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Alt 12.04.2006, 11:12
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michael grasberger michael grasberger ist offline
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VERMITTLUNG # 4

[...]

unsere clique bestand aus fünf girls. marie, ihre schwester rosalie, rita mae, pat und ich. pat napier war neu in der gruppe. ihr vater, ein sergeant in der luftwaffe, war in keesler stationiert. pat und ich verbrachten viel zeit zusammen, und wir liehen uns das auto ihres vaters, um die ganzen lokalen teenagertreffpunkte zu erkunden. ihr vater, verärgert über den ständig leeren tank, begann den kilometerzähler zu überprüfen. unsere straßen waren nie stark befahren, also machten wir unsere ausflüge fortan im rückwärtsgang. [...] eines abends, wir hatten uns gerade im kino die frühvorstellung angesehen, kam pat noch mit zu mir. mein bruder jerry nahm gerade seinen imbiß zu sich. seit er in der nachtschicht arbeitete, bekam ich ihn kaum mehr zu gesicht. als kinder hatten wir so unsere kämpfe ausgetragen, aber im grunde kamen wir gut miteinander aus. [...]
"du kommst zehn minuten zu spät. da war grad ein anruf für dich", sagte jerry, als wir bei der tür hereinkamen.
"wer war dran?", fragte ich neugierig.
"keine ahnung", antwortete jerry.
"was soll das heißen? hast du nicht gefragt?" mein erster gedanke war, daß elvis angerufen hat, und wie immer, wenn ich mich aufrege, wurde meine stimme immer lauter.
"he, mädchen, schrei mich nicht an! bleib halt zur abwechslung mal zu hause, dann kannst du selber rangehen!", brüllte er mich an.
"tut mir leid, ich wollte dich nicht anschreien. du weißt also nicht, wer es war?", fragte ich in sanftem tonfall.
er äffte mich nach: "nein, ich weiß nicht, wer es war. aber er hat schon mal angerufen."
"und sowas sagst du mir nicht?". ich konnte hören, wie meine stimme wieder lauter wurde.
"hab halt vergessen, na und!"
"wieviele anrufe waren es?"
"nur noch einer, vor etwa zwei wochen."
"wie kannst du wissen, daß es ein er war?"
"als ihn die vermittlung fragte, ob er es nochmal versuchen wollte, sagte er, nein danke, vermittlung. alles was ich weiß ist, daß er einen landeier-akzent hatte."
"bitte tu mir einen gefallen. das nächste mal laß dir die nummer geben oder frag zumindest, wer dran ist." ich wußte, das konnte nur elvis sein. sonst kannte ich niemanden mit so einem akzent.
die wochen verstrichen, kein anruf. vielleicht war es doch nicht er. ich dachte nicht zuviel darüber nach und machte mir eine gute zeit.
norbie war im abschlußjahr der high school und widmete sich ganz dem football, sodaß ich nicht viel von ihm zu sehen bekam. gelegentlich traf ich mich mit einem gewissen edval hughes und fühlte mich sehr erwachsen dabei. edval war nämlich ein paar jahre älter, und er führte mich zum abendessen aus oder wir gingen tanzen – das war schon was anderes als hamburger und coke im drive-in. ich liebte es, mich fein rauszuputzen und gab mein ganzes geld für kleider aus.
eines tages fuhren pat und ich zu bernie's drive inn auf ein coke. das war eine bude ganz in der nähe, und wir mußten uns nicht um den kilometerstand sorgen. wir waren höchstens eine stunde weg, aber als wir zurückkamen, verkündete jerry, ich hätte gerade einen weiteren anruf versäumt.
"hast du gefragt, wer dran ist?"
"wähle null und frag nach telephonistin nummer vier."
"ich rief an und sagte der telephonistin wer ich war, aber sie meinte, der anrufer habe keinen namen hinterlassen und sei auch unter der nummer, von der aus er angerufen hat, nicht mehr erreichbar. alles was sie mir sagen konnte war, daß der anruf aus prichard, alabama gekommen war. ich kannte niemanden in prichard.
"pat, kennst du wen in prichard?"
"nein, ich weiß nicht mal, wo das ist!"
aber pat war neugierig geworden und rief mich am nächsten morgen an.
"hast du schon rausgekriegt, wer der mann aus prichard war?"
"klar, das war richard", antwortete ich im scherz.
"richard wie?"
"richard aus prichard! den kennst du wohl noch, oder?"
"ich kann mich an keinen richard aus prichard erinnern."
"war ja nur ein witz, pat. ein witz!"
wir lachten, und die anrufe wurden nicht mehr erwähnt.

[fortsetzung folgt]