihn mit einem vernehmlichen „I don’t believe you!“ („Ich glaube dir nicht!“).

Der nächste Track gehört zu meinen Lieblingssongs der 70er – „If You Talk In Your Sleep“. Hier gibt es den Count-In zu hören inklusive einer spontanen Einlage am Ende des Songs mit „Don’t forget my name…“, die selbstredend von RCA ausgeblendet wurde und auch ausgeblendet gehörte auf der offiziellen Veröffentlichung.

Es folgt der komplette ungeschnittene Master „Thinking About You“ inklusive Overdubs. Dort wo die Overdubs von RCA ausgefadet wurden, läuft der Song noch fast zwei Minuten weiter. Das heißt die Band beginnt auf ein Neues und Elvis singt den Chorus ein zweites Mal.

Hernach folgt der komplette overdubbed Master mit ungeschnittenem Outro, das von RCA ausgeblendet wurde. Zur Abwechlsung hat das bei RCA sogar mal Sinn ergeben, da Elvis nicht mehr weiter singt, sondern nur Voice.

„Help Me“ ist der overdubbed Master, der hier wiederum den Count-In und einen Fehlstart enthält bevor der Master durchläuft.

„My Boy“ ist der overdubbed Master, aber hier gibt es ihn wiederum in kompletter Form. RCA hat den Song umgeschnitten – soll heißen, das Ende wurde „ausgelassen“ und der Chorus des vorangegangen Verses einfach wiederholt.

„Loving Arms“ ist der overdubbed Master, aber hier sind die Background Stimmen enthalten, die für die offizielle Veröffentlichung vom RCA Master entfernt wurden.

Bei nächsten Track – „Good Time Charlie’s Got The Blues“ bekommt der geneigte Höre den ungeschnittenen Master zu hören. Der Unterschied zur von RCA veröffentlichten Version besteht darin, dass in der ungeschnittenen Fassung ein Vers mehr gesungen wurde. Anders als auf dem Cover geschrieben, handelt es sich um die Fassungmit den Overdubs.

Der 11. Track ist der ungeschnittene Master mit Overdubs von „Your Love’s Been A Long Time Coming“. Das Outro, dass RCA damals ausgeblendet hat ist hier vollständig zu hören.

Der drittletzte Track der Stax-Songs ist „There’s A Honky Tonk Angel“ und ist ebenfalls der Master mit den Overdubs. Auch hier ist das von RCA ausgeblendete Outro vollständig zu hören. Zudem gibt es noch einen kurzen Monolog von Elvis zu hören, der nach dem Ende des Takes „This is awful!“ sagt. Es ist anzunehmen, dass ihm der Song nicht sonderlich gefiel, denn der Master ist ansonsten exzellent eingespielt und gesungen.

Track 13 ist der Master von „If You Talk In Your Sleep“. Allerdings sind bei dieser Version zunächst nur die Overdubs der Backing Vocals vorgenommen worden. Der Rest der Overdubs fehlt noch. Die Version ist interessant zu hören, jedoch gefällt mir die vollständige Version mit allen Overdubs um einiges besser. Aber es ist in dieser Form noch nicht bekannt (wenn ich mich jetzt nicht irre) und daher sehr willkommen.

Der letzte Stax-Track ist der erst Take von „If That Isn’t Love“. Hören konnte man ihn zuallerest auf der 5. CD der Essential-Serie (dort allerdings ein anderer Mix) und zudem auf der FTD-VÖ von „Good Times“. Das Intro ist das Gleiche, allerdings bekommt man am Ende des Songs mehr von den Studiodialogen zu hören. Zudem „singt“ Elvis „Teile“ von „Softly As I Leave You“, “Thinking About You” und „The Christmas Song”. Ob das dort auch so hingehört, kann man vielleicht nicht mit letzter Bestimmtheit sagen, aber interessant ist es allemal.

Die Soundqualität der Stax-Tracks ist fantastisch. Ein anderes Wort dafür gibt es nicht, auch wenn mir wieder einige eine Übertreibung unterstellen. Noch nie hat eine Bootleg-Veröffentlichung so gut geklungen und man darf sehr gespannt sein auf die FTD-VÖ von „Promised Land“ bezüglich der Klangqualität. Die Vorgabe von Venus legt den Maßstab ganz oben an und es wird mehr als Lene Reidel brauchen, um mithalten zu können.

Für eine genauere Beschreibung des Teils mit den „Aloha“-Tracks fehlt mir momentan leider die Zeit. Sagen kann ich nur, dass die Tracks nicht – wie andernorts vermutet – von der DeLuxe DVD gezogen wurden und das die Soundqualität auch von diesen Tracks fantastisch ist.

Die VÖ kommt in einem Jewelcase mit Picture-CD daher. Das Booklet enthält keine Informationen zu den Sessions als solche. Immerhin kann sich so auch niemand über die angeblich mangelnde Qualität des Englischen beschweren.

Wer sie nicht haben will, weil er auf die FTD warten möchte bestraft sich selbst. Alle anderen werden beim Hören ein lange anhaltendes Lächeln auf den Lippen haben und sich über eine der besten Veröffentlichungen der letzten Jahre freuen. Absolut empfehlenswert.

Jörn

Ein Dankeschön geht an Keith Flynn, der mir mit seiner englischen Review sehr geholfen hat.
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