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Winston 23.11.2013 16:36

Da gebe ich dir vollkommen Recht. Aber als B-Seite hätte es doch immerhin gepasst. Warum nicht That's All Right und Blue Moon Of Kentucky jeweils als A-Seite?

TheKing 23.11.2013 16:39

Es ist doch völlig normal und legitim wenn ein so junger Mann auf einen erfahreneren Profi trifft, dass er sich da auch etwas führen lassen muss und dazulernt. Sam sah die Situation auf dem Musikmarkt und lenkte Elvis meinetwegen auch etwas in diese aus seiner Sicht richtige Position. Das ist doch völlig okay. Wenn Elvis sich von Anfang an gesperrt hätte von Profis Dinge über das Showbusiness zu lernen, wäre er niemals so ein Meister des Entertainment geworden. Die Frage "Wieviel Rock'n Roll (den es ja namentlich so noch nicht gab) war in Elvis bevor er auf Sam traf ?" ist jedoch interessant. Selbst wenn Sam diese Musik für Elvis erst eröffnet haben sollte, ist es doch wundervoll was der Junge dann in diesem Bereich geleistet hat. Ein Glücksfall der Musikgeschichte!

charro 23.11.2013 16:42

Zitat:

Zitat von Winston (Beitrag 920304)
Aber als B-Seite hätte es doch immerhin gepasst. Warum nicht That's All Right und Blue Moon Of Kentucky jeweils als A-Seite?

Weil es vermutlich wichtig war, gerade die erste Single mit 2 durchschlagenden Songs auf den Markt zu werfen. Wozu eine B-Seite mit Blue Moon oder Harbour Lights, die es damals in den 40er / 50ern in tausenden anderen Fassungen schon gab?!

Und wenn Du Dich auf die Folgesingles beziehen möchtest: weil die dort gewählten A- und B-Seiten einfach die besseren Songs waren, als die verbliebenen Alternativen wie I Love You Because, Tomorrow Night & Co. So einfach is das manchmal....

:-)

Winston 23.11.2013 16:47

Zitat:

Zitat von TheKing (Beitrag 920309)
Es ist doch völlig normal und legitim wenn ein so junger Mann auf einen erfahreneren Profi trifft, dass er sich da auch etwas führen lassen muss und dazulernt. Sam sah die Situation auf dem Musikmarkt und lenkte Elvis meinetwegen auch etwas in diese aus seiner Sicht richtige Position. Das ist doch völlig okay. Wenn Elvis sich von Anfang an gesperrt hätte von Profis Dinge über das Showbusiness zu lernen, wäre niemals so ein Meister des Entertainmentgeworden. Die Frage "Wieviel Rock'n Roll (den es ja namentlich so noch nicht gab) war in Elvis bevor er auf Sam traf ?" ist jedoch interessant. Selbst wenn Sam diese Musik für Elvis erst eröffnet haben sollte, ist es doch wundervoll was der Junge dann in diesem Bereich geleistet hat. Ein Glücksfall der Musikgeschichte!

Danke, damit hat du genau das getroffen, was mein Posting bezwecken sollte. Elvis wurde bestimmt in eine Richtung geführt, von Sam, von Chips und natürlich von Tom.

Was ist aber nun Elvis selbst? Ernsthaft diskutiert!

TheKing 23.11.2013 17:06

Das kann man ja schwer sagen. Wo nahm Elvis ein Konzept an und an welcher Stelle war näher an seinem ureigenen Kern? Also ich kann dazu nur zwei Dinge beitragen. Steve Binder hat Elvis in der Sitdownshow des NBC Special so inzeniert, weil er gehört hatte wie Elvis mit den Jungs abgejamed hatte und diese Energie wollte er einfangen. Ich glaube das. Also sehen wir in der Sitdownshow viel von dem Elvis, der er 1968 war oder zumindest wieder sein wollte.

Zweitens glaube ich, dass Elvis sich später immer mehr gelöst hat von Vorgaben und Rahmenbedingungen, die er aus meiner Sicht viel zu oft hingenommen und akzeptiert hatte, leider war er da aber auch schon gesundheitlich nicht mehr auf der Höhe.

Ich glaube auf Elvis is back hören wir auch ne Menge "wahren" Elvis und natürlich auch in den großen Balladen der Sechziger. Elvis war nicht so "one-track-minded" und offen, er liebte Musik verschiedenster Richtungen.

Mit der ganzen Kategorisiererei tun wir ihm keinen Gefallen.

Winston 24.11.2013 09:30

Zitat:

Zitat von charro (Beitrag 920281)
[...] Der Grund warum Elvis sich anfangs bei Phillps mit Balladen vorstellte [...] wenn ich mit meiner Stimme überzeugen will [...]

Elvis sang aber seinen Mitschülern und Freundinnen durchweg Balladen vor und experimentierte nicht mit einer neuen von ihm gewünschten Musikrichtung. Ich glaube nicht, dass Elvis zu Sam gegangen ist und sich dachte: Na, ich fang mal mit Melodie an und rocke später los, wenn es ihn nicht überzeugt.

Seine eigene Demo besteht auch aus Balladen. Ich bin überzeugt, dass er die Songs gewählt hat, die er gut beherrschte, weil er sie bevorzugt privat gesungen hat. Er hat da nichts gesungen, was auf einen eigenen neuen Stil hindeuten würde. Den hatte er meiner Ansicht nach nicht im Kopf.

Zitat:

Zitat von charro (Beitrag 920298)
[...] That's All Right, Good Rocking Tonight, Mystery Train & Co den Nerv der Zeit viel eher trafen? [...]

Sam konnte doch gar nicht abschätzen, ob es nach That's All Right so erfolgreich weitergeht. Man wählt doch bewusst eine B-Seite, die von der A-Seite abweicht, um möglichst viele anzusprechen.

Zitat:

Zitat von TheKing (Beitrag 920323)
[...] an welcher Stelle war näher an seinem ureigenen Kern? [...]

Ich glaube, wir sind uns einig, dass Elvis unter Führung von Sam Phillips, Steve Binder und Chips Moman seine beste Musik ablieferte. Alle drei Produzenten haben Elvis geführt und das aus ihm herausgeholt, was sie in Elvis sahen und wollten. Elvis hat sich unter diesem Druck den A... aufgerissen und Höchstleistung abgeliefert.

Aber er ist nicht bei Sam geblieben um an seinem neu gefundenen Stil weiterzuarbeiten. Er ist zur RCA gewechselt, denn die konnten mehr für ihn tun und er dadurch mehr Geld verdienen. Jetzt wird es aber interessant: Es kommen mehr Instrumente hinzu und ein Chor. Das ganze klingt nun bedeutend weicher und runder. Plötzlich sind auch Balladen auf seinen Platten und Elvis produziert sich selbst.

Bei Chips hat er es auch nicht lange ausgehalten. Zu ernst und zielorientiert war die Produktion seiner besten Musik. Also ging er zurück nach Nashville, wo er sich selbst produzieren konnte und vor allen Dingen immer wieder die Musik in den Pausen anstimmen, die er mochte.

Und zum Ende wird der Rock'n'Roll in die Ecke geworfen und seine Balladen werden mit großen Orchester zelebriert.

Ich glaube nicht, dass Elvis auf der Suche nach einem Platz in der Rock-Musik war, sondern er wollte einfach nur seine Musik machen: Gospel und Balladen.

King77 24.11.2013 11:36

Du machst deine Schritte hier sehr schnell. Von Sun zu RCA und schon gibt es mehr Instrumente. Wer die Sessions verfolgt der sieht man hat auch bei Sun schon neben den 3 üblichen Musikern schon Drums + Piano eingesetzt. Die Balladen die Elvis dann bei RCA aufnahm wie z. B I Was The One, I Want You, I Need You , I Love usw. wurden erstens für Elvis geschrieben u. hatten eine ganz andere Qualität als die langsamen Stücke bei Sun. Die langsamen Songs bei Sun waren einfach viel zu schwach um Veröff. zu werden.

Auch weicht die B Seite von That´s All Right nicht vom Stil ab. Beide Songs kommen im Org. aus anderen Richtungen aber nicht so wie von Elvis interpretiert. Beides sind Rockabilly Songs auf gleicher Ebene.

Auch darf man nicht vergessen dass auch die Balladen mit diversen Backround Gesang zu dieser Zeit zum R+R dazu gehörten. Gerade Pat Boone war auf dieser Ebene besonders erfolgreich. Also war es nur naheliegend Elvis auch solches Material anzubieten u. aufzunehmen.

sapperlot 24.11.2013 13:43

Lieber @Winston,
ich schreibe dir einmal meine Gedankensplitter zu dem, was dich hier bewegt, auf.

Spontan fallen mir vier überlieferte Äußerungen von Elvis A. Presley ein:
- schon sehr früh, ich meine, es war sogar gegenüber Marion Kisker während der Privataufnahmen, beteuerte er zweierlei (so ungefähr):
*ich singe jedes Genre* und *nein, ich klinge nicht wie irgend jemand*
- *ohne rock 'n' roll würde ich verhungern*
- *am liebsten würde ich nur noch Gospels singen, aber dann stünden zu viele Leute nicht mehr in Brot und Lohn*
-(hinzu kommen die von dir bereits erwähnten Mitteilungen seiner Lieblingslieder)

Damit hättest du eine Bandbreite dessen, was Elvis Presley für sich beanspruchte (kognitiv), was ihn aber auch offensichtlich umtriebig erfreute (affektiv).

Ich meine ja, dass gerade der junge Mr. Presley, ein Rohdiamant, die Musik postmodern interpretiert hat, und das, was ihn von anderen Sängern unterschied, war seine bedingungslose Hingabe und Leidenschaft für und beim Musizieren. Daher erscheint es egal, welcher stilistischen Quelle seine gesungenen Lieder wie Cover entsprangen, wesentlich ist, dass er sie beseelte. Und ich finde sogar, dass die frühen (sog.) Rockandroll-Songs in einem engeren Sinne gar keine solche waren. Dieses *That's Alright Mama* ist für mich (!) mehr ein Bluessong ... natürlich klingt das bei mir so an, weil ich nunmal den Blues lieber mag als den Rock ... und für jemand, dessen Vorlieben umgekehrt sind, wird es wohl auch umgekehrt sein. Daran lässt sich, meines Erachtens, das konstituierende Moment seines musikalischen Dranges erkennen: die Verschmelzung. Ich denke, das steckt auch in seinem Spätwerk drinne (*don't think twice - it's all right* finde ich zB wundervoll rhythmisch interpretiert, auch wenn mir das Gekrächze ;-) von Bob Dylan da besser gefällt, oder auch *never fall in love again*, das er lakonisch bluesig beginnt und im schmetternden Balladenstil beendet), leider viel zu selten, da wohl das innere Lodern keinen ausreichenden Sauerstoff mehr bekam.


Zu deiner Balladen-Hypothese ;-)
Soviel ich weiß, hörte man im elterlichen Hause Presley, v.a. mütterlicherseits, Mario Lanza und all diese operettenähnliche Musik. Ich denke auch, dass man sie mitgesungen hat. Die schwarze Musik und die Jugendliche in ihrer Modernität ansprechende Musik hat der junge Elvis Presley heimlich am Radio hören/aufsaugen müssen ... Mich wundert es daher nicht, wenn er bei Sam Phillips zunächst mit "Schnulzen" aufwartete ... doch ich bezweifele, dass es genau und nur das war, was er singen wollte.
Anders herum: wenn es reine "Mache" gewesen wäre, was da Sam Phillips aus ihm herausholen wollte, herausgeholt hat ... ... ... dann wäre niemals diese inhärente Spannung ob der weiten Spannbreite in diesen Songs heraus gekommen, mithin das Presley'anische Faszinosum. Für mich ist Elvis Presley vor allem anderen ein lyrischer, geheimnisvoll verdichtender Sänger.

:-)

sapperlot 24.11.2013 13:48

... zu diesem "I don't sound like nobody" habe ich eine Frage, weil mein Englisch nicht sonderlich ausgefeilt ist:

Eigentlich heißt das doch: ~ich klinge nicht wie (ein) Niemand~ ... wollte er Marion Kisker damit beteuern, dass er kein musikalischer Niemand sei?

Meines Erachtens müsste es, um zu der Bedeutung von ~ich klinge nicht wie jedermann~ zu gelangen, heißen: "I do sound like nobody" ...

Dankesehr für etwaige Aufklärung, einen schönen sonntag wünsche ich ;-)

Mike 24.11.2013 14:08

What kind of singer are you?, asked Marion
"I sing all kinds"
"Who do you sound like? asked Marion
"I don't sound like nobody," Elvis retorted
"Hillbilly?"
"Yeah, I sing hillbilly"
"Who do you sound like in hillbilly?"
"I don't sound like nobody."





Von der wortwörtlichen Übersetzung magst du richtig liegen. Wird wohl mehr eine Phrase sein, wie "I klinge nicht wie irgendjemand".:noidea:


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